Predigt 25.12.2007
- Weihnachten, d I cl (erste Messe); Tit 2,11-15; Lk 2,1-14 -
(Kirche zum Mitreden, 24.12.2007)
Wörter: 1163
"Der Engel aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht. Denn seht,
ich verkünde euch eine große Freude, die allem Volke zuteil
wird. Heute ist in der Stadt Davids der Heiland geboren worden,
Christus, der Herr. [...] Und plötzlich war bei dem Engel eine
große himmlische Heerschar, die Gott lobte und sang: "Ehre sei
Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen, die guten
Willens sind." Wie geht man heute mit Weihnachten um? Sicherlich die
meisten feiern zwar zu Weihnachten, aber sie feiern nicht Weihnachten.
Die Geburt Christi interessiert sie schlichtweg nicht. Was die meisten
zu Weihnachten in erster Linie interessiert, das sind Weihnachtsferien,
Weihnachtsgeld, Weihnachtsessen usw., aber eben nicht Weihnachten. Wenn
das Thema auch bei ihnen mal auf die christlichen Inhalte kommt, dann
wohl am deutlichsten durch die unzähligen schlimmen Verspottungen
Christi und des Weihnachtsfestes in der Werbung. Ferner sagen einige
ganz pauschal, dass das Christentum angesichts von überall
wuchernder Ungerechtigkeit und Kriegen gescheitert sei, ja widerlegt
sei. Wenn die Engel bei der Geburt Christi den Frieden auf Erden
verkündeten, wie kann denn überall Unfrieden herrschen?
Echtes oder auch angebliches Leid wird dabei gerne als "Widerlegung
Christi" ausgegeben. Um die Unsinnigkeit solcher Parolen zu
veranschaulichen, sei ein Vergleich aus der Medizin erlaubt: Ca. 90%
der Bevölkerung leiden unter Karies. Ist das dann die Widerlegung
der Zahnhygiene? Ist die klare Tatsache, dass eine massiv
überwältigende Mehrheit der Bevölkerung keine
ordentliche Zahnhygiene betreibt, der Beweis dafür, dass
Zahnhygiene Unfug ist? Analog: Wenn die Völker sich gegen
Christus, den Friedensfürsten, entscheiden, ist der daraus
resultierende Unfrieden nun wahrlich nicht dem Christentum anzulasten.
Dass Unchristlichkeit die Widerlegung Christi sei, kann und muss also
von jedem sofort als lächerlicher Vorwand durchschaut werden, mit
dem sich ihre Vertreter aus der Verantwortung stehlen wollen.
Zugegeben, die Sünde bleibt eine unausweichliche Realität
unseres Lebens - ohne einen besonderen Gnadenakt ist es dem Menschen
schlichtweg unmöglich, völlig frei von Sünden zu
bleiben. Aber wenn man mal die antichristlichen Verleumdungskampagnen
bzgl. Kreuzzüge, Hexenverfolgung usw. beiseite lässt, muss
man eingestehen, dass die schlimmsten Auswüchse des Unfriedens
eben die Ablehnung der wahren Religion widerspiegeln. Etwas mehr
Mühe bei der Volksverhetzung geben sich da sog. "Wissenschaftler",
die aus der Hoffnung leben, dass ihre absurden Lügen nicht von
jedem sofort entdeckt werden. Z.B. verkündet ein angeblicher
"Althistoriker" (Alexander Demandt, Berlin) im diesjährigen sog.
"Weihnachtsheft" der "Deutschen Medizinische Wochenschrift" seine
antichristliche Ideologie über den "Ursprung des
Weihnachtsfestes". Dort heißt es zu den Stammbäumen Jesu:
"zwei sind überliefert und stimmen nicht überein. Beide Male
läuft die Abstammung über Joseph, der mithin zur Zeit ihrer
Abfassung noch als Vater Jesu gegolten hat. Auch der Apostel Paulus
nennt Jesus geboren aus dem Samen Davids und hält damit an der
Vaterschaft Josephs fest." Also es ist richtig, dass der Stammbaum Jesu
bei Matthäus von Abraham auf Jesus, bei Lukas hingegen von Jesus
auf Adam aufgelistet wird. Es ist richtig, dass in beiden
Stammbäumen einige Geschlechter ausgelassen sind. Aber wie auch
immer die richtige Erklärung für die Unterschiede aussehen
mag: In jedem Falle erfüllen beide Stammbäume die Aufgabe,
Jesus als den verheißenen Messias und seine Bedeutung für
das gesamte Menschengeschlecht herauszustellen. In keinem Falle aber
erfüllen sie die Aufgabe, Jesus als leiblichen Sohn Josephs
auszugeben, ganz im Gegenteil: Matthäus wechselt ausdrücklich
den Satzbau "Von Abraham stammt Isaak, von Isaak Jakob". Statt zu
schreiben: "Von Joseph stammt Jesus", formuliert Matthäus: "von
Jakob stammt Joseph, der Mann Marias. Von ihr wurde Jesus geboren" (Mt
1,16). Und Lukas formuliert im Stammbaum Jesu: "Man hielt ihn für
den Sohn Josephs." In der weiteren Geschlechterliste schreibt Lukas
statt dessen: Joseph war der Sohn Helis, der war der Sohn Mathats ...
