Feiergebot und Fastengebot
Karneval, beurteilt von der V2-Sekte und von der r.-k. Kirche
(Kirche zum Mitreden, 22.02.1998)
"Karneval und Fasten - das eine geht nicht ohne das andere"
Diese apodiktische Formel steht auf der Homepage der "Diözese
Passau", zusammen mit einem Link auf einen Text einer Frau Veronika Rößle:
"Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Mutter Küachl bacht...". Rößle
meint, daß die Kirche durch die Jahrhunderte zwar zu exaltierten
Frohsinn abgelehnt habe, allerdings nicht grundsätzlich dem Karneval
abgeneigt gewesen sei. Dazu beruft sie sich u.a. auf eine angebliche Weisung
von Papst Martin IV. (1281-1285), der 1284 den Gläubigen empfohlen
haben soll, "etliche Tage Fastnacht zu halten und fröhlich zu sein."
Ferner zitiert Rößle den Franziskanerprediger Geiler von Kayersberg
(15. Jh.): "Die Christlich-Katholische Kirche erlaubet eine ehrliche recreation
und Wollustbarkeit". Tatsache ist, daß Papst Martin IV. nicht gerade
ein leuchtendes Beispiel heiligmäßiger Kirchenleitung gewesen
ist, s. insbesondere seine fast schon wie Hörigkeit wirkende Unterstützung
der Expansionspläne Karls von Anjou, die dann in der sog. "sizilischen
Vesper" (31.03.1282), einem Aufstand der Sizilianer gegen Karl, ein Ende
fanden: "Der Schlag traf auch den Papst schwer: die Union [mit den Griechen]
hatte er preisgegeben; an die Latinisierung und Katholisierung Konstantinopels,
die der Papst nach Gelingen der Pläne des Anjou erhofft hatte, war
nicht mehr zu denken" (F. Seppelt, K. Löffler, Papstgeschichte, München
1933, 195.) Politisch hatte Martin versagt, vom moralischen Standpunkt
ist seine Unterstützung Karls abzulehnen gewesen - es würde nicht
wundern, wenn er dann auch noch unkritische Bemerkungen zum Karneval gemacht
haben sollte. Die Predigt eines Franziskaners des 15. Jh. darf auch nicht
leichtfertig als allgemeine Lehre der Kirche herhalten, vielmehr müssen
karnevalbegünstigende Äußerungen von seiten einzelner Kleriker
als bedauernswerte exotische Eskapaden aufgefaßt werden; Depravationen
sollten als Depravationen und nicht als Normalität gewertet werden.
Dankenwerterweise schreibt Rößle auch: "1978 sagte der damalige
Erzbischof von München-Freising, Joseph Ratzinger, in einer Predigt,
daß der Fasching zwar kein kirchliches Fest im engeren Sinne sei,
aber doch nicht aus dem Festkalender der Kirche wegzudenken sei: denn der
Mensch brauche sowohl das Geistliche als auch das Sinnliche, alles zu seiner
Zeit." Ja, zur Konzilssekte paßt der Karneval wie die Faust aufs
Auge, aus diesem Verein ist der Karneval wirklich nicht wegzudenken, vielmehr
ist der Karneval das Lebensprinzip der V2-Sektierer. Übrigens ist
der Tam-tam, der heute zu Karneval (u.a. in "Pfarrheimen") abgezogen wird,
sicherlich selbst durch die exotischsten Kleriker-Äußerungen
nicht zu rechtfertigen.
