Karl Rahner - R.I.P.
(Internet, 18.04.1998)
Karl Rahner Superstar
Wer sich mit V2 beschäftigt, wird sehr bald auf den Namen Karl Rahner
(05.03.1904 - 30.05.1984; Bild 11 KB) stoßen;
weil er auch 14 Jahre nach seinem Tod noch in aller V2-Munde ist, ist es
höchste Zeit, seinem hohen Ansehen das verdiente Ende zu setzen. Einige
Informationen zu Rahner: Seine erste große Arbeit "Geist in Welt"
wurde als Doktorarbeit abgelehnt, und unter den letzten Päpsten war
Rahners in seinem Treiben gebremst, wenngleich leider nicht hinreichend,
d.h. er durfte als Hochschullehrer wirken; 1949 wurde er ordentlicher Professor
für Dogmatik in Innsbruck; später dozierte er außer in
München auch in Chur.
Rahners große Stunde schlug bei der "Befreiung" von der Vernunft
auf V2, wo die gottlosen Phantastereien illustrer Kirchenhasser als Lehre
der Kirche ausgegeben wurden. Die Kirchenhasser waren durch mehrere einflußreiche
Extremisten vertreten, etwa Joseph Ratzinger und Hans
Küng; im V2-Umfeld trat die Gestalt von Josemaría Escrivá
de Balaguer, Gründer des Opus Dei, hervor, der in der ideologischen
Vorbereitung und Umsetzung von V2 eine entscheidende Rolle spielte. Rahner
als Dienstältester und Lehrer williger nachäffender Häretiker
auf V2 kann aber - um in einem vielgebrauchten Bild zu sprechen - als der
eigentliche "Geist des Konzils" gelten, also als derjenige, von dem die
teuflischen Einflüsterungen maßgeblich ausgingen; vgl. dazu
das Buch "Der Rhein fließt in den Tiber. Eine Geschichte des Zweiten
Vatikanischen Konzils" von P. Ralph M. Wiltgen S.V.D., Feldkirch (2) 1988:
"Da die Stellungnahme der deutschsprachigen Bischöfe regelmäßig
von der europäischen Allianz übernommen wurde und da die Stellungnahme
der Allianz im allgemeinen vom Konzil übernommen wurde, hätte
ein einzelner Theologe erreichen können, daß das ganze Konzil
seine Ansichten übernimmt, falls sie von den deutschsprachigen Bischöfen
übernommen worden wäre. Einen solchen Theologen gab es: P. Karl
Rahner S.J." (S. 82). Kardinal Frings bezeichnete Rahner in einem Privatgespräch
als "den größten Theologen des Jahrhunderts" (ebd.).
Rahner hat ein paar "coole Sprüche" von sich gegeben, die zu geflügelten
Worten in der "Theologie" der V2-Szene geworden sind, z.B.: "Das Konzil
war erst der Anfang des Anfangs"; wie immer bezeichnet der Begriff "das
Konzil" kein Konzil im Sinne der Kirche, sondern die Räubersynode
V2. In der Tat nahm das von Angelo Roncalli ("Johannes XXIII.") entworfene
Gebilde "Konzilssekte" ("Zirkus Roncalli") hier greifbare Gestalt an, wobei
es zunächst noch katholischen Formen verhaftet war, insbesondere in
der Liturgie; deshalb stand auch die "Liturgiekonstitution" auf der Speisekarte
der V2-Mannschaft ganz oben, und als erstes wurden in der Folgezeit von
V2 dann die katholischen Sakramente durch andere, teilweise sicher ungültige
Riten ersetzt; das kirchliche Gesetzbuch wurde offiziell abgeschafft und
ein "CIC 1983" [Codex Iuris Canonici, Sammlung des kirchlichen Rechts;
das kirchliche Gesetzbuch heißt CIC und stammt von 1917] trat an
dessen Stelle; verschiedene "Katechismen" verbreiteten die vatikanischen
Häresien zügig, so der "Holländische Katechismus" und der
"Katholische Erwachsenenkatechismus" der "Deutschen Bischofskonferenz";
von Joseph Ratzinger und Christoph Schönborn gab´s dann noch
den "Katechismus der Katholischen Kirche". - Ein Katholik hingegen sieht
in V2 den Anfang vom Ende - wenigstens insofern, als sich die Welt durch
die Agitation der V2-Leute nun mehr und mehr von Gott abwendet.
