"Alma mater"
- Die Bedeutung der akademischen Anstalten für den konziliaren Umbruch
(1) -
(aus Franziskaner-Gemeindebrief, März 1997)
"Alma mater" [nahrungspendende Mutter] dient nicht nur als Bezeichnung
für die Gottesmutter (z.B. in der Schlußantiphon des Breviers
in der Advents- und Weihnachtszeit, "Alma Redemptoris Mater"), sondern
auch für die Hochschule / Universität, in der die Studenten mit
Wissen genährt werden sollen. Nicht immer handelte es sich bei dem,
was die Herren Professoren ihren Studenten vorsetzten, um gesunde Nahrung;
wenn die Herren Dozenten Gift an den Nachwuchs weitergaben, dann konnte
und mußte die Kirchenleitung entschieden dagegen eingreifen. Seit
dem Eintritt der Sedisvakanz 1958 ist dieser Schutz jedoch weggefallen.
Johannes XXIII. erklärte ausdrücklich, daß die Kirche nicht
mehr verurteilen sollte; nach dem Willen der Konzilsfunktionäre sollte
kein gläubiger Student dem Glaubenstod in der Universität entrinnen
können. Montini schaffte 1966 den Index librorum prohibitorum [Verzeichnis
der verbotenen Bücher] ab. Der Schriftsteller André Frossard
äußerte sich einmal über Wojtyla: "Ich gebe zu, manchmal
finde ich Johannes Paul II. zu mild. Druck oder Zwang auszuüben, liegt
nicht in seiner Natur; er wird nie zornig. Als ich ihm einmal von einer
theologischen Extravaganz berichtete und ihm vorschlug, darauf zu reagieren,
antwortete er mir: «Lassen Sie den Irrtum sich selbst zerstören»"
(zit. nach Schweizerische Katholische Wochenzeitung, 42 / 1994, S. 5).
Somit ist es in der heutigen nachkonziliaren Philosophie und Theologie
fast völlig unmöglich, daß ein Student das universitäre
Gift zurückweist, statt dessen die Professoren öffentlich als
Häretiker bezeichnet und dennoch das Examen besteht, geschweige denn
mit einer akzeptablen Note. Ganz im Geiste des Konzils sah z.B. Herr Joseph
Ratzinger im Falle eines Studenten, der kurz vor seiner Hinrichtung durch
die Dozenten stand und deswegen Ratzinger um Hilfe gebeten hatte, keinen
Handlungsbedarf. Sonnige Gemüter aus der pseudokonservativen Szene,
z.B. der bekannte Konzilskirchenrechtler Georg May, selber in Amt, Ehren
und mit Professorengehalt, ermuntern die Studenten eifrig, die Häresien
brav auswendig zu lernen und brav in den Prüfungen zu wiederholen,
damit der jetzige Student später als Diplom-Theologe vor der Welt
furchtlos Zeugnis von der Wahrheit ablegen, ja sein Blut für die Wahrheit
vergießen kann; er soll damit allerdings bitteschön bis zum
Ende der Abschlußprüfung warten. Es ist nichts Neues, daß
die konziliare Revolution von den häretischen Akademikern vorangetrieben
wurde und wird; bekannte antichristliche Autoren sind z.B. die Professoren
K. Rahner (gest. 1984), H. Küng, B. Häring und E. Schillebeeckx,
die allesamt den zweifelhaften Ruhm besitzen, "Konzilstheologen" gewesen
zu sein. Von den neueren Professoren haben u.a. L. Boff (Befreiungstheologie)
und E. Drewermann (tiefenpsychologische Glaubensinterpretation) einen höheren
Bekanntheitsgrad erlangt. In diesem Text soll nun nicht das zerstörerische
Treiben seitens festangestellter und gut besoldeter Dozenten weiter betrachtet,
sondern die im Namen der Forschung betriebene Zerstörung innerhalb
des sogenannten "Traditionalismus" aufgedeckt werden. Hier tun sich fürwahr
Abgründe auf; Leichtfertigkeit im Urteil ist hier fehl am Platz, denn
nur die Wahrheit befreit. Wie sich unter dem Deckmantel von Kirchentreue
und Traditionsverbundenheit atheistischer Weltgeist in der Kirche breitmachen
konnte, läßt sich gut am Beispiel des vor wenigen Jahren verstorbenen
Bischofs Günter Storck, den u.a. die Hauptschuld am sog. "Priesterseminar
Heilig Blut" in München trifft, verfolgen. Dr. Eberhard Heller, der
Chefredakteur der pseudokatholischen Zeitschrift "Einsicht", spricht einmal
von dem "geistigen und wissenschaftlichen Erbe von Storck", an dem man
keinen Verrat üben dürfe ("Einsicht" XXIV, 46). Kürzlich
machte Christian Jerrentrup, der passionierte Erfinder falscher Sukzessionslisten,
in der "Einsicht" (XXVI, 92f) Werbung für Storcks Doktorarbeit, die
nun in aller Kürze gewürdigt werden soll. In diesem ersten Teil
sollen einige Informationen zum Umfeld der Dissertation gegeben werden,
wobei auch die "Einsicht" - aufgrund der Werbung für Storcks Geschreibe
- Erwähnung verdient, im zweiten Teil steht dann die inhaltliche Seite
zur Diskussion.
