Der Begriff "römisch-katholisch"

 - Die röm.-kath. Kirche (z.Zt. ohne Papst) -
 - Die Konzilssekte (Karol Wojtyla) -
 - Die "Einsicht"-Truppe (Dr. Eberhard Heller) -
 - Die röm.-kath. Kirche in einer Notsituation -
(privat veröffentlicht, November 1996)
 
Mit dem Eintritt der Sedisvakanz am 09.10.1958 entstand eine anscheinend kaum mehr behebbare Verwirrung darüber, was unter dem Begriff "röm.-kath." zu verstehen ist bzw. wer sich als röm.-kath. bezeichnen darf. Bisweilen schlagen Gläubige vor, in Abgrenzung von den Vat.II-Anhängern eine neue Bezeichnung für die treugebliebenen Katholiken zu verwenden, um der Begriffsverwirrung Einhalt zu gebieten.

Eine Umbenennung der treugebliebenen Gemeinschaft ist aber durchaus zu verwerfen, weil damit bereits der erste Schritt in Richtung Sektierertum getan wäre. Genau genommen würde man so die Verwirrung noch weitaus verstärken, denn während momentan der Titel zugegebenermaßen überwiegend von Akatholiken in Anspruch genommen wird, würde er dann gerade von denen aufgegeben, die ihn objektiv gesehen als einzige verwenden dürfen. Die Unwissenden, die gemäß dem Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche sich um Zugehörigkeit zur wahrhaft katholischen Kirche bemühen und dabei auf unterschiedliche Gruppierungen treffen, die sich mit diesem Namen schmücken, prüfen, wenn sie ihre Suche ernsthaft betreiben, in der gegenwärtigen Situation alle "röm.-kath." Gruppierungen und erkennen irgendwann in den "Sedisvakantisten" die Kirche. Würden aber die "Sedisvakantisten" sich anders als "röm.-kath." nennen, würden die meisten die "Sedisvakantisten" wohl nur als Sekte betrachten und keiner Prüfung mehr unterziehen. Ähnlich wie z.B. "altkatholisch", "alt-römisch-katholisch", "anglikanisch" und "gallikanisch" würde ein anderer Begriff als "röm.-kath.", beispielsweise "tridentinisch-katholisch", zumindest die Assoziation nahelegen, es handele sich bei diesen Gläubigen nur um eine schismatisch-häretische Gemeinschaft neben vielen anderen.

Übrigens ist auch der oft gebrauchte Begriff "Sedisvakanisten" bereits problematisch: "-ismen" klingen im allgemeinen (mehr oder weniger stark) nach Ideologie, d.h. nach einer wirklichkeitsverzerrenden, in irgendeiner Form widernatürlichen Befürwortung und Verfechtung einer Weltsicht, z.B. Nationalsozialismus oder Feminismus. Zumindest der Aspekt der Befürwortung liegt immer zugrunde; so ist ein Monarchist jemand, der die Herrschaft eines einzelnen befürwortet und deshalb entweder eine bestehende Monarchie verteidigt oder eine zukünftige anstrebt. Die "Sedisvakantisten" stellen aber die Sedisvakanz nur fest und versuchen sie zu beenden; wer die gegenwärtige Sedisvakanz aber positiv bewertet oder zumindest keine - je nach der jeweiligen Lebenssituation natürlich unterschiedliche - Anstrengungen unternimmt, der Kirche eine geordnete Struktur zu geben, welche auf der päpstlichen Jurisdiktion aufbaut, der hat sich damit schon von einer gesunden Kirchensicht entfernt. Sollte jemand eine "Pause vom Papsttum" irgendwie gutheißen, wäre er nicht mehr katholisch. Von daher ist es auch ratsam, den Begriff "Sedisvakantismus" nur zur Vereinfachung und auch nur Katholiken-intern zu verwenden, ansonsten aber als "röm.-kath." öffentlich aufzutreten. Im folgenden soll nun die röm.-kath. Kirche von den pseudokatholischen Richtungen abgegrenzt werden.

Die röm.-kath. Kirche (z.Zt. ohne Papst)

Zur Vereinfachung einige Texte aus dem Katechismus von Pius X.:
Nr. 105: "Die Kirche ist die Gemeinschaft aller Menschen, die getauft sind, an Jesus Christus glauben, Seine Lehre befolgen, Seine Sakramente empfangen und mit dem Heiligen Vater geeint sind."
Nr. 113: "Der Papst ist der Nachfolger des hl. Petrus auf dem Bischofsstuhl von Rom und Primat im universalen Apostolat und Episkopat; also das sichtbare Oberhaupt, der Stellvertreter Jesu Christi (des sichtbaren Oberhauptes) der ganzen Kirche, die darum Römisch-Katholisch genannt wird."
Nr. 117: "Keine >Kirche< außerhalb der Römisch-Katholischen kann die Kirche Jesu Christi sein und auch nicht ein Teil von ihr, weil sie mit dieser die einzelnen Unterscheidungsmerkmale nicht gemeinsam haben kann, die Einigkeit, Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität, wie sie auch tatsächlich keine der anderen >Kirchen< hat, die sich christlich nennen."

Die Konzilssekte (Karol Wojtyla)

Die Konzilssekte ist ein buntes Gemisch von Leuten, die irgendwie meinen oder behaupten, Glieder der röm.-kath. Kirche zu sein. Das Kennzeichen der Einigkeit ist vollständig verloren gegangen, weil ihr Dasein eigentlich nur in der Opposition gegen die Kirche Christi begründet ist; darin treffen sich alle Angehörige dieses Vereins. "Einheit in der Vielfalt" und "Versöhnte Verschiedenheit" heißen hierbei die Schlagworte. Wohl die einzigen Gemeinsamkeiten der Konzilskatholiken bestehen darin, Wojtyla als Papst und Vat.II als Konzil zu bezeichnen; ansonsten gibt es sehr viele und sehr unterschiedliche Ausrichtungen, von den Befürwortern von Rahner, Küng und Drewermann ("Progressive") über die Anhänger von Wojtyla, Haas und Krenn ("Konservative") bis hin zu den scheinbar "pro-tridentinisch" Orientierten wie in der Petrus- oder Piusbruderschaft ("Traditionalisten"), die aber alle nicht mehr das katholische ("tridentinische"), sondern nur das Roncalli-Missale verwenden. Ob man nun geschlossen mit Wojtyla marschiert oder kritische Töne äußert, spielt hier kaum noch eine Rolle.

Wie gehen die Konzilsknechte mit den Katholiken um? Der Verf. hat bzgl. der Sedisvakanz-These mehrere Schreiben an diverse "Bischöfe" und andere "Kleriker" gerichtet, v.a. natürlich in der Diözese, in der er wohnt, aber auch in Diözesen, wo er in den Reihen des "Klerus" persönlich bekannt ist. U.a. wurde auch der jetzige "Bischof" von Münster, Herr Reinhard Lettmann, schon im März 1996 schriftlich angefragt, wie er auf die Inanspruchnahme des Titels "röm.-kath." durch den Verf. reagieren wolle; offensichtlich gab es nicht nur eine Anfrage an Herrn Lettmann durch den Verf. selber, sondern bereits vorher durch einige "Kleriker", mit denen der Verf. schon persönlichen oder wenigstens schriftlichen Kontakt aufgenommen hatte. Das erwartete Verbot, zumindest in der Diözese Münster weiterhin als "röm.-kath. Priester" zu firmieren, blieb bis heute aus. Herr Wolfgang Haas, der Liechtensteiner in Chur, und seine Weggefährten wurden mehrfach erfolglos um eine Widerlegung der Vorwürfe aus dem Leserbrief des Verf. über das Bistum Chur gebeten.

