"In aller Welt beachtet wurde am Sonntag das Schuldbekenntnis des Papstes für die Vergehen der Kirche. Am Montag berichten alle italienischen Tageszeitungen auf den Titelseiten davon und bringen farbige Fotos dazu. Zurückhaltender sind die Reaktionen nördlich der Alpen." So beginnt Radio Vatikan die Ausgabe der Nachrichten vom 13.03.2000.
In der Tat fanden sich in verschiedenen überregionalen deutschen Zeitungen und Magazinen wenigstens ein paar Worte zu diesem Skandal. Wir zitieren hier exemplarisch einen Satz dazu aus der "Rheinischen Post". Die RP weist ausdrücklich hin, dass die Nachrichten nur rein privat verwendet und nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen, deshalb schrieben wir eine e-mail: "Guten Tag, ich möchte in meinem Artikel über die vermeintliche "Vergebungsbitte des Papstes" Ihre Falschmeldung: "Als erster Papst der Kirchengeschichte hat sich Johannes Paul II. am Sonntag für Irrtümer und Verbrechen im Namen des katholischen Glaubens entschuldigt", zitieren. Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie dies zulassen. Falls Sie die Erlaubnis nicht erteilen, werde ich nur einen entsprechenden Vermerk veröffentlichen. Im Herrn". Wenige Stunden später traf bereits die Antwort bei uns ein: "ok. gruss". Im Zitat der e-mail ist ja schon das Zitat aus der RP enthalten. Dazu noch eine Bemerkung: Sinnigerweise war oben auf der Seite mit dieser Meldung auch ein Werbebanner eingefügt, was als eine Art Überschrift zum Wojtyla-Spektakel aufgefasst werden könnte: "Komm in den Karnevals-Club!" Tja, Zufälle gibt´s...
Der Hintergrund der Wojtyla-Show
Am 12.03.2000, dem ersten Sonntag der diesjährigen Fastenzeit, hielt
Wojtyla im Petersdom einen "Pontifikalgottesdienst" ab, bei dem
er ein massiv ausgedehntes "Schuldbekenntnis" vorspielte. Das
katholische und interessanterweise auch das V2-Schuldbekenntnis enthalten
die Worte "peccavi ... mea culpa" ["ich habe gesündigt
... durch meine Schuld"]. Dementsprechend wurde Wojtylas "Vergebungsbitte"
als ein besonderes "Mea culpa" bezeichnet. Kürzlich haben
wir eine Linkliste zu einem ähnlich gelagerten Machwerk
aus Luxemburg veröffentlicht, weswegen wir hier nicht alles
wiederholen müssen. Beide V2-Produkte dienen nur dazu, unter dem
Vorwand einer vermeintlichen "Vergebungsbitte" das Ansehen der
Kirche zu beschmutzen. Der "konziliare Umbruch" wird als
befreiendes Ereignis zelebriert, von dem ausgehend angeblich nun endlich
die Frohe Botschaft in rechter Weise verkündet und im Leben umgesetzt
wird. Wojtylas Showtime ist V2-liturgisch umnebelt und könnte im
ersten Moment an ein Gebet erinnern; das LM verzichtet ganz auf diese
Augenwischerei.
Ähnlich dem LM hat der Wojtyla-Text verschiedene Unterpunkte (wir
greifen ausschließlich auf die offizielle Übersetzung zurück),
konkret:
I. ALLGEMEINES SCHULDBEKENNTNIS
II. BEKENNTNIS DER SCHULD IM DIENST DER WAHRHEIT
III. BEKENNTNIS DER SÜNDEN GEGEN DIE EINHEIT DES LEIBES CHRISTI
IV. SCHULDBEKENNTNIS IM VERHÄLTNIS ZU ISRAEL
V. SCHULDBEKENNTNIS FÜR DIE VERFEHLUNGEN GEGEN DIE LIEBE, DEN
FRIEDEN, DIE RECHTE DER VÖLKER, DIE ACHTUNG DER KULTUREN UND DER
RELIGIONEN
VI. BEKENNTNIS DER SÜNDEN GEGEN DIE WÜRDE DER FRAU UND DIE
EINHEIT DES MENSCHENGESCHLECHTES
VII. BEKENNTNIS DER SÜNDEN AUF DEM GEBIET DER GRUNDRECHTE DER
PERSON.
