In den vergangenen Tagen stand das Thema Bildung mal wieder im
Mittelpunkt der Nachrichtenmeldungen, insbesondere wegen der
jüngsten Ereignisse in Hessen bzgl. der Studiengebühren,
sowie wegen eines Beitrags im "öffentlich-rechtlichen" Fernsehen
(ARD-NDR): "Verzweifelte Grundschüler - Brutale Auslese im
Kindesalter"; im dazugehörigen Artikel heißt es: "Die
Einstufung in Haupt-, Realschule oder das Gymnasium stellt die Weichen
fürs Leben, kann soziales Abseits oder gute Bildungschancen
bedeuten. In einigen Bundesländern wird diese frühe soziale
Auslese durch unzeitgemäße Methoden noch auf die Spitze
getrieben, wie in Nordrhein-Westfalen. Hier wird innerhalb
kürzester Zeit über die weitere Laufbahn von
Grundschülern entschieden. Die Kinder müssen sich einem
harten Test unterziehen: In einer dreitägigen Prüfung, dem so
genannten Prognoseunterricht, müssen sie sich beweisen. In wenigen
Schulstunden wird beurteilt, ob sie aufs Gymnasium oder die Realschule
dürfen oder zur Hauptschule müssen." Dieser Fernsehbeitrag
ist ein anschauliches Beispiel für die gezielte
Dauerverblödung, mit der sich das Volk begierig manipulieren
lässt. Eigentlich müsste es doch jedem sofort einleuchten,
dass ein Test in der Grundschule letztlich doch nur ein Test in der
Grundschule ist. Anders gesagt: Wer tatsächlich eine höhere
Bildungslaufbahn verdient, als das Testergebnis zulässt, der wird
sich üblicherweise auch in den Folgejahren bewähren
können. Und die Frage, ob man nach vier Grundschuljahren nicht
doch einen Test machen kann, geschweige denn, ob dieser Test wirklich
so "brutal" ist, ist dabei noch gar nicht gestellt. Um das ganze
mal in die richtige Perspektive zu bringen, hier ein Zitat von Papst
Pius XII. (Rundfunkbotschaft 24.12.44): "In einem Volk, das dieses
Namens würdig ist, sind alle die Ungleichheiten, die nicht aus der
Willkür, sondern von der eigentlichen Natur der Dinge
herrühren, von der Ungleichheit der Bildung, des Besitzes, der
sozialen Stellung - wohlgemerkt ohne Nachteil für die
Gerechtigkeit und gegenseitige Liebe -, durchaus kein Hindernis
für das Bestehen und die Herrschaft eines echten
Gemeinschaftsgeistes und einer wahren Brüderlichkeit; ja weit
entfernt, auf irgendeine Weise die bürgerliche Gleichheit zu
verletzen, verleihen sie ihr sogar ihren wahren Sinn, daß
nämlich jeder dem Staate gegenüber das Recht hat, in Ehren
das eigene persönliche Leben zu leben auf dem Platz und unter den
Bedingungen, in die ihn die Fügung und Führung der
göttlichen Vorsehung gestellt hat." Der Papst verurteilt dann auch
noch die "geistlose Gleichmacherei" und "eintönige
Gleichschaltung", die entsteht, wenn die "Willkür der Masse"
herrscht. Man darf sich keinen Illusionen hingeben: Die Talente und die
Aufgaben sind nun einmal unterschiedlich verteilt. Jeder hat das Recht
und die Pflicht, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und in
rechter Weise auszufüllen. Und genau dieses absolut entscheidende
Fundament jeder gesunden staatlichen Ordnung wird von Politik und
Medien brutal bekämpft: Die gesunde Ethik wird durch die
krankhafte Gleichmacherei verdrängt, und wenn es um Bildung geht,
dann wird ausgiebig über solche materielle Themen wie
Studiengebühren usw. diskutiert, um den Blick auf die echte
Bildung zu versperren. Diese empfindlichen Tiefschläge wie die
Hessener Studiengebühren und die Mär von den "verzweifelten
Grundschülern" sind symptomatisch für eine Gesellschaft, die
sich von echter Bildung abgewendet hat. Ganz im Gegensatz dazu ist
Bildung ein Herzensanliegen der Kirche. In einem Lexikonartikel (Rauch)
heißt es: »Bildung ist, in ihrem Wesen betrachtet, der
geistige Standort, den der Mensch in der Durchformung seiner
gottgeschenkten Anlagen u. der Verarbeitung des Geistesgutes der
Vergangenheit u. Gegenwart gewinnt. Ihr letzter Grund liegt im Auftrag
Gottes an den Menschen, zu wachsen u. die Erde zu beherrschen. In jedem
Menschen verbirgt sich ein Strahl u. Abglanz göttl. Wissens u. der
Drang, sich ihm anzunähern in der Erkenntnis der Dinge, seiner
selbst u. seiner Bestimmung. Der Christ kann B. nicht anders verstehen
als Stufe zu menschl. Vollendung, die das Wissen um die Grundgestalt
der Welt mit der eigenen Berufung zu Gott hin verbindet. Der
abendländ. Mensch, in 2 Weltkriegen an den Abgrund seines menschl.
