Predigt am 08.04.2007
- Ostersonntag, d I cl -
(Kirche zum Mitreden, 07.04.2007)
1 Kor 5,7-8; Mk 16,1-7); Wörter:
1155
"Der historische Jesus wurde in Nazareth geboren und seine Eltern waren
Maria und Josef. Jesus erlernte, wie es damals üblich war, den
Beruf seines Vaters. Einige Jahre später wanderte er als Prediger
durch Galiläa und Judäa. Sicher ist auch, dass er Wunder
getätigt hat – bzw. dass er Dinge getan hat, die auf die Menschen
damals wie Wunder wirkten. Durch seine Predigten geriet er in die
Missgunst der Römer und wurde schließlich als
Landesverräter und Gotteslästerer am Kreuz hingerichtet. Der
verkündete Christus hingegen wurde nach der Weihnachtsgeschichte
in Bethlehem geboren und galt als Befreier der Welt (Messias). Er ist
der Sohn Gottes, predigte das Reich Gottes und hatte Anhänger
(u.A. seine Jünger), die an ihn als Messias glaubten. Nach seinem
Tod ist er ins Kerygma auferstanden und wird seitdem verkündet."
Dies ist ein Ausschnitt aus einem Schülerreferat z.Th.
"Christologie"; das Referat wurde in der Schule mit der Bestnote "1"
bewertet, und im Internet (lerntippsammlung) hat es seitens der Leser
noch immer eine durchschnittliche Note von 1,7 erreicht. Schauen wir,
ob diese Lorbeeren verdient sind. Bereits die Wortwahl "historischer
Jesus" gegen "kerygmatischer Christus" lässt erkennen, dass hier
Volksverhetzer am Werk waren, deren Irrlehren bei dem Schüler auf
fruchtbaren Boden gefallen sind. Das Wort "historisch" mag ja noch
allgemein bekannt sein, aber das Wort "kerygmatisch" wird nur recht
selten und praktisch nur im Zusammenhang mit der Glaubenslehre
gebraucht. Das griechische Wort keryx bezeichnet den Herold,
dementsprechend bedeutet das Verb "keryssein" "Herold sein" oder "durch
einen Herold öffentlich bekannt machen lassen". "kerygma" wiederum
ist der Heroldsruf bzw. die Bekanntmachung. Der Schüler hingegen
übersetzt "keryssein" einfach mit "lügen", demzufolge die
Jünger, als sie die Auferstehung Jesu bekannt gemacht haben, nicht
als Boten gehandelt, sondern nur bewusst die Unwahrheit gesagt haben.
"keryx" bedeutet dann nicht mehr "Herold", sondern "Lügner", und
das "Kerygma" ist dann nicht mehr eine "Bekanntmachung", sondern eine
"Lüge". Gründe für diese Vergewaltigung der Sprache
nennt der Schüler gar nicht. Und dieser Mangel zieht sich
überhaupt durch sein ganzes Referat. Jeder denkende Mensch erkennt
schnell, dass die Auferstehung Christi als historisches Ereignis
verkündet wurde: Am Karfreitag ist Christus ist wirklich
gestorben, das bezeugen u.a. die Soldaten. Sein Leichnam wurde
tatsächlich in ein Grab gelegt, und das Grab wurde
tatsächlich versiegelt und bewacht. Am Ostermorgen ist Christus
auferstanden; nicht nur war das Grab dann leer, der Auferstandene ist
auch noch verschiedenen Zeugen erschienen. Der Schüler muss, zur
Aufrechterhaltung seiner Falschübersetzung von kerygma, alle
Zeugen zu Lügnern abstempeln. Das an sich ist schon eine
ungeheuerliche Anschuldigung. Zudem stellt sich die Frage: Warum
sollten ausgerechnet Lügner für ihre Lügen Schmach und
Schande, Verfolgung und Tod auf sich nehmen? Wenn Betrüger sich
Reichtum erschwindeln, mag ihr Vorgehen angesichts der bekannten
menschlichen Bosheit nachvollziehbar sein, aber die überall
erlittenen grausamen Verfolgungen können schwerlich als Anreiz zu
Lug und Trug herhalten. Außerdem nimmt in der christlichen
Botschaft ausgerechnet der Begriff "Wahrheit" die zentrale Stelle ein.
Bekannt sind die Worte Jesu: "Die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh
8,32), und: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh
14,6). Und wenn die Zeugen z.B. nur sagen wollten, dass Jesus einfach
in seinen Worten oder allgemein in der Verbreitung seiner Lehre
weiterlebt, wofür dann dieses unbedingte Betonen der historischen
Auferstehung? Ja, wozu denn etwas erzählen, was "unglaublich"
klingt, und damit die erfolgreiche Verkündigung der Botschaft
Christi gefährden? Denn wenn man nur etwas Gewöhnliches
verkündet, dann wird man sich nicht so schnell den Vorwurf der
Lüge einhandeln, und insofern hat man dann auch bessere
Aussichten, andere als Anhänger seiner Lehre zu gewinnen.