Durch ein zeitweiliges Studium in Köln ist der Verf. auch mit Herrn Joachim Meisner und seinen Helfershelfern, insbesondere den Dozenten an der Kölner Universität, aneinandergeraten. Im September 1996 nun hatte der Verf. einen Artikel aus der Bild-Zeitung in Kopie zugeschickt bekommen, der über einen recht merkwürdigen "Pater" berichtete. Da das genaue Datum der Zeitschrift in der Kopie fehlte, fehlt es auch im Brief an Meisner; der Artikel war zum Zeitpunkt des Briefes an Meisner jedoch gerade aktuell. Da es sich bei diesem "Pater"-Fall nur um einen Aufhänger handelt, um Meisner & Co. um eine Stellungnahme zu bitten, sind weitere Informationen darüber unnötig. Hier also der - unbeantwortet gebliebene - Brief an Herrn Meisner (10. September 1996):

"Hochwürden,
in einer Ausgabe der BILD-Zeitung steht ein Artikel über einen - mir sonst nicht bekannten - "Pater Laurentius" aus Köln-Kalk, anscheinend ein recht seltsamer Zeitgenosse ("Neues vom falschen Pater Laurentius - Messen in der Wohnung und ein Job im Sex-Shop").
Noch seltsamer schienen mir aber die in diesem Artikel wiedergegebenen Ausführungen eines Herrn Dr. Manfred Becker-Huberti, "Sprecher des Erzbistums Köln", zu sein, der in Zusammenhang mit dem klerikal gewandeten "Pater Laurentius" bedauert haben soll, daß die Priesterkleidung nicht geschützt sei, nur der Begriff römisch-katholisch. Dann wird Becker-Huberti zitiert: "Wer unter falschen Vorzeichen auftritt, Menschen in die Irre führt, der handelt sicher nicht der Bibel gemäß."
Interessant, daß Becker-Huberti das Prinzip richtig formuliert, aber sich selbst durch sein Tun in die Truppe derer, die "sicher nicht der Bibel gemäß" handeln, einreiht. Er behauptet ja von sich, im Namen der römisch-katholischen Kirche zu sprechen.
Somit meine Fragen:
1. Was ist Ihr Begriff von römisch-katholisch?
2. Wer schützt diesen Begriff?
3. Wie schützt er diesen Begriff?
Bei der Beantwortung der ersten Frage bitte ich ausdrücklich darum, die beigefügten Texte (einen Zeitschriftenartikel über die Sedisvakanz und eine Predigt) zu berücksichtigen, die bereits eine gewisse Verbreitung erfahren haben, z.B. bei den Herren Ratzinger (Rom), Lettmann (Münster), Haas (CH-Chur), einigen "Pfarrern" und "Kaplänen", v.a. aber im römisch-katholischen Raum; selbstverständlich wird auch Ihr Schreiben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden."

Die Konzilsanhänger schweigen also meistens, bisweilen äußern sie sich aber auch zur Sedisvakanz-These, z.B. J. Ratzinger, der Chef von Wojtylas "Glaubenskongregation", über Erzbischof Ngo-Dinh-Thuc, der sich (in der Zeitschrift "Einsicht", s.u.) zur Sedisvakanz-These bekannt hatte (01.02.1983):
"Notre Dicastère ne peut que condamner énergiqment de tels propos." (Unser Gerichtshof kann solche Aussagen (i.e. daß der Päpstliche Stuhl z.Zt. vakant ist) nur energisch verurteilen.)

Anscheinend konnte Hochwürden Ratzinger nicht nur nicht anders, sondern auch nicht mehr als das. Ferner weist er darauf hin, daß die Vertreter der Sedisvakanz-These automatisch der Exkommunikation verfallen, und nur vom Hl. Stuhl selbst (gemeint sind Wojtyla und Konsorten) von dieser Strafe befreit werden können. Von allen durch den Verf. Angeschriebenen reagierte nur ein junger "Kaplan", der bzgl. des Sedisvakanz-Textes (s. K.E. 4/96) erklärte: "Erwarten Sie bitte nicht, daß ich auf eines Ihrer Argumente eingehe - das wäre Zeitverschwendung. Ich frage mich nun: Wie kommt ein junger Mann - oder besser ein junger Christ - dazu, derart verbissene Thesen zu vertreten? Gegen was kämpfen Sie wirklich? Wer oder was hat Sie so verletzt?"

Im Extremfall gibt es auch mal einen zivilen Prozess gegen "Sedisvakantisten", etwa wegen Namensmißbrauchs, Betruges o.ä.; dabei wird aber immer als vom Gericht unbestreitbare Prämisse gesetzt, Wojtyla sei der Papst, und dementsprechend kann das Urteil nur lauten, daß die "Sedisvakantisten" nicht papsttreu sind, also auch nicht röm.-kath. Zu mehr als zu fruchtlosen Zirkelschlüssen war m.W. noch kein Gericht fähig; dasjenige, was überhaupt noch bewiesen werden müßte, i.e. daß Wojtyla das sichtbare Oberhaupt der röm.-kath. Kirche ist, wird immer als Tatsache schon zugrundegelegt. Aus dem Jahre 1988 nun ein Beispiel für eine der relativ seltenen gerichtlichen Entscheidungen:

"Das Ermittlungsverfahren gegen N.N. wegen Betrugs wird gem. § 170 Abs. 2 StPO eingestellt. Gründe: Der Beschuldigte gehört einer Vereinigung an, die die Katholische Messe im früheren Ritus (tridentinischer Ritus) feiert. [...] Der Beschuldigte feiert für die entsprechenden Interessenten die Messen im alten Ritus. Die Interessenten bezahlen ihrerseits Beiträge. Daß der Beschuldigte sie über seine Eigenschaft als Priester getäuscht hat, kann nicht nachgewiesen werden; trotz Anfragen beim bischöflichen Ordinariat des Bistums Rottenburg, bei der Deutschen Bischofskonferenz und dem Generalvikariat des Erzbistums Köln konnte nicht festgestellt werden, daß der Beschuldigte nicht gültig geweiht wurde bzw. nicht gültig die katholische Messe feiern könnte (wenn auch als Schismatiker kirchlich unerlaubt). Es ist ferner davon auszugehen, daß die Interessenten sich völlig darüber im klaren sind, in welcher Eigenschaft der Beschuldigte die Messe feiert. [...] Eine Amtsanmaßung liegt ebenfalls nicht vor, da der Beschuldigte keine öffentliches Amt ausübt, wenn er die Messe feiert."

Anhand der obigen Beispiele zeigt sich, daß die Konzilssekte aus der Not eine Tugend und offensichtlich nur von zwei Mitteln Gebrauch macht, um der Argumentation aus dem Wege zu gehen, einerseits Schweigen, andererseits argumentationslose Gewaltakte (Exkommunikationen bzw. Erklärung des Betreffenden zum Geistesgestörten o.ä.).
 