Eine gute Übersicht über die wüsten Theorien Rahners
gibt sein Buch "Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff
des Christentums" [GK], Freiburg (3(Sonderausgabe))1984. Welche Bedeutung
dem GK zukommt, lassen bereits die Stellungnahmen erkennen, die auf dem
Buchrücken abgedruckt sind. So schrieb Karl Lehmann, damals schon
V2-"Bischof": "In der Mitte seiner Spiritualität lebt eine große
Leidenschaft für die Unermeßlichkeit und Unbegreiflichkeit dessen,
was wir 'Gott' nennen. Aus diesem stets lebendigen Quellgrund schöpft
Karl Rahners Theologie immer wieder ihre ganze Dynamik, zerbricht sie immer
wieder die Krusten aller theologischen Begriffe und findet stets wieder
zurück in eine sie verjüngende Unerschöpflichkeit des Denkens
...". "Aufbruch verkrusteter Strukturen" ist ja ein erklärtes Ziel
der V2-Sekte; es gilt, z.B. das Zölibat, die Beschränkung des
Priestertums auf Männer, Sakramente im allgemeinen etc. "aufzubrechen",
zu "überwinden" und abzuschaffen. Man beachte: Rahner redet über
etwas, was die V2-Leute "Gott" nennen!
Ein anderer Fan des Großmeisters Rahner ist "Kardinal" Joseph
Ratzinger, der über den GK sinniert: "Ein großes Buch ... Man
muß dankbar sein, daß Rahner als Frucht seiner Bemühungen
diese imponierende Synthese geschaffen hat, die eine Quelle der Inspiration
bleiben wird, wenn einmal ein Großteil der heutigen theologischen
Produktion vergessen ist." Ähnlich überschwenglich lobt Johannes
Baptist Metz, der die gescheiterte "Doktorarbeit" Rahners "Geist in Welt"
mit voller Zustimmung des Großmeisters überarbeitete, der mit
Herbert Vorgrimler (s. die Leserbriefe vom 18.04.98)
zu den einflußreichsten Rahner-Schülern gehört und ebenso
wie Vorgrimler an der Universität Münster unter dem Schutz und
Schirm von "Bischof" Reinhard Lettmann die Welt vergiftete: "Wer sich,
mit Rahner vertraut, hier nochmals durch seine ganze Theologie führen
läßt, oder wer sich, in kritischer Geduld, erstmals in ihn hineinliest:
es lohnt sich für die Treuen ebenso wie für die Neuen. Sie alle
nämlich lernen schon jetzt kennen, was man später einmal die
einzige 'theologische Summe' dieser Zeit nennen wird, die diesen Namen
verdient." Der verantwortliche Herder-Verlag, der u.a. auch die Bücher
für die V2-"Liturgie" und die Machwerke von Eugen Drewermann veröffentlicht,
pries diesen Schmöker Rahners gar als "die theologische Summe seines
ganzen Lebens" an, auch wenn Rahner das wohl etwas anders sah: "Wenn hier
eine Einführung gegeben wird, dann darf der Leser auch nicht erwarten,
daß dieses Buch eine abschließende Zusammenfassung der bisherigen
theologischen Arbeit des Verfassers sei. Das ist es nicht, und das will
es nicht sein" (GK 9).
Private Erfahrungen bestätigen den hohen Stellenwert, den der GK
in der Konzilssekte hat. Bereits in der Schulzeit wurde uns der GK von
unserem Religionslehrer empfohlen, einem Ordenspriester (OSFS) - der übrigens
einige Jahre später eine "geschiedene" Frau geheiratet hat -, weswegen
wir diesen Schinken bereits vor unserem Wehrdienst zum erstenmal gelesen
hatten. Während des Studiums sagte uns ein V2-"Professor" einmal unter
vier Augen: "Lesen Sie den 'Grundkurs des Glaubens' von Rahner und halten
Sie sich daran, dann haben Sie alles, was wichtig ist." - In der Tat ist
der GK ein nützliches Buch für all diejenigen, die ihren Verstand
an der Garderobe abgegeben haben und einen Guru suchen, der ihnen den letzten
Rest von wahrem Glauben austreibt. Für uns hingegen war es eine beständige
Aufgabe, andere von Rahners antikirchlicher Gesinnung zu überzeugen;
Rahners Elaborate erzwangen also eine an sich unnötige Zusatzarbeit.
