Das heutige Tagesgebet hat den Wortlaut: "Herr Jesus Christus, Du warst
Maria und Joseph untertan und hast das häusliche Leben durch unaussprechliche
Tugenden geheiligt; laß uns unter dem Beistand der beiden durch das
Vorbild Deiner heiligen Familie unterwiesen werden und die ewige Gemeinschaft
mit ihr erlangen."
Die heilige Familie soll unser Vorbild sein. Wenn wir nach dem fragen,
was diese Familie gekennzeichnet hat, so fällt uns eines ganz besonders
auf: Die Ordnung dieser Familie, in der jeder einen bestimmten Platz hatte.
Der göttliche Erlöser war "Maria und Joseph untertan", er,
der König der Könige, leistet seiner leiblichen Mutter und seinem
Nährvater Gehorsam.
Jesu Mutter, die von jedem Makel der Sünde frei und das erhabenste
Werk der Schöpfung ist, folgt den Anweisungen ihres Gatten, etwa bei
der Flucht nach Ägypten und bei der Rückkehr nach Israel.
Joseph, dem Jesus und seine Mutter zum Schutze anvertraut sind, folgt
bedingungslos den Anweisungen, die Gott ihm gibt.
Jesus, Maria, Joseph: Hier nennen wir die Mitglieder der heiligen Familie
nach ihrer Würde. Dem göttlichen Erlöser gebührt die
Anbetung, seiner Mutter gebührt eine besonders erhabene Form der Verehrung,
die auch die Verehrung des hl. Joseph noch übertrifft. Doch wenn wir
das Spezifische der Familie betrachten, fällt die klar ausgeprägte
Rangordnung ins Auge: Der Mann ist das Haupt der Frau, somit auch das Oberhaupt
der Familie. Er bestimmt, was zu tun ist, und Frau und Kind folgen ihm.
Das Kind ist sowohl Vater als auch Mutter gegenüber zum Gehorsam verpflichtet,
somit besitzt auch die Mutter ein hohes Ansehen und Anspruch auf Gehorsam.
Je mehr die klare Rollenverteilung von Vater, Mutter und Kind ins Wanken
gerät, desto mehr entfremdet sich der Mensch der göttlichen Ordnung.
Jede Form der Unterordnung wird von den heutigen Volksverhetzern direkt
mit einem Zustand brutaler Sklaverei (lat. mancipium, Leibeigenschaft)
gleichgesetzt, und dementsprechend fordern die Demagogen marktschreierisch
eine Befreiung aus dieser vermeintlichen Sklaverei, die sog. "Emanzipation".
Frauen sollen sich aus der Gewalt des Mannes "emanzipieren", Kinder sollen
sich von der Unterdrückung durch die Eltern befreien; überall
wird die Parole des Satans zum erklärten Programm: "Ich will nicht
dienen."
Zunächst einmal muß entschieden betont werden, daß
die Aufweichung oder gar Auflösung der familiären Ordnung direkt
antichristlich ist, denn diese Ordnung wurde nicht nur in der Heiligen
Schrift oft vorgeschrieben, sondern sogar von unserem Herrn Jesus Christus
vorgelebt.
Diese familiäre Ordnung kann jedoch nur dann glücken, wenn
in allem der Wille Gottes uneingeschränkt entscheidend ist. Joseph
hat ja nicht willkürlich seiner Frau und ihrem Sohn Lasten aufgebürdet,
sondern die Anweisungen Gottes befolgt und weitergegeben. Der Gehorsam
in der Familie ist also kein bedingungsloser, blinder Gehorsam, kein Selbstzweck,
sondern muß in allem den göttlichen Geboten entsprechen. Auch
dies lehrt uns der Blick auf die heilige Familie, auch das heutige Evangelium:
Letztlich besteht nur eine Verpflichtung Gott gegenüber.
Der Grundsatz, daß man nur gerechten Vorschriften gehorchen muß
und gegen ungerechte Vorschriften ggf. Widerstand leisten muß, gilt
auch in der Familie. Die Gehorsamspflicht der Frau gegenüber ihrem
Mann hört da auf, wo die Wahrung göttlicher Gebote auf dem Spiel
steht. Ebenso darf und muß ein Kind gegen den Willen seiner Eltern
entscheiden und handeln, wenn die Eltern das geistliche Leben des Kindes
behindern, sei es nun bewußt oder unbewußt.
Jeder in der Familie kann und muß seinen Beitrag dazu leisten,
daß die ganze Familie dem Vorbild der heiligen Familie näher
kommt. Das ist heutzutage sicherlich etwas schwieriger als noch vor einigen
Jahrzehnten; heutzutage darf der Pöbel die Ehe ungestraft als "Relikt
des Sklaventums" bezeichnen, Ehebruch wird schönrednerisch als "Seitensprung"
bezeichnet, in der Prominenz gehören mehrfache Konkubinate zum guten
Ton, viele Politiker versuchen förmlich, sich in ihrem Kampf gegen
die Ehe und gegen die eheliche Ordnung zu überbieten. Dennoch bleibt
das Vorbild der heiligen Familie gültig und verpflichtend, und wer
für diese christlichen Werte kämpft, weiß auch wofür:
Nicht nur für ein rein innerweltliches Glück, sondern auch dafür,
nach dem Tod die ewige Gemeinschaft mit der heiligen Familie zu erlangen.
Amen.