Das Gleichnis vom großen Abendmahl kann gemäß dem Römischen
Katechismus auf zweifache Weise verstanden werden. Zum einen als die himmlische
Herrlichkeit, das Himmelreich in seiner Vollendung, das am Ende des Tages
denen geschenkt wird, die den Tag, das irdische Leben in Gemeinschaft mit
dem Hausvater geführt haben. Es ist auch möglich, den Begriff
Abendmahl auf den Leib Christi im Altarsakrament zu beziehen. Gemäß
kirchlicher Lehre ist die würdige Kommunion, also die, die im Stand
der heiligmachenden Gnade empfangen wird, ein Unterpfand der himmlischen
Seligkeit, sie verleiht ein Anrecht auf die selige Auferstehung in Unsterblichkeit
und Verklärung. Wer nach Möglichkeit häufig die hl. Kommunion
empfängt, und dies in würdiger Weise, der darf in der Hoffnung
leben, zu den Auserwählten zu gehören, die in der Ewigkeit am
himmlischen Mahle Anteil haben. Wer dem Ruf zum würdigen Kommunionempfang
nicht folgt, der wird wahrscheinlich auch dem Ruf zur ewigen Herrlichkeit
nicht folgen.
Der Ruf zum Abendmahl ist ein Ruf zur Kirche. Alle können und
müssen der katholischen Kirche angehören. Außerhalb der
Kirche gibt es kein Heil. Wer nicht Mitglied der Kirche ist, dem darf das
Altarsakrament grundsätzlich nicht gespendet werden. Und man muss
ein lebendiges Mitglied der Kirche sein, man muss also frei sein von Todsünden.
Eine Todsünde schließt in dieser Zeit vom Empfang des Altarsakramentes
und in der Ewigkeit von der himmlischen Seligkeit aus. Befindet man sich
im Stand der Todsünde, sollte man diesem furchtbaren Zustand also
möglichst bald durch eine würdige Beichte ein Ende setzen.
Betrachten wir das Evangelium noch etwas genauer. Die geladenen Gäste
sollen zum Abendmahl erscheinen, aber statt der Einladung Folge zu leisten,
nennen sie Gründe oder besser Vorwände, warum sie nicht beim
Abendmahl erscheinen. In diesem Zusammenhang weist der Römische Katechismus
die Pfarrer an, gegen die bösen Begierden zu reden, weil "alle Entschuldigungen
aus der bösen Begierlichkeit hervorgehen. Zugleich ist unser Elend
darzustellen, das wir gegen das einen Widerwillen haben, was uns heilsam
ist, und uns hingegen verderblichen Dingen hingeben, wie diese getan haben."
Daraufhin werden die drei im Gleichnis genannten Entschuldigungen aufgeführt,
mit denen die Geladenen den Knecht des Gastgebers wegschicken.
"Der erste sprach zu ihm: 'Ich habe ein Landgut gekauft und muß
hingehen, es anzusehen." "Ein anderer sagte: 'Ich habe fünf Joch Ochsen
gekauft und gehe gerade hin, sie auszuproben.'" "Ein dritter sprach: 'Ich
habe ein Weib genommen'." Im Gleichnis vom Sämann, das ebenfalls von
Lukas wiedergegeben wird, wird auch von der Möglichkeit gesprochen,
dass das Saatgut mitten unter die Dornen fällt. "Die Dornen wuchsen
mit auf und erstickten es" (Lk 8,7). Und Jesus erklärt seinen Jüngern:
"Was unter die Dornen fiel, sind jene, die das Wort zwar hören, dann
aber in den Sorgen, Reichtümern und Genüssen des Lebens aufgehen
und es ersticken und so keine Frucht bringen" (Lk 8,14). Die Entschuldigungsgründe,
weswegen die Geladenen nicht am Abendmahl teilnehmen, weisen eine gewisse
Ähnlichkeit zu den Gründen auf, weswegen der gute Same nicht
die erwünschte Frucht bringt: die Sorgen, Reichtümer und Genüsse
des Lebens.