Aber die geistlosen Wiederkäuer an den "theologischen" Fakultäten
ließen sich von ihrem Rahner nicht abbringen; wenn schon nicht Rahner-Anhänger
aus Überzeugung, dann wenigstens aus Opportunismus - wer traut sich
schon, einem V2-"Theologen" wahrheitsgemäß ins Gesicht zu sagen,
daß Rahner ein in jeder Hinsicht platter und primitiver Häretiker
ist? Aus eigener Erfahrung können wir sagen, daß ein Student,
der Kritik an Rahner übt, sich in erhebliche Schwierigkeiten bringen
kann, weil das Faustrecht erst recht im Studium
gnadenlos von den Konzilssektierern angewendet wird.
Verbale Blähungen
Sprachlich liegt Rahner unter jeder Kritik; sein Bruder Hugo Rahner, ein
V2-Karrieremensch, soll einmal gesagt haben: "Ich muß die Schriften
meines Bruders Karl ins Deutsche übersetzen." Ob er das nun wirklich
gesagt hat oder nicht - sehr viele "Theologen" und v.a. "Theologie"-Studenten
sind der Meinung, Rahners Texte seien schwer zu verstehen; z.B. dient der
Begriff "Rahnerismus" als Bezeichnung für komplizierte sprachliche
Fassungen theologischer Positionen.
Rahners GK ist knapp 450 Seiten lang, wobei jede Seite - grob geschätzt
- wenigstens 400 Wörter enthält; man darf sich also durch wenigstens
180.000 Wörter quälen (um sich diesen Wortschwall leichter vorstellen
zu können: Unser Sedisvakanz-Text besteht aus weniger als 2.000 Wörtern)
- eine nicht unerhebliche Mühsal. Das eigentlich schlimme daran ist,
daß Rahner mit den vielen Wörtern nicht viele Informationen
gibt, sondern seinen Wortschwall quasi als Schafspelz benutzt, um sich
nicht so leicht als der Wolf zu erkennen zu geben, der er in Wahrheit ist.
Man muß - besonders wegen der fehlenden Strukturierung seines Machwerks
- also ein bißchen suchen, bis man griffige Häresien
gefunden hat; auch in dieser Hinsicht ähnelt sein Werk den V2-Texten.
Ein Blick in das Vorwort lohnt sich allemal: Die ersten Bemerkungen
Rahners signalisieren bereits, daß hier mit der katholischen Lehre
Schluß gemacht werden soll. Wie man es nicht nur aus theologischer
Literatur kennt, wird zunächst die Frage gestellt: "An wen wendet
sich dieses Buch?" Darauf könnte dann z.B. die Anwort kommen: An den
Pfarrer / Beichtvater, den Theologen mit einem bestimmten Spezialgebiet,
den Studenten, den interessierten Laien etc. Überraschend ist aber
Rahners Antwort auf die Frage nach der Zielgruppe des Buches: "Das ist
eine Frage, die sein Verfasser selbst nicht leicht zu beantworten vermag"
(GK 5). Dankenswerterweise gesteht Rahner ein, daß das, was auf den
Leser wartet, "langweilig" (GK 5) ist; Rahners Anspruch, eine "Einführung
im Rahmen einer intellektuellen Überlegung" zu bieten, ist angesichts
der durchgängigen Niveaulosigkeit jedoch maßlos übertrieben.
Wie grenzenlos öde die Lektüre des GK ist, läßt ein
kurzes Geständnis Rahners im Zusammenhang mit seiner "Christologie"
erahnen: "Diese einzelnen Überlegungen können und wollen nicht
vermeiden, daß sie sich teilweise überschneiden und gleichzeitig
doch die eine Wirklichkeit Christi von sehr verschiedenen Ausgangspunkten
her anvisieren. Wiederholungen also, die immer wieder aufs neue das Ganze
der Christologie in immer neuen Ansätzen aussagen, werden nicht vermieden,
auch wenn sie die Geduld des Lesers stark in Anspruch nehmen" (GK 179).
Bei über 180.000 Wörtern eine große Geduldsprobe!
Rahner wärmt nur sehr unbeholfen alte Irrlehren wieder auf, was
auf einen äußerst schwachen Intellekt schließen läßt.
Geradezu infantil wirkt die selbstherrliche Behauptung Rahners, etwas Neues
geleistet zu haben. "Neu" ist Rahners Arbeit allenfalls in dem Sinne, daß
sie die katholische Lehre verläßt, also einen anderen (aber
nicht originellen) und damit notwendig falschen Weg einschlägt: "Auf
der einen Seite soll nicht einfach katechismusartig und in den traditionellen
Formulierungen wiederholt werden, was das Christentum verkündigt,
sondern es soll diese Botschaft - soweit es in einem solchen Versuch möglich
ist - NEU VERSTANDEN [Hervorhebung PRHL] und auf einen
'Begriff' gebracht werden" (GK5).