Bereits in mehreren Texten von KzM gibt es Hinweise auf die Ausgelassenheit
des karnevalistischen Treibens in der V2-Sekte (z.B. "Buerer
Allerlei" und Nachrichten v. 28.02.1998)
gibt. In diesem Jahr haben wir wieder einiges an Material gesichtet, so
fanden wir in einer Tageszeitung die Notiz einer V2-Gemeinde, die zum "Karnevalsgottesdienst"
mit anschließender Polonaise einlud. Auf derselben Seite war das
Photo eines "Pfarrers" abgedruckt, der als Hofnarr verkleidet auf die Kanzel
gestiegen war. Im Pfarrbrief 123/2 (Februar 1999) von "St. Mariä Himmelfahrt",
Feldhausen, gibt es verschiedene Veranstaltungshinweise, z.B. von der Senioren-Gruppe
den "Karneval im Pfarrheim" oder von der "KAB" ("Katholischer Arbeiter-Bewegung")
den "KAB-Karneval im Pfarrheim; Motto: Hier krisse watte brauchs [deutsch:
Hier erhältst du, was du benötigst], Eintritt DM 7,77". Für
Rosenmontag dann "ab 15.00 Uhr traditionelles Rosenmontagsfest im Pfarrheim;
hierzu sind alle herzlich eingeladen". Hier haben wir wieder die Verballhornung
des Begriffs "Tradition", die auch in Lehmanns Grußwort
zum Ramadan zugrundeliegt.
Legt denn das Herrenwort: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die
Kinder, werdet ihr in das Himmelreich niemals eingehen" (Mt 18,3), nicht
eine gewisse Infantilität oder Naivität nahe?
Zunächst einmal hat Jesus nicht gesagt, wir sollten grölen,
fressen, saufen, spotten, huren etc., die Hardcore-Karnevalisten werden
aber haargenau solchen Aktivitäten frönen. Na, und das Kindsein?
Kinder "tollen" doch gerne herum, da sind doch die "tollen Tage" (wie der
Karneval bisweilen genannt wird) genau richtig. Nun, fast alles, was von
der V2-Sekte im Zusammenhang mit den Worten Christi über das Kindsein
zusammenphantasiert wird, entspringt einem Wunschdenken ohne jegliche Begründung
im NT. Dabei ist es doch offensichtlich, daß Jesus drei wichtige
Aspekte des Kindseins immer wieder hervorhebt, die für das rechte
Verhältnis der Menschen zu Gott unerläßlich sind und die
auch eng zusammengehören: Vertrauen, Gehorsam, Belehrsamkeit. Wenn
wir das Vaterunser sprechen, dann beweisen wir Gelehrsamkeit, gehorchen
wir der Weisung Jesu und zeigen gleichzeitig unser Vertrauen, daß
Gott für uns sorgen kann und wird. Belehrsamkeit, Vertrauen und Gehorsam
des Kindes gegenüber seinen Eltern sind eigentlich selbstverständlich,
aufgrund der durch die Erbsünde geschwächte menschliche Natur
kann es allerdings vorkommen, daß die Eltern sich nicht als Lehr-,
Vertrauens- und Respektspersonen eignen (objektiver Defekt) oder nicht
als solche empfunden werden (subjektiver Defekt). Zudem wird das Kind beim
Heranwachsen die Welt immer selbständiger beurteilen und sich irgendwann
ganz von den Eltern lösen müssen; in diesen Aspekten unterscheidet
sich das menschliche Kindschaftsverhältnis von dem Verhältnis
zu Gott: Man bleibt immer von Gott abhängig und ihm untergeordnet,
ob man das nun akzeptiert oder nicht (s. Jürgen
Trittin, Die Grünen).
Wer einen Blick in den griechischen Originaltext wirft, stellt sofort
fest, daß je nach Zusammenhang verschiedene Vokabeln für "Kind"
mit unterschiedlichen Konnotationen gebraucht werden, während in deutschen
Übersetzungen bisweilen undifferenziert die Vokabel "Kind" zu lesen
ist.
Zunächst einmal spricht Christus in dem zitierten Herrenwort an
erster Stelle von Umkehr; die geforderte Abkehr von der Sünde wird
in der Volksinterpretation meist völlig unterschlagen. Dann steht
im griechischen Originaltext für Kinder "paidia" (lat. parvuli), die
Verkleinerungsform (Deminutiv) von "pais" (z.B. in Pädagogik, Kindererziehung),
was zunächst den Knaben bzw. das Mädchen meint, aber auch die
Abstammung (unabhängig vom Alter) meinen kann. Die Kinder müssen
sich erziehen / belehren (paideuein) lassen. Über diejenigen, die
Erziehung annehmen, sagt Jesus: "Laßt die Kinder (paidia) und wehrt
es ihnen nicht, zu mir zu kommen" (Mt 19,14). Christus ist der Lehrer und
Meister, von dem sich die Menschen belehren lassen müssen: "Ihr aber
sollt euch nich Meister nennen lassen, denn nur einer ist euer Meister;
[...] Auch Lehrer laßt euch nicht nennen, denn nur einer ist euer
Lehrer, der Messias (Mt 23,8-10).