Das Neue Zeitalter
J.G. Fichte, der Prophet der "Einsichtigen", war bereits zu Lebzeiten als
Atheist durchschaut worden (s.a. Gemeindebrief vom Dez. 1996). So berichtet
J. Holtdorf (Die Logen der Freimaurer, Hamburg 1991) über Fichte:
"1762-1814, Philosoph, 1794 in Rudolstadt (Loge «Günther zum
stehenden Löwen») affiliiert [eingeweiht]; schrieb 16 Briefe
an Constant über Philosophie der Freimaurerei" (S. 143). In der Philosophiegeschichte
werden die Schreiberlinge Fichte, Schelling und Hegel, die alle um 1800
in Jena dozierten, dem "deutschen Idealismus" zugeordnet; spätestens
seit der Verurteilung des Priesters G. Hermes (1835), der auf Kant und
Fichte aufbauen wollte, war den Modernisten der Schlag gegen den katholischen
Glauben mit Hilfe dieser gefährlichen Waffe des "Idealismus" ganz
klar versperrt. Noch Pius XII. warnte ausdrücklich vor der falschen
Philosophie des "Idealismus" (Enz. "Humani Generis", 1949; DS 3878), doch
nach dem Tod dieses letzten Papstes war der Weg frei für den ungebremsten
Angriff des Tieres. In einem "Lexikon der Päpste" heißt es dazu
schwärmerisch: "Mit Johannes [XXIII.] hat eine in ihrer Tragweite
noch kaum zu überschauende neue Epoche des Papsttums begonnen - eine
Epoche, die den Papst gleichzeitig zum Vater und zum Bruder aller Menschen,
der Christen wie der Nichtchristen, erhöht hat. [...] Am 11.10. 1962
eröffnete Johannes das einundzwanzigste Allgemeine Konzil, das zweite
Vaticanum, das inzwischen zum größten Ereignis der Kirche unseres
Jahrhunderts, zum leuchtendsten Beweis ihrer Kraft geworden ist. [...]
So ist dieses Konzil, das keine Dogmen verkündet und das nicht mehr
verurteilt, sondern in Christus verbindet, etwas umwälzend Neues in
der Geschichte der Konzilien seit Nicäa geworden, der mächtige
Übergang in ein neues Äon der umfassenden Erneuerung des Glaubenslebens.
[...] Wenn Amerika dem Papst posthum seine höchste Auszeichnung, die
Freiheitsmedaille, verliehen hat, so aus dem Grunde, weil er der Menschheit
das Brudersein vorgelebt hat" (H. Kühner, Lexikon der Päpste,
Zürich o.J., Ss. 298f). 1976, als die Verwüstung schon weit fortgeschritten
war, brauchte Storck keinerlei Repressionen mehr zu fürchten - inwieweit
es zutrifft, daß Storck mit J. Ratzinger freundschaftlich verbunden
war und von ihm auch Unterstützung in seinem Treiben erfuhr, läßt
sich wohl nicht mehr im einzelnen eruieren - und machte sich ans Werk,
seinen Beitrag zur konziliaren Irreführung zu leisten.
Storck hat seinen Text "Die Gottesidee in der Wissenschaftslehre J.