Wir beschränken uns im folgenden darauf, einige leicht erkennbare
Häresien bei Rahner aufzuzeigen.
Der Fehler im Prinzip: Der Mensch als Maß aller Dinge
Wer ein Fachbuch für dogmatische Theologie zu Rate zieht, wird feststellen,
daß die einzelnen Themenbereiche immer von Gott her gesehen werden:
Der Eine und Dreifaltige Gott, Gott der Schöpfer, Gott der Erlöser
etc.; Rahner hingegen sieht alles vom Menschen her; der erste der insgesamt
neun Abschnitte des GK dreht sich um den "Hörer der Botschaft", und
auch noch die drei nächsten Abschnitte stellen bereits im Titel den
Menschen in den Mittelpunkt: "Der Mensch vor dem absoluten Geheimnis",
"Der Mensch als das Wesen der radikalen Schuldbedrohtheit", "Der Mensch
als das Ereignis der freien, vergebenden Selbstmitteilung Gottes". Faktisch
dreht sich das ganze Buch im wesentlichen nur um den Menschen, Gott wird
nur ganz am Rande in Rahners "Theologie" erwähnt, die damit diese
Bezeichnung beim besten Willen nicht mehr verdient.
Das ist nun keineswegs so zu verstehen, als ob Rahner einen zwar ungewöhnlichen,
aber noch immer legitimen Zugang zum Christentum schaffen will; Rahner
will in Wahrheit die christliche Lehre völlig auf den Kopf stellen.
Gott als "heiliges Geheimnis"
Die zentrale Botschaft Rahners liegt in dem Begriff vom "anonymen Christen",
also der Häresie, daß jeder Mensch im Grunde Christ ist, ob
er es nun weiß (thematisch) oder nicht weiß (unthematisch /
anonym). Hat man diese Ungeheuerlichkeit verdaut, hat man eigentlich den
ganzen Rahner verstanden; diese billige Phantasterei macht die vermeintlich
großartige wissenschaftliche Leistung Rahners aus.
Bei jedem Menschen "ist Gotteserkenntnis schon immer unthematisch und
namenlos gegeben - und nicht erst dann, wenn wir anfangen, davon zu reden.
Alles Reden darüber, das notwendig geschieht, ist immer nur ein Verweis
auf diese transzendentale Erfahrung als solche, in der sich immer der,
den wir 'Gott' nennen, schweigend dem Menschen zusagt - eben als das Absolute,
Unübergreifbare, als das nicht eigentlich in das Koordinatensystem
einrückbare Woraufhin dieser Transzendenz, die als Transzendenz der
Liebe auch eben dieses Woraufhin als das heilige Geheimnis
erfährt" (GK 32). Innerhalb dieser Theorie kann ein Muslim jeden Menschen
als "anonymen Muslim", ein Buddhist jeden Menschen als "anonymen Buddhisten"
sehen etc. Und da Gott eben nur schweigt, ist es ja auch egal, ob man sich
nun als Christ, Muslim, Buddhist o.a. bezeichnet: Gott ist nach Rahner
"das unumgreifbare, schweigend zu verehrende Geheimnis" (GK 417). Beten
verboten!
Gott ist in Rahners Phrasendrescherei zu einer Konfusionswolke verkommen,
weswegen Rahner nicht über die in der katholischen Dogmatik zentralen
Eigenschaften Gottes (Erkennen, Wissen, Wollen etc.) spricht; Rahner interessiert
sich nur für den Menschen.
Nun, wenn man über Gott keine Aussagen machen kann, dann muß
es ja egal sein, ob man einer oder welcher Religion man angehört;
es kann genau genommen nichts geben, was das Christentum von anderen Religionen
oder besser von einer reinen Anthropologie unterscheidet, denn nach Rahner
"gilt zunächst, daß nicht nur Heils-, sondern auch Offenbarungsgeschichte
im eigentlichen Sinne sich überall dort ereignet, wo eine individuelle
und kollektive Menschheitsgeschichte sich begibt" (GK 149).
