Zweites Vatikanisches Konzil: Nur pastoral oder dogmatisch
verpflichtend?
- Pressemeldung: Muss man / darf man die Lehren von Vatikanum
2 glauben? V2-"Dogmatiker" Wolfgang Beinert antwortet -
(Kirche zum Mitreden, 17.10.2014)
Wolfgang Beinert, ein "Theologe" / "Dogmatiker" der Gruppe des sog.
"Zweites Vatikanisches Konzils" (V2), veröffentlichte 2010 einen
Aufsatz: "Nur pastoral oder dogmatisch verpflichtend? Zur
Verbindlichkeit des Zweiten Vatikanischen Konzils" ("Stimmen der
Zeit" 1,2010). Darin erklärt er endgültig, dass V2 keinerlei
Verbindlichkeit besitzt, ja dass überhaupt jegliche Verbindlichkeit
von Glaubenssätzen absolut ausgeschlossen ist und sein muss.
Beinert erwähnt eingangs, dass es V2-Kritiker gibt: "Am radikalsten
ist die Position der sogenannten Sedisvakantisten: Weil sich der
Papst als oberster Inhaber der Leitungs- und Lehrgewalt der
römisch-katholischen Kirche die Konzilsdoktrin zu eigen gemacht
habe, sei er zum Irrlehrer geworden und habe als solcher
entsprechend der bereits im Mittelalter entwickelten Lehre von der
automatischen Absetzung des häretischen Papstes ("papa a fide
devius") sein Amt verloren". Hingegen in Wahrheit gibt es natürlich
nicht "die Sedisvakantisten" als homogene Gruppe; namentlich die
Katholiken sind nur eine winzige Teilmenge im Sedisvakantismus. Und
v.a.: Die Katholiken stützen sich nicht auf Theorien zu einem "papa
haereticus", sondern auf die unfehlbare Lehre von den wesentlichen
Merkmalen der Kirche: "einig, heilig, katholisch und apostolisch."
Die V2-Gruppe kann also gem. Dogma unmöglich die katholische Kirche
sein.
Beinerts radikale Ablehnung jeglicher Verbindlichkeit von
Glaubenssätzen, ob nun katholische Lehre oder V2-Irrlehre, beruht
auf dem Agnostizismus (angebliche Erkenntnisunmöglichkeit von
Wahrheit). Beinert propagiert dagegen eine völlig unverbindliche
"dogmatische Verpflichtung". Der begriffliche Hintergrund: "1.
Dogma" ist eine unfehlbare Lehraussage, die sowohl a) in der
göttlichen Offenbarung enthalten als auch b) vom kirchlichen Lehramt
endgültig als unfehlbare Lehre zu glauben vorgelegt worden ist.
Dogmen sind selbstverständlich notwendig unwandelbar - sonst wären
sie ja keine eigentlich wahren Aussagen. So und auch nur so sind sie
der absolut untrügliche, der absolut sichere Halt, damit der Mensch
sich nicht auf den Irrwegen unwahrer Behauptungen verliert, sondern
sein wahres Ziel findet. Die Zensur für jede vom Lehrsatz
abweichende Meinung ist "Häresie"; Häretiker sind keine Mitglieder
der Kirche. 2. Die "Dogmatik" hingegen beschäftigt sich als
theologische Wissenschaft mit verschiedenen theologischen Aussagen,
insbesondere auch mit ihren jeweiligen Gewissheitsgraden. Kirchliche
Strafen können auch bereits verhängt werden, wenn noch kein Dogma
bestritten wurde. Der Ausdruck "dogmatische Aussage" kann daher
aufgefasst werden i.S.v. 1. Dogma oder 2. bloße theologische
Aussage. Sämtliche V2-Texte sind nun definitiv nicht "dogmatisch"
i.S.v. "ein neues Dogma festlegend". Gem. V2-Gruppe ist jegliche
Glaubensfestlegung sogar verwerflich. O-Ton Beinert zum katholischen
Glauben: "War diese Glaubensfestlegung einmal getroffen, erstarrte
die Tradition wie erkaltete Lava. Sie ist nicht mehr Weg, sondern
selbstzweckliches Ziel."