Das Betrachten des Landgutes kann durchaus ein Zeichen von Hoffart,
von Stolz und Habsucht sein. Der Geladene will sich lieber satt sehen an
seinem Besitz, als der Einladung zum Abendmahl zu folgen. Ich bin reich,
ich freue mich an meinem Reichtum, ich will meinen Reichtum genießen,
meinem Reichtum gilt mein größtes Interesse. Die Hl. Schrift
warnt immer wieder vor den Gefahren des Reichtums. Reichtum an sich ist
nicht notwendig verwerflich, es ist keineswegs jeder zu einem Leben in
einem Bettelorden berufen. Die Kirche hat nicht nur Franz von Assisi heilig
gesprochen. Unter den von der Kirche Heiliggesprochenen befinden sich auch
Ludwig IX., der im 13. Jh. König von Frankreich war, und Wenzel, der
im 10. Jh. böhmischer Herzog war. Wer seinen Reichtum in gerechter
Weise nutzt, ohne sein Herz daran zu hängen, ohne ihn für wichtiger
zu achten als die Gemeinschaft mit Gott, für den ist der Reichtum
kein Hindernis, sondern ein Mittel auf dem Weg zu Gott. Und selbst wer
nicht sehr viel besitzt, kann dennoch materielle Güter für wichtiger
halten als die Gemeinschaft mit Gott und sich damit vom Abendmahl ausschließen.
Die Sorge um die neu gekauften fünf Joch Ochsen verrät ebenfalls
eine Überbewertung zeitlicher Güter. Statt sich um das geistliche
Leben zu kümmern, sorgt man sich darum, dass mit den zeitlichen Gütern
alles in Ordnung ist. Auch hier gilt wieder: Ordnung in den zeitlichen
Gütern zu halten, sich mit der gebotenen Sorgfalt um die zeitlichen
Güter zu kümmern, ist nicht verwerflich. Ja, es ist sogar eine
grundsätzliche Pflicht, sich um die zeitlichen Dinge in rechter Weise
zu kümmern, aber diese Pflichterfüllung darf nicht so weit gehen,
dass man dafür die ewige Seligkeit verliert. Auch wenn die Kirche
Müßiggang als aller Laster Anfang verurteilt, so besteht sie
doch darauf, dass die Sonntage und gebotenen Feiertage von der Sonntagsruhe
geprägt sind, an denen mit Andacht die hl. Messe besucht wird und
an denen jede nicht notwendige knechtliche Arbeit ruht.
Schließlich noch zu der Entschuldigung des dritten Eingeladenen:
"Ich habe ein Weib genommen". Die Ehe ist ebenfalls nichts Schlechtes,
sie wurde von Christus zur Würde eines Sakramentes erhoben, und die
Eheleute können und sollen sich gegenseitig darin unterstützen,
ein gottgefälliges Leben zu führen. Bei dieser Entschuldigung
geht es aber vielmehr darum, dass die Genüsse des Lebens für
wichtiger gehalten werden als die Gemeinschaft mit Gott. Der Römische
Katechismus weist in diesem Zusammenhang die Pfarrer an: "Hier muss man
die Wollust in ihrer Verabscheuungswürdigkeit zeigen und die Enthaltsamkeit
und Keuschheit anempfehlen." Wie oft und wie eindringlich warnt die Hl.
Schrift vor den Sünden der Fleischeslust! Und wie verdorben ist gerade
auch unsere Zeit! Wer heute noch Enthaltsamkeit und Keuschheit empfiehlt,
darf sich des hässlichsten Gespöttes sicher sein, und das ist
noch die harmloseste Folge. Trotzdem: Die hemmungslose Genusssucht, die
von den Medien propagiert wird und z.B. in der schamlosen Kleidung ihren
Ausdruck findet, verblendet den Menschen und setzt ihn der Gefahr der ewigen
Höllenstrafen aus. Wie verblendet muss man sein, dass man die kurzen,
geringen Genüsse des Lebens den Freuden des ewigen Lebens vorzieht?
Hüten wir uns also davor, uns von den Sorgen, Reichtümern
und Genüssen des Lebens gefangennehmen zu lassen. Sollten wir uns
an die irdischen Dinge versklavt haben, befreien wir uns aus dieser Versklavung.
Stellen wir die irdischen Dinge nie über die Gemeinschaft mit Gott.
Leben wir vielmehr so, dass wir am Abendmahl teilnehmen dürfen, in
dieser Zeit am Allerheiligsten Sakrament des Altares, und dereinst in der
ewigen Seligkeit des Himmels. Amen.