Ein Blick in weitere ntl. Schriften läßt erkennen, wie differenziert
die Kindheit gesehen wird. Johannes redet die Gemeindemitglieder mit "teknia"
(1 Joh, passim) an, eine Verkleinerungsform von "teknon", "Kind" resp.
"Kindlein", abgeleitet von "tek" ("tiktein"), d.h. das Geborene. "Teknon"
bezieht sich schlicht auf die Abstammung, die mit dem Lebensalter nichts
zu tun hat. So schreibt Johannes: "Daran erkennt man die Kinder Gottes
[ta tekna tou theou] und die Kinder des Teufels [ta tekna tou diabolou]:
Wer das Rechte nicht tut, ist nicht aus Gott. Ebensowenig, wer seinen Bruder
nicht liebt" (1 Joh 3,10). In der lateinischen Übersetzung steht übrigens
"filii" (resp. deminutiv "filioli") für "tekna" ("teknia"): Auch ein
Erwachsener bleibt der "Filius" seiner Eltern.
Petrus mahnt: "Als gehorsame Kinder [tekna tes hypakoes, filii obedientiae,
Kinder des Gehorsams] gestaltet euer Leben nicht mehr nach den Gelüsten,
denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit [agnoia, ignorantia]
dientet" (1 Petr 1,14).
Weiter heißt es: "Wie neugeborene Kinder [artigenneta brepha,
modo geniti infantes] verlangt nach der geistigen [logikon, rationale],
lauteren Milch, um durch sie zum Heile heranzuwachsen" (1 Petr 2,2). "Brephos"
bezeichnet das Kleinkind, und hier wird dazu aufgerufen, das "Infantile"
und die Ignoranz abzulegen und durch Ausbildung im "Logischen" / "Rationalen"
zu reifen.
In dem berühmten "Hohelied der Liebe" ("... hätte aber die
Liebe nicht", s. liebe.htm) schreibt Paulus: "Als
ich noch ein Kind [nepios, parvulus] war, redete ich wie ein Kind, dachte
ich wie ein Kind, urteilte ich wie ein Kind. Als ich ein Mann geworden,
legte ich das Kindhafte [ta tou nepiou, quae erat parvuli] ab" (1 Kor 13,11).
Der griechische Ausdruck "nepios" bedeutet ursprünglich "uneinsichtig",
dann "jugendlich" (mit jugendlichem Leichtsinn), und oft wurde er im klassischen
Griechisch schlichtweg als Beleidigung verwendet, also "Dummkopf" etc.
Mit der Konnotation von Torheit im Sinne von Unbelehrsamkeit liegt "nepios"
in der Wertung unter "brephos" (infans). Wer Christ sein will, muß
das Kindische ablegen!
