Predigt 26.10.2008

- Christkönigsfest, d I cl; Kol 1,12-20; Joh 18,33-37 -
(Kirche zum Mitreden, 25.10.2008)
Youtube-Video: http://www.youtube.com/watch?v=IhKCu4Jq-jY
Wörter: 1172
Als Papst Pius XI. im Jahr 1925 das Christkönigsfest einführte, veröffentlichte er dazu eine Enzyklika (Quas primas) über das Königtum Christi. In dieser Enzyklika nimmt er auch Bezug auf seine erste Enzyklika (Ubi arcano) aus dem Jahr 1922 über den Frieden Christi im Reich Christi. Insbesondere erinnert er an seine dortigen Ausführungen gegen die "blinde und schrankenlose Selbstsucht, die nur auf den eigenen Vorteil und Nutzen schaut und alles einzig danach bemißt." In seiner Antrittsenzyklika also schreibt der Papst: "Nun ist es aber so, daß das ungeordnete Verlangen nach äußeren Gütern die Quelle aller Übel ist, insbesondere des Sittenverfalls und der Zwietracht. [...] Denn die Fleischeslust, die Gier nach Genuß, ist die gefährlichste Seuche, welche Familie und Staaten verpestet; die Augenlust, die Gier nach Besitz, ist die Quelle gehässiger Klassenkämpfe und eigennütziger Bestrebungen, die Hoffahrt des Lebens, die Gier nach Macht, ist die Ursache wütender Parteikämpfe, die sogar vor Majestätsverbrechen, Hochverrat, ja selbst vor Empörung gegen das Vaterland nicht halt machen." Sucht man heute in den deutschen Zeitungsmeldungen nach dem Wort "Gier", so erhält man mehrere hundert Ergebnisse. Der stellvertretende Vorsitzende der sog. "Deutsche Volksunion", Bruno Wetzel, poltert in einer Meldung "Die vielen Opfer der Bankenkrise": "Aus dem Sumpf der internationalen Finanzkrise blubbern Tag für Tag neue stinkende Blasen an die Oberfläche, die offenbaren, wie bedenkenlos, unverantwortlich und blind vor Gier deutsche Bankmanager, aber auch Politiker unser Land in den Schlamassel hineingezogen haben." Soweit Wetzel. Nun kann aber auch hinsichtlich der Finanzkrise niemand ernsthaft glauben, dass das Volk einfach nur Opfer von Managern und Politikern geworden ist. Dementsprechend heißt es im Kommentar "Absturz mit Ansage" in der "Westdeutschen Allgemeine Zeitung" (21.10.2008): "Nach den Hausbesitzern geraten nun auch die Kreditkartenschuldner in den USA in die Klemme. Die Gier von Bankern und Kunden war nicht nur auf Immobilien konzentriert. Auch beim privaten Konsum lebten die USA jahrelang über ihre Verhältnisse." Und im Kommentar der Financial Times Deutschland "Wir sind Gier" (10.2008) heißt es: »Der Konsument, der bei Media Markt nach Elektronikschnäppchen gräbt, der Pommesbudenbesitzer, der Frittenfett nur alle drei Tage austauscht, und der Investmentbanker haben zunächst eine Gemeinsamkeit: Sie alle wollen Profit maximieren, der Motor dazu ist Gier oder menschlicher Ehrgeiz. [...] Die Finanzkrise kommt also aus unserer Mitte, dem tiefsten Inneren, dem Kern unseres Wesens - und dem unserer Gesellschaft. Es waren Arbeiter und Angestellte, die sich Häuser mit Doppelgaragen gebaut haben, und als der Wert der Immobilie stieg, kamen in diese Doppelgarage ein Pick-up und ein Mittelklassewagen. Es waren Kleinunternehmer, die ihnen die Hypotheken angedreht, und größere Unternehmer, die sie weitergereicht haben, bis am Ende der Nahrungskette ein paar deutsche Provinzbanker standen, die sagten: "Ich habe ein gutes Gefühl!" Wir alle haben das Spiel mitgespielt.« Das soll jetzt an Beispielen von "Gier" in den Nachrichten genügen. Tatsache ist: Gier ist nicht auf Politiker und Manager beschränkt, und die um sich greifende Armut und Ungerechtigkeit sind nicht die Alleinschuld von Politikern und Managern. Nein, zuerst die Familien und entsprechend dann die Staaten sind verpestet von ungeordnetem Verlangen nach äußeren Gütern, von Augenlust, von Gier nach Besitz, von Gier nach Macht. Folglich reicht es auch nicht, einfach die jetzigen Politiker und Manager auszutauschen. Es reicht nicht, die Buchstabenfolgen CDU durch DVU bzw. SPD durch NPD zu ersetzen. Es gibt zwar wahrlich genügend Personen, die nur darauf warten, die Positionen der jetzigen Mächtigen einzunehmen, aber es ist doch sehr die Frage, ob diese neue Mannschaft dann tatsächlich besser ist. Es gibt sogar einige