Predigt zum Sonntag in der Fronleichnamsoktav

- 6. Juni 1999 -
(Kirche zum Mitreden, 08.06.1999)
1 Joh 3,13-18; Lk 14,16-24
In der heutigen Lesung mahnt uns der Apostel Johannes, die Bruderliebe in Tat und Wahrheit zu üben, im Evangelium mahnt uns der Heiland, daß wir den Ruf zum himmlischen Gastmahl nicht ausschlagen sollen. Damit ergibt sich das Thema: Einheit mit Christus.
Bereits in der Urkirche war es ein wichtiges Anliegen, Streitereien und erst recht Zerwürfnisse zu meiden. So schreibt Paulus an die Korinther, sie sollten ihre Parteiungen und Spaltungen aufgeben; nicht sollte es heißen: ich gehöre zu Paulus, ich zu Apollo, ich zu Petrus, ich endlich zu Christus [cf. 1 Kor 1]. Parteiungen, bei denen letztlich Personenkult betrieben wird, haben in der Kirche keinen Platz. Wenn Gläubige anfangen, Kleriker gegeneinander auszuspielen, dann ist äußerste Vorsicht geboten: Nie darf es heißen: Ich gehöre zu Pater X, ich gehöre zu Pater Y usw.
Im schlimmsten Fall herrscht Haß zwischen den Parteiungen, und da trifft das ernste Wort des Apostels Johannes: "Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder, und ihr wißt, daß kein Mörder das ewige Leben in sich haben kann."
Nun ist die Einheit, die Liebe unter Gesinnungsgenossen, nicht alles, denn letztlich entscheidet das Ziel der Gemeinschaft darüber, ob es eine gute oder eine schlechte Gemeinschaft ist. Zunächst einige extreme Beispiele: Wenn Gruppen, die morden, huren, stehlen etc., sich gut vertragen, sind sie dennoch keine guten Gemeinschaften, bei aller Liebe und Herzlichkeit, die unter den Mitgliedern bestehen mag. Aber auch die Anhänger religiöser Sekten können trotz aller Liebe zueinander nur dann gerettet werden, wenn sie sich in unüberwindbarem Irrtum über die Wahrheit befinden. Es ist also unverzichtbar, sich über die Wahrheit zu informieren und ggf. eine Gemeinschaft zu verlassen, wenn man feststellt, daß sie sich nicht in der Wahrheit befindet. Jesus spricht von einem Ruf zu Gastmahl. Er ruft alle zu sich, nachdem das auserwählte Volk des Alten Bundes seinen Ruf ausgeschlagen hat. Man kann tausend Gründe anführen, warum man dem Ruf Christi zur katholischen Kirche - jetzt als streitende Kirche, in der Ewigkeit als triumphierende Kirche - nicht folgt, aber alle erweisen sich als ebenso fadenscheinig und lächerlich wie die Gründe, die von denen genannt wurden, die sich für "entschuldigt" hielten. Diese ganzen vermeintlichen Entschuldigungen bedeuten doch nur: Ich habe keine Lust, ich habe etwas Besseres vor. Die Lust richtet sich nämlich auf vergängliche, rein irdische Güter.
Das eigentliche ist die Verbundenheit mit Christus, der die Wahrheit ist. In der Wahrheit kommt es dann zu einer Gemeinschaft, d.h. zu der Kirche.
Unterpfand des ewigen himmlischen Mahles ist das Altarsakrament, das ja, wie es im Meßkanon heißt, immer "una cum", in der Einheit mit den rechtmäßigen Kirchenobern gefeiert wird. Wer den Namen des Kirchenoberen ausläßt oder den Namen eines Apostaten einfügt, der mißachtet Christi Willen, daß die Kirche eine Gemeinschaft ist. Wieso es einigen dennoch gleichgültig ist, ob sie in der Gemeinschaft mit einem Scheinpapst stehen oder nicht, bleibt angesichts der biblischen Texte ein Rätsel.
Also: Wenn es Parteiungen gibt, dann überwinden wir sie, und falls es Anhänger irriger Gruppen gibt, dann beten wir für sie. Amen.
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