Die "Einsicht"-Truppe (Dr. Eberhard Heller)

Obwohl nur eine sehr kleine und zahlenmäßig eigentlich kaum ernstzunehmende Gesellschaft, kann die "Einsicht"-Truppe mit Hauptsitz in München doch als sehr drastisches Beispiel dienen für die Unterwanderung des Katholizismus durch Falschinformation. Die "Einsicht" zeichnet sich besonders durch zwei oft monierte Eigenschaften aus, a) Verbreiten der atheistisch-freimaurerischen "Philosophie" von Kant und Fichte, und b) Diskreditierung von Klerikern hinsichtlich ihrer Weihe und / oder ihrer Kirchenzugehörigkeit. Beides wirkt zerstörerisch bei den Gläubigen, denn zum einen werden sie von der klaren katholischen Denkweise weg zu einer völlig absurden, gottlosen Weltsicht geführt, zum anderen entsteht Unsicherheit bis hin zu Angst, bei welchen Klerikern man überhaupt noch erstens gültig und zweitens auch erlaubt die Sakramente empfangen kann. Bei manchen könnte das zu Verzweiflung oder - eher wahrscheinlich - zu Abkehr von der Kirche führen (man weiß nicht mehr, wen man als Seelsorger in Anspruch nehmen kann, und verzichtet schließlich ganz darauf), andere ketten sich mehr oder weniger freiwillig an die "Einsichtigen" und nehmen deren Wort als Evangelium, während sie den Diskreditierten kein Gehör mehr schenken. In einer "Warnung vor Sektierern" schreibt Heller ("Einsicht" XXIV, 10): "Da in der Tat ein akuter Priestermangel besteht, sind leichtgläubige Meßzentrumsleiter geneigt, mit diesen Clerici vagantes zusammenzuarbeiten, ohne ihre Weihezeugnisse zu prüfen. Bitte, rufen Sie im Zweifelsfall bei uns an (Tel. 089 / 8119568). Wir von uns aus werden alles tun, den Hintergrund sektiererischer Gruppen aufzuhellen, den[n] ich rate, nicht >unter falscher Flagge zu segeln<." "Priestermangel" besteht zumindest im deutschsprachigen Raum mit Sicherheit nicht, dies ist nur eine von vielen "Einsicht"-Enten. Doch soll nun geprüft werden, ob Hellers "Aufhellungen" wirklich erhellen.

Daß sich sowohl Pseudophilosophie als auch Diskreditierung in der "Einsicht" finden, liegt nahe: Die "Einsicht"-"Philosophie" à la Kant und Fichte ist ganz gegen das Christentum gerichtet; das Prinzip dabei ist der Subjektivismus, d.h. die Abkehr von der (objektiven) Wirklichkeit hin zu einer selbstgebauten Traumwelt, die dann als eigentliche Wirklichkeit empfunden wird. Von daher ist der Kantianer bzw. Fichteaner nicht lernfähig, er bestimmt selbst, was wahr und was falsch ist, und läßt sich von unwiderlegbaren Fakten, die nicht in sein Konzept passen, auch nicht beeindrucken. Bildlich gesprochen, ist die Philosophie in den Bahnen Kants und Fichtes die Immunschwäche jeden philosophisch-theologischen Denkens, denn gerade das, was Sicherheit gibt, nämlich die objektive Wirklichkeit, wird abgelehnt.

Kurz zu den beiden Galionsfiguren der "Einsichtigen": a) Immanuel Kant (1724-1804): "wurde 1770 ordentlicher Professor der Logik und Metaphysik. Durch seine Schrift >Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft< kam er 1794 in Konflikt mit dem Ministerium Wöllner, wurde der >Entstellung und Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der Hl. Schrift und des Christentums< beschuldigt und mußte die Vorlesungen über das genannte Werk unterlassen. [...] Von Rom wurde die >Kritik der reinen Vernunft< 1827 indiziert." (M. Buchberger (Hg.), Kirchliches Handlexikon, Bd. 2, München 1912, 277-280); b) Johann Gottlieb Fichte (1762-1814): "Professor der Philosophie in Jena, 1799 von der Weimarer Regierung entlassen, weil er wegen der Identifikation Gottes mit der moralischen Weltordnung des Atheismus bezichtigt worden war (>Atheismusstreit<). [...] Fichtes subjektiver Idealismus will die konsequente Weiterbildung der Kantschen Kritizismus sein. Nach der Fichteschen Wissenschaftslehre (= Erkenntnislehre und Metaphysik) sind die Gegenstände unserer Erkenntnis nach Form und Stoff ein rein subjektives Produkt des erkennenden Geistes." (M. Buchberger (Hg.), Kirchliches Handlexikon, Bd. 1, München 1907, 1461f). Wem die Informationen aus dem "Kirchlichen Handlexikon" noch nicht reichen, dem sei das bekannte Buch von A. Gisler (Der Modernismus, Einsiedeln 21912, 304-325) empfohlen, der die Ahnherren des Modernismus, zu denen ja Kant und Fichte zählen, sehr gut widerlegt.

Heller selbst hat 1974 ein Elaborat über Fichte zur Erlangung des Doktorgrades in Philosophie abgelegt, u.z. vor Prof. Reinhard Lauth, der die später von Heller übernommene "Einsicht" ganz wesentlich geprägt hat. Die Thematik des radikalen Bildungsverfalls an deutschen Universitäten würde hier zu weit führen. Für eine ausführliche Kritik an Hellers Elaborat fehlt ebenfalls der Platz, außerdem ist noch zu fragen, ob man durch das Abfassen einer ausführlichen Kritik seine kostbare Zeit auch wirklich sinnvoll einsetzt. Einige kurze Hinweise jedoch: Global gesprochen, liest sich vieles in Hellers Text richtig herzig und nett: Da geht es viel um Freiheit und Liebe: Besonders auf den letzten Seiten könnten dem sensiblen Leser vor Rührung die Tränen kommen, wenn Heller Fichte zitiert: ">die Liebe [ist] die Quelle aller Gewissheit und aller Wahrheit und aller Realität<" (E. Heller, Die Theorie der Interpersonalität im Spätwerk Fichtes, München 1974, 306). Thematisch dreht sich Hellers Text um das Individuum und die Gemeinschaft, um das Spannungsfeld von "Ich" und anderen "Ichen" und den Bezug dieser "Iche" zum Absoluten. Heller betrachtet in seinem 300-Seiten-Elaborat verschiedene Schriften Fichtes, zählt Abweichungen dieser Schriften hinsichtlich Zielsetzung und Aussage auf und kritisiert bisweilen argumentativ fehlerhafte bzw. unvollständige Darstellungen Fichtes. Dadurch könnte man geneigt sein anzunehmen, Heller habe das Schlechte aus Fichte ausgesondert und das Gute übernommen. Der Kritikpunkt an der "Einsicht"-"Philosophie" ist aber - sofern er ernsthaft formuliert wurde - nicht so sehr der Name "Fichte". Für einen denkenden Menschen zählt das quid (die Argumentation) in jedem Fall, das quis (die Autorität) hingegen nur bedingt; auch Thomas von Aquin hat nicht nur die Kirchenväter zitiert, sondern auch auf die heidnischen Philosophen Platon und Aristoteles zurückgegriffen, allerdings in einer gereinigten ("getauften") Form. Wer an Fichte bzw. Heller und seiner "Einsicht" Kritik üben will, der sollte auch darauf hinweisen, daß der Ansatz, auf dem die "Einsichtigen" aufbauen, falsch ist, wenngleich bereits die lehramtlichen Texte zugunsten des Thomismus sprechen.