G. Fichtes" (München 1976) bei L. Scheffczyk vorgelegt, einem Angestellten
der Konzilssekte, der u.a. Kontakte zur "Petrus-Bruderschaft" pflegt. Storck
schreibt in einem kurzen Vorwort zum Druckwerk seiner Arbeit: "Mein vorzüglicher
Dank gilt dem Referenten, Herrn Prof. Dr. L. Scheffczyk, der auf Grund
seines Interesses für die Theologie und Philosophie des neunzehnten
Jahrhunderts die Anregung zu dieser Arbeit gab. Durch eine langjährige
Beschäftigung als Assistent am dogmatischen Seminar gab er mir freundlicherweise
die Gelegenheit, die schwierige Materie zu behandeln. Außerdem möchte
ich Herrn Prof. Dr. Dr. R. Lauth besonders danken, der trotz großer
Belastung das Korreferat übernommen hat. Ohne die Erkenntnisse, die
ich in Vorlesungen und Seminaren aus seiner großartigen Durchdringung
der Problematik des sogenannten Idealismus und der von ihm konzipierten
systematischen Darstellung der Philosophie gewonnen habe, wäre die
Bearbeitung der Thematik nicht möglich gewesen" (Handausgabe S. 2).
Wer ist Scheffczyk? Blickt man auf seine diversen Artikel und Hefte, fällt
immer wieder ein großes Anliegen bei ihm auf: Er gibt vor, die überlieferte
Wahrheit bewahren zu wollen, wobei er sich zugleich für das "authentische
Konzil" (?) ausspricht. Natürlich dient eine Unterscheidung zwischen
Geist und Buchstaben des Konzils nur als eine Taktik in der heute gängigen
Volksverdummung. Bereits die Tatsache, daß ein Konzil keine klärende,
sondern eine vernebelnde Wirkung zeigt, muß jeden denkenden Menschen
alarmieren. Die klare scholastische Sprache, wie sie im Trienter Konzil
sehr ausgeprägt zu finden ist, wurde auf dem Vat.2 aufgegeben, ein
Großteil der Vat.2-Texte ist daher vieldeutig. Aber die eindeutigen
Häresien (Heilswert der anderen Religionen, Religionsfreiheit etc.)
können auch durch noch so süßliche Sprache nicht verdeckt
werden. Symptomatisch für die Scheffczyk-"Theologie" ist das Buch
"Aspekte der Kirche in der Krise - Um die Entscheidung für das authentische
Konzil" (Siegburg 1993). Im Vorwort heißt es bereits: "Auf dem Boden
des Zweiten Vatikanischen Konzils müßten sich eigentlich alle
um die Kirche wahrhaft besorgten Christen treffen können" (S.6). Wer
jetzt befürchtet, Scheffczyk warte in seinem Buch mit demselben hohlen
Gefasel und Geschwafel auf, wie es aus den Vat.2-Texten zur Genüge
bekannt ist, wird nicht enttäuscht. Seitenlang windet sich Scheffczyk
hin und her in teils fromm klingenden, teils rein demagogischen Sentenzen,
um den Leser zu der irrigen Meinung zu führen, Vat.2 sei ja eigentlich
treu katholisch. Dies läßt sich am besten anhand des Dogmas
von der Heilsnotwendigkeit der Kirche veranschaulichen. Ein Kapitel seines
Buches ist überschrieben mit "Außerhalb der Kirche kein Heil?",
d.h. Scheffczyk stellt die Heilsnotwendigkeit bereits in der Überschrift
"in Frage". Auf den insgesamt vierzehn Seiten darf sich der Leser dann
durch nichtssagende Wörteranhäufungen quälen, und nur ab
und zu stößt man auf griffige Formulierungen, z.B. direkt zu
Beginn: "Angesichts dieses weltweiten Gesprächs [zwischen den Religionen]
wäre eine einseitig betonte Exklusivität der Kirche genausowenig
am Platze wie eine unterschiedslose Konformität, die das eigene preisgeben
wollte" (S. 150). Aha, dann also "Einheit in der Vielfalt"! Das Dogma "extra
ecclesiam nulla salus" ist nach Scheffczyk "gewiß der Erklärung
bedürftig" (S. 157); Scheffczyk unterschlägt dabei, daß
die Erklärung bereits in einem unfehlbaren Text gegeben wurde: "Mag
einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen
Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er
nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt"
(DS 1351, zit. nach NR 1938, 350) [als subjektives Moment muß man
natürlich z.B. die Möglichkeit eines "unüberwindbar irrenden
Gewissens" in Betracht ziehen, dies ändert jedoch nichts an der objektiven
Aussage des Dogmas]. Für dieses klärende Zitat war bei Scheffczyk
in seinem Wortschwall aber kein Platz mehr. Dagegen verkündet Scheffczyk
abschließend, die katholische Kirche biete "den einzig ordentlichen
Heilsweg" (S. 164), woraus zu folgern ist, daß die anderen Religionen
nur einen unordentlichen, aber dennoch einen wirklichen Heilsweg bieten.
