Homeschooling: 3 Monate Kerker für
"Unbelehrbarkeit"
- Pressemitteilung zur Verurteilung der "Schulverweigerer von
Herleshausen" -
(Kirche zum Mitreden, 19.06.2008)
Das Landgericht Kassel verurteilte am 18.06.20008 die sog.
"Schulverweigerer von Herleshausen" zu drei Monaten Gefängnis ohne
Bewährung, weil sie, ein Journalist und eine Musiklehrerin, beide
mit Hochschulabschluss, ihre Kinder selbst zu Hause unterrichten, statt
sie der Schule auszuliefern. Die Begründung für das
Homeschooling: Der Lehrstoff in öffentlichen Schulen sei mit ihrem
christlichen Weltbild unvereinbar.
Der Staatsanwalt meinte in der Hauptverhandlung, die Eltern seien wie
ein Lastwagenfahrer, der vor Gericht beteuere, auch in Zukunft immer
wieder mit Alkohol hinter dem Steuer zu sitzen. Der Richter
verhängte daraufhin unbedingten Kerker gegen die Eltern und setzte
hinzu: "Die Schule hat einen gesellschaftlichen Erziehungsauftrag. Dem
darf sich niemand entziehen, auch aus religiösen Motiven nicht."
Wie ist dieses Urteil zu bewerten? Zunächst zur
Lastwagenfahrer-Metapher: Im betrunkenen Zustand Auto zu fahren, ist in
der Tat eine schwere Verfehlung und muss hart bestraft werden. Durch
Alkohol werden Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit nachweislich
gesenkt, d.h. durch Trunkenheit am Steuer setzt man sich und andere
einem unentschuldbaren Risiko aus. Nur: Was hat das mit Hausunterricht
zu tun? Offenkundig gar nichts. Dass durch Hausunterricht die
Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit der Kinder nachweislich
gesenkt wird, ist nicht bewiesen; allerdings gibt es zur Effizienz von
Heimunterricht einige unabhängige Studien mit sehr klaren
Ergebnissen, die sehr zugunsten von Homeschooling sprechen.
Entsprechende Übersichten bietet z.B. die "Home School Legal
Defense Association" (HSLDA). Auch bemerkenswert: Der älteste Sohn
der "Herleshausener Schulverweigerer" war nur das letzte halbe Jahr auf
einer staatlichen Schule und hat dort einen Realschulabschluss gemacht
- als einer der Klassenbesten. Außerdem ist Alkohol am Steuer
zwar wohl überall auf der Welt verboten, aber Homeschooling nun
einmal nicht. Überhaupt ist die staatliche Schule erst sehr
spät entstanden, u.z. als Hilfe für die eigentlichen
Stätten der Erziehung, d.h. für die Kirche und für die
Familie. Eine kategorische Verkettung von Erziehung mit Staatsschule
steht also in gar keinem Verhältnis zu einer kategorischen
Trennung von Trunkenheit und Autofahren. Schaut man insgesamt auf den
Wert der Lastwagenfahrer-Metapher, so ist dieser schlichtweg
unterirdisch: Wegen absoluter Unvergleichbarkeit ist der Beweiswert
gegen die Eltern komplett inexistent; das ganze ist nur ein
maßlos zynischer Vorwand, um Unschuldige zu Straftätern
abzustempeln. Insofern war auch die Reaktion des Vaters
verständlich, der diesen Vergleich als "menschenverachtend"
zurückwies. Ausschlaggebend für die lange unbedingte
Kerkerhaft war die angebliche "Unbelehrbarkeit" der Eltern. Aber eben:
Die Lastwagenfahrer-Metapher dient ja überhaupt nicht zur
Belehrung, dass Heimunterricht strafbar ist. Vielmehr dient der ganze
Schauprozess nur als Belehrung, dass man sich nicht gegen herrschendes
Unrecht wenden darf: Und bist du nicht willig, so brauch ist Gewalt.
Nun ist die Bildung resp. ihr eklatanter Mangel in Deutschland immer
wieder ein Thema, und das keineswegs nur wegen der PISA-Katastrophe.
Ein paar neuere Beispiele: 1. Am 09.06.2008 hat die Landesregierung
Nordrhein-Westfalen erklärt, dass eine Klausur beim Zentralabitur
im Fach Mathematik nachgeschrieben werden darf: Nach
Schülerprotesten über den angeblich zu hohen
Schwierigkeitsgrad hatten mehrere Lehrer und ein Professor die Aufgaben
tatsächlich als für Schüler zu schwierig eingestuft. 2.
