2 Kor 11,19-33. 12,1-9; Lk 8,4-13;
Wörter: 1223
Kürzlich hat der Aachener Karnevalsverein wieder einmal den "Orden
Wider den tierischen Ernst" verliehen, diesmal an Friedrich Merz,
ehemals Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, derzeit noch
Wahlkreisabgeordneter im Hochsauerlandkreis. Die Verleihung des "Ordens
Wider den tierischen Ernst" an ihn sollte auch von Christen mit einem
gewissen Interesse beobachtet werden; zunächst, weil die CDU sich
ja "christlich" nennt, außerdem aber noch wegen der Person, die
im Vorjahr diesen Orden verliehen bekommen und nun die Lobrede auf Merz
gehalten hat. Dabei handelt es sich um jemanden namens Karl Lehmann,
der immerhin der Vorsitzende der deutschen Abteilung einer
international tätigen Firma ist. Die Rede Lehmanns ist
vollständig in Reimform gehalten, sie beginnt: "Ihr
Narrenschwestern, Narrenbrüder! Ich steh’ mit Freude hier jetzt
wieder und hab’ als Knappe anzumelden euch einen klugen, tapf’ren
Helden, der hier, so will’s das Protokoll, den Ritterschlag erhalten
soll. Ich hab gedient ihm viele Jahr, obwohl’s für mich nicht
einfach war, wenn er trotz guter Worte Macht manch neuen Streit hat
angefacht. Doch will ich hier vor allen Dingen ein Lob auf meinen
Herren singen." Das Wort Karneval stammt vom lateinischen carrus
navalis, Schiffskarren. Die Karnevalsumzüge sind inspiriert von
den Umzügen des heidnischen Götzen Bacchus oder Dionysos,
Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und überhaupt des Rausches. Bei
den Dionysos-Feiern wurde der Gott mit einer Stiermaske gefeiert, indem
seine Anhänger, in Hirsch- oder Rehfelle gehüllt, ausgelassen
tanzten. Dies geschah im Monat Anthesterion, also etwa im Februar,
weswegen die Dionysosfeste auch Anthesterien genannt wurden. In einem
Vortrag "Der Gott der Verwandlung - Dionysos und die Bacchanalien"
(Giebel) heißt es: "Die berühmte Münchner Trinkschale
zeigt Dionysos auf seiner Meerfahrt, ein Weingefäß in der
Hand, von Delphinen umspielt. Hinter dem Mast des Schiffes hat der Gott
einen Weinstock emporwachsen lassen, der seine Äste mit
großen Trauben über dem Segel ausbreitet. Nun beim
Frühlingsfest der Anthesterien wurde der Gott vom Meer
herbeigerufen: Er sollte die Schifffahrt eröffnen. Bei einem Umzug
durch die Stadt stellte man ein Schiff auf Räder: Dionysos war vom
Meer herbeigekommen. Ein Zug von Wagen folgte, von denen herab
Männer derben Spott trieben mit dem Volk am Straßenrand, wie
bei unseren Faschings- und Karnevalszügen. [...] Und Bacchus lebt
in der Tat noch: In der Kunst und Musik, mit seinem weinseligen Gefolge
(...). Und er lebt mit uns allen im Fasching oder Karneval, wenn wir
uns eine Auszeit gönnen von den Mühen und Zwängen des
Alltags und eine Maske anlegen, uns verwandeln und feiern." Soweit der
Vortrag. Wegen ihrer moralzersetzenden Wirkung wurden die
Dionysos-Spiele in manchen Gegenden verboten. Während das Wort
Karneval in der Heiligen Schrift nicht vorkommt, kommen Wörter wie
Narren, Toren, Verrückte öfters vor. In den Sprüchen
(3,35) steht: "Den Weisen kommt Ehre zu, die Toren kommen an den
Pranger." Im Neuen Testament gibt es ein Gleichnis von einem reichen
Mann, der nur an seinen großen Besitz und sein leibliches
Wohlergehen denkt. Zu diesem Reichen spricht Gott: "Du Tor, noch diese
Nacht wird man deine Seele von dir fordern! Wem wird dann gehören,
was du aufgespeichert hast?" (Lk 12,20) Paulus hat in der heute
gelesenen "Narrenrede" über die Torheit des Selbstlobes
geschrieben: "Niemand halte mich für einen Toren! Wenn aber doch,
so nehmt mich als Toren hin, damit ich mich ein wenig rühmen kann.
