Der nachfolgende
Text stammt von dem Altvater der Franziskaner-Eremiten,
der uns auf unsere Anfrage hin freundlicherweise erlaubte, diesen Text
im Internet zu veröffentlichen. Da sich der Orden viele Verdienste
erworben hat im Kampf gegen die Verunreinigung der Lehre Christi, steht
er uns gedanklich sehr nahe.
Geschichte des regulierten III. Orden des hl. Franziskus von Assisi
(Tertius Ordo Regularis, T.O.R.)
Die Geschichte läßt uns klar erkennen, daß der Dritte
Orden ein wirklicher und autonomer Orden ist, der seine Gründung auf
den hl. Franziskus von Assisi zurückführt. Die Kongregationen,
die nach der von Papst Pius XI. am 04. Oktober 1927 bestätigten Regel
des hl. Franzisksus leben, gehören durch eben diese Regel zum regulierten
III. Orden.
Im Jahre 1221, als Franziskus schon zwei Orden gegründet hatte,
nämlich den Orden der Minderen Brüder (Ordo Fratres Minorum,
OFM) und den der Armen Klarissinnen, zog er aus, um sein Wirken zur Rettung
der Seelen fortzusetzen. In seinen Predigten sprach er zum Volke von Gottes
Erbarmen für die Menschen. Er versuchte, seine Zuhörer dazu zu
bewegen, durch ein Leben der Buße und Liebe zu Gott zurückzukehren.
Ein neues Licht ging ihnen auf, sie erkannten die Gefahren des weltlichen
Lebens und die Notwendigkeit, nach den Grundsätzen des Evangeliums
zu leben. Manche baten Franziskus, in seine Nachfolge aufgenommen zu
werden.
Franziskus aber, erkennend, daß der Wunsch, ihm in einem Leben
der Armut nachzufolgen, nicht der Wille Gottes war, versprach, ihnen eine
Regel zu geben, nach der sie, in der Welt verbleibend, ihr Verlangen nach
Vollkommenheit verwirklichen könnten. In Florenz fand er eine fromme
Vereinigung von Männern und Frauen, die sich dem Dienste der Armen
und Kranken widmeten. Auch diese baten den Heiligen, unter seine Nachfolger
aufgenommen zu werden.
Mit Hilfe von Kardinal Hugolino verfaßte er seine dritte Regel,
die es den Bittstellern ermöglichte, bei Fortführung ihrer Werke
der Liebe zu Vollkommenheit zu gelangen. Die ersten, die sich zu dieser
Regel bekannten, waren sein Jugendfreund Luchesius von Poggiboni und dessen
Gattin. Franziskus gab ihnen eine aschgraue Tunika und einen Strickgürtel
als Ordenskleid. So vollzog er die Gründung seines dritten Ordens.
Der regulierte III. Orden
Im Laufe der Zeit fanden sich unter den Dritt-Ordensmitgliedern manche,
die beseelt von dem Verlangen nach höherer Vollkommenheit Haus und
Besitztum verließen, um als Einsiedler oder in Gemeinschaft unter
einem Obern zu leben. Zugleich wollten sie durch ihr Gemeinschaftlsleben
ihren Werken der Bamherzigkeit größere Wirksamkeit geben. Einige
gingen alsbald noch einen Schritt weiter und fügten zur Profession
der III. Regel noch die drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und
des Gehorsams hinzu.
Als Papst Nikolaus IV. im Jahre 1289 die III. Regel des hl. Franziskus
approbierte, hatte sich der Dritte Orden bereits zu einem eigenen Lebensstand
entwickelt. Es wäre jedoch irrig anzunehmen, daß durch die Hinzunahme
der wesentlichen Ordensgelübde zur Profession der III. Regel ein neuer
Orden sich gebildet habe. Der III. Orden des hl. Franziskus ist ein einziges
Institut, wie Papst Benedikt XV. in seinem Schreiben "Tertii ordinis a
poenitentia" vom 20. Februar erklärte. Wie nicht wenige Dokumente
bezeugen, besteht zwischen dem III. Orden und dem regulierten III. Orden
kein Unterschied weder in seinem Wesen noch in seinem Ursprung, nur daß
der regulierte III. Orden aus klösterlich regulierten Ordensmitgliedern
besteht, die Gelübde ablegen.
