Predigt am 22.06.2003

- Sonntag in der Fronleichnamsoktav, sd -
(Kirche zum Mitreden, 22.06.2003)
1 Joh 3,13-18; Lk 14,16-24

Das Gleichnis vom großen Abendmahl kann gemäß dem Römischen Katechismus auf zweifache Weise verstanden werden. Zum einen als die himmlische Herrlichkeit, das Himmelreich in seiner Vollendung, das am Ende des Tages denen geschenkt wird, die den Tag, das irdische Leben in Gemeinschaft mit dem Hausvater geführt haben. Es ist auch möglich, den Begriff Abendmahl auf den Leib Christi im Altarsakrament zu beziehen. Gemäß kirchlicher Lehre ist die würdige Kommunion, also die, die im Stand der heiligmachenden Gnade empfangen wird, ein Unterpfand der himmlischen Seligkeit, sie verleiht ein Anrecht auf die selige Auferstehung in Unsterblichkeit und Verklärung. Wer nach Möglichkeit häufig die hl. Kommunion empfängt, und dies in würdiger Weise, der darf in der Hoffnung leben, zu den Auserwählten zu gehören, die in der Ewigkeit am himmlischen Mahle Anteil haben. Wer dem Ruf zum würdigen Kommunionempfang nicht folgt, der wird wahrscheinlich auch dem Ruf zur ewigen Herrlichkeit nicht folgen.
Der Ruf zum Abendmahl ist ein Ruf zur Kirche. Alle können und müssen der katholischen Kirche angehören. Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil. Wer nicht Mitglied der Kirche ist, dem darf das Altarsakrament grundsätzlich nicht gespendet werden. Und man muss ein lebendiges Mitglied der Kirche sein, man muss also frei sein von Todsünden. Eine Todsünde schließt in dieser Zeit vom Empfang des Altarsakramentes und in der Ewigkeit von der himmlischen Seligkeit aus. Befindet man sich im Stand der Todsünde, sollte man diesem furchtbaren Zustand also möglichst bald durch eine würdige Beichte ein Ende setzen.
Betrachten wir das Evangelium noch etwas genauer. Die geladenen Gäste sollen zum Abendmahl erscheinen, aber statt der Einladung Folge zu leisten, nennen sie Gründe oder besser Vorwände, warum sie nicht beim Abendmahl erscheinen. In diesem Zusammenhang weist der Römische Katechismus die Pfarrer an, gegen die bösen Begierden zu reden, weil "alle Entschuldigungen aus der bösen Begierlichkeit hervorgehen. Zugleich ist unser Elend darzustellen, das wir gegen das einen Widerwillen haben, was uns heilsam ist, und uns hingegen verderblichen Dingen hingeben, wie diese getan haben." Daraufhin werden die drei im Gleichnis genannten Entschuldigungen aufgeführt, mit denen die Geladenen den Knecht des Gastgebers wegschicken.
"Der erste sprach zu ihm: 'Ich habe ein Landgut gekauft und muß hingehen, es anzusehen." "Ein anderer sagte: 'Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe gerade hin, sie auszuproben.'" "Ein dritter sprach: 'Ich habe ein Weib genommen'." Im Gleichnis vom Sämann, das ebenfalls von Lukas wiedergegeben wird, wird auch von der Möglichkeit gesprochen, dass das Saatgut mitten unter die Dornen fällt. "Die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es" (Lk 8,7). Und Jesus erklärt seinen Jüngern: "Was unter die Dornen fiel, sind jene, die das Wort zwar hören, dann aber in den Sorgen, Reichtümern und Genüssen des Lebens aufgehen und es ersticken und so keine Frucht bringen" (Lk 8,14). Die Entschuldigungsgründe, weswegen die Geladenen nicht am Abendmahl teilnehmen, weisen eine gewisse Ähnlichkeit zu den Gründen auf, weswegen der gute Same nicht die erwünschte Frucht bringt: die Sorgen, Reichtümer und Genüsse des Lebens.