Was ich euch sage, das sage ich nicht im Sinne des Herrn, sondern wie
ein Tor, da ich mich solcher Dinge rühme" (2 Kor 16f). In der
Auseinandersetzung mit Martin Luther verfasste der Franziskaner Thomas
Murner, Doktor der Theologie sowie des weltlichen und des kirchlichen
Rechts, eine Schrift »Von dem großen Lutherischen
Narren« (Straßburg 1522), worin er in spöttischer Form
Luther und seinen närrischen Ideen die verdiente vernichtende
Kritik verpasst. Somit haben wir schon klare Information, welchen
geistigen Hintergrund Karl Lehmann und seine "Narrenschwestern,
Narrenbrüder" haben. Weiter sprach Karl Lehmann: "Mein Ritter, wie
ihr alle wisst, im Christentum verwurzelt ist. Und deshalb bin ich
unumwunden im Herzen tief mit ihm verbunden." Hier ergibt sich nun ein
Problem: Von welchem Christentum redet Karl Lehmann? In welchem
Christentum ist Friedrich Merz verwurzelt? Die Fakten sind sehr
ernüchternd. Wie sieht es z.B. mit dem Lebensschutz aus? Was hat
die CDU, was hat Friedrich Merz getan, um die Abtreibungszahlen
möglichst zu reduzieren? Nun, gar nichts. Allerdings war die CDU
keineswegs untätig. Wenn es nämlich darum ging, dass
Abtreibungsgegner für ihre Kritik an der Abtreibung bestraft
werden, dann hat die CDU dieses Unrecht nach Kräften verteidigt
und unterstützt. Nicht, wer abtreibt, wird bestraft, sondern wer
Abtreibung kritisiert. Zu den bekanntesten Fällen dürfte die
mehrmonatige Kerkerhaft eines Abtreibungsgegners (Lerle) in Bayern
zählen; der Abtreibungsgegner berichtet über sein
"Strafverfahren": "In meinem Fall hat die bayerische Staatsanwaltschaft
in sämtlichen Instanzen meine Verurteilung gefordert. Die
Staatsanwaltschaft untersteht dem bayerischen Justizminister, der
wiederum Weisungsempfänger des jetzigen Kanzlerkandidaten Edmund
Stoiber ist. Stoiber ist somit politisch mitverantwortlich für
meine Gefängnisaufenthalte." Und zu Karl Lehmann: Der Vorsitzende
einer Lebensrechtorganisation (Ramm) antwortete auf die Frage, auf
welche Weise seine Organisation durch Lehmanns Firma im
Lebensrechtsapostolat unterstützt wird: "Unterstützt? Auf gar
keine. Wir sind schon froh, wenn man uns bei den wenigen Gelegenheiten,
z.B. bei Vorträgen und Aktionen in Gemeinden, überhaupt
arbeiten läßt." Berühmt sind heute noch die Scheine
für straffreie Abtreibung, die von Lehmanns Firma ausgestellt
wurden. Karl Lehmann und Friedrich Merz sind sich da ganz einig: Beide
haben auf ihre Weise nicht nur das Verbrechen der Abtreibung
verharmlost, sondern sich auch aktiv für die Straflosigkeit der
Abtreibung bis hin zur Bestrafung von Abtreibungsgegnern eingesetzt.
Allerdings muss man keineswegs Christ sein, um Abtreibung abzulehnen;
jeder, der den Mord an Unschuldigen verurteilt, verurteilt auch
Abtreibung. Lehmann und Merz haben auch ganz konkret mit dem
Christentum zu tun, insofern sie es ablehnen und bekämpfen. Beide
tragen auf ihre Weise dazu bei, dass die Wahrheit des Christentums
unterdrückt wird, während schlimmste Lügen über das
Christentum verbreitet werden. Lehmann und Merz setzen sich auf ihre
Weise dafür ein, dass Menschen, die sich zum christlichen Glauben
bekennen, dafür mit schwersten Strafen belegt werden. Lehmann und
Merz verkünden ein Christentum, das mit dem echten Christentum nur
noch den Namen gemeinsam hat, in Wahrheit aber ein entsetzliches
Zerrbild der christlichen Lehre ist. Lehmann und Merz, die
"Narrenbrüder", tragen Masken und halten ihr Gefolge zum Narren.
Der heilige Papst Pius X. schrieb über die Irrlehrer:
"Schließlich haben ihre Fachstudien sie dahin gebracht, dass sie
keine Autorität mehr anerkennen und sich keine Beschränkung
mehr gefallen lassen wollen; so haben sie ihr eigenes Gewissen
getäuscht und möchten das Wahrheitsdrang nennen, was in
Wirklichkeit nur Stolz und Hartnäckigkeit ist [...] Länger
schweigen wäre Sünde; Wir müssen reden, Wir müssen
ihnen vor der ganzen Kirche die Maske herunterreißen, die doch
ihr wahres Wesen nur halb verhüllt." Man könnte sich
überlegen, ob man seine Zeit nicht weitaus sinnvoller verbringen
kann, als zu Karneval dem heidnischen Treiben zu frönen. Die
Kirche hat oft dazu gemahnt, die so gen. "tollen Tage" als Zeit des
Gebetes für die zu nutzen, die sich in dieser Ausgelassenheit mit
Sünden beflecken. Wäre es nicht Zeit, sich über diese
"Narrenschwestern, Narrenbrüder" genauer zu informieren, über
das, was sie sagen und tun, also hinter ihre Masken zu schauen? Was
Lehmann möchte, sagt er selbst am Ende seiner Lobrede: "Ich hoff’,
ihr alle applaudiert, wenn er zum Ritter wird gekürt, und komm’
zum Schluss mit dem Laudieren. Mein Herr, er mög’
hereinmarschieren, wenn Ordensträger ihn begleiten, Fanfaren ihm
den Weg bereiten! Ich trete ab als Knappe brav und grüß mit
dreifachem „ A l a a f !" Amen.