Regelrecht peinlich wird es, wenn der Schüler verzweifelt
versucht, seine "Lügen"-Behauptung durch noch mehr dummes
Geschwätz abzustützen; er kommt sogar mit der angeblichen
"historisch-kritischen Methode", also mit der Ideologie, dass die Bibel
nur ein Märchenbuch ist. Dabei wird der Text also nicht mehr an
sich betrachtet, sondern vielmehr wird dem Text die Ideologie des
Lesers aufgezwungen. Die "historisch-kritische Methode" ist
methodische, also bewusste Blindheit für die Realität. Wenn
etwas nicht in das Weltbild des Lesers passt, wird es ganz einfach zur
Unwahrheit erklärt. Der "historisch-kritische" Leser will sich
z.B. nicht mit der Tatsache abfinden, dass Jesus Wunder gewirkt hat,
also werden die Wunder einfach als bloße Bilder "interpretiert".
Es wird einfach behauptet, dass Jesus nur "Dinge getan hat, die auf die
Menschen damals wie Wunder wirkten." Der ganze Zorn dieser
Subjektivisten ergießt sich verständlicherweise gegen das
Wunder der Auferstehung, denn Paulus schreibt: "Wenn aber gepredigt
wird, daß Christus von den Toten auferstanden ist, wie
können dann einige von euch behaupten, es gebe keine Auferstehung
der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus
nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, dann ist
unsere Predigt hinfällig und hinfällig auch euer Glaube. Dann
stehen wir als falsche Zeugen Gottes da: Wir haben gegen Gott bezeugt,
er habe Christus auferweckt, den er doch nicht auferweckt hat, wenn die
Toten überhaupt nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht
auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus
nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig; dann seid ihr noch in
euren Sünden, und auch die in Christus Entschlafenen sind
verloren. Wenn wir nur in diesem Leben unsere Hoffnung auf Christus
setzen, dann sind wir die beklagenswertesten unter allen Menschen" (1
Kor 15, 12-20). Im griechischen Originaltext verwendet Paulus
übrigens die Wörter keryssein bzw. kerygma. Folgt man der
Neuübersetzung des Schülers, dann schreibt Paulus: "Wenn aber
gelogen wird, daß Christus von den Toten auferstanden ist, wie
können dann einige von euch behaupten, es gebe keine Auferstehung
der Toten? ... Ist aber Christus nicht auferstanden, dann ist unsere
Lüge hinfällig ...". So einen groben Unfug braucht man jetzt
nicht weiter zu kommentieren. Was also wie ein belangloses
Schülerreferat aussieht, ist in Wahrheit ein Symptom einer durch
und durch kranken Gesellschaft. Für sich betrachtet, scheint das
Referat nur eine Verknüpfung von absurden Falschaussagen zu sein,
aber genau genommen ist es der Generalangriff gegen die Wahrheit
schlechthin. Nicht nur, dass die alles entscheidende Wahrheit der
Auferstehung Christi ohne jede ernstzunehmende Begründung
geleugnet wird: Vielmehr wird hier der Subjektivismus gepredigt,
demzufolge die objektive Wirklichkeit generell ignoriert wird, ja
ignoriert werden muss. Dabei wird jede Logik völlig auf den Kopf
gestellt, wie bereits an der Neuübersetzung des Paulus-Textes
erhellt. Zudem dokumentiert dieses "Referat" die allgemeine
Verwahrlosung im Volk, weswegen nicht nur kaum Kritik an diesem Referat
formuliert wird, sondern im Gegenteil noch viel Zuspruch zu dieser
Volksverhetzung an deutschen Schulen und generell zu totalen
Bankrotterklärung des menschlichen Geistes abgegeben wird. Wie
gehen wir nun damit um? Was tun wir dafür, die Botschaft Christi,
insbesondere die Botschaft von der Auferstehung Christi,
weiterzutragen? Leben wir tatsächlich aus der Botschaft, dass
Christus vom Tod auferstanden ist? Wollen wir tatsächlich, dass
auch andere aus dieser Botschaft leben? Hieran entscheidet sich
letztlich alles, Wohl oder Wehe, für jeden einzelnen und für
das Volk als ganzes. Folgen wir also nicht den lächerlichen Tricks
der Subjektivisten, sondern bekennen wir uns treu zur Auferstehung
Christi, damit wir dereinst teilhaben an der Gemeinschaft mit dem
Auferstandenen im Himmel. Amen.
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