- Bei so einem Herrn wie Leo Scheffczyk verbrachte Storck also mehrere
Jahre als "Assistent". Hier dürften bereits erste Zweifel daran aufkommen,
ob ein theologisches Meisterwerk in so einem Milieu überhaupt möglich
ist: Einer von den Oberzerstörern des Glaubens hatte "die Anregung
zu dieser Arbeit" gegeben, und Storck war sein Komplize.
Storck stand vor dem Problem, sich nicht nur mit dem Idealismus beschäftigen,
sondern ihn sogar als unverzichtbar für die heutige philosophisch-theologische
Diskussion herausstellen zu wollen, und dies gegen die Ausführungen
von Pius XII. Deswegen beginnt Storck sein Elaborat mit den Worten: "Die
Beschäftigung mit dem «sogenannten Idealismus» (Fußnote
Nr. 1: Diese übliche Klassifizierung wird den unter diesem Terminus
subsumierten sehr verschiedenartigen philosophischen Konzeptionen nicht
gerecht. Man sollte ihn deshalb überhaupt vermeiden. [...]) ist in
der Theologie auch im Bereich der katholischen Theologie, keine Seltenheit
mehr" (Handausgabe S. 7 [Originalausgabe S. 1]). Storcks unlogischer Schluß
lautet also: "Pius XII. verbietet, das Fichte-System in Philosophie und
Theologie zu verwenden, was er mit dem Begriff «Idealismus»
bezeichnet; den Idealismus hat es aber nie gegeben, also darf ich das Fichte-System
dann doch verwenden." Wer es nötig hat, bereits ganz zu Anfang einer
Dissertation auf solche billigen Taschenspielertricks zurückzugreifen,
sollte nicht sofort als verläßliche Fachkraft eingestuft werden,
wobei noch zu beachten ist, daß Fichte ja selbst vom "Idealismus"
spricht. Im weiteren Text erfahren wir, wann genau der Idealismus in der
katholischen Theologie Einzug gehalten hat, Storck nennt einen Namen und
eine Jahreszahl: Der Jesuit E. Coreth hatte 1959 dazu aufgerufen, Fichte
und überhaupt den Idealismus neu zu betrachten, weil die bisherigen
Auffassungen darüber unzureichend seien und nicht die Wahrheit träfen
(cf. S. 7 [1]). Auf Coreth gehen wir aus Platzgründen nicht näher
ein. Nur soviel: Er wurde 1955 Professor für christliche Philosophie
in Innsbruck und 1972 zusätzlich noch Provinzial des Jesuitenordens
in Österreich, d.h. er ist die Karriereleiter in der Konzilssekte
hochgeklettert. Das Datum besagt ebenfalls sehr viel: Das Neue Zeitalter
hatte begonnen, die Schlacht gegen alles Katholische konnte ungehindert
geführt werden. In allen Disziplinen des katholischen Studiums, ob
nun Dogmatik, Moraltheologie, Philosophie oder Exegese, durfte nun - mehr
oder weniger - frei alles Erdenkliche und Undenkbare gelehrt werden. Weil
Rom sich hartnäckig weigert, die Häretiker am Katheder zu stoppen
- sogar die ärgsten Irrlehrer blieben jahrelang als offizielle katholische
Theologen im Amt (z.B. Küng und Drewermann) - konnten und können
sich auch Irrlehren ausbreiten und lange halten, sie gewinnen an Alter
und werden dann als "in der heutigen Wissenschaft anerkannte Lehre" ausgegeben,
obwohl sie ihre Verbreitung eben nur der fehlenden Zensur verdanken. Dazu
ein Beispiel aus dem sehr wichtigen Bereich der Erbsündenlehre: Pius
XII. verurteilte den "Polygenismus" (d.h. die Menschheit geht nicht ausschließlich
auf Adam und Eva zurück, sondern besitzt verschiedene Ursprünge;
innerhalb dieses Denkmodells konnte n.b. die Schuld der Ursünde nicht
auf alle Menschen durch die Fortpflanzung, sondern bei einigen Menschen
- wenn überhaupt - nur durch Nachahmung übergehen (diese Behauptung
ist als Häresie verurteilt (DS 1512; DS 3897)); heute bekommt man
meist zu hören, in der heutigen Theologie sei der Monogenismus (d.h.
die gesamte Menschheit geht auf Adam und Eva zurück) überwunden
und der Polygenismus "in der Wissenschaft anerkannt". - Dem Verf. ist nur
eine Ausnahme bekannt, in der ein Professor etwas anderes sagte, u.z. daß
bereits Pius XII. den Polygenismus akzeptiert habe!