Dritt-Ordens-Kommunitäten dieser Art bildeten sich nicht nur in
Italien, sondern auch in Dalmatien, Frankreich, Deutschland, Holland, Belgien,
Spanien und Portugal. Kirchenrechtlich waren sie dem Ordinarius ihrer Diözese
unterstellt, während der I. Orden (die Minderen Brüder) die Visitiation
vornahm. Diese Regular-Terziaren wurden oft der Häresie beschuldigt
und hatten manche Verfolgungen von seiten kirchlicher Stellen zu erdulden,
die behaupteten, daß kein Prälat je die Hizufügung der
drei Ordensgelübde zur Ordensprofeß approbiert habe, ferner
daß dieser Gebrauch nicht dem Willen des seraphischen Vaters Franziskus
entspreche.
Um sie vor diesen Angriffen zu schützen, approbierte Papst Johannes
XXII. im Jahre 1323 ihre Lebensweise als lobenswert und dem Willen des
Ordensstifters entsprechend. Auch erklärte er, daß der Gebrauch,
die Ordensgelübde abzulegen, nicht gegen die von Papst Nikolaus II.
bestätigte Regel sei, da sie in keiner Weise denen, die eine höhere
Vollkommenheit erstrebten, die Ordensgelübde verbiete. Die erste offizielle
Approbation des regulierten III. Ordens wurde gegeben durch Papst Nikolaus
V., u.z. am 20. Juli 1447 in seinem Apostolischen Schreiben "Pastorale
officii". Der Ponitfex empfahl ihnen, sich als wirklicher Orden zu organiseren,
zum Unterschied von den Einsiedlern, die zwar nach der III. Regel lebten,
aber keine Zugehörigkeitsbeziehung zum Orden unterhielten. Sie sollten
daher ein Generalkapitel einberufen, um einen Generalminister zu wählen,
eigene Statuten aufzustellen und eine Ordenskleidung zu wählen, die
sich von den Einsiedler-Terziaren unterscheiden sollte. Am 29. April 1448
waren die empfohlenen Änderungen so weit erfüllt, daß zur
Wahl eines Generalministers geschritten werden konnte. Das erste Generalkapitel
wurde gehalten im Konvent vom hl. Rochus zu Montefalco in Umbrien. Es wählte
den Pater Bartholomäus Bonematti von Perugia zum Generalminister des
Ordens. Die ersten Statuten wurden angenommen und bekräftigt auf dem
Genralkapitel des Jahres 1474 zu Florenz. Im allgemeinen waren sie in Übereinstimmung
mit denen der Regel, die Papst Nikolaus IV. durch die Bulle "Supra montem"
vom 18. August 1289 approbiert hatte.
Eine Neufassung der Statuten unter Hinzufügung einiger den Verhältnissen
entsprechenen Bestimmungen wurde vorgenommen durch P. Bonaventura de Vincenza
und approbiert von Kardinal Rudolph de Carpi, dem derzeitigen Protektor
aller Franziskanischen Familien.
Neben den im regulierten III. Orden vereinigen Terziaren-Kongregationen
hatten sich in verschiedenen Ländern noch andere Kongregationen der
Dritten Regel gebildet. Sie lebten nach der von Papst Leo X. durch die
Bulle "Inter cetera nostra regimini" vom 20. Januar 1521 bestätigten
Regel, die bis zum 04. Oktober 1927, dem Tage der Approbation der revidierten
Dritten Regel, in Kraft blieb.
Die Regel von Papst Leo X. war nie von den zur Union von 1447 gehörenden
Kongregationen angenommen worden. Unter dem Pontifikat Papst Julius II.
erhielt der Regulierte III. Orden im Jahre 1512 von Kardinal Alexander
Farnese, dem späteren Papst Paul III., die auf dem Forum gelegene
Basilika von Ss. Cosmas und Damian. Papst Felix IV. hatte in den Jahren
von 525 - 530 in zwei Gebäuden des römischen Imperiums dem Templum
Sacrae Urbis und der Rotunda Romuli mit Genehmigung des Kaisers Theodoricus
eine Basilika zu Ehren der beiden Märtyrer Cosmas und Damian errichtet.
In dem an die Baslika anschließenden Gebäude wurde das Generalat
des Ordens untergebracht.