Jesus Christus - nur "wahrhaft Mensch"
Rahner räumt radikal mit der Theologie vom Gottmenschen auf, insofern
man gemäß katholischer Lehre über Jesus Christus als vom
wahren Gott und wahren Menschen spricht. Diese Einzigartigkeit Christi
darf es nach Rahner nicht geben - sonst wäre es ja nicht völlig
egal, ob man an Christus glaubt oder nicht. Nach Rahner ist jeder Mensch
ein Gottmensch: "Der Gottmensch ist der erste Anfag des endgültigen
Gelungenseins, der Bewegung der Selbsttranszendenz der Welt in die absolute
Nähe zum Geheimnis Gottes. Diese hypostatische Union darf im ersten
Ansatz nicht so sehr als etwas gesehen werden, was Jesus von uns unterscheidet,
sondern als etwas, was einmal und nur einmal geschehen muß, wenn
die Welt beginnt, in ihre letzte Phase einzutreten" (GK 183). Der Begriff
"hypostatische Union" (hypostasis - Grundlage / Wesen) ist Gegenstand der
unfehlbaren kirchlichen Lehre: "Die göttliche und die menschliche
Natur sind in Christus hypostatisch, d.i. in der Einheit der Person, miteinander
verbunden" (L. Ott, Grundriß der katholischen Dogmatik, Freiburg
(10)1981, 174). Nach Rahner ist diese gelungene Selbstverwirklichung Jesu
der - logischerweise nur einmal gegebene - notwendige Anfang einer notwendigen
Selbstverwirklichung der gesamten Welt. Jesus ist nur ein Mensch, zwar
einer, der einen Anfang machte, aber diesen Anfang machte er notwendig
- damit in keiner Hinsicht mehr verdienstvoll -, und jeder andere Mensch
verwirklicht sich - ebenfalls notwendig - selbst. "Durch das christliche
Dogma von der Inkarnation soll also ausgesagt werden: Jesus ist wahrhaft
Mensch mit allem, was damit gesagt ist, mit seiner Endlichkeit, Weltwirklichkeit,
Materialität und seiner Partizipation an der Geschichte dieses Kosmos
in der Dimension des Geistes und der Freiheit, an der Geschchte, die durch
den Engpaß des Todes hindurchführt" (GK 197). Jesus ist für
Rahner schlechterdings nichts Besonderes: "Die These, die wir anstreben,
geht dahin, daß die unio hypostatica, wenn auch als in ihrem eigenen
Wesen einmaliges und in sich gesehen höchstes denkbares Ereignis,
doch ein inneres Moment der Ganzheit der Begnadigung der geistigen Kreatur
überhaupt ist" (GK 201). "Und eben dies sagt die unio hypostatica,
dies und eigentlich nichts anderes: In dieser menschlichen Möglichkeit
Jesu ist der absolute Heilswille Gottes, das absolute Ereignis der Selbstmitteilung
Gottes an uns samt ihrer Annahme als von Gott selber bewirkte eine Wirklichkeit
Gottes selbst, unvermischt, aber auch untrennbar und darum unwiderruflich.
Aber diese Aussage ist gerade die Zusage der Gnade der Selbstmitteilung
Gottes an uns" (GK 202).
Abschaffung der Erbsünde
Natürlich ist ein bloßer Mensch wie Jesus, der nur sich selbst
verwirklicht, keine Erlöserfigur; die braucht man aber laut Rahner
auch gar nicht, weil es keine Erbsünde in Rahners Vorstellungen gibt.
Rein formal fällt bereits die Tatsache auf, daß Rahner den Begriff
"Erbsünde" immer in Anführungszeichen setzt, weil er ihn für
"mißverständlich" hält: "Man könnte nun Theologie
und Verkündigung der Kirche kritisch befragen, warum sie ein so mißverständliches
Wort benutzt. Darauf wäre zunächst zu antworten, daß man
das Bleibende, Gültige und den existenziellen Sinn des Dogmas von
der Erbsünde durchaus auch ohne dieses Wort aussagen könnte"
(GK 118). Rahner lehnt vehement das Dogma über die Erbsünde ab,
wenn er schreibt: "Die 'Erbsünde' besagt selbstverständlich nicht,
daß die personale ursprüngliche Freiheitstat am eigentlichen
Ursprung der Geschichte in ihrer sittlichen Qualität auf die Nachkommen
übergegangen sei" (GK 116). Rahner wiederholt sich auch dabei penetrant:
"'Erbsünde im christlichen Sinne besagt in keiner Weise, daß
die personale, ursprüngliche Freiheitstat des oder der ersten Menschen
als unsere sittliche Qualität auf uns übergehe" (GK 117). Die
unfehlbare Lehre der Kirche spricht aber eine ganz andere Sprache: "Wer
behauptet: Adams Sündenfall hat nur ihm, nicht aber seiner Nachkommenschaft
Schaden zugefügt, und er hat die von Gott empfangene Heiligkeit und
Gerechtigkeit, die er verloren hat, nur für sich, nicht aber auch
für uns verloren; oder: befleckt durch die Sünde des Ungehorsams,
hat er nur den Tod und die körperlichen Strafen auf das ganze Menschengeschlecht
übertragen, nicht aber auch die Sünde, die der Tod der Seele
ist: der sei ausgeschlossen" (D 789; NR 222).