Das Betrachten des Landgutes kann durchaus ein Zeichen von Hoffart, von Stolz und Habsucht sein. Der Geladene will sich lieber satt sehen an seinem Besitz, als der Einladung zum Abendmahl zu folgen. Ich bin reich, ich freue mich an meinem Reichtum, ich will meinen Reichtum genießen, meinem Reichtum gilt mein größtes Interesse. Die Hl. Schrift warnt immer wieder vor den Gefahren des Reichtums. Reichtum an sich ist nicht notwendig verwerflich, es ist keineswegs jeder zu einem Leben in einem Bettelorden berufen. Die Kirche hat nicht nur Franz von Assisi heilig gesprochen. Unter den von der Kirche Heiliggesprochenen befinden sich auch Ludwig IX., der im 13. Jh. König von Frankreich war, und Wenzel, der im 10. Jh. böhmischer Herzog war. Wer seinen Reichtum in gerechter Weise nutzt, ohne sein Herz daran zu hängen, ohne ihn für wichtiger zu achten als die Gemeinschaft mit Gott, für den ist der Reichtum kein Hindernis, sondern ein Mittel auf dem Weg zu Gott. Und selbst wer nicht sehr viel besitzt, kann dennoch materielle Güter für wichtiger halten als die Gemeinschaft mit Gott und sich damit vom Abendmahl ausschließen.
Die Sorge um die neu gekauften fünf Joch Ochsen verrät ebenfalls eine Überbewertung zeitlicher Güter. Statt sich um das geistliche Leben zu kümmern, sorgt man sich darum, dass mit den zeitlichen Gütern alles in Ordnung ist. Auch hier gilt wieder: Ordnung in den zeitlichen Gütern zu halten, sich mit der gebotenen Sorgfalt um die zeitlichen Güter zu kümmern, ist nicht verwerflich. Ja, es ist sogar eine grundsätzliche Pflicht, sich um die zeitlichen Dinge in rechter Weise zu kümmern, aber diese Pflichterfüllung darf nicht so weit gehen, dass man dafür die ewige Seligkeit verliert. Auch wenn die Kirche Müßiggang als aller Laster Anfang verurteilt, so besteht sie doch darauf, dass die Sonntage und gebotenen Feiertage von der Sonntagsruhe geprägt sind, an denen mit Andacht die hl. Messe besucht wird und an denen jede nicht notwendige knechtliche Arbeit ruht.
Schließlich noch zu der Entschuldigung des dritten Eingeladenen: "Ich habe ein Weib genommen". Die Ehe ist ebenfalls nichts Schlechtes, sie wurde von Christus zur Würde eines Sakramentes erhoben, und die Eheleute können und sollen sich gegenseitig darin unterstützen, ein gottgefälliges Leben zu führen. Bei dieser Entschuldigung geht es aber vielmehr darum, dass die Genüsse des Lebens für wichtiger gehalten werden als die Gemeinschaft mit Gott. Der Römische Katechismus weist in diesem Zusammenhang die Pfarrer an: "Hier muss man die Wollust in ihrer Verabscheuungswürdigkeit zeigen und die Enthaltsamkeit und Keuschheit anempfehlen." Wie oft und wie eindringlich warnt die Hl. Schrift vor den Sünden der Fleischeslust! Und wie verdorben ist gerade auch unsere Zeit! Wer heute noch Enthaltsamkeit und Keuschheit empfiehlt, darf sich des hässlichsten Gespöttes sicher sein, und das ist noch die harmloseste Folge. Trotzdem: Die hemmungslose Genusssucht, die von den Medien propagiert wird und z.B. in der schamlosen Kleidung ihren Ausdruck findet, verblendet den Menschen und setzt ihn der Gefahr der ewigen Höllenstrafen aus. Wie verblendet muss man sein, dass man die kurzen, geringen Genüsse des Lebens den Freuden des ewigen Lebens vorzieht?
Hüten wir uns also davor, uns von den Sorgen, Reichtümern und Genüssen des Lebens gefangennehmen zu lassen. Sollten wir uns an die irdischen Dinge versklavt haben, befreien wir uns aus dieser Versklavung. Stellen wir die irdischen Dinge nie über die Gemeinschaft mit Gott. Leben wir vielmehr so, dass wir am Abendmahl teilnehmen dürfen, in dieser Zeit am Allerheiligsten Sakrament des Altares, und dereinst in der ewigen Seligkeit des Himmels. Amen.

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