Predigt 23.05.2010

- Pfingstsonntag, d I cl oct priv I cl; Apg 2,1-11; Joh 14,23-31 -
(Kirche zum Mitreden, 21.05.2010)

http://www.youtube.com/watch?v=Nfia8d70Gns

http://gloria.tv/?media=76885
Wörter: 1200
"Die an Ostern in der heiligen Taufe Neugeborenen erhalten in der Herabkunft des Heiligen Geistes die Kraft und den Beruf für das Leben der Mannbarkeit in Christus, der Vollreife, des Kampfes, der Arbeit, der Liebe und des Opfers. Deshalb macht uns das heilige Pfingsfest zu Helden, zu Streitern für Christus und stellt uns die große Aufgabe, als ganze Christen durch das Leben zu gehen, der großen Vollendung entgegen, die wir in der Wiederkunft Christi erfahren sollen."
So heißt es im Schott als Einleitung zum Pfingstfest. Öfters findet man in Pfingstpredigten die Formulierung, man müsse "den Mund aufmachen". Das Pfingstfest mache uns eben in diesem Sinne "mündig", dass wir "etwas zu sagen" haben. Was hingegen bzgl. des Pfingstfestes gerne unterschlagen und vergessen wird: Es ist der Heilige Geist, der die Apostel am Pfingstfest erfüllt, so dass sie in den verschiedensten Sprachen reden. Und es geht um ein Leben der Mannbarkeit in Christus, der Vollreife, des Kampfes, der Arbeit, der Liebe und des Opfers. Wir sollen zu Helden, zu Streitern für Christus werden. Also wenn jemand irgend etwas sagt, muss das nicht automatisch im Geiste Christi geschehen. Ja selbst wenn jemand etwas zu Themen wie Zölibat, Priestertum der Frau oder sonstigen kirchlichen Themen bzw. zu Ehescheidung und Homosexualität oder zu sonstigen moralischen Themen sagt: Nicht alles, was gesagt wird, geschieht automatisch im Geiste Christi. Bloßes Mundaufmachen allein genügt nicht. Vielmehr muss man konkreter fragen: Wie steht es um Vollreife, Kampf, Arbeit, Liebe und Opfer bei denen, die sich Christen nennen? Wieviele von denen, die sich Christen nennen, sind wirklich Helden, sind wirklich Streiter für Christus? Besteht vielleicht noch bei manchen, die sich Christen nennen, Unreife, Ängstlichkeit, Trägheit, Hass oder Genusssucht? Gehen vielleicht noch manche, die sich Christen nennen, eher den Weg des geringsten Widerstandes? Sind vielleicht noch manche, die sich Christen nennen, eigentlich nur Feiglinge und Drückeberger? Ist es heroisch, anonym in Internetforen dumme Bemerkungen oder gar Hassparolen gegen das Christentum zu verbreiten? Ist es heroisch, verlogene Stammtischparolen zu bejuben?
Im "Kompendium der christlichen Lehre" des hl. Papstes Pius X. wird bzgl. des Pfingstfestes erläutert (98): "Nachdem die Apostel vom Heiligen Geist erfüllt worden waren, wurden sie aus Unwissenden Weise, die sich auf die tiefsten Geheimnisse und die heiligen Schriften verstanden: aus Furchtsamen wurden sie zu mutigen Männern, um den Glauben an Jesus Christus zu predigen: sie redeten in verschiedenen Sprachen und wirkten große Wunder." Und weiter (101): "Der Heilige Geist belebt die Kirche und regiert sie durch seinen immerwährenden Beistand. Daher kommen ihre unbesiegbare Kraft, die sie zeigt, wenn sie verfolgt wird, der Sieg über ihre Feinde, die Reinheit ihrer Lehre und der Geist der Heiligkeit, der in ihr bleibt mitten in der irdischen Welt." Soweit das Kompendium. Das Christentum ist also keine Maulhelden-Religion, keine Feiglinge-Religion. Sie ist keine Religion der Beliebigkeit, keine Religion der immerwährenden Anpassung an den jeweiligen Zeitgeist. Es kann zwar durchaus sein, dass man als Christ seinen Mund aufmachen muss - aber niemals, um seine eigenen Phantasien zu verkünden, sondern ausschließlich, um die Wahrheit zu verkünden, u.z. selbst dann, wenn man dafür Opfer auf sich nehmen muss. Sogar die Zeugen des Pfingstwunders haben nicht ausnahmslos alle sofort den christlichen Glauben angenommen. Einige Zeugen des Pfingstwunders spotteten: "Sie sind voll süßen Weines" (Apg 2,13). Und immer wieder liest man im Neuen Testament, dass die Verkünder der Wahrheit, ja sogar Jesus Christus selbst, als Geisteskranke und Besessene abgetan werden. Wer nun Angst hat, selbst als "Spinner", "Beleidiger" o.ä. verleumdet zu werden, und deshalb lieber seinen Mund hält oder gar sprichwörtlich "mit den Wölfen heult", der wird nicht unbedingt als Held und Streiter für Christus gelten können. Wobei die Verleumdung als Halbgescheiter und Hirngeschädigter oft noch relativ leicht zu verkraften ist, sofern man nicht z.B. in die Mühlen der sog. "Psychiatrie" gerät. Es kann nämlich noch durchaus schlimmer kommen.