So sei denn kurz anhand nur eines Beispieles von vielen genannt, was den denkenden Menschen an Fichte stört: Fichte läßt z.B. die totale Unterschiedenheit von Schöpfer und Geschöpf verschwimmen; sein Ansatz - und damit auch der der "Einsicht" - zielt auf eine völlige "Selbst"- oder "Ich"-Herrlichkeit, die faktisch die absolute Freiheit Gottes ebenso wie die absolute Abhängigkeit des Geschöpfes vom Schöpfer leugnet. Die Notwendigkeit, die in vollkommener Weise nur Gott (in sich betrachtet, immanent) zukommt, wird plötzlich auf den Menschen übertragen. Im folgenden sei ein längerer Abschnitt aus Hellers Schrift zitiert, u.z. aus der abschließenden Zusammenfassung: "Die zu stellende Frage lautet: >Warum ist es [cf. das Zerfallen der Erscheinung in mehrere Grundformen ihrer selbst] so? warum kann das formale Bild der Erscheinung durchaus nicht sein ein einfaches, sondern muß sein ein vielfaches Ich, ein System von Bildern solcher Iche, die eins und dasselbe sind in Beziehung auf ihren Charakter als Ich, als Ichheit<? Fichte antwortet darauf folgendermaßen: >Die Erscheinung schlechthin in der höchsten Ansicht, welche wir von ihr fassen können, ist das Erscheinen Gottes. Aber die Erscheinung ist, nur inwiefern sie sich versteht. Sie ist darum auch innerlich und qualitativ nur dasjenige, was als Erscheinen Gottes verständlich ist, und schlechthin nichts Anderes. Das Sein der Erscheinung ist darum, seinem Inhalte nach, Verständlichkeit Gottes, der reale Begriff von Gott.< Insofern es aber dieses Verstehen ist, ist es auch in seiner Form als Erscheinung wirklich. >Die Sichanschauung des wirklichen und gegebenen Seins der Erscheinung, und darin, wie wir aus dem Obigen wissen, des absoluten Princips aller Wirklichkeit, ist die eines mannigfaltigen Ich. Mit der Anschauung der Wirklichkeit haben wir es zu thun. Die Wurzel aller Wirklichkeit ist das Ich. Es wäre Ein Ich, wenn es nur Anschauung wäre, aber es ist auch Verständlichkeit der Anschauung, daher ist das Grundprincip aller Anschauung der Wirklichkeit ein Mannigfaches<. Fichte beweist hier somit die Pluralität der Iche als einheitliches System aus den Bedingungen der Sich-Verständigkeit der Erscheinung". (Heller, a.a.O. 299). Dieser "Beweis", wie Heller sich ausdrückt, ist nur eine Behauptung, u.z. daß das "mannigfaltige Ich" (vereinfacht: mehrere Menschen) notwendig ist für die Wirklichkeit des "absoluten Wissens" ("Gott"), ja letztlich fallen laut Fichte Menschheit und Gott in eins zusammen. Jetzt dürfte klar sein, warum der Name Fichte völlig zu Recht im Zusammenhang mit Atheismus bzw. Pantheismus (Gleichsetzung von Welt und Gott, also verkappter Atheismus) genannt wird. Damit man Fichtes Gottlosikeit nicht so leicht durchschaut und dementsprechend abtut, wie sie es verdient, wird etwas später Lauth zitiert: ">Formal-genetisch ist die Interpersonalität ein Entfaltungsmoment des absoluten Wissens, das aus der Einheit eben dieses Wissens abgeleitet wird. Material-inhaltlich gesehen aber ist die sittlich erfüllte Interpersonalität die vollendete Offenbarung Gottes und der Sinn der ganzen Erscheinung. Man darf aber, wie Fichte wiederholt nachdrücklich betont hat, die formal-genetische Betrachtung nicht zu einer real-kausalen machen.<" (Heller, a.a.O. 305). Vereinfacht gesagt: So notwendig ist der Mensch nun auch wieder nicht, und so zwanghaft handelt Gott bei der Schöpfung nun auch wieder nicht. Allerdings: Was verstehen Fichte und seine Epigonen unter Offenbarung? Sicherlich nicht das, was Christen darunter verstehen, denn die Offenbarung geschah durch Christus, sie geschieht nicht durch "mannigfache Iche". Wem die Ausführungen Fichtes und Hellers unverständlich erscheinen, dem sei gesagt: Man kann nur Vernünftiges verstehen, Unvernünftiges kann man nur widerlegen, und dies ist bereits unzählige Male geschehen.

1995 versuchte sich Heller wieder einmal an einer "Verteidigung" der "Einsicht"-Philosophie; anders als in seinem Text von 1974 kritisiert Heller dabei ganz offen den Thomismus: "Seit Beginn der Herausgabe unserer Zeitschrift begann man, entweder sachlich offen über die philosophische Ausrichtung des jeweiligen Redakteurs oder einzelner Mitarbeiter des neuen Blattes zu diskutieren, wie dies z.B. +H.H. Dr. Otto Katzer und der damalige Redakteur, Herr M. Wildfeuer, taten, oder mehr oder weniger verdeckt, aber direkt aggressiv die von den EINSICHT-Mitarbeitern vertretene philosophische Ausrichtung zu beargwöhnen. Diese nämlich gaben unumwunden zu, nicht den von der Kirche empfohlenen Thomismus zu vertreten, sondern ihren theologisch-dogmatischen Argumentationen (die n.b. nie widerlegt wurden!) als philosophisches Fundament die auf Kant und Fichte fußende Transzendental-Philosophie zugrundezulegen. (N.B. das Ergebnis des Disputes mit H.H. Dr. Otto Katzer war, daß er, der ausgebildete Thomist, sich von der Stichhaltigkeit der Argumentation und von unserem redlichen Bemühen um die Darstellung der Wahrheit überzeugen ließ und mit uns in bestem Einvernehmen bis zu seinem Tod zusammenarbeitete.) ("Einsicht" XXV,28)".

In diesem kurzen Text sind bereits zwei massive Fehlinformationen enthalten: Zum einen sind die Phantastereien von Kant und Fichte und erst recht der zerstörerische Charakter dieser Ausrichtung ja immer wieder aufgezeigt worden, zum anderen stimmt es einfach nicht, daß Dr. Katzer sich habe hinreißen lassen, Kant und Fichte zu vertreten oder auch nur zu akzeptieren. So lauten jedenfalls die Aussagen von Herrn Hetzinger (Rottweil) und anderer, darunter auch S.E. Bischof Georg Schmitz, die Dr. Katzer die letzten Tage seines Lebens begleitet haben und von seiner ablehnenden Haltung gegenüber den "Einsichtigen" in München wissen. So wollte Dr. Katzer künftig ausdrücklich nicht mit den Einsichtigen zusammenarbeiten, eben wegen dieser Pseudophilosophie. Heller führt gegen den Thomismus u.a. an ("Einsicht" XXV,31): "Wie will z.B. ein Nur-Thomist das System eines Hegels durchschauen, dessen Dialektik u.a. einen Karl Rahner (Unter Traditionalisten ist es vielleicht weniger bekannt, daß Karl Rahners Dissertation "Geist in Welt" (1939) - auf Anregung von Maréchal und Heidegger entstanden -, in der er Positionen der thomistischen Schulphilosohie überschreitet, zunächst von der Universität Freiburg abgelehnt wurde, heute als Standardwerk der Thomas-Forschung gilt) und andere moderne Theologen beeinflußt haben - mit den bekannten Ergebnissen! - Und wie will er ihn widerlegen. Er verstünde nicht einmal dessen Ansatz und Dialektik. Auch der Vorschlag Pius XI. [...] ist hier wenig hilfreich, nämlich dieses System mit dem des Thomas zu vergleichen."