In diesem Licht läßt sich dann auch eine Aussage von Christian
Jerrentrup verstehen. Jerrentrup schreibt in der "Einsicht"-typischen Gossenmanier:
"S. [Storcks] umfangreicher, leider etwas langatmiger Nachweis, daß
die Verleumdung Fichtes als «Atheist» im sog. «Atheismusstreit»
jeglicher sachlichen Grundlage entbehrt und auf vorsätzlich intrigantem
Mißverstehen beruht, ist in der Forschung zwar längst Gemeingut,
hat aber angesichts tölpelhafter Nachplapperer bis in [die] Gegenwart
hinein durchaus seine Berechtigung (98-139)" ("Einsicht" XXVI, 92f). Auf
diesen "Nachweis" werden wir später eingehen. Verständlich, daß
Jerrentrup sofort die schwersten verbalen Geschütze gegen die Katholiken
auffahren muß, um Fichte als den großen, den einzig wahren
Propheten anzupreisen: Jerrentrup hat ja nicht nur nichts zu bieten, er
kann auch nichts bieten an philosophischen Gründen, denn die Fichte-Träumerei
ist einfach nur falsch. Wenn Jerrentrup sich auf die [heutige] "Forschung"
beruft, dann beruft er sich auf das schmutzige Geschäft der Konzilsknechte,
wahrlich eine fragwürdige Referenz. Jerrentrups Denken basiert offenkundig
auf einem opportunistischen Autoritätsbegriff. Autorität und
öffentliche Anerkennung eines Wissenschaftlers können von einem
denkenden Menschen selbstverständlich nicht als Argumente für
die Richtigkeit seiner Aussagen, erst recht nicht in jedem einzelnen Fall,
akzeptiert werden; für Jerrentrup muß die Autorität trotzdem
herhalten. Wenn aber das Universitätsniveau tatsächlich so erhaben
und die "Forschung" tatsächlich so unfehlbar sein sollten, wieso schreiben
dann HJ (Heller / Jerrentrup) überhaupt noch gegen die modernen "Philosophen"
und "Theologen" wie z.B. Rahner (der hatte seine - abgelehnte - Dissertation
"Geist in Welt" im Fach Philosophie abgegeben) oder Küng? Wie können
sie es noch wagen, über Rahner auch nur ein einziges Wort der Kritik
zu äußern? Und wie wollen sie dann noch ihre Kritik an der international
anerkannten Super-Kapazität "Heiliger Vater Johannes Paul II." rechtfertigen,
statt eine Lobeshymne nach der anderen auf diese Super-Kapazität zu
dichten. - Den vollendeten moralischen Tiefpunkt infolge des Autoritäts-Opportunismus,
der bereits die Gürtellinie empfindlich unterschreitet, finden wir
in der Unterstellung, der Verf. hätte "über die als Psychotherapeutin
international anerkannte Frau Meves Unverschämtheiten" ausgebreitet
("Einsicht" XXVI, 111, bezugnehmend auf den Artikel "Wieder ein neuer Papst",
Franziskaner-Gemeindebrief, Dez. 1996). Wie sieht die Wirklichkeit aus?
Der Verf. hatte wahrheitsgemäß darauf hingewiesen, daß
Christa Meves 1) aus einer der protestantischen Sekten in die Konzilssekte
übergetreten ist, 2) permanent für Wojtyla, Haas, Krenn etc.
schwärmt und oft für linksorientierte Wurfsendungen wie "Theologisches",
hg. von dem Konzilspriester J. Bökmann, schreibt, 3) klare Obszönitäten
öffentlich wiedergibt und 4) gottlose Parolen schwingt wie: "Wirklich
homosexuell ... sind doch nur 1,1% der Bevölkerung ..." ("Einsicht"
XXIV, 68). Sind etwa auch HJ der Auffassung, daß "1,1 % der Bevölkerung
wirklich homosexuell sind" (was immer "wirkliche" Homosexualität sein
mag). Können sie konkrete Personen nennen, die "wirklich homosexuell"
sind? Ist ein Teil ihres Bekanntenkreises "wirklich homosexuell"? Fühlt
sich Herr Heller gar persönlich irgendwie verletzt, weshalb er so
emotional reagiert? Wir wollen nicht weiter fragen, schließlich ging
es bei der Würdigung des Meves-Artikels ja nur darum, moralische Prinzipien
gegen schleichende Unterwanderung zu verteidigen. Wie Heller wußte,
wurde Frau Meves dreimal vom Verf. angeschrieben, es wurde ihr also genügend
Gelegenheit eingeräumt, den gegen sie erhobenen Vorwurf, sie habe
ein "Obszönitäten-Sammelsurium" abgeliefert, zu kommentieren.