Entwicklung und Ausbreitung
Die Approbation des regulierten III. Ordens als ein vom Orden der Minderen
Brüder unabhängiger Orden gab dem Institut den Auftakt zu
einer günstigen Entwicklung. Die in Spanien und Dalmation bestehenden
Terziar-Kongregationen schlossen sich alsbald dem Orden an. Papst Clemens
II. bestätigte auf Bitten des Prokurator der dalmatischen Kongregation
hin ihre Inkorporation in den Orden und wurde als selbständige Provinz
den itatlienischen Provinzen gleichgestellt. Zu dieser Zeit zählte
der Orden bereits zwölf Provinzen.
In Belgien vollzog sich die gleiche Entwicklung des Ordens wie in Itatlien.
Auch dort entstanden Regular-Kongregationen, die sich zu einer Kongregation
zusammenschlossen und dann an den Hl. Stuhl die Bitte richteten, dem Orden
einverleibt zu werden. Am 18. Juni 1650 bestätigte Papst Innozenz
X. die Inkoporation unter Zuerkennung der Rechte einer Provinz. Die in
Süddeutschland bestehenden Kongregationen schlossen sich ebenfalls
dem Orden an und wurden als deutsche Provinz der Jurisdiktion des Generalministers
unterstellt.
Eine Zeit des Niedergangs
Die Ereignisse, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Venetianischen
Republik, in Österreich unter Kaiser Joseph II., in den Niederlanden
im Verlauf der französischen Revolution un in Italien in der Zeit
von 1860 bis 1873 stattfanden, brachten die Unterdrückung der Orden
durch die Zivilbehörden und die Zeitverhältnisse mit sich. Seine
Reihen wurden immer mehr geschwächt mit der Folge, daß die Zahl
der Provinzen auf zwei zurückging. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts
bestanden nur noch die Umbra Picenza und die sizilianische Provinz. Wenn
nicht eine kleine Gruppe, von außerordentlichem Geist beseelt, da
gewesen wäre, hätte der Orden wohl kaum die erlittenen Verlust
wettmachen können. So kam es, daß der Orden zu Anfang des 20.
Jahrhunderts fast ausgestorben war.
Die Neubelebung des Ordens
Den Antrieb zu einer neuen Entwicklung gab die Angliederung der in Spanien
und in den USA bestehenden Kongregationen von Regular-Terziaren. Die spanische
Kongregation entstand im 13. und 14. Jahrhundert. Papst Eugen IV. verlieh
ihr durch die Bulle "Injunctum nobis" vom 06. Februar 1442 die kirchliche
Approbation. Die französische Revolution hatte auch in Spanien die
Unterdrückung der Orden und Kongregationen zur Folge, so daß
das segensreich wirkende Institut dem Erliegen nahe kam. Hier war es P.
Antonio Ripoli, der die Kongregation wieder aufleben ließ.
Im Jahre 1906 wandten sich ihre Mitglieder an den Hl. Stuhl mit der
Bitte, dem regulierten III. Orden einverleibt zu werden. Am 03. Mai desselben
Jahres erließ Papst Pius X. das Dekret, wodurch die Kongregation
als die spanische Provinz von der Unbefleckten Empfängnis mit dem
regulierten III. Orden vereinigt wurde. In den USA bestanden zwei Kommunitäten
der regulierten Terziaren, nämlich in Spalding/Nebraska und in Loretto/Pennsylvania.
Im Jahre 1910 waren sie zahlenmäßig stark genug, um als Provinz
anerkannt zu werden. Sie wurden als die Provinz vom Hl. Herzen Jesu auf
ihre Bitte hin dem Orden einverleibt. Kurze Zeit später, am 11. Oktober
1912, wurde P. Pius Dujmovic von der Dalmatischen Provinz zum Generalminister
des regulierten III. Ordens gewählt.
Die vorstehende kurze Geschichte des Ordens und seiner Tätigkeit
legt Zeugnis dafür ab, daß der regulierte III. Orden des Hl.
Franziskus von Assisi blüht und seiner Tradition getreu seinen Zweck
erfüllt.
[Der Artikel wird abgerundet durch eine Aufstellung verschiedener Kongregationen
der Regular-Terziaren weltweit, insgesamt 28. Als letzte wird genannt:
Verbrüderung der Eremiten vom regulierten III. Orden des hl. Franziskus
von Assisi
1642, De la Cordelle de Vezelay - Frankreich]
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