Am 12.06.2008 hat das niedersächsische Kultusministerium den
Direktor des Gymnasiums Scharnebeck abgesetzt: Schüler hatten
protestiert und den Unterricht boykottiert, weil das Gymnasium zweimal
bei Schulinspektionen durchgefallen war; zahlreiche Lehrer hatten mit
Versetzungsanträgen gedroht. 3. Angela Merkel ist seit einigen
Tagen auch wegen ihres Schlagworts "Bildung für alle" in den
Schlagzeilen; offenkundig kann selbst die Bundeskanzlerin nicht einfach
behaupten, dass es mit der Bildung in Deutschland zum besten bestellt
ist. Und diese drei Beispiele sind nur ein paar Eisbergspitzen: Das
eigentliche Problem liegt sehr viel tiefer und ist weitaus gewaltiger,
als dass man nur von einzelnen Schwachstellen einer ansonsten
funktionierenden Bildung sprechen kann.
Es ist eine unleugbare Tatsache, dass in den Schulen - u.z. ganz
konform mit den "Lehrplänen"! - die Schüler ganz gezielt
desorientiert werden. Für jeden sofort objektiv nachprüfbar
ist das im Bereich der sog. "katholischen Religionslehre": Was in den
"Lehrbüchern" steht, ist *nicht* katholisch; man braucht nur die
katholischen Dogmen mit den Irrlehren der "Lehrbücher" zu
vergleichen. Nun haben die Anhänger des Homeschoolings
erfahrungsgemäß zwar oft einen irgendwie "christlichen",
aber praktisch nie einen katholischen Hintergrund, d.h. das Problem der
"katholischen Religionslehre" ist ihnen normalerweise gar nicht
bewusst, geschweige denn überhaupt für sie von Interesse.
Deshalb schaue man einfach mal, wie böse die Gehirnwäsche in
Fächern wie Biologie, Geschichte etc. betrieben wird. Man frage
einfach mal die Schüler, wie es ihnen ergangen ist, wenn sie
Lehrern Fehler nachgewiesen haben. Das wird dann kommentiert mit
"Witzen" wie der "Schulordnung: Artikel 1: Der Lehrer hat immer Recht.
Artikel 2: Sollte er einmal nicht Recht haben, tritt automatisch
Artikel 1 in Kraft." Kurz: Schüler sollen zu
autoritätsgläubigen Befehlsempfängern verzogen werden,
denen sowohl die intellektuelle als auch die charakterliche Kraft
ausgetrieben wird, Probleme in richtiger Weise abzustellen. Dieses
eigentliche Bildungsziel ist immerhin mit Bravour erreicht: eine
grassierende Verarmung, eine abartig hohe Arbeitslosigkeit und eine
irrsinnige, erdrückende Staatsverschuldung etc. sprechen eine
unmissverständliche Sprache. Zudem gibt es Studien, dass Gewalt an
Schulen von Mobbing bis Körperverletzung in den letzten Jahren
enorm zugenommen hat. Bietet also die Schule im Vergleich zum Zuhause
tatsächlich immer die bessere Lernatmosphäre?
Und wie umfassend diese staatliche aufgezwungene Verblödung und
Verwahrlosung wirkt, zeigt jetzt dieses Urteil: Ein
"menschenverachtender" Pseudo-Vergleich dient als Vorwand, um
Unschuldige einzukerkern. Die Deutschen sind viel zu sehr
beschäftigt mit Deutschlands nächstem Topmodel, mit der
Fußball-EM und sonstigen Nichtigkeiten, um überhaupt von
derlei Justizverbrechen Notiz zu nehmen; und selbst wenn sie trotzdem
davon erfahren, sind sie's ob des "menschenverachtenden"
Pseudo-Vergleichs schon zufrieden. Wer sich mit diesem ungeheuerlichen
Unrecht nicht abfinden möchte, der wird mit aller Gewalt
"belehrt", dass niemand sich der totalitären Verblödung und
Verwahrlosung entziehen darf, "auch aus religiösen Motiven nicht".
Wer sich weiter mit der Problematik der deutschen Zwangsverblödung
und Zwangsverwahrlosung beschäftigen möchte, ist deshalb
dringend angehalten, die kirchlichen Weisungen zu befolgen. Besonders
empfohlen sei in diesem Zusammenhang die Enzyklika "Divini illius
magistri" (über die Erziehung der Jugend, 31.12.1929) von Papst
Pius XI.; ein Ausschnitt: "Es ist jedoch klar, daß der Staat bei
aller Förderung der öffentlichen und privaten Erziehung
gehalten ist, nicht bloß die der Kirche und Familie von Haus aus
zustehenden Rechte auf die christliche Erziehung zu achten, sondern
sich auch der Gerechtigkeit zu beugen, die jedem das gibt, was ihm
zukommt. Deshalb begeht der Staat ein Unrecht, wenn er die Erziehung
und den Unterricht ganz an sich zieht, so daß die Familie
entgegen den Pflichten ihres christlichen Gewissens und entgegen der
ihnen rechtmäßig zustehenden freien Wahl physisch oder
moralisch gezwungen wird, ihre Kinder in die Staatsschulen zu schicken."
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