Hellers Behauptung, Rahners Schrift "Geist in Welt" gelte als Standardwerk der Thomas-Forschung, entspringt purer Phantasie. In dieser Schrift hatte Rahner versucht, die Erkenntnistheorien von Thomas und Kant unter einen Hut zu bringen, welche sich aber nach dem Wort des Doktorvaters wie Feuer und Wasser ausschließen. Warum verschweigt Heller diese wichtige Information? Rahner mit Kant und Fichte zu widerlegen, hieße daher wirklich, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Vielleicht ist Heller einfach nur arg lesefaul, daß er sich anscheinend nie mit den Schriften von Thomisten über Rahner auseinandergesetzt hat. So schreibt z.B. der bekannte Philosoph Bernhard Lakebrink (Die Wahrheit in Bedrängnis, Stein am Rhein 1986, 90f) im Zusammenhang mit dem auf Kant aufbauenden Christusbild Rahners: "Christus ist allenfalls von Tag zu Tag je immer neu, er ist demnach kein gewesener, sondern ein >gewesender< (Heidegger [Lehrer von Rahner], Sein und Zeit, Tübingen 1967, 326.350), er ist nicht Wahrheit und Wirklichkeit, sondern - wenn überhaupt - in die Predigt von heute >auferstanden<, so dass nicht er selbst, sondern allenfalls >seine Sache weitergeht<. Seine Lehre von einst ist unvollständig. Sie kommt erst in der modernen Hermeneutik zu ihrer eigentlichen Wahrheit und Wirklichkeit. So lebt das Vergangene auch heilsgeschichtlich aus der >Zukunft<, ist niemals fertig und beschlossen, so daß sie >eigentlich immer noch wird< (Rahner, Hörer des Wortes, 1963, 202), wie Rahner meint. Unsere Väter und Mütter mussten sich demnach immer noch mit einem unzulänglichen Stück an Offenbarungswahrheit begnügen. Im übrigen folgt die Offenbarung - so Rahner - im Modus der Kantischen Transzendentalität an den einzelnen als >apriorisch gnadenhafte Selbstmitteilung Gottes<, die sodann in der >kategorial gestreuten Wortoffenbarung< (Rahner, a.a.O. 188) ihre empirische Vergegenständlichung erfahren soll. Natürlich ist dann diese empirische Wirklichkeit der Offenbarung dem transzendentalen Schema der Zeit unterworfen, die ihre Reihenfolge ins Unendliche ausweitet. Der existenziale Historismus lebt vom Kantischen Idealismus, wenn er die gewesene Wirklichkeit des Vergangenen, ihre subsistenten Menschen, die stählerne Wirklichkeit dessen, was war, zum Werkmaterial unseres modernen Sein- und Verstehenkönnens entwerten will. [...] Es bedeutet eine humane Hybris von besonderem Ausmass, die unveränderliche Vergangenheit noch nachträglich korrigieren zu wollen, die ja, trotz allen Nichtmehrseins, dennoch nicht Nichts ist, da sie, wie schon oben gesagt, nicht im Sein- und Entwerfenkönnen des Menschen, wohl aber in der überzeitlichen Wirklichkeit Gottes ihren ewigen Bestand hat." Dem aufmerksamen Leser wird die fundamentale Affinität der modernistischen Offenbarungsverständnisse von Rahner und Fichte bzw. seiner Epigonen nicht entgangen sein. Es sei Heller verziehen, wenn er die einschlägige Literatur nicht kennt, aber unverzeihlich ist es, wenn er dann seiner Phantasie öffentlich freien Lauf läßt.

Was ist nun mit den vielen kirchlichen Anweisungen, in der Philosophie und Theologie auf dem Thomismus aufzubauen? Wer solche kirchlichen Vorschriften beachten will, der wird kurzerhand mit dem Vorwurf des "Legalismus" [(abwertend) starres Festhalten an Vorschriften, "Paragraphenreiterei"] abserviert ("Einsicht" XXV,28). Schließlich tischt Heller gerne folgendes Scheinargument auf ("Einsicht" XXV,31): "Es ist doch mehr als seltsam, daß gerade diejenigen, die sich nunmer seit fast drei Jahrzehnten um eine begriffliche und theologische Klärung und Darstellung der modernen Häresien bemühen, die die versteckten Häresien der Reformer aufgedeckt und transparent gemacht und die die theologische Argumentation vorangetrieben haben, um klare Positionen beziehen zu können, die allgemein übernommen wurden [...], von Ignoranten, verängstigten und verunsicherten Gläubigen oder Fanatikern aber der Ketzerei und des Ungehorsams gegenüber der Kirche bezichtigt werden." Heller ist wahrlich nicht schlecht im Austeilen: Ignoranten, (ungebildete) Gläubige und Fanatiker - diese und anscheinend nur diese können sich nach Heller erdreisten, an den "Einsichtigen" Kritik zu üben. Hellers Talent im Einstecken reicht da allerdings nicht heran: So blieb ihm ein Brief in Erinnerung, in dem ein "Einsichtiger" "von einem fanatischen Thomisten in unflätiger Weise beschimpft wurde" ("Einsicht" XXV,30). Die armen "Einsichtigen", sie haben unter den "fanatischen Thomisten" ja so zu leiden! Nun, Hellers Verteidigung seiner Pseudophilosophie ist sicher nicht besser als die Verteidigung Wojtylas durch Mgr. Williamson aus der Pius-Bruderschaft: "Wäre das von Dörmann und Pasqualucci analysierte Irrtumssystem alles, was dieser Papst glaubt, dann wäre die Gültigkeit seines Papsttums vielleicht ein ernsthafteres Problem. Aber er glaubt dazu sehr viel, was wirklich katholisch ist, und er ist überzeugt, daß das wiedersprüchliche Gemisch des >neuen Glaubens< tatsächlich für unsere Zeit der wahre katholische Glaube sei!" Zur Debatte steht nicht das Richtige, sondern das Falsche. Die wirkliche Aufdeckungsarbeit wurde und wird anhand der gesunden Philosophie und Theologie geleistet, und die ist nun mal thomistisch ausgerichtet. Zu seiner Wehklage über die bösen, bösen Thomisten schreibt Heller in einer Fußnote: "Man könnte diesen Sachverhalt, wenn man ihn einmal polemisch präsentieren wollte, auch so darstellen: Die Leute aus München, die die EINSICHT herausgeben, haben lange theologische Abhandlungen geschrieben, um zu demonstrieren, daß die sog. 'neue Messe' ungültig und der Hl. Vater ein Häretiker ist. Die Argumente sind zwar sehr gut vorgetragen - alle haben sie inzwischen übernommen - aber da sie ja angeblich Fichte-Freimaurerphilosophen sind, dürfen ihre Argumente nicht gelten. Also ist die neue Messe dann doch gültig und der Hl. Vater ein wirklicher Nachfolger des hl. Petrus? Was tun? Geh, lieber Traditionalist, wieder in die neue Messe, gehorche einem Häretiker, weil nach Deiner Ansicht nicht sein soll, was nicht sein darf?" Angesichts solcher "Polemik" wird man wohl fragen dürfen, ob dies bereits die offene Absage an den gesunden Menschenverstand sein soll, ferner, ob Heller seine Leser für komplett unterbelichtet hält, daß er sie mit solchen Aussagen behelligt, und, falls dies zutreffen sollte, warum er bei seinen Lesern diese Unterbelichtung vermutet.