Nachdem sowohl das NT als auch die durchgängige Lehre der Kirche
gegen karnevalistisches Treiben sprechen, gehen wir noch auf den etymologischen
und historischen Ursprung dieses organisierten Schwachsinns ein:
Im Text "Zivilcourage" hatten wir bereits erwähnt,
daß in einem Miniatur-Lexikon der "Diözese Münster" ausgerechnet
der Begriff "Karneval" an oberster Stelle steht. Der vollständige
Text über Karneval lautet:
Für viele Menschen ist es der
Höhepunkt des ganzen Jahres: Mit aller Lust und Laune feiern Tausende
und Abertausende in diesen Tagen und Wochen der „fünften Jahreszeit"
Karneval. In den Tagen vor dem Aschermittwoch erklimmt die Narretei den
Gipfel öffentlicher feucht-fröhlicher Ausgelassenheit. Dem volkstümlichen
Treiben liegt eine enge Verbindung mit dem Ablauf des Kirchenjahres und
speziell mit der christlichen Bußpraxis zugrunde: Es ist eine längere
Zeit gesteigerten Lebensgenusses vor der katholischen Fastenzeit. Dem Lateinisch-Italienischen
„carne vale", was „Fleisch lebe wohl" bedeutet, entstammt vermutlich die
Bezeichnung „Karneval". Das Wort „Fastnacht" ist im Deutschen seit dem
12. Jahrhundert bekannt. Mit Tanz, Spiel, Umzügen, Verkleidungen und
närrischen Reden setzt der Karnevalist die bestehende Ordnung außer
Kraft und verspottet sie. Die „Gegenregierung" des Elferrates und die Übergabe
des Rathausschlüssels deuten auf die „umstürzlerischen" Absichten
der Narren. Höhepunkte der närrischen Zeit („Session"), die offiziell
am 11.November begonnen hat und bis Aschermittwoch dauert, sind Weiberfastnacht
am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Karnevalssamstag mit seinen zahlreichen
Kostümfesten, der Sonntag als Tag der Entmachtung der Obrigkeiten,
der Rosenmontag mit seinen farbenprächtigen Umzügen und der Veilchendienstag,
an dem der „fünften Jahreszeit" meist feierlich und „tränenreich"
das letzte Geleit gegeben wird. Der Dienstag wird vielfach auch „Fastnacht"
genannt - die Nacht vor dem Fasten.
Auch die "Diözese Aachen" bietet auf ihrer Homepage ein Mini-Lexikon
unter der Überschrift "Was ist eigentlich . . . ?". Sage und schreibe
29 (neunundzwanzig) Begriffe werden erklärt, z.B. Ostern und Pfingsten,
aber auch "Karneval" - wie unvorstellbar wichtig muß also Karneval
in der V2-Sekte sein:
"Viele Menschen feiern in diesen Tagen mit "Spaß
an der Freud" Karneval. Fastnacht, Fasching, Fastelovend oder Fasteleer
ist die "ultimative fünfte Jahreszeit", die letzte Phase vor der Fastenzeit.
Das Wort "Karneval" kommt wohl vom Lateinisch-Italienischen "carne vale",
was "Fleisch lebe wohl" bedeutet. Vielleicht trifft auch eine viel nüchterne
Erklärung zu: daß vor der Fastenzeit die Fleisch-, Fett- und
Biervorräte aufgebraucht werden mußten, weil sie die Fastenzeit
nicht überdauerten. Vielleicht ergibt beides zusammen die Begründung.
Der Karneval ist zwar keine Phase des Kirchenjahres, aber auf die Fastenzeit
bezogen. Auswüchse und zeitliche Ausweitung des Karnevals hat die
katholische Kirche bekämpft, aber den Karneval selbst immer verteidigt.
Karneval war und ist die Zeit der notwendigen Verschnaufpause vor der Fastenzeit.
Darum ist die ganze Fastnacht ständig umweht von der Endlichkeit dieser
Freude, denn "am Aschermittwoch ist alles vorbei". Essen und Trinken, Fröhlichkeit
und Ausgelassenheit in Maßen und nicht in Massen sind kein Gegensatz
zum Christentum katholischer Prägung. Weise Narren dürfen sich
zur rechten Zeit närrisch freuen. Ganzjährigen Narren wird die
immerwährende Fastnacht ihrer hedonistischen Lebenseinstellung von
alleine schal und trist."
Die Erklärung "Fleisch lebe wohl" halten wir für sog. "Volksetymologie":
Weil im Volk das Wissen um den Wortursprung fehlte, wurde ein fremdstämmiger
Begriff in die Form bekannter Begriffe gequetscht. Ein beliebtes Beispiel
für Volksetymologie ist die Erklärung des Begriffes "Amazone":
"Der Name bedeutete nach den Griechen 'brustlos' und wies darauf hin,
daß die Amazonen ihren Töchtern die rechte Brust [mazos, Brust]
abnahmen, damit sie den Bogen besser halten konnten. Eine andere Erklärung
lautet, sie hätten kein Brot hergestellt (maza, Gerste), weil sie
von der Jagd lebten" M. Grant, J. Hazel, Lexikon der antiken Mythen und
Gestalten, München (6)1989, 40). Über die richtige Erklärung
schweigt das Lexikon; tatsächlich liegt hier eine Abwandlung eines
skythischen Ausdrucks (etwa: Ama-jani) zugrunde, was soviel bedeutet wie
"herrschendes Weib" (W. Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch,
München (9)1954, 38). Ein anderes Beispiel für Volksetymologie
ist die Bezeichnung "Armbrust" für eine besonders in der Schweiz beliebte
Waffe - diese geht nämlich auf das lat. Wort "arcuballista", Bogengeschütz,
zurück.