Aktivisten, die bereits jetzt den Untergang der kapitalistischen Welt verkünden. In dieser aktivistischen Ideologie ist der Untergang der USA und ihrer Komplizen entweder unmittelbar bevorstehend oder sogar eigentlich schon erfolgt, es fehlt jetzt nur noch, dass der Untergang allen offenbar wird, etwa indem die Banken und Geschäfte geschlossen bleiben, die Stromversorgung, Kommunikation usw. zusammenbrechen und womöglich noch weltweit die Waffen sprechen. Nun, das alles kann natürlich irgendwann passieren, und die Aktivisten verkünden dieses Szenario schon seit Jahren oder gar seit Jahrzehnten so hartnäckig, dass es womöglich nur eine Frage der Zeit ist, bis sie dann doch einmal mit ihren Weissagungen Recht haben. Doch entscheidend ist: Diese Untergangs-Aktivisten huldigen oft selbst eigennützigen Bestrebungen; sie sind oft selbst Produkte und Motoren des Sittenverfalls und der Zwietracht, nämlich dann, wenn sie ihr Haus doch auch wieder nur auf Sand bauen, was bedeutet: Sie wollen selbst wieder nur einen Staat ohne Gott. Ihr Gott ist dann irgendein politisches System, sei es nun Demokratie oder Führerkult. Und deshalb sei wiederum an die Antrittsenzyklika von Papst Pius XI. erinnert, der schreibt: "Nur der Kirche also ist das Amt übertragen, kraft der Wahrheit und Gnade Christi die Seelen richtig zu bilden; sie allein vermag deshalb auch den wahren Frieden Christi in der Gegenwart zu stiften und in der Zukunft zu befestigen durch Abwendung neuer drohender Kriegsgefahren. Denn die Kirche allein lehrt, kraft göttlicher Vollmacht und Sendung, daß alles menschliche Tun, das öffentliche und private, das des Einzelmenschen und der Gesellschaft, das ewige Gesetz Gottes zum Maßstab nehmen müsse. Alles aber, was das Wohl der Gesamtheit betrifft, ist offensichtlich von weit größerer Bedeutung. Wenn also Völker und Staaten sich feierlich verpflichten, nach innen und außen die Lehre und die Vorschriften Jesu Christi zu befolgen, dann erst werden sie im Innern einen wohltätigen Frieden genießen und in gegenseitigem Vertrauen zu einander etwaige Streitigkeiten auf friedlichem Wege schlichten." Soweit der Papst. Wenn man nun den heutigen hyperaktiven Weltverbesserern, den Demokratie- und Führerkult-Fetischisten auf den Zahn fühlt, dann wird man oft genug einen regelrechten Hass gegen die Kirche feststellen. Und wenn diese Aktivisten von sich aus überhaupt mal auf das Thema Kirche zu sprechen kommen, dann oft nur, um die typische antikirchliche Lügenpropaganda zu Themen wie Kreuzzüge und Inquisition nachzuplappern, die sie in den öffentlichen Gehirnwaschanlagen gierig in sich aufgesogen haben. Machen wir uns das also unbedingt klar: Das Königtum Christi ist eine objektive Wahrheit. Alle Völker müssen ihm dienen. Die Unterwerfung unter Christus entscheidet über Wohl oder Wehe jedes einzelnen Menschen und der Menschheit insgesamt. Und es reicht nicht, sich selbst aus Bibeltexten, Fieberträumen und Propagandalügen einen Götzen zusammenzubasteln und diesen dann Christus zu nennen, sondern die richtige Verehrung des wahren Christus ist notwendig.  Und nur der Kirche ist das Amt übertragen, kraft der Wahrheit und Gnade Christi die Seelen richtig zu bilden. Die Kirche ist "Säule und Grundfeste der Wahrheit" (1 Tim 3,15). Jeder Mensch ist verpflichtet, das ewige Gesetz Gottes zu befolgen; menschliche Anordnungen dürfen nicht im Widerspruch zu Gottes Geboten stehen. Befiehlt ein Machthaber irgendein Unrecht, ob nun Mord oder Lüge, so darf man ihm nicht gehorchen und hat je nachdem sogar das Recht und die Pflicht des Widerstands. Nur wenn diese Prinzipien gewahrt bleiben, nur wenn die Welt auf die Kirche hört, können Gerechtigkeit und Wohlstand gedeihen. Blicken wir also stets auf das Königtum Christi, unterwerfen wir uns seinem Willen, folgen wir seiner Kirche. Prägen wir unser Umfeld mit einer echten christlichen Gesinnung, selbst wenn dieses Umfeld von Gier nach Besitz und Macht verpestet ist. Bekennen wir uns in dieser Zeit zu Christus, dem König der Könige, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.

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