Wolfgang Thierse und Misereor / Nachlese

- Der Bundestagspräsident plädiert erneut für das Antichristentum -
(Kirche zum Mitreden, 11.05.2000)

In Beantwortung unserer e-mail vom 29.03.2000 (s. unseren Misereor-Text) erhielten wir heute eine e-mail von Markus Zorn (markus.zorn@bundestag.de), bescheidenerweise mit dem Vermerk "höchste Prioritätsstufe" versehen. Wir begrüßen, dass der Staat uns auch einmal per e-mail antwortet, das spart nicht nur Porto (= Steuergelder), sondern auch Arbeit bei der Übertragung des Textes.
Die mail enthielt aber leider nur ein Attachment im Word-Format, wobei wir noch einmal daran erinnern, dass wir grundsätzlich nur mails im einfachen ASCII-Code annehmen, d.h. mails mit Attachment werden von uns oft ungelesen gelöscht. Dass eine gewisse Vorsicht bei e-mails nicht unangebracht ist, hat z.B. kürzlich der "I Love You"-Vorfall gezeigt: Dieses per e-mail verbreitete Virus hat in den letzten Tagen Schäden in Milliardenhöhe verursacht, s. auch Viruswarnung. Hier also der Mailtext:


"DER PRÄSIDENT DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES, Referat Kommunikation,   Referentin  
Sehr geehrter Herr Pater L.,
der Präsident des Deutschen Bundestages, Herr Wolfgang Thierse, hat mich gebeten, Ihnen für Ihre E-Mail vom 29. März dieses Jahres zu danken. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass es ihm aufgrund der Vielzahl der hier eingehenden Post leider nicht möglich ist, jeden Brief persönlich zu beantworten. Er hat Ihr Schreiben jedoch aufmerksam und mit Interesse zur Kenntnis genommen.
In Ihrem Schreiben nehmen Sie Bezug zur Eröffnungsrede des Bundestagspräsidenten anlässlich der Fastenaktion von „Misereor" am 11. März 2000 in Frankfurt. Ihrer Ansicht nach sei die Aktion Teil eines antichristlichen Unternehmens, für das sich der Bundestagspräsident nicht unterstützend einsetzen dürfe. Diese Ansicht teilt der Bundestagspräsident Thierse nicht. Vielmehr sieht er das Hilfswerk als eine Institution, die seit 1959 in über 100 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas vorbildliche Hilfe geleistet und eine Vielzahl von Menschen unterstützt hat. Was hieran antichristlich sein soll, ist mir unverständlich.
Wie Sie als römisch-katholischer Priester sicherlich wissen, war die Auftaktveranstaltung organisiert durch den Bischoff Franz Kamphaus (Limburg), auf dessen Einladung Bundestagspräsident an der Veranstaltung teilgenommen hat.
Mit freundlichen Grüßen
(Cornelia Busch)"


In dem Brief sind zwei (oder, wenn man äußerst großzügig ist, vier) Möchtegern-Argumente enthalten:

1. Misereor leistet vorbildliche Hilfe.
2. Bischof Franz Kamphaus organisierte die Auftaktveranstaltung.
(3. Thierse teilt unsere Ansicht nicht.)
(4. Unsere Ansicht ist der Referentin unverständlich.)

Die Argumente 1 und 2 sind schlichtweg Falschaussagen, denn nachweislich leistet Misereor keinerlei vorbildliche Hilfe, und nachweislich ist Kamphaus kein Bischof (Weihestufe), geschweige denn Bischof eines Bistums (kirchliche Zugehörigkeit). Auch hier ist also ein Widerruf seitens Thierse dringend erforderlich.
Die unter 3 und 4 aufgeführten Aussagen bestärken uns in unserer Überzeugung, dass das Amt des Bundestagspräsidenten mit Thierse nicht optimal besetzt ist, und wir sehen keine Veranlassung, unseren Rat an Thierse, sämtliche politischen Ämter sofort und für immer niederzulegen, zurückzunehmen.

Von Politikern erwartet man unverbrüchliche Treue zur Wahrheit und aufopferungsvolle Hingabe bei der Urteilsfindung. Beides vermissen wir in dem Schreiben Thierses vollständig. Es bleibt die bange Frage, ob Thierse und Busch in dieser höchst bedeutsamen Angelegenheit wirklich ganz so "aufmerksam und interessiert" waren, wie es die Einleitung nahelegt.

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