Eine plausible Erklärung für den Ausdruck "Karneval" ist
dagegen die Annahme, dieser sei aus "carrus navalis" (Schiffskarren) entstanden.
Das ist zwar kein Dogma, und der Begriff "Fastnacht" hängt ja tatsächlich
mit der Fastenzeit zusammen, aber auch wenn man etymologisch den Zusammenhang
mit dem Schiffskarren ablehnt, so kann man den historischen Zusammenhang
schwerlich bestreiten. Das ausgelassene Karnevalstreiben hat so rein gar
nichts mit dem Christentum zu tun, so daß hier eine heidnische Grundlage
angenommen werden muß, u.z. eine solche, die mit dem Christentum
unvereinbar ist, also nicht "getauft" werden kann. Die Kirche hat das Recht,
alles zu nehmen, was im Heidentum gut und richtig ist, etwa die antike
Philosophie etc., der Karneval gehört aber nicht zu den legitimen
Dingen. Würde man 100 Leute fragen, was ihnen bei dem Begriff "Karneval"
einfällt, so wäre die Topantwort sicherlich "Verkleidung", ferner
kämen vermutlich Karnevalswagen, Alkohol und Wollust. In der heidnischen
Antike waren die Orgien zu Ehren des Gottes Dionysos (Bakchos) bekannt
und wurden öfters auch vom Staat wegen ihres moralzersetzenden Charakters
verboten. Dionysos, Sohn des Zeus und der menschlichen Mutter Semele, der
Gott des Weines und der Ekstase, wurde regelmäßig auf einem
Schiffskarren dargestellt. Bei den Dionysos-Festen im Frühjahr tanzten
seine Verehrer, etwa die Satyrn, als "geile" Männer in passender Bocksverkleidung,
und die "Mänaden" (von mainein, toben, cf. manisch, Manie), verkleidet
z.B. als Rehe und Füchse. Bei diesen Festen wurde wort-wörtlich
"die Sau rausgelassen"; auch dem Gott selber sprach man die Kraft zu, sich
in Tiere zu verwandeln, und so trug auch er eine Maske, die der animalischen
Genußsucht und dem vernunftlosen Genußtaumel auf den Dionysosfesten
Ausdruck verlieh.
Erwähnenswert ist ferner die Tatsache, daß "Karneval" in
die Vorfastenzeit fällt, die mit dem dritten Sonntag vor Aschermittwoch
(Septuagesima (70. Tag); die darauffolgenden Sonntag vor der vierzigtägigen
Fastenzeit (Quadragesima, 40. Tag) heißen Sexagesima (60. Tag) und
Quinquagesima (50. Tag)) beginnt. Obwohl hier noch nicht das Fasten einsetzt,
ist die Liturgie schon sehr von dem Gedanken der Buße bestimmt. Das
Alleluja, der Jubelruf der Kirche, unterbleibt völlig, das "Gloria
in excelsis Deo" wird an den Sonntagen nicht mehr gebetet, die liturgische
Farbe ist violett als Zeichen der Buße. In diese kirchliche Strenge
platzt der Karneval wie ein Störenfried. Wie wir bereits in den Nachrichten
(17.02.1998) erwähnt hatten, erklärt der Würzburger
V2-"Weihbischof" Helmut Bauer das Wort "Helau" als "nur ein verunglücktes
Halleluja" (möglicherweise liegt er damit richtig, und möglicherweise
gilt diese Etymologie auch für "Alaaf", wie sich manche Narren ausdrücken).
