Predigt am 19.11.2006
- 6. (nachgeholter) Sonntag nach Epiphanie; sd; 1 Thess 1,2-10; Mt
13,31-35 -
(Kirche zum Mitreden, 18.11.2006)
Wörter: 1214
In den vergangenen Wochen und Monaten war ein sog. "Anwalt" (Horst
Mahler) immer wieder in den Nachrichten, der sowohl selbst wegen
"Volksverhetzung" "verurteilt" worden ist als auch in der Verteidigung
anderer angeblicher "Volksverhetzer" auftrat. Vor wenigen Tagen nun ist
der Anwalt mit seiner Berufung gegen seine eigene Verurteilung
gescheitert, und jetzt wird er erst recht von gewissen Kreisen als eine
Art Nationalheld gefeiert. Was ist davon zu halten? Also: Die
angebliche "Volksverhetzung", ob nun von diesem Anwalt begangen oder
verteidigt, bezog sich grundsätzlich auf die Juden und
Deutschland. Zu seinen markanten Sprüchen gehört: "Das
Deutsche Volk ist zur Freiheit geboren. Nach dem Willen seiner Feinde
soll es aus der Geschichte gehen - verderben. Es widersteht aber dem
fremden Willen - dem Willen der Judenheit." Für Sätze wie
diesen wird der Anwalt zwar von allen Medien als "Volksverhetzer"
hingestellt, und fast alle Medienkonsumenten folgen fraglos diesem
Urteil, aber für dieselben Sätze wird er von einigen auch als
Vorbild, ja als eine Art Heilsgestalt gefeiert. Doch im Grunde genommen
ist dieser Anwalt nur ein typisches Symptom der gottfeindlichen Welt
mit ihrer radikalen Verlogenheit. Und es wird nur umso klarer, dass die
Welt notwendig auf die Hilfe seitens der, ja auf die Führung durch
die Kirche angewiesen ist. Die Kirche weist den Weg aus dem Dilemma,
und wer diesen Weg der Kirche ausschlägt, der macht sich
mitschuldig an der allgemeinen Verlogenheit und schließlich am
Verderben des Volkes. Um den Anwalt zu enttarnen, sei aus seinem
Vortrag "Zur Lage der Nation" zitiert. Darin spricht er von den
"Heiligen Schriften der Juden" und stellt diesen das Neue Testament als
"die Heiligen Schriften der Christen" gegenüber; dabei muss jeder
wissen, dass natürlich auch das Alte Testament zur Heiligen
Schrift gehört. Im Vortrag heißt es: "Es ist weithin nicht
bekannt, dass diese Frage der Judenheit und der Lüge, die von
ihnen ausgeht, schon im Neuen Testament eine wesentliche Rolle spielt.
Jesus spricht zu den Juden (Bibelzitat): Ihr seid von dem Vater, dem
Teufel, und nach eures Vaters Lust wollt ihr tun. Derselbige ist ein
Mörder von Anfang an und ist nicht bestanden in der Wahrheit; denn
die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lügen redet, so redet
er von seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und ein Vater
derselbigen (Bibelzitat Ende). Ein vernichtenderes Urteil über
einen Sozialverband, ein Volk oder wie man das immer nennen will, ist
kaum denkbar." Soweit der Anwalt. Wahrscheinlich kann man dem Anwalt
darin recht geben, dass die Texte der Heiligen Schrift "weithin nicht
bekannt" sind; die meisten lesen wohl allenfalls noch die
Klatschblätter und die Sportergebnisse, aber kaum die Heilige
Schrift. Und wer sich heutzutage zu theologischen Fragen
äußert, der weigert sich meist ohnehin, in der Bibel zu
lesen. Weil man nämlich gar nicht wissen will, was Christus
eigentlich gesagt hat, kann man umso hemmungsloser den
größten Unsinn zusammenphantasieren; man hat dann eben keine
echten Anhaltspunkte und macht statt dessen seine eigenen Gelüste
zum Maßstab, was christlich sein darf und was nicht. So handelt
ja auch der Anwalt selbst. Sein Zitat stammt dann aus der sog.