Und tatsächlich schreibt Paulus, dass Jesus dem Fleische nach aus
dem Geschlechte Davids stammt (Röm 1,3), dass er also eine
menschliche Natur besitzt und somit wahrer Mensch ist. Aber Paulus
spricht auch unmissverständlich von der Gottheit Christi, dass er
also eine göttliche Natur besitzt und somit wahrer Gott ist. An
die Galater schreibt Paulus, es gefiel Gott, "seinen Sohn in mir zu
offenbaren. Ihn sollte ich unter den Heiden verkünden" (Gal 1,15).
Und in der heutigen Lesung aus dem Titusbrief schreibt Paulus von der
"Hoffnung auf die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes,
unseres Heilandes Jesus Christus" (Tit 2,13). Kurz: Was dieser
angebliche Geschichtswissenschaftler da über die leibliche
Vaterschaft Josephs erzählt, ist eine blanke Lüge, einzig
gestützt auf absurden Verdrehungen der Tatsachen. Im Artikel
dieses professionellen Geschichtsfälschers heißt es dann
zusammenfassend: "Der Historiker kann den Offenbarungscharakter
einzelner Traditionen nicht hinnehmen, denn sie stimmen untereinander
nicht überein und widersprechen insgesamt der Vernunft. Wenn wir
Gottes Hand in der Geschichte suchen, dann können wir sie nicht in
einzelnen Eingriffen erblicken, sondern nur im Geschehen als ganzem."
Also: Wenn man etwas nicht versteht oder nicht verstehen will, bedeutet
das nicht notwendig, dass es an sich der Vernunft widerspricht.
Außerdem muss man sehr wohl unterscheiden, was der eigentliche
Offenbarungsinhalt ist und was daran menschliches Beiwerk ist. Unser
professioneller Geschichtsfälscher erlaubt hingegen nur einen
einzigen Weg: Man ignoriert einfach alles und erklärt dann
einfach, dass alles insgesamt der Vernunft widerspricht. Dann ist es
auch vollkommen gelogen, dass man "Gottes Hand in der Geschichte"
"nicht in einzelnen Eingriffen erblicken" kann, ganz im Gegenteil:
Bestimmte historische Ereignisse sind absolut wesentlich für das
Christentum, namentlich die Jungfrauengeburt Christi sowie der
Kreuzestod Christi. Wir sehen also heute überdeutlich, dass
Unfrieden herrscht, obwohl die Engel den Frieden verkündet haben,
und dass sich das Christentum auch nach zweitausend Jahren nicht nur
nicht vollkommen durchgesetzt hat, sondern dass es nur von einer
Minderheit der Weltbevölkerung angenommen wird. Und diese
Minderheit wiederum besteht zu einer gigantischen Masse aus solchen,
die nur dem Namen nach christlich sind, während sie in Wahrheit
die Christenlehre ablehnen, und sei es auch nur in der Form, wie sie
unser Geschichtsfälscher predigt. Das führt nun zur Frage:
Wie gehen wir damit um? Ist es uns diese Situation gleichgültig?
Wären wir damals bei den Hirten auf dem Felde gewesen, hätten
wir dem Chor der Engel eingeschärft, ruhig zu sein? Liegt nicht
auch in uns ein schon ungesundes, weil übersteigertes Interesse an
Weihnachtsferien, Weihnachtsgeld, Weihnachtsessen usw. Man verstehe das
recht: Es ist für den Menschen wichtig, dass er nicht nur wie Vieh
seine Ration Futter bekommt, sondern dass er auch Zeiten der Erholung
und der Feierlichkeit hat, dass er einen gewissen Wohlstand hat usw.
Nur muss eben die Verhältnismäßigkeit mit Blick auf die
christlichen Gebote stimmen. Und vor allem: Wie gehen wir mit der
grassierenden Gottlosigkeit um? Erheben wir unsere Stimme zum
berechtigten und notwendigen Protest, wenn Christus in der Werbung
verspottet wird und wenn Geschichtsfälscher antichristliche
Lügen predigen? Kennen wir eigentlich die Christenlehre, kennen
wir Christus so gut, dass wir die Fallstricke Satans enttarnen
können, für uns selbst und ggf. auch vor anderen? Wenn wir
uns durchgängig bemühen, unser Leben in Ordnung zu halten,
dann können wir auch mit echter, tiefer Freude Weihnachten feiern.
Dann wird es zu einem richtigen Fest in unserem Leben, das nicht in
Äußerlichkeiten stecken bleibt, sondern das von innen her
erbaut: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den
Menschen." Amen.
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