Daseins geführt, hat die Fragwürdigkeit einer B. ohne Gott
erfahren. Angesichts des Todes u. der Ewigkeit gilt nicht mehr der
Umfang erworbener Kenntnisse, sondern nur noch der rechte Gebrauch, den
er von den "5 Talenten", d.h. seinen Anlagen u. B.möglichkeiten,
für die Erfassung u. Lenkung der Welt zur Ehre Gottes gemacht
hat.« Also die Bildung dient als "Stufe zu menschlicher
Vollendung". Der gottlose Staat lehnt aber diese Erkenntnis ab, und das
Resultat sieht man auch an der Bildungskatastrophe, die namentlich bei
der PISA-Studie offenkundig wurde. Es gibt einen Spruch: "Nicht
für die Schule, sondern für das Leben lernen wir." Immerhin,
viele Schüler haben sich den ersten Teil des Satzes zueigen
gemacht: Sie lernen nicht für die Schule. Aber lernen sie denn
wenigstens für das Leben? Nach den Ergebnissen der
PISA-Katastrophe hält sich auch dieses Lernen arg in Grenzen. Die
Schule, so wird den Schülern eingetrichtert, führt eine
"brutale Auslese" durch, bei der "innerhalb kürzester Zeit
über die weitere Laufbahn von Grundschülern entschieden"
wird. Na, wer möchte sich denn für so ein "brutales" System,
das womöglich ins "soziale Abseits" führt, noch anstrengen?
Und hat man es dann doch erfolgreich bis zum Ende des Gymnasiums
geschafft, dann warten die bösen Studiengebühren, weshalb die
Akademikerlaufbahn nur Reichen vorbehalten bleibt. Nein, diese
materialistische, verlogene Darstellung der Bildung kann von Christen
nicht unterstützt werden. Aber endloses Jammern oder gar stille
Resignation helfen hier kaum weiter. V.a.: Die Bildung, und das muss
jedem klar werden, hört nicht mit dem Schulabschluss bzw.
Studienabschluss auf. Wir lernen für das Leben, und so sollen wir
auch in unserem Leben die Bildung weiter pflegen. Das gilt auch
für solche, die vielleicht täglich in einem eher
ernüchternden Berufsfeld tätig sind und dann nach Feierabend
sich einfach nur vor den Fernseher legen wollen, um zu erfahren, wer
Deutschlands nächster Superstar und nächstes Topmodel wird.
Wenn man schon den ganzen Tag seine grauen Zellen verkümmern
lässt, warum sollte man sie dann nach Feierabend plötzlich
beschäftigen? Nun, aus dieser Mentalität, die auch an die
Jugend weitergegeben wird, erwächst ja so viel Elend. Damit werden
die von Gott zur fruchtbaren Nutzung überlassenen Talente
vergraben bzw. beerdigt. Zugegeben, das Fernsehen taugt praktisch nur
noch zur Verblödung, und die Fernsehkanäle sind wohl die
schlimmste Kanalisation; da wird praktisch nur noch Schmutz
transportiert, und das in jeden Haushalt hinein. Aber gleichzeitig muss
man sagen, dass man heute auch schlichtweg großartige
Möglichkeiten für Bildung und Kultur hat, mit einem
gigantischen und kostengünstigen Angebot. Wer will, kann oft auch
noch in unserem verarmten Deutschland an Bildungs- und Kulturangebote
herankommen. Diese Chancen gilt es zu erkennen und zu nutzen. Wer nur
dafür lernt, dass er einmal reich wird, der hat sich selbst die
Weichen falsch gestellt. Es soll dabei gar nicht bestritten werden,
dass die Pisa-Katastrophe in einem katastrophalen Bildungssystem
gründet, also dass Schulen und Universitäten von einer
gottlosen Ideologie verseucht und zersetzt sind. Aber gerade darum ist
es wichtig, die Eigenverantwortung nicht zu vergessen. Es ist wichtig,
den Platz der Bildung im Auftrag Gottes anzuerkennen. Nicht Reichtum,
nicht hohe gesellschaftliche Stellung sind das Entscheidende, sondern
die Erfüllung des göttlichen Auftrags - auch im Bereich der
Bildung. Bemühen wir uns also, wirklich gebildete Menschen zu
sein, und lassen wir uns von Fernsehbeiträgen und Politikertheater
nicht irritieren. Setzen wir uns ein für eine gebildete
Gesellschaft, eine Gesellschaft, die sich ihres Auftrags der
Verherrlichung Gottes bewusst ist. Amen.