Schlimmer noch als die Pseudophilosophie der "Einsichtigen" sind die permanenten "Warnungen" vor "zweifelhaften" oder "sicher ungültigen", zumindest aber in Heller-Sicht allesamt außerkirchlichen Klerikern. Der Verf. hat einige "Warnungen" hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes untersucht, und in allen Fällen kamen Unwahrheiten zum Vorschein. Aus eigener Erfahrung kennt der Verf. die Aktionen gegen S.E. Bischof P. Georg Schmitz (den Weihevater des Verf.), über den die "Einsichtigen" urteilen: "Nach allen vorliegenden Informationen ist Georg Schmitz daher als Laie anzusehen". Dieses Fazit bildet den Abschluß eines von einem Herrn Jerrentrup verfaßten Textes, der im wesentlichen aus einer mit Kommentaren versehenen "Sukzessionsliste" von Bischof Schmitz besteht. Am Ende stehen noch einige "Erläuterungen" mit dem o.g. Fazit. Heller schickte die "Sukzessionsliste" zeitgleich an zwei Personen, nämlich an den Verf. (der als Laie tituliert wurde) mit der "Auswertung" ("Georg Schmitz ist ein Laie"), an Bischof Schmitz aber ohne Auswertung und mit der Anrede "Hochwürdiger Herr Schmitz". Wie aufrichtig ist so ein Verhalten? Nur ein paar Hinweise auf die Qualität der Informationen, die Jerrentrup/Heller präsentieren:

Bereits die ersten Worte lassen nichts Vernünftiges an Informationen in diesem Artikel erwarten: "Schmitz, Georg, * ca. 1939 (konstruiert nach Riediger)". Statt sich also bzgl. des Geburtsdatums (26.10.1940) zu erkundigen, "konstruiert" (n.b.: treffender Ausdruck, paßt gut für einen "Transzendentalphilosophen"!) Jerrentrup das - falsche - Geburtsjahr. Seine Quelle (W. Riediger, Bischof werden ist nicht schwer ... Heute lebende "falsche" Bischöfe, Amsterdam 1976) ist allgemein bekannt als Märchenschrift (also wohl genau das richtige für einen "Transzendentalphilosophen"). Weiter geht´s: "Priesterweihe: nicht bekannt [... man muß] eine Priesterweihe durch Josef Maria Thiesen annehmen". Die Priesterweihe ist sehr wohl bekannt, Georg Schmitz erhielt sie durch Bischof Ignatios Friedrich Wiechert. In einer Auswertung am Ende des Artikels ist aus der anfänglichen "Annahme" ein Faktum geworden: "Georg Schmitz hat von Thiesen die Priesterweihe und die Bischofsweihe empfangen". Nachdem Jerrentrup nun die Historie neu geschrieben hatte, mußte er nun den Weihevater der Priesterweihe von einem gültigen zu einem ungültigen Bischof machen. Kurzerhand wird Thiesen zum "Psychopathen" erklärt, denn so hatte sich einmal jemand über Thiesen geäußert. Eine solche Behauptung ist schwerlich anders denn als Verunglimpfung aufzufassen; wie würde Heller reagieren, wenn jemand öffentlich schriebe: "Heller ist ein Psychopath", und mehrere Briefe von verschiedenen Leuten angeben würde, die diese Aussage enthalten? Nun, Thiesen (bereits verstorben) kann keinen Prozeß mehr gegen die "Einsichtigen" führen, Glück für sie. Wie macht man also aus einem gültigen Bischof, der auch von Rom (damals wie heute) als gültig anerkannt wurde, jemanden, der laut Jerrentrup "im allergünstigsten Fall Priester" war, so daß Bischof Schmitz nur noch ein "Hochwürdiger Laie" ("Einsicht"-Logik) ist? Die Anerkennung durch Neu-Rom ignoriert man ganz einfach, etwas schwieriger ist es bei dem katholischen Rom; die Quadratur des Kreises gelingt Jerrentrup scheinbar folgendermaßen: "Auch Erklärungen amtlich-römisch-katholischer >vorkonziliarer< Stellen - so scheint die Anordnung des Hl. Offiziums, daß Thiesen keine Amtshandlungen vornehmen darf, dessen gültige Priesterweihe ja zu bestätigen - haben rein formalen, nicht dogmatischen Charakter." Warum hat Rom aber bei dieser Entscheidung, die ja nach der Untersuchung der Weihelinie Thiesens ausgesprochen wurde, nicht auch von einer wenigstens Fragwürdigkeit der Bischofskonsekration Thiesens gesprochen? Darauf gibt es nur eine Antwort: Weil der Hl. Stuhl die Gültigkeit festgestellt hatte. Doch warum sollten sich die "Einsichtigen" von den Entscheiden Roms irgendwie beeinflussen lassen; das wäre eines Transzendentalphilosophen nicht würdig. Dennoch: Wie kann Bischof Schmitz ein "Hochwürdiger Herr Schmitz" und ein Laie gleichzeitig sein, will man den "Einsichtigen" folgen?

Bei allen diesen Warnungen, Sukzessionslisten etc., die in Hellers Fichte-Blättchen zu finden sind, sollte noch eine Frage gestellt werden: Für wen hält Heller sich eigentlich, oder genauer, warum sollten Kleriker, deren Gültigkeit schon klar bewiesen, besonders in einem Fall wie bei Bischof Schmitz, dessen Gültigkeit mehrfach festgestellt wurde, noch einmal gegenüber Heller Rechenschaft über ihren Status abgeben. Der Verf. schrieb daher an Heller, als dieser den Fall Schmitz zum x-ten Male aufrollen wollte (bzw. als einziger von allen Prüfern dann Bischof Schmitz als Laien einstufte): "Vielleicht ist es besser, die Sache auf sich beruhen zu lassen, ich kann ja nicht für jeden Psychopathen, der mit der Behauptung, nur er sei voll-katholisch, und von ihm habe die Welt das Gerichtsurteil anzunehmen, hausieren geht, das Rad neu erfinden und jedesmal aufs Neue zur Sukzession oder auch zu dem Atheisten bzw. Freimaurer Fichte Stellung nehmen." Heller, der nun offensichtlich passen mußte, hüllte sich von dem Zeitpunkt an, als er mit seinen (wie Jerrentrup zugibt) "Konstruktionen" am Ende war, sowohl Bischof Schmitz als auch dem Verf. gegenüber in Schweigen; auch eine Entwurfsfassung des vorliegenden Artikels wurde Heller zugeschickt, dennoch ließ uns Heller im Dunkeln, was seine Denk- und v.a. seine Argumentationsweise betrifft. Was wäre aber passiert, wenn man Hellers Tun ignoriert hätte; da es ja noch immer ein paar "Einsicht"-Leser gibt, wäre die Kirche um ein fatales Gerücht reicher.