Die Aussagen der Heiligen Schrift verfrachtet Rahner in den Bereich
des "Mythos"; deswegen schert sich Rahner auch nicht darum, daß der
Polygenismus (Abstammung des Menschengeschlechtes von mehreren Stammeltern;
Gegensatz: Monogenismus) kirchlich verworfen ist (DS 3897), und erst recht
kommentiert Rahner die biblischen Aussagen nicht. "Erbsünde" thematisiert
laut Rahner nur das soziale Phänomen der weltweiten Schuldverstrickung;
bekannt ist Rahners Bananenbeispiel: "Wenn man eine Banane kauft, reflektiert
man nicht darauf, daß deren Preis an viele Voraussetzungen gebunden
ist. Dazu gehört u.U. das erbärmliche Los von Bananenpflückern,
das seinerseits mitbestimmt ist durch soziale Ungerechtigkeit, Ausbeutung
oder eine jahrhundertealte Handelspolitik. An dieser Schuldsituation partizipiert
man nun selbst zum eigenen Vorteil" (GK 117). Erbsünde ist laut Rahner
aber nicht eine Folge von Adams Ungehorsam; einen konkreten Grund für
diese weltweite Schuldverstrickung kann Rahner, der ja den Sündenfall
leugnet, natürlich nicht nennen: "Erbsünde sagt darum gar nichts
anderes als den geschichtlichen Ursprung unserer heutigen, durch die Schuld
mitbestimmten, universalen und nach vorn nicht überholbaren Freiheitssituation"
(GK 120).
Wenn es aber keine Erbsünde gibt, wozu dann noch eine Taufe? Diese
Frage kann Rahner natürlich nicht mehr logisch beantworten. In der
Tat kommt in Rahners Ausführungen über die Taufe der Begriff
der Erbsünde nicht mehr vor; zwar spricht Rahner noch von der Eingliederung
in die Kirche, aber wozu sollte diese Eingliederung gut sein, wenn doch
eh alles egal ist? "Die Zugehörigkeit zur Kirche, die Kirchengliedschaft
ist die erste und unmittelbarste Wirkung dieses Initiationssakramentes
... Begnadet wird der Mensch zu seinem eigenen Heil in der Taufe, insofern
er Glied der Kirche in ihr wird" (GK 400). Weil aber nach Rahner mit der
Kirchenzugehörigkeit nur "thematisiert" wird, was "unthematisch" oder
"anonym" schon immer und überall gegeben ist, ist der Begriff der
Gnade auch in dieser Hinsicht fehl am Platze. Zur Verdeutlichung noch einmal
die unfehlbare Lehre der Kirche: "Wer behauptet: Diese Sünde Adams,
die in ihrem Ursprung eine ist und durch die Abstammung, nicht durch Nachahmung,
übertragen, allen innewohnt und jedem zu eigen ist, kann durch die
Kräfte der menschlichen Natur oder durch ein anderes Heilmittel hinweggenommen
werden, als durch das Verdienst des einen Mittlers, unseres Herrn Jesus
Christus, der uns in seinem Blut mit Gott wiederversöhnt hat, 'da
er für uns Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung wurde' (1 Kor
1,30); oder wer leugnet, daß eben dies Verdienst Jesu Christi, durch
das Taufsakrament, das richtig in der Form der Kirche gespendet wird, den
Erwachsenen sowohl wie den Kindern mitgeteilt wird: der sei ausgeschlossen"
(D 790; NR 223).
Wozu Kirche?
Damit auch der Dümmste noch versteht, daß die Zugehörigkeit
zur Kirche nach Rahner nicht heilsnotwendig ist, hämmert der Großmeister
gerade diesen Punkt seinen Lesern bis zum Erbrechen ein: "Wegen des allgemeinen
Heilswillens Gottes hat der Christ kein Recht, das faktische Ereignis des
Heils auf die alt- oder neutestamentliche explizite Heilsgeschichte zu
begrenzen: trotz des theologischen Axioms - das von den Kirchenvätern
bis in unsere Zeit gilt -, daß außerhalb der Kirche kein Heil
sei" (GK 152).