Sie hat auf jegliche Stellungnahme - was Heller ebenfalls wußte -
verzichtet, obwohl sie sonst sehr kontakt- und schreibfreudig ist. Die
"Einsicht" nimmt halt Konzilsanhänger sowohl entschlossen als auch
schamlos in Schutz.
Im Zusammenhang mit dem Autoritäts-Opportunismus noch einige Bemerkungen
zu der Behauptung, HJ´s Hetzkampagne gegen römisch-katholische
Christen, insbesondere gegen unseren Altvater, sei "überwiegend positiv
aufgenommen" worden ("Einsicht" XXVI,111): Erfolg (Mißerfolg) einer
Sache sagt nichts über die Qualität dieser Sache aus; Luther
fand Anhänger, Roncalli fand Anhänger, warum sollte nicht auch
Heller Anhänger finden, die von seinem Wirken angetan sind? Weil die
"Einsicht" nach dem Bücherverbot zu beurteilen ist, sind die "Einsicht"-Leser
der Exkommunikation wenigstens verdächtig nahe. Anders ausgedrückt:
Wir haben dringenden Anlaß zu der Vermutung, daß sich unter
den "Einsicht"-Lesern eine relativ große Zahl von Herdenmenschen
befindet, die immer gerade dem zujubeln, der am lautesten brüllt,
egal ob er Luther, Roncalli oder wie auch immer heißt. Im Christentum
sind Erfolg und öffentliche Anerkennung nie als Garanten für
die Wahrheit betrachtet worden; wenn jemand, der sich zum Christentum bekannte,
Verfolgung erlitt, so wurde das kirchlicherseits nicht automatisch als
Beweis dafür verstanden, daß der Verfolgte ein Betrüger
und Scharlatan sein müsse. Luther und Roncalli haben oft von Gott
gesprochen und sich auf Gott berufen; aber meinten sie wirklich Gott? Von
der erfolgreichen Rockgruppe KISS (Akronym: Knights In Satan´s Service
[Ritter im Dienste Satans]) war vor einigen Jahren ein Top-Hit immer wieder
zu hören: "God gave Rock 'n' Roll to you" (Gott gab dir die Rockmusik);
sollte man ein Lied mit einem so frommen Text nicht auch in der Kirche
singen? Das Faktum, daß tatsächlich einige bedauernswerte Zeitgenossen
die Aussagen der "Einsicht" für wahr halten, beweist nicht die Zuverlässigkeit
des Blattes, und das Faktum, daß sich die Einsichtigen als "Katholiken"
ausgeben, beweist nicht ihre Glaubenstreue.
Dabei fällt auf: Wenn Heller auch im allgemeinen nur diskreditieren
kann, so geizt er dennoch nicht mit Eigenlob: "Die Argumente [der «Einsicht»
für die Thesen, daß Wojtyla nicht der Papst ist etc.] sind zwar
sehr gut vorgetragen - alle haben sie inzwischen übernommen - ..."
("Einsicht" XXV,31). Wie bitte?? Keiner der hauseigenen "Einsicht"-Texte
war m.W. nach einem Fachurteil "sehr gut"! Das Märchen, Dr. Katzer
sei zur Fichte-"Philosophie" übergewechselt, ist ebenfalls längst
aufgedeckt. Und: Wer hat HJ´s "Argumente" übernommen? Die Bestimmung
"alle" kann sich nicht nur nicht auf die Weltbevölkerung beziehen,
sondern auch nicht auf die kleine Schar derer, die Wojtyla als falschen
Hirten durchschaut haben, denn zum einen lesen - gottlob! - nur wenige
Menschen die "Einsicht", zum anderen haben nicht HJ´s Einbildungen,
sondern die katholischen (thomistischen) Argumente die Konzilssekte überführt.
Wer ist mit diesen "allen" also gemeint? Alle geistig Minderbemittelten?