Also: Im wesentlichen die gleichen törichten und sogar gotteslästerlichen Parolen, die schon aus dem LM bekannt sind. Eine ausführlichere Beschäftigung mit der heiligen Inquisition und der Kreuzzüge ist empfehlenswert; zu diesem Zweck kann man jedes beliebige zuverlässige Lehrbuch der Kirchengeschichte konsultieren. Hier nun einige Reaktionen auf Wojtylas Getue; auch dabei kann für weitere Informationen auf die Linkliste zum LM verwiesen werden:
Jüdische Organisationen
"Viele Sprecher jüdischer Organisationen zeigen sich enttäuscht,
dass der Holocaust nicht eigens vom Papst genannt wurde. Gleichzeitig drücken
sie die Hoffnung aus, dass der Papst dies in der kommenden Woche in Israel
nachholen werde, wenn er auch die Holocaustgedenkstätte Jad Vashem
besuchen wird. So auch der israelische Oberrabbiner Meir Lau. Er meinte,
der Papst hätte die Wannseekonferenz, bei der die Ausrottung der
Juden beschlossen worden sei, erwähnen sollen. Insgesamt hat der
Papst jedoch im Vorfeld seiner Israelreise in Jerusalem und Tel Aviv eine
positive Presse" (RV-Nachrichten v. 13.03.2000)
S. den Judaismus-Text. Für diese "Enttäuschung"
und die weitergehenden "Hoffnungen" werden anscheinend keine
vernünftigen Gründe genannt. Wir fragen, wie man sich darauf
versteigen kann, der Kirche die Schuld an den Judenmorden zu geben,
speziell natürlich während des Nazi-Regimes, aber auch in
anderen Zeiten. Die Kirche hat sich immer darum bemüht, den Abstand
zwischen Juden und Christen zu wahren, etwa durch Förderung von
Judenvierteln oder auch durch Nichteinstellung von Juden in christlichen
Betrieben. Damit wurde der Gefahr, dass es zu Konflikten zwischen diesen
so unterschiedlichen Gruppen kommt, am wirksamsten begegnet. Je weniger
sich Vertreter so gegensätzlicher Auffassungen in die Quere kommen,
um so besser: Die Juden waren vor den böswilligen Menschen geschützt,
die unter dem Vorwand, das Christentum zu ehren, Gewalt gegen Juden übten;
die Christen wurden vor blasphemischen Reden der Juden geschützt. Natürlich
blieb den Juden immer das Angebot offen, den christlichen Glauben
anzunehmen, und bürgerliche Toleranz war immer ein Wesensmerkmal der
Kirche. Um nur ein Kapitel zu nennen: Als die Juden Mitte des 14. Jh. als
"Brunnenvergifter" verschrien wurden, die den "schwarzen
Tod" über das Volk gebracht hätten, da versuchte die
Kirche, diesen Aberglauben und die daraus resultierende Hetze gegen die
Juden zu beenden. Wenn das Volk die Stimme der Kirche nicht hören
wollte, ist es nicht die Schuld der Kirche, wenn das Volk in Aberglauben
und Hetze schwelgte. Wie kann man da noch behaupten, die Kirche trage eine
Schuld an Gewaltaktionen gegen Juden? Solche Unterstellungen sind
schlichtweg haltlos.
Regelrecht skandalös ist daher die Behauptung des Präsidenten
des Jüdischen Zentralrates in Deutschland, Paul Spiegel, die "Amtskirche"
hätte der Judenverfolgung im Hitler-Deutschland "zumindest
indifferent" gegenüber gestanden. Kein Leid der Welt kann eine Lüge
rechtfertigen! Scharf zu kritisieren ist auch der Vizepräsident des
Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman (CDU), der Wojtyla
vorwarf, er habe eine "historische Chance verpasst, zum Holocaust,
den mörderischen Untaten im Dritten Reich und der Rolle der
katholischen Kirche dabei eine eindeutige Erklärung und Bewertung
abzugeben." Selbstverständlich hat bei den V2-Anhängern
Pius XII., der bislang letzte Papst, kein gutes Ansehen. Wenn mal etwas
Gutes über ihn gesagt wird, dann meist etwas, was man als - ggf.