Dabei sollte man an die langen Briefe denken (die ungekürzt in der "Einsicht" veröffentlicht wurden), in denen Heller P. Rafael Cloquell als zumindest zweifelhaften Priester darstellte. Heller kritisierte nicht zuletzt, daß P. Rafael zu den Vorwürfen schwieg, ja, Heller nahm das als Indiz dafür, daß P. Rafael seine Gültigkeit nicht beweisen könne. So stand unter dem groß und fett gedruckten Wort "Vorsicht" einmal ("Einsicht" XXIV, 76): "Abbé Cloquell, dessen problematischen Status als kath. Kleriker ich versucht habe aufzuzeigen (EINSICHT 24/2 vom Juli 94) macht sich durch seine Weigerung, dazu Stellung zu beziehen, - auch gegenüber seinen Mitbrüdern! - in höchster Weise verdächtig. Er ist nicht bereit, Auskunft über seinen kirchlichen Status zu geben und den Nachweis über die Gültigkeit seiner Weihe zu erbringen, wirkt aber dennoch weiterhin in München, Ulm und Stuttgart als Seelsorger. - Ich kann den Gläubigen nur den Rat geben, erst dann wieder seine priesterlichen Dienste in Anspruch zu nehmen, wenn feststeht, daß er kath. Priester ist. E.H." Wie soll man dann aber das Schweigen Hellers dem Verf. gegenüber verstehen? Ist Heller nicht Manns genug, den Argumenten von Bischof Schmitz Paroli zu bieten? Wenn er sich geschlagen geben muß - nicht nur in Bezug auf seine Äußerungen über Bischof Schmitz -, warum gibt er es dann nicht öffentlich in einem großen Schuldbekenntnis zu? Weiß er nicht, daß er in der Beweispflicht steht? Weiß er nicht, daß nur er, nicht aber die von ihm Kritisierten Stellung beziehen müssen? Man braucht nicht jeden Fall immer wieder aufzurollen, zumindest nicht vor solchen Nobodies wie den "Einsichtigen". Was in den ganzen Jahren alles an Halb- und Unwahrheiten gegen Geistliche von der "Einsicht" verbreitet wurde, läßt sich kaum mehr aufzählen und sicher nicht mehr alles wieder ins Lot bringen. Sätze von Heller wie: "Es geht mir nicht darum, Personen zu verleumden und andere zu verunsichern, sondern um ihnen Hilfen an die Hand zu geben, damit sie über die Kritisierten urteilen können" (Heller zu seiner Kritik an P. Rafael), oder: "Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß meine Untersuchung nicht eine persönliche Diskreditierung der genannten Personen beabsichtigt, sondern ausschließlich der Sicherstellung der gültigen Sukzession dient" (Jerrentrup in seinem Machwerk gegen Bischof Schmitz), sollten nicht ernster genommen werden, als sie gemeint sind. Noch einmal einen Vergleich: Nehmen wir an, jemand schriebe: "Heller ist ein Psychopath, aber das darf nicht als Beleidigung verstanden werden", würde Heller dann von einer Anzeige wegen Beleidigung absehen? - Nachtrag: Neuerdings erklärt Heller den wirklichen Weihevater von Bischof Schmitz, i.e. Bischof Wiechert, für ungültig. Obwohl dessen Weihevater, Bischof Stumpfl, immer nur Kandidaten zu Bischöfen konsekriert hat, deren Gültigkeit der Priesterweihe feststand, sinniert Heller, Stumpfl habe bei Wiechert (früher Protestant, also ohne gültige Priesterweihe) mal eben eine Ausnahme gemacht. Bei so viel reger Phantasie kommt man schlichtweg nicht mehr nach; vielleicht setzt Heller auf Ermüdungserscheinungen bei den Kritisierten: Wenn es den Kritisierten endgültig zu dumm geworden ist, "Einsicht"-Konstruktionen als Phantastereien aufzudecken, könnte Heller triumphieren, die Kritisierten seien überführt worden. Kurzum: In der Einsicht liegen, wie Heller weiß, uns Theorien vor, die nie ein Mensch zuvor gelesen hat. Wer auf die "Einsicht"-Konstruktionen jetzt noch auch nur einen Heller gibt, ist selber schuld.

Entweder Schweigen oder Diffamierung, ggf. mit Brecheisen - solche Taktiken kennen wir doch aus der Konzilssekte. Angesichts dieser und unzähliger anderer Fakten, die man gegen Heller und seine Truppe ins Feld führen kann, mußte der Verf. unweigerlich an die Worte aus der Antimodernisten-Enzyklika "Pascendi" des hl. Papst Pius X. denken:

"Mögen diese Leute sich wundern, wenn Wir sie zu den Feinden der Kirche rechnen; über das Innere ihres Herzens richtet freilich Gott allein; aber wer ihre Lehren, ihre Rede- und Handlungsweise kennt, der kann sich darüber nicht wundern. Ja, es ist nur zu wahr, sie sind schlimmer als alle andern Feinde der Kirche. Denn nicht außerhalb, sondern, wie gesagt, in der Kirche selbst schmieden sie ihre Pläne zum Verderben der Kirche [...] Schließlich haben ihre Fachstudien sie dahin gebracht, dass sie keine Autorität mehr anerkennen und sich keine Beschränkung mehr gefallen lassen wollen; so haben sie ihr eigenes Gewissen getäuscht und möchten das Wahrheitsdrang nennen, was in Wirklichkeit nur Stolz und Hartnäckigkeit ist: Da sollte man fast an jedem Heilmittel verzweifeln. [...] Länger schweigen wäre Sünde; Wir müssen reden, Wir müssen ihnen vor der ganzen Kirche die Maske herunterreißen, die doch ihr wahres Wesen nur halb verhüllt."

"Aber die Einsicht besteht ja nicht nur aus Fichte-Philosophie und aus Warnungen!" Stimmt, doch ist der Rest wirklich so lesenswert? Ein Beispiel: Von einer Frau Christa Meves, die vor einigen Jahren aus einer der protestantischen Sekten in die Konzilssekte übergetreten ist, veröffentlichte Heller einen Text: "Zur Sexualität befreit - zur Abartigkeit verführt", wozu Heller ein lobendes Vorwort, aber keinerlei Kritik beisteuert. Der Meves-Artikel widert bereits durch die Sprache an: Nicht nur, daß obszöne Zitate aus Schundliteratur gebracht werden, nein, Frau Meves möchte hinsichtlich literarischer Freizügigkeit der Schundliteratur anscheinend in nichts nachstehen. Es ist klar, daß aufgrund des Sittengesetztes hier nicht ausgiebig Zitate angeführt werden dürfen, deswegen nur eine kleine Kostprobe: "Wirklich homosexuell ... sind doch nur 1,1% der Bevölkerung ...". Nach Meves müßte also Homosexualität in Reinkultur nicht mehr eine himmelschreiende Sünde, sondern "nur" eine Krankheit sein, über die es angeblich auch eine recht genaue statistische Erhebung gibt. Die oft formulierte These, daß z.B. ein genetischer Defekt homophile Neigungen zur Folge habe, ist aber bis heute unbewiesen. Moraltheologisch ist dies m.W. nie angenommen worden, und selbst wenn ein genetischer Defekt bei vielen, die sich als "homosexuell" bezeichnen, nachgewiesen werden könnte, so wäre das noch immer kein Beweis für "wirkliche" (?) Homosexualität. Und psychische Krankheit? Mit einer solchen These bewegt man sich wohl auf äußerst dünnem Eis. Auch der hl. Paulus scheint etwas anderer Ansicht als Frau Meves zu sein, wenn er über die Heiden schreibt: "Sie vertauschten den wahren Gott mit den falschen Götzen und verehrten und beteten das Geschöpf an anstatt den Schöpfer, der da hochgelobt sei in Ewigkeit. Amen. Deshalb gab sie Gott ihren schändlichen Leidenschaften preis. Ihre Weiber verkehrten den natürlichen Verkehr in den widernatürlichen. Ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in ihrer wilden Gier zueinander" (Röm 1,25-27).