Die unbedingte Unverbindlichkeit der V2-Texte betont Beinert
nachdrücklich, u.a. mit einem »"Vorwort eines Entwurfs für eine
Konzilsvorlage "De revelatione Dei", also der späteren Konstitution
"Dei Verbum"«. Dieses "Vorwort eines Entwurfs für eine
Konzilsvorlage", d.h. selbst von bilderbuchartiger
Unverbindlichkeit, stammt von Karl Rahner und Joseph Ratzinger: "Von
pastoraler Sorge bewegt, will also die Kirche ihre Söhne wie auch
alle anderen Menschen, die dem Wort Gottes geöffnet sind,
ansprechen, und zwar nicht, indem sie ein theologisches System
anbietet oder neue Dogmen festsetzt, sondern indem sie in der
Drangsal dieser Zeit das Licht des Evangeliums ... auf den Leuchter
stellt." Immerhin zitiert Beinert aber zusätzlich das wirklich
definitive Machtwort von Giovanni Battista Montini (sog. "Papst Paul
VI.", 7.12.1965): "Nun ist es hilfreich zu beachten, daß die Kirche
durch ihr Lehramt, obwohl es kein Lehrkapitel mit außerordentlichen
dogmatischen Sätzen definieren wollte, nichtsdestoweniger in sehr
vielen Fragen mit Autorität ihre Lehre vorgelegt hat, an deren Norm
heute ihr Gewissen auszurichten die Menschen gehalten sind." Kurzum:
Man ist "gehalten" (?), an den V2-Texten "sein Gewissen
auszurichten" (?). Es ist somit keinerlei Missverständnis möglich:
Selbst wer ausnahmslos jede V2-eigentümliche Aussage ganz und gar
und restlos ablehnt, kann gem. dem sichtbaren Oberhaupt der
V2-Gruppe selbst *nicht* als Häretiker betrachtet, geschweige denn
verurteilt werden.
Wie zumindest heillos verworren die V2-Texte selbst sind, deutet
Beinert immerhin an: "So stehen etwa das kommunionale und das
hierarchologische Kirchenbild unvermittelt nebeneinander; ist das
Oberhoheitsverhältnis des Papstes allein und der Bischöfe mit dem
Papst ungeklärt; ist die theologische Relation zwischen der
römisch-katholischen Kirche und den anderen Konfessionen nicht
sauber dargelegt." Also an unvermittelten, ungeklärten, unsauberen,
unverbindlichen Texten soll man sein Gewissen bilden.
Die tatsächlichen Dogmen hingegen finden in der V2-Gruppe natürlich
keine Gnade. O-Ton Beinert: "Beispiele solcher Änderungen
dogmatischer Aussagen: Erbsündenlehre, Geltung des Satzes von der
"alleinseligmachenden Kirche" ("Extra Ecclesiam nulla salus")".
Richtig ist, dass die Heilsnotwendigkeit der Kirche ein Dogma ist,
und dass V2 dieses Dogma ganz ausdrücklich leugnet: Nichtkatholische
Gemeinschaft werden explizit als "Mittel des Heiles" bezeichnet
(Unitatis Redintegratio 3). Aber natürlich ist damit nicht das Dogma
geändert, sondern stattdessen ist damit jeder V2-Angehörige ein
Häretiker und somit kein Mitglied der Kirche.
Abschließend: Eine griffige Definition, was die V2-Gruppe von
unfehlbarer und somit unwandelbarer Lehre hält, sowie gleichzeitig
ein Paradebeispiel zum dortigen Stellenwert der Logik gab kürzlich
"Kardinal" Reinhard Marx anlässlich der "Familiensynode im Vatikan"
(faz.de, 13.10.2014): "Natürlich wird die Lehre nicht verändert.
Aber sie entwickelt sich."
[Zurück zur KzM - Startseite]