Lutherbibel. Nun leuchtet es jedem ein, dass man nicht von "Heiligen
Schriften" reden kann, wenn man - wie z.B. Luther - das kirchliche
Lehramt ablehnt. Nur in der Kirche kann es eine "Heilige Schrift"
geben, denn nur das kirchliche Lehramt kann überhaupt festlegen,
was zur "Heiligen Schrift" gehört. Ohne Kirche hat man allenfalls
ein paar unverbindliche Texte ohne irgendeine Autorität. Konkret
bei der Lutherbibel kommt noch hinzu, dass selbst aus protestantischen
Kreisen die darin enthaltenen Tausende von Übersetzungsfehlern
zugegeben werden. Diese lagen allerdings nicht nur an den
ungenügenden Sprachkenntnissen Luthers; Luther hat selbst
erklärt, absichtlich falsch zu übersetzen, um seine
protestantische Ideologie der Bibel aufzuzwingen. Die soliden deutschen
Übersetzungen, die von der Kirche natürlich lange vor Luther
schon angeboten wurden, ließen einfach zu schnell die
Verlogenheit des Protestantismus erkennen; also musste eine
Falschübersetzung her, die von all jenen begierig aufgenommen
wurde, die sich mit der Wahrheit nicht abfinden wollten. Der Anwalt
versetzt selbst seiner vermeintlichen Argumentation dann mit dem
Bibelzitat endgültig den Todesstoß, denn es ist ja
bekanntlich gar nicht so, wie es der Anwalt lügnerisch behauptet,
also dass die Juden einen "bösen Gott" namens Jahwe angebetet
haben und dass die Christen einen anderen Gott als den des Alten
Testaments anbeten. Diese Unterscheidung von einem "Gott des Alten
Testaments" und einem "Gott des Neuen Testaments" ist radikaler Abfall
vom Glauben und ausdrücklich kirchlich verurteilt. Wie heillos
unsinnig es ist, "Jahwe" als "bösen Gott" bzw. "Teufel" und
Christus bzw. den Vater Christi als "Widersacher Jahwes" hinzustellen,
ergibt sich daraus, dass es schon im Alten Testament schlimmste
Verurteilungen gegen die Juden hagelt. Im Alten Testament wird man
deshalb verurteilt, weil man dem Gesetz Jahwes nicht folgt. Schon vor
Christus mussten sich alle Menschen, Juden und Heiden, an das
Naturrecht halten, um gerettet zu werden; allen Menschen waren klare
Verbrechen wie Mord und Raub verboten, und alle Menschen waren
verpflichtet, sich für das Gute einzusetzen. Die Juden hatten
darüber hinaus noch spezielle Gesetzesvorschriften zu
erfüllen. Ob man nun die geschichtlichen oder die prophetischen
Texte im Alten Testament liest: Juden und Heiden werden mit den
eindringlichsten Worten verurteilt, wenn sie sich nicht an die Gesetze
halten. Doch auch wenn es in vorchristlicher Zeit gelegentlich
Bekehrungen von Heiden zum Judentum gab, so gab es dennoch keine
eigentliche Heidenmission, und es sind im Alten Testament auch keine
klaren Missionsbefehle enthalten. Dennoch lehrt das Alte Testament
schon mit dem Schöpfungsbericht, dass Gott der Vater aller
Menschen ist; der Alte Bund ist die Zeit der Verheißung, dass der
Messias kommen wird, dem alle Völker dienen werden. Alle Menschen,
Juden und Heiden, müssen sich dem Messias unterwerfen. Paulus
schreibt an die Epheser: "Dieses war in früheren Zeiten den
Menschenkindern nicht so kundgetan, wie es jetzt seinen heiligen
Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist. Danach
sollen die Heiden Miterben, Mitglieder und Mitgenossen seiner
Verheißung sein in Christus Jesus durch das Evangelium. [...]
Jetzt soll den Herrschaften und Mächten im Himmel durch die Kirche
die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgemacht werden. So war es sein
ewiger Ratschluß, den er in Christus Jesus, unserem Herrn,
verwirklicht hat" (Eph 3,5f.10f). Aber was ist denn mit den Drohworten
Jahwes im Alten Testament - sind die nicht antichristlich? Nun,
Christus selbst spricht immer wieder von der Verdammung derer, die sein
Gesetz nicht einhalten: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird
gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk
16,16). Und in der Geheimen Offenbarung steht über das
Weltgericht: "Jeder wurde nach seinen Werken gerichtet. [...] Wer nicht
im Buche des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuerpfuhl geworfen"
(20,11,14f). Lassen wir uns als nicht von den antichristlichen
Lügen des Anwalts und seiner Anhänger verführen. Setzen
wir uns statt dessen noch eifriger für Wahrheit und Gerechtigkeit
ein. Die wahre Wohlfahrt unseres Volkes und Vaterlandes hängt vor
allem davon ab, dass das Volk sich den Geboten Gottes unterwirft.
Schlägt das Volk aber die Weisungen der Kirche aus, dann wird es
rettungslos verderben. Und jedem einzelnen steht unausweichlich das
Gericht bevor: Jeder wird nach seinen Werken gerichtet. Wer das Gesetz
Christi nicht befolgt hat, der wird in den Feuerpfuhl geworfen, der
wird ewig die Höllenqualen erleiden. Beten wir, dass
möglichst viele doch noch zu Christus finden und sich seiner
Herrschaft unterwerfen, um dereinst teilzuhaben an der ewigen Freude im
Himmel. Amen.
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