HJ bleiben uns eine klare Angabe schuldig. Doch um der Gerechtigkeit willen
muß man zugeben, daß die "Einsicht" durchaus auch wahre Aussagen
enthält. Heller schreibt einmal sehr eindringlich im Fettdruck: "Wir
haben nicht 30 Jahre lang Widerstand gegen die Häresien der Konzils-'Kirche'
geleistet, um schließlich im Sektierertum zu versinken!" ("Einsicht"
XXVI, 30). Den ersten Teil des Satzes kann man uneingeschränkt akzeptieren:
"Wir haben nicht 30 Jahre lang Widerstand gegen die Häresien der Konzils-'Kirche'
geleistet" (umformuliert: "Wir haben 30 Jahre lang keinen Widerstand gegen
die Häresien der Konzils-'Kirche' geleistet" [sondern Konzilsleute
wie Scheffczyk, Meves etc. immer wieder vor den Katholiken in Schutz genommen]).
Auch der zweite Teil: "Wir werden definitiv nicht im Sektierertum versinken",
ist akzeptabel, nämlich um im Sektierertum versinken zu können,
müßten die "Einsichtigen" ja vorher zur Kirche gehört haben;
da die "Einsichtigen" mit ihrer Pseudophilosophie stets zu den Sektierern
zählten, stehen sie auch nicht in der Gefahr, jemals im Sektierertum
zu versinken. Nun komme man nicht mit dem Vorwurf, das sei doch wohl arglistige
Wortverdrehung! Zugegeben, es ist ein wenig provokativ formuliert - aber
jeder kann das erkennen, und die Aussage stimmt ja auch mit der Wirklichkeit
überein. Wer jedoch echte Beispiele für Wahrheitsverdrehungen
und Unterschlagung von notwendigen Informationen sucht, der wird bei HJ
reichlich fündig. Z.B. ist folgende Behauptung Hellers schlichtweg
gelogen: "Aus seinen mir vorliegenden Unterlagen geht nicht hervor, daß
[N.N.; gemeint ist der Verf.] auch nur ein Semester Philosophie studiert
hat" ("Einsicht" XXVI, 30). Zum einen unterschlagen HJ die Leistungen -
auch im Fach Philosophie - im Abiturzeugnis des Verf. Dann unterschlagen
sie, daß der Verf. das Diplom in Theologie besitzt, woraus eindeutig
auch philosophische Studien zu folgern sind. Zudem schloß der Verf.
außer seinem Diplomstudiengang in Theologie auch noch die Hauptstudiengänge
in Latein und Griechisch (Lehramtstudium) erfolgreich ab, hatte also viele
philosophische Texte auch im Original gelesen. Oder war HJ´s Aussage
doch keine Lüge? Vielleicht haben HJ bei dem Blick auf das Abiturzeugnis
des Verf. die "Einsicht"-spezifische Sorgfalt und Gründlichkeit walten
lassen (nämlich gar keine). Vielleicht wissen HJ wirklich nicht, daß
zum Diplomstudium in Theologie auch Vorlesungen und Seminare im Fach Philosophie
erforderlich sind? Vielleicht wissen HJ ebenfalls nicht, daß zur
griechischen und lateinischen Literatur auch philosophische Texte gehören,
sondern meinen, alle philosophischen Texte seien in Deutsch (Kant und Fichte)
und Französisch (Descartes; natürlich sind seine philosophischen
Schriften auch auf dem Index gelandet, sonst würden die "Einsichtigen"
ihn wohl kaum anhimmeln) verfaßt worden. Falls HJ also tatsächlich
so unbewandert sein sollten, was wir nicht ausschließen können,
möchten wir ihnen nicht unterstellen, absichtlich diskreditieren zu
wollen; es läge dann nicht direkt Bosheit, sondern nur eine schwer
sündhafte Fahrlässigkeit vor. Dabei ist noch außer Acht
gelassen, daß die heutige "Forschung" ja den Glaubenstod über
die Studenten bringen soll, doch hier greift wieder HJ´s Autoritäts-Opportunismus.
HJ´s Geschreibe läßt sich auch als Ergebnis einer tendenziösen
Selektion erklären, d.h. einer Auswahl von Informationen, die entweder
in sich falsch sind oder durch verkürzte Wiedergabe von dem Rezipienten
falsch verstanden werden müssen. Ein Beispiel: Nehmen wir an, Person
A sagt zu Person B: "Ich komme morgen nicht". Fall 1) Person B sagt dann
zu Person C: A hat zu mir gesagt: «Ich komme morgen»". Hier
sagt B die Unwahrheit. Fall 2) Person B sagt dann zu Person C: «A
hat zu mir unter anderem gesagt: «Ich komme morgen». Hier sagt
B die Wahrheit, allerdings tendenziös - C muß diese Aussage
falsch verstehen. Es stimmt zwar, daß im Lebenslauf des Verf. nicht
das Fach Philosophie erwähnt wird, aber daß er Philosophie studiert
hat, d.h. an der Universität Vorlesungen und Seminare in Philosophie
besucht hat, kann man aus den Unterlagen schließen. Tendenziöse
Selektion liegt auch vor, wenn man bei den Informationsquellen nur die
unzuverlässigen zitiert, ohne sie als unzuverlässig zu erkennen
zu geben, die seriösen Quellen aber entweder sich nicht besorgen oder
gar - falls sie vorliegen - nicht zur Kenntnis nehmen will. Dies ist z.B.