schwerwiegenden - Fehler ansehen muss, z.B. die Neuübersetzung des
Breviers, die Umkrempelung der Karliturgie o.ä. Und so verwundert es
auch nicht, dass in einem modernistischen Büchlein über die Päpste,
in dem der Autor bei den Scheinpäpsten Roncalli und Montini förmlich
ins Schwärmen gerät, Pius XII. nicht gerade über den grünen
Klee gelobt wird. Dennoch zitieren wir aus diesem Büchlein eine Notiz
zu Pius XII. (Hans Kühner, Lexikon der Päpste von Petrus bis
Paul VI., Zürich o.J., 296f): "Noch ist die zusammenfassende
Geschichte der weltumspannenden Friedensarbeit des Papstes während
des Zweiten Weltkriegs nicht geschrieben. Während des nazistischen
Blutterrors in Rom vom Tage der militärischen Besetzung am 3.9.1943
bis zur Befreiung durch die Alliierten am 5.6.1944 gewährte der Papst
unzähligen politisch und rassistisch Verfolgten Asyl, und unerschöpflich
war seine Hilfstätigkeit für die leidende Bevölkerung des
Nachkriegseuropas. [...] Er war die gewichtigste der vielen warnenden
Stimmen, die sich mit den Drohungen der Atombombe und noch verhängnisvollerer
Waffen auseinandersetzten. Er war zur Stimme des Weltgewissens - zum
Anwalt der Menschheit im dämonischen Zeitalter der Angst und in den
furchtbarsten Zusammenbrüchen der Geschichte geworden - aus dem Geist
seiner Devise: Opus iustitiae pax, als Erfüller seiner höchsten
Sendung."
Wir sehen öffentlichen Widerrufen seitens Spiegels und Friedmans
samt Entschuldigungsbitte entgegen und werden dies auf KzM kommentieren.
"Kirchenvolksbewegung"
Das selbsternannte "reformkatholische Kirchenvolk" kritisierte
durch ihre Sprecherin Magdalene Bußmann Wojtylas Showtime als "vertane
Chance". Bußmann vermisste eine ausdrückliche Erwähnung
der Kreuzzüge, der Inquisition und des Antijudaismus und sinnierte: "Weil
kein konkretes Sündenbekenntnis abgelegt wurde, sind auch keine
konkreten Folgen für die aktuellen Verfehlungen der Kirche zu
erwarten." U.a. werde die "kirchliche Diskriminierung von Frauen"
fortgesetzt. Schwachsinn zur Potenz!
EKD [Evangelische Kirche in Deutschland]-Ratsvorsitzender Manfred
Kock
Kock äußerte im Radio (SWR) für die Vatikan-Show "Dank
und Respekt". Als Entschuldigung, warum Wojtyla nicht alles
Katholische restlos und konkret durch den Schmutz gezogen habe, meinte
Kock, dass seine tolle protestantische Gemeinschaft es schon immer leicht
gehabt habe, Irrtümer zuzugeben, während Schuldeingeständisse
für die Katholiken "etwas Neues und etwas Kompliziertes"
seien. In der Tat, die Protestanten haben eine ganze Menge an Irrtümern,
die sie zugeben und von denen sie abschwören müssen, i.e. den
Wust von protestantischen Meinungen. Nur leider wird das gerade nicht von
den Protestanten zugegeben. Kock forderte für einen weiteren Dialog
mit den "Katholiken", dass nun endlich auch offizielle Dokumente
"zurückgenommen" würden. Sicher, das hätten die Häretiker
gerne. Und wie die "Rechtfertigungs-Erklärung"
zeigt, sind die Vatikanisten extrem willfährig.
Der "katholische Historiker" Konrad Repgen
In einem Interview mit dem "Rheinischen Merkur" äußerte
sich Repgen zu der Absicht Wojtylas, eine "Vergebungsbitte" zu
sprechen. Der RM hat bei Katholiken nicht gerade den besten Ruf; ein
Beispiel: Zur Gruppe der Herausgeber gehört Christa Meves, über
die wir bislang nicht viel Positives berichten konnten (s. z.B.
Der Begriff "römisch-katholisch").
Im Gegensatz zur o.g. Rheinischen Post haben wir trotz angemessener Suche
kein Verbot gefunden, weshalb wir nicht aus dem Merkur zitieren dürften.
Bei einer anderen Zeitung (Die Woche), die ebenfalls keine so strikten
Auflagen nannte wie die Rheinische Post, hatten wir vorsichtshalber
gefragt, ob wir daraus zitieren dürften, und erhielten nur die
Belehrung, dass ein Zitat keine Urheberrechtsverletzung darstelle, m.a.W.
völlig in Ordnung sei. Frohgemut, wenn auch unter dem nötigen
Vorbehalt, verwenden wir hier nun das Repgen-Interview. Zur Sicherheit
werden wir aber im Gästebuch des Merkur folgenden Eintrag einfügen:
"Auf meiner Homepage KzM verwende ich in meinem Text über die
vermeintliche "Vergebungsbitte des Papstes" Teile aus dem
Interview mit Konrad Repgen. Ich habe auf Ihrer Homepage keinen Hinweis
gesehen, dass ein solches Zitat verboten sein sollte; ggf. werde ich aber
einem solchen Verbot umgehend Folge leisten und die Zitate entfernen."