Der Begriff "Axiom" bedeutet zunächst "Meinung" / "Ansicht", wird
aber heute meist als "unbezweifelbarer Grundsatz" verstanden. Rahners Text
läßt jedoch nur die Bedeutung "Ansicht" zu, denn ein "unbezweifelbarer
Grundsatz" hat keine Geltungsdauer; so gilt der "Satz des Pythagoras" (die
Summe der Fläche aus den Quadraten über den Katheten entspricht
der Fläche des Quadrates über der Hypotenuse) nicht erst seit
Pythagoras, ebensowenig hat er ein Verfallsdatum. Versteht man Axiom als
"unbeweisbarer Grundsatz, der wegen seiner offensichtlichen Richtigkeit
auch keines Beweises bedarf", könnte man als Beispiel den Satz nehmen,
daß im euklidischen System die kürzeste Verbindung zwischen
zwei Punkten die Gerade ist - auch dieser Satz galt vor Euklid und verliert
niemals seine Gültigkeit. Wie öfters betont (s. den Sedisvakanz-Text),
handelt es sich bei der Lehre von der Heilsnotwendigkeit der Kirche um
ein DOGMA, d.h. eine unfehlbare und in ihrem Verständnis unwandelbare
Glaubenswahrheit. Rahner leugnet mal eben in einem Nebensatz ein Dogma,
indem er es als eine bloße Meinung ausgibt, die erst mit den Kirchenvätern
ihren Anfang nahm und anscheinend "in unserer Zeit" (d.h. nach V2) ihr
Ende finden wird. Was macht Rahner mit dem Wort Christi: "Wer glaubt und
sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt,
wird verdammt werden" (Mk 16,16)? Ganz einfach: Er läßt es unter
den Tisch fallen. Symptomatisch ist wieder die Gegensatzkonstruktion mit
"trotz", wie sie bei Rahner und generell den Modernisten Mode ist. Der
Klarheit halber formulieren wir um: "Die Meinung von der Heilsnotwendigkeit
der Kirche besitzt Gültigkeit, wenn auch nur eine vorübergehende
Zeit; aber der Christ hat niemals das Recht, diese Meinung als Dogma anzuerkennen."
Ist Jesus auferstanden?
"Wir verfehlen von vornherein den Sinn von 'Auferstehung' im allgemeinen
und auch bei Jesus, wenn wir uns ursprünglich an der Vorstellung einer
Wiederbelebung eines physisch-materiellen Leibes orientieren. [...] Wenn
die Auferstehung Jesu der eschatologische Sieg der Gnade Gottes in der
Welt sein soll, kann sie gar nicht ohne den faktisch erreichten (wenn auch
freien) Glauben an sie selbt gedacht werden, in dem ihr eigenes Wesen erst
zur Vollendung kommt. In diesem Sinne kann man ruhig und muß man
sagen, daß Jesus in den Glauben seiner Jünger hinein aufersteht"
(GK 262f).
Wir verweisen hier auf die Untersuchung der "Doktorarbeit"
Storcks"; Storck und Rahner folgen beide dem Kantischen "Erkenntnis"-Modell,
demzufolge Wirklichkeit immer erst durch die Erkenntnis des Menschen "geschaffen"
wird. - Wer sich noch etwas Verstand bewahrt hat, wird den Irrsinn dieses
Ansatzes schnell durchschauen. Wenn ein Blatt vom Baum fällt, dann
fällt es vom Baum - unabhängig davon, ob ein Mensch das erkennt
oder nicht. Wenn Christus von den Toten auferstanden ist, dann ist er von
den Toten auferstanden, unabhängig davon, ob ein Mensch das erkennt
bzw. glaubt oder nicht. Das nach Aussage Rahners "von vornherein" falsche
Verständnis von der Auferstehung Christi ist Bestandteil des unfehlbaren
Glaubensgutes der Kirche; sowohl in alten Kirchenstatuten aus dem 5. Jh.
(DS 325) als auch in dem von Papst Innozenz III. für die Waldenser
vorgeschriebenen Glaubensbekenntnis (DS 791) wird die Formel "vera carnis
suae resurrectio" [wahre Auferstehung seines Fleisches] für die Auferstehung
Christi verwendet.