bei HJ´s "Quellen" zur Sukzession in der alt-römisch-katholischen
Kirche (den Schreiberlingen Riediger und Plazinski, deren Falschaussagen
sogar gerichtlich festgestellt wurden) der Fall. Verkürzende, sinnentstellende
Wiedergabe von Informationen ist der beste Trick, um Naivlinge erfolgreich
in die Irre zu führen; der Teufel läßt raffinierterweise
den Pferdefuß manchmal etwas schwer erkennen (s. 2 Kor 11,14). Ein
anderes Beispiel für billige Volksverhetzung der Marke "Einsicht"
(XXVI, 111): Für die "moralische Integrität" des Verf. spricht
in HJ´s Horizont "auch nicht, daß er dieses Pamphlet [gemeint
ist der Gemeindebrief Dez. 1996] aus Furcht vor einer Anklage wegen Verleumdung
nicht namentlich unterschrieben haben dürfte." Sollten HJ wirklich
schon dermaßen Ich-verliebt sein, daß sie Bescheidenheit als
Grund für den Verzicht auf Namensnennung nicht mehr in Erwägung
ziehen? Und wie können sie Furcht bei dem Verf. vermuten, der diesen
Text bereits vor der Veröffentlichung im Gemeindebrief an Heller geschickt
und später auch noch einmal an Jerrentrup geschickt hatte und seine
Autorenschaft klar erkennen ließ? Nein, jeder noch so imaginäre
Strohhalm wird hastig ergriffen, um den Verf. zu diskreditieren. Nun, der
Verf. kann sich bei seinem Urteil über Fichte nicht nur auf die gesamte
Philosophiegeschichte, sondern auch insbesondere auf die lehramtlichen
Verurteilungen des Idealismus und des Priesters G. Hermes stützen.
Es ist nur ein logischer Schluß, wenn man sagt, das System Fichtes
ist pantheistisch, und wer diesem Lehrsystem folgt, muß genauso als
Pantheist betrachtet werden, zumindest bis das Gegenteil bewiesen ist.
Ist es etwa Verleumdung, wenn man die Entscheidungen Roms auf die "Einsicht"
anwendet. Ist es etwa nicht Verleumdung, wenn man die Entscheidungen Roms
auf die Weihelinie der alt-römisch-katholischen Kirche nicht anwendet?
Schließlich nehmen HJ noch Anstoß an der - nach dem Urteil
anderer - "würzigen" Sprache, also einem gewissen rhethorischen Moment
in den Texten des Verf. Der Gossenjargon HJ´s ("ekelerregender Dreckhaufen"
etc. etc.) ist in der Tat verfehlt, aber wenn man die Sprache in ehrbarer
Weise in den Dienst der Verkündigung stellen kann - warum nicht? Die
an der deutlichen Sprache geäußerte Kritik HJ´s kann zwei
Gründe haben: Zum einen kennen sie die Hl. Schrift nicht, weder die
Apostelbriefe noch die Evangelien, sondern meinen, nur der sei ein würdiger
Priester, der sich einer einlullend süßlichen Sprache bedient,
wie sie etwa in den Vat.2-Texten zu finden ist. HJ sollten einmal die Texte
des hl. Bernhard von Clairvaux, der mit dem Ehrentitel "doctor mellifluus"
[honigfließender Lehrer] bedacht wurde, gegen Abälard lesen!
Zum anderen müssen HJ wohl eingestehen, daß ihnen außer
Autoritäts-Opportunismus und tendenziöser Selektion nur noch
die - äußerst primitive - Polemik bleibt, um ihre Horde bei
Laune zu halten. Sobald dann jemand kommt, der die Sprache wirklich beherrscht
und sogar in den Dienst der Wahrheit stellt, bleibt nur noch die grobschlächtige
Verteufelung als Waffe übrig, und HJ schießen in der Tat amokartig
um sich. Soviel zum Umfeld der Dissertation Storcks . Nach diesen Überlegungen
wollen wir uns nun ihrem Inhalt widmen.
- Fortsetzung folgt -
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