Wohlgemerkt: Das Interview ist vor Wojtylas Großauftritt geführt
worden, ist also nur eine Reaktion auf die Ankündigung der
Vergebungsbitte, und so sagt Repgen bereits zu Anfang: "Im Übrigen
kennt zur Stunde niemand den Text vom kommenden Sonntag. Ich gehe davon
aus, dass Johannes Paul II. in einer Predigt von etwa 10 oder 15 Minuten
erklärt und begründet, warum eine Reihe von früheren Zuständen
und Begebenheiten, von "heißen Eisen" in der Geschichte
der Kirche, ihn und viele von uns heute bedrücken, und dass er dafür,
soweit dabei gefehlt worden ist, die Vergebung Gottes erbittet. Vielleicht
schließt er ein Gebet an. Gegen eine solche Erklärung und Bitte
kann ein Historiker, zumal ein katholischer, nichts einwenden. Es ist ein
genuiner Akt der Kirchenführung." Mit dieser Annahme lag Repgen
gründlich daneben, und seinen sonstigen Ausführungen kann man
schwerlich ein besseres Zeugnis ausstellen. Allein schon die Tatsache,
dass Repgen Wojtyla zum Papst erklärt, spricht nicht gerade für
die Kompetenz Repgens. Und dass sich Repgen des Traditionsbruchs, den die
Neu-Römer vollzogen haben, durchaus bewusst ist, zeigt seine
Feststellung: "Das Zweite Vatikanische Konzil, dessen Erklärung über
den unbedingten Vorrang der Religionsfreiheit einen ziemlich radikalen
Bruch mit einer jahrhundertelangen Tradition bedeutete, hat den Nachdruck
darauf gelegt, dass die Lehre der Kirche, wonach niemand zum Glauben
gezwungen werden darf, trotz entgegengesetzten Handelns die Zeiten überdauert
habe ("Dignitatis humanae personae", 12)." Dementsprechend
fällt sein Urteil über die Qualität von Wojtylas Show aus: "Es
ist ein herausragender Akt der Kirchenleitung mit dem offenkundigen Ziel,
dem Kirchenvolk für das Morgen und Übermorgen Richtung zu geben.
Historische Begebenheiten und Zustände werden durch Schuldbekenntnis
und Vergebungsbitte nicht ungeschehen gemacht, sondern in ein neues Licht
gerückt. Das öffnet den Gläubigen die Augen zur besseren
Bewältigung der künftigen Probleme auf dem Weg durch die Zeit."
So viel z.Th. Bildungsnotstand in Deutschland.
Epilog
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Rummel, der um Wojtylas
Showtime gemacht wurde. Natürlich meldeten sich u.a. Profis wie Karl
Lehmann und Hans Küng zu Wort, aber lieferten
nichts, was einen Gedanken wert wäre (außer natürlich
Gedanken über die geistige Ausrichtung etc. dieser Leute). Dieses so
genannte "Mea culpa" ist keine "Vergebungsbitte",
sondern eine Verleumdung der Kirche, und der Apostat Wojtyla sollte
deshalb auch klar zum Ausdruck bringen, dass er als Apostat über die
katholische Kirche, die er vernichten möchte, herzieht. Was auch
immer im Zusammenhang mit diesem Spektakel diskutiert und geschrieben
werden mag: Die restlose Verlogenheit des Ober-Apostaten Karol Wojtyla und
seiner Mannschaft ist für jeden sofort erkennbar. Man denke nur an
die rigorose, menschenverachtende Christenverfolgung, mit der die
V2-Sektierer die Katholiken auszurotten versuchen. Kaum eine Organisation
kann eine ähnlich unerbittliche Terrorkampagne gegen die katholische
Kirche vorweisen wie die V2-Sekte. Rechtschaffene, wehrlose Menschen
werden ohne jeden vernünftigen Grund öffentlich diffamiert,
ihres Eigentums beraubt oder gar ins Gefängnis geworfen. Für
diesen Terror werden die V2-Anhänger (und ggf. der Staat als Erfüllungsgehilfe)
sich einmal verantworten müssen, und es wird ihnen vermutlich nicht
helfen, dass sie das Ansehen der Kirche ungerecht besudelt haben.