"Und die >Nachrichten...< in der Einsicht, sind die nicht für einen Katholiken wertvoll?" Zumindest nicht uneingeschränkt! So zitiert Heller einmal ("Einsicht" XXIII, 96) einen Leserbrief, der sich über das Intervall zwischen Quarte und Quinte ("Tritonus", drei Ganztonschritte, auch "diabolus in musica" genannt, weil er, auch wenn oft nur schwer möglich, in der klassischen Harmonielehre vermieden werden soll - ebenso wie auch z.B. Oktavparallelen) und seine Bedeutung in der Rockmusik ausläßt. Diese Phantastereien über den Tritonus lassen jedem, der nur etwas Ahnung von Musiklehre hat, die Haare zu Berge stehen, in Hellers Horizont waren es aber anscheinend interessante Fakten bzw. "Nachrichten" (bessere Überschrift daher: "Enten..."). Diese Veröffentlichung in der "Einsicht" ist insofern schade, als falsche Argumente immer kontraproduktiv wirken. Natürlich muß man die Rockmusik enttarnen (was auch der Verf. verschiedentlich getan hat), aber man darf ihr nichts andichten.

"Gibt es denn gar nichts Gutes in der Einsicht?" Doch, z.B. wurde einmal ein Artikel aus dem Pfarrbrief von Bischof Georg Schmitz, dem Vielgeschmähten, veröffentlicht (Einsicht XIX, 175; aus: Gemeindebrief 1/1989 St. Gebhard, VS-Schwennigen). Doch um diesen zu lesen, hätte man ja direkt zum Original greifen können und die "Einsicht" nicht gebraucht.

Aus dem Beispiel "Einsicht" sollte man festhalten: Es ist nicht nur nicht genug, wenn jemand auf das Deckblatt schreibt: "röm.-kath.", man darf auch noch nicht denjenigen, der die Sedisvakanz nach außen hin bekundet, gleich als treuen Katholiken einstufen. Dies könnte ein Lockvogel sein, um sich Vertrauen zu erschleichen, welches dann schamlos ausgenutzt wird.

Die röm.-kath. Kirche in einer Notsituation

Angesichts der heutigen Situation abschließend noch ein kleiner Nachtrag zu den o.g. Katechismus-Aussagen über die röm.-kath. Kirche: Die Kirche besitzt eine Struktur, die sowohl göttliche (und deshalb unveränderliche) als auch rein menschliche (und deshalb prinzipiell veränderliche) Normen umfaßt. Beispielsweise beruht das Papstamt auf göttlicher Ordnung, das Papstwahlrecht dagegen auf menschlicher Ordnung. Eine wichtige Aufgabe der Kleriker in der heutigen Zeit besteht darin, veränderliche und unveränderliche Elemente innerhalb der kirchlichen Ordnung, wie sie v.a. im Kirchenrecht (CIC (1917)) festgelegt wurde, voneinander zu unterscheiden und das Recht heute so in Anwendung zu bringen, daß das Grundanliegen des Kirchenrechts gewahrt bleibt und nicht ins Gegenteil verkehrt wird.

Dies ist das Prinzip der "Epikie" (Billigkeit; "subjektive Anschauung, daß ein Gesetz wegen Schwierigkeit der Erfüllung im Einzelfalle nicht verpflichte, ja daß der Gesetzgeber unter den gegebenen Umständen nicht habe verpflichten wollen, obschon das Gesetz klar ist" (A. Perathoner, Das kirchliche Gesetzbuch, Brixen 41926, 57)). Die Epikie wird zwar nicht im CIC erwähnt, ist aber in der kath. Moraltheologie von Bedeutung, wo sie zu den Tugenden gezählt wird. Dabei steht sie in engem Zusammenhang mit der Klugheit, denn um beurteilen zu können, was "recht und billig" ist, bedarf es sowohl gediegenen Fachwissens als auch logischen Denkens. Logisches Denken wiederum verlangt nicht nur intellektuelles Potential, sondern auch hinreichende Einübung und Muße.

In einigen Fragen enthält das Kirchenrecht völlig klare Aussagen, z.B. zieht sich gem. CIC (c. 953; c. 2370) jeder Bischof, der ohne Apostolisches Mandat einen Priester zum Bischof konsekriert, automatisch die Suspension zu; würden alle Bischöfe über die fast vierzig Jahre der Sedisvakanz mit Konsekrationen gewartet haben, würde es heute wohl schwerlich noch Bischöfe und wohl nur sehr wenige Priester geben; überhaupt würde der Klerikerstand notwendig irgendwann - wenn es so weitergeht wie in den letzten 38 Jahren - auf immer verschwinden. Nun gab es allerdings Bischofskonsekrationen; würde man diese nach dem Buchstaben des CIC bewerten, dann dürfte praktisch keiner der Bischöfe seine Weihe irgendwie ausüben; dies gilt selbstverständlich auch für jeden Priester, der in der Sukzession eines gem. CIC suspendierten Bischofs steht. Nach Ansicht des Verf. sind heutzutage Bischofskonsekrationen, die ja notgedrungen ohne Apostolisches Mandat erfolgen, dennoch erlaubt. Ebenso wäre es nach Ansicht des Verf. falsch, sich nun einfach mit dem Gedanken der Sedisvakanz bis zur Wiederkunft Christi abzufinden. Dies beinhaltet jedoch, daß dann auch die kirchlichen Vorschriften über die Papstwahl modifiziert werden müßten. Ebensowenig glaubt der Verf., daß Häretiker und Schismatiker darauf verzichten sollten, (ggf. wieder) der röm.-kath. Kirche eingegliedert zu werden, weil kirchenrechtlich die (Wieder-) Aufnahme von Akatholiken in die Kirche dem Papst, u.U. an den Diözesanbischof delegiert, vorbehalten ist.

Dies sind nur einige Fragen und Probleme, vor der die Kirche heute steht. Unser Heiland hat in seinem Leben mehrfach darauf hingewiesen, daß die Gesetze nicht um der Gesetze willen, sondern um der Menschen willen da sind. Die Gesetze sollen den Weg zu Gott ebnen und nicht verbauen. Deshalb ist besonders in dieser Notsituation der Kleriker als Theologe gefordert, den Menschen in den vielen zeitbedingten Fragen Antworten zu geben und die üblen Machenschaften derer aufzudecken, die entweder aus völliger Ignoranz oder gar aus übersteigerter Machtgier Vorschläge machen, die für nur noch mehr Unsicherheit und Verwirrung unter den hilflosen Gläubigen sorgen.

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