Wenn dem so ist, dann liegt hier eine Verspottung des Christentums vor,
die noch ärger ist als das Gehetze von Martin Luther, der sich aus
Spott über die katholische Meßlehre den Ausdruck "Hokus Pokus"
(aus den Wandlungsworten "Hoc est enim Corpus meum", "Das ist Mein Leib")
einfallen ließ. Die "doofen Katholiken" und letztlich Gott sollen,
wenn Bauer Recht hat, mit den Ausrufen "Helau" und "Alaaf" verächtlich
gemacht werden - nicht gerade eine christliche Verhaltensweise, aber eine,
die untrennbar zur V2-Sekte gehört.
Übrigens arbeiten die sog. "Deutschen Bischöfe" als weitere
Abgrenzung von der römisch-katholischen Kirche darauf hin, an die
Stelle des Begriffes "Fastenzeit" nun "österliche Bußzeit" zu
setzen. Das gelingt trotz allem Aufwand nur sehr schleppend, allerdings
wurde das eigentliche, nämlich die faktische Abschaffung der Fastenzeit,
schon längt erreicht: In der V2-Sekte werden nur der Aschermittwoch
und der Karfreitag als Fast- und Abstinenztage bezeichnet, ansonsten sind
Fasten und Abstinenz praktisch aus der Sekte verschwunden. Weswegen gerade
diese hedonistische Sekte es nötig haben soll, "Fastnacht" zu feiern,
wenn sie gar nicht fastet, bleibt ihr Geheimnis. Üblicherweise sprechen
die V2-Funktionäre nur noch von einem ominösen "Opfer", das jeder
an bestimmten Tagen zu bringen habe. Während in der Kirche z.B. der
Fleischgenuß an allen Freitagen des Jahres unter schwerer Sünde
verboten ist, meinen die V2-Funktionäre, man sollte zwar ein Freitagsopfer
bringen, aber da könne sich jeder selbst etwas aussuchen, sei es eine
gute Tat, ein Gebet oder was einem gerade Spaß macht. Einen ähnlichen
Sermon verbreiten die Sektierer in Bezug auf die Fastenzeit. "Wer als Raucher
in der Fastenzeit auf das Rauchen verzichtet, der hat gefastet", solche
Parolen hört und liest man von V2-"Pfarrern". Prima, dann rauche ich
als Nichtraucher kurz vor Ascherschmittwoch eine Zigarette, halte mich
deshalb für einen Raucher, verzichte in der Fastenzeit aufs Rauchen,
rauche Ostern noch eine Zigarette (um mir vorzumachen, daß ich ja
Raucher bin), und gebe dann das Rauchen bis zum nächsten Jahr wieder
auf. Zur Information: Nach katholischer Vorschrift (3. Kirchengebot: "Du
sollst die gebotenen Fast- und Abstinenztage halten.") ist während
der gesamten Fastenzeit (wobei die Sonntage natürlich ausgeschlossen
sind) nur eine Sättigung pro Tag erlaubt; zwei kleine Stärkungen
dürfen jedoch außerdem genommen werden. Sonstige Nahrungsaufnahme
ist verboten, nur Getränke, die nicht nähren, sind zwischenzeitlich
erlaubt, etwa Wasser und Bier. Diese Fastenordnung gilt natürlich
nur, insoweit sie nicht die Gesundheit und Arbeitskraft ernsthaft beeinträchtigen.
Zur Abstinenz sind alle von Vollendung des 7. Lebensjahres bis zum Beginn
des 60. Lebensjahres verpflichtet, zum Fasten sind alle von Vollendung
des 21. Lebensjahres bis zum Beginn des 60. Lebensjahres verpflichtet (CIC
can. 1254, §§1 u. 2).
Wenn wir fasten, dann erinnern wir uns daran und dokumentieren wir,
daß diese Welt mit ihren Genüssen nicht alles ist, sondern daß
wir die weltlichen Güter nur gebrauchen dürfen, während
der eigentliche Genuß die Gemeinschaft mit Gott ist. Nur glaubt die
V2-Sekte, wie mehrfach nachgewiesen, ja nicht an die Auferstehung. "Stehen
die Toten nicht auf, so 'laßt und essen und trinken, denn morgen
müssen wir ja sterben'" (1 Kor 15,33). Die Ernüchterung derer,
die jetzt lachen, wird auf jeden Fall erfolgen; hoffentlich erfolgt sie
nicht zu spät.
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