Am vergangenen Sonntag, also dem Sonntag in der Oktav von Christi Himmelfahrt, haben wir im Evangelium die Worte Christi gehört: "Es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, Gott einen Dienst zu tun glaubt. Das werden sie euch antun, weil sie weder den Vater noch Mich kennen" (Joh 16,2f). An anderer Stelle belehrt Christus seine Jünger: "Nehmt euch in acht vor den Menschen! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern und in den Synagogen euch geißeln. Ja, um meinetwillen werdet ihr vor Statthalter und Könige geführt werden, um Zeugnis zu geben vor ihnen und vor den Heiden" (Mt 10,17f). Und wie Paulus schreibt, "werden alle, die in Christus Jesus fromm leben wollen, Verfolgungen erleiden" (2 Tim 3,12). Dabei bleibt für die Kirche jedoch immer die "Reinheit ihrer Lehre" entscheidend: Es geht nicht um Streit um des Streitens willen, es geht nicht um Konfrontation als solche, sondern es geht darum, die Lehre Christi unverändert, unverfälscht durch die Zeit zu tragen. Für die Unwahrheit zu streiten, bringt keinen erstrebenswerten Lohn, ganz im Gegenteil. Paulus mahnt: "Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben: er sei verflucht. Wie wir es schon früher gesagt haben, so wiederhole ich es jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt: er sei verflucht" (Gal 1,8f). Prüfen wir uns also: Reden wir das, was dem Geist Christi entspricht? Reden wir dann, wenn es angebracht und notwendig ist? Stets gilt: Wenn wir reden oder sonstwie handeln, dann muss es immer dem Geist Christi entsprechen. Wir dürfen uns ausschließlich für die Wahrheit einsetzen. Das setzt natürlich voraus: Wir müssen die Wahrheit kennen. Wir müssen auf das hören, was Christus, die Apostel und ihre Nachfolger gelehrt haben. Wir dürfen nicht einfach drauflos reden und erzählen, was uns gerade beliebt. Wir müssen die Lehre Christi rein bewahren, also müssen wir sie kennen. Wir müssen auf das kirchliche Lehramt hören. Denn wer auch immer etwas verkündet, was einen Bruch mit der überlieferten Lehre darstellt: "Er sei verflucht." Blindlings falschen Propheten zu folgen, ist nicht der Weg zum Heil, u.z. selbst dann nicht, wenn sehr viele auf dem breiten Weg wandeln, der ins Verderben führt. Wer ein kirchliches Dogma bezweifelt oder bestreitet, der steht außerhalb der Kirche. Wer also mitreden will, der muss informiert sein.
Allerdings ist auch immer zu bedenken, dass es eine Zeit gibt zu reden und eine Zeit zu schweigen. Wann das für wen in welchem Maße zutrifft, das muss jeder selbst prüfen. Vielleicht bei den allermeisten ist wohl zu beklagen, dass sie eigentlich nur gaffend und glotzend ihre Zeit auf Erden vernichten und allenfalls mal ein paar Unmutsäußerungen in sich hineinmurmeln. Aber letztlich trägt jeder nur eine Staffel. Er übernimmt von früheren Streitern Christi ggf. die Aufgabe, seinen Mund für Wahrheit und Gerechtigkeit zu öffnen. Aber irgendwann muss auch er selbst diese Aufgabe an andere weiterreichen. Und selbst wenn er keinen anderen kennt, an den er diese Aufgabe persönlich weiterreichen kann, so muss er dennoch loslassen.
Wie auch immer: Seien wir bereit für ein Leben der Mannbarkeit in Christus, der Vollreife, des Kampfes, der Arbeit, der Liebe und des Opfers. Leben wir als Helden, als Streiter für Christus. Erfüllen wir nach bestem Wissen und Gewissen, mit sorgfältiger Vorbereitung und sorgfältiger Durchführung die große Aufgabe, als ganze Christen durch das Leben zu gehen, der großen Vollendung entgegen, die wir in der Wiederkunft Christi erfahren sollen. Amen.

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