Das Ungeheuerliche an Rahners These tritt vollends vor Augen, wenn
man bedenkt, daß die Frage nach der Auferstehung Christi für
das Christentum von ALLES entscheidender Bedeutung ist: "Wenn aber gepredigt
wird, daß Christus von den Toten auferstanden ist, wie können
dann einige von euch behaupten, es gebe keine Auferstehung der Toten? Gibt
es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist aber Christus nicht auferstanden, dann ist unsere Predigt hinfällig
und hinfällig auch euer Glaube. Dann stehen wir als falsche Zeugen
Gottes da: Wir haben gegen Gott bezeugt, er habe Christus auferweckt, den
er doch nicht auferweckt hat, wenn die Toten überhaupt nicht auferstehen.
Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig; dann
seid ihr noch in euren Sünden, und auch die in Christus Entschlafenen
sind verloren. Wenn wir nur in diesem Leben unsere Hoffnung auf Christus
setzen, dann sind wir die beklagenswertesten unter allen Menschen" (1 Kor
15, 12-20).
Das ewige Leben
Da Christus laut Rahner nicht auferstanden sein soll, dürfen wir auch
keine katholische Eschatologie [Lehre von den letzten Dingen] bei Rahner
erwarten. Eschatologie ist nach Rahner nur noch "die Lehre vom Menschen,
insofern er das auf die absolute Zukunft, Gott selbst, geöffnete Wesen
ist. Es zeigt sich, daß eine solche christliche Eschatologie gar
nichts anderes ist als die Wiederholung all dessen was bisher gesagt worden
ist" (GK 414) O weh, noch mehr von diesen endlosen Wiederholungen des ewig
gleichen Unfugs! Also: Nichts mit Himmel und erst recht nichts mit Hölle!
"Durch den Tod - nicht nach ihm - ist die getane Endgültigkeit
des frei gezeitigten Daseins des Menschen. Es ist, was geworden ist, befreite
Gültigkeit des einmal Zeitlichen, das in Geist und Freiheit wurde
und darum Zeit bildete, um zu sein, nicht eigentlich, um weiterzudauern
in Zeit. Denn sonst würde es ja gerade in einer Weise existieren,
die gar nicht Endgültigkeit wäre, sondern eine offene Zukunft
zeitlicher Art vor sich hätte, in der alles noch einmal uferlos anders
werden könnte" (GK 420). Es gibt nur ein Weiterleben in der Erinnerung,
nicht aber ein Dasein in ewiger Glückseligkeit oder gar ewiger Verdammnis.
Nur in diesem Sinne der Erinnerung hat etwas Bestand: "Aber wo solche freie
Tat einsamer Entscheidung in absolutem Gehorsam vor dem höheren Gesetz
oder in einem radikalen Ja der Liebe zur anderen Person getan wird, geschieht
ein Ewiges und wird der Mensch als ein seiner Gleichgültigkeit und
der Zeit und ihres bloßen Weiterfließens Enthobener unmittelbar
erfahren" (GK 421f). Nicht Erlösung, nur Selbstverwirklichung ist
der Kern Rahnerscher Visionen. Somit kann das Dogma von der Auferstehung
des Fleisches auch nur noch als Bild, als Mythos herhalten: "Diese Ewigkeit
bringt nach der Offenbarung der Schrift die Zeitlichkeit des einen ganzen
Menschen ein in ihre Endgültigkeit, so daß sie auch Auferstehung
des Fleisches genannt werden kann" (GK 423). Christus hat bei Rahner ja
ohnehin nichts zu melden, und in Rahners Eschatologie wird Christus konsequenterweise
totgeschwiegen; biblische Aussagen sind nach Rahner eben nur Mythen (cf.
GK 416). In der unfehlbaren christlichen Lehre sieht das alles aber völlig
anders aus: "Er [Jesus Christus] wird kommen am Ende der Welt zum Gericht
über Lebende und Tote, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken,
den Verworfenen wie den Auserwählten. Diese werden alle mit dem eigenen
Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel
die ewige Strafe, und die andern mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen,
je nach ihren guten oder schlechten Werken" (D 429; NR 813).
Carolus Haereticus Maximus
Bereits diese wenigen Beispiele genügen restlos, um das Kapitel Rahner
als endgültig erledigt abzutun; wer Rahner und V2 glaubt, gehört
zu den "beklagenswertesten unter allen Menschen" (1 Kor 15,20). Karl Rahner
hat sein Leben dem energischen Kampf gegen Gott und Seine Kirche gewidmet.
Kein Mensch weiß, inwieweit Rahners Tun schuldhaft war. Möge
er ihn Frieden ruhen.
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