Radio Vatikan ./. Kirche zum Mitreden

- Die Auseinandersetzung um unsere Rubrik "Nachrichten" -
(Internet, 17.02.98)
Über drei Wochen liegt die letzte Aktualisierung unserer Seiten zurück. Der Grund für diese lange Pause ist die restriktive Haltung des Senders "Radio Vatikan", dessen Nachrichten wir für unsere Homepage verwenden.
Die Problematik besteht in einer einfachen Tatsache: Nachrichten sind Handelsware. Wer z.B. per Newsletter Nachrichten von Zeitungen oder Nachrichtenagenturen bezieht, wird üblicherweise darauf hingewiesen, daß diese Nachrichten nur für den Privatgebrauch bestimmt sind und nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen. Es ist deshalb nicht gestattet, ohne ausdrückliche Genehmigung der Zeitung bzw. Nachrichtenagentur aus dem erhaltenen Newsletter zu zitieren.
Bei Radio Vatikan verhält sich die Lage jedoch etwas anders. RV verschickt zwar auch einen Newsletter, nennt aber keine Einschränkungen für den Gebrauch der Nachrichten. Vor allem besteht ein wichtiger Unterschied zwischen RV und anderen Nachrichtenlieferanten: RV wird von dem Verein "röm.-kath. Kirche e.V." (mit "Kirchensteuergeldern") finanziert und betreibt keinen Handel mit Nachrichten; damit unterscheidet sich RV auch von Stiftungen, die noch immer Gewinne machen müssen. Von dem Prinzip der Kirche her ist es eigentlich primär zu wünschen, daß Neuigkeiten möglichst verbreitet werden, nicht unbedingt, daß diese Neuigkeiten Geld bringen. Private Leistungen, etwa in Exklusiv-Berichten, Reportagen oder Interviews, wie sie von wirtschaftlich orientierten Publikationen geleistet werden, haben wiederum einen Handelswert und fallen unter den Schutz des geistigen Eigentums.
Unserer Ansicht nach müßte es also erlaubt sein, Nachrichten von RV wiederzugeben, wenigstens in ihren Grundaussagen. Sofern sie aber unverändert zitiert werden, halten wir eine Einverständniserklärung für erforderlich, und so fragten wir am 21.01.1998 per e-mail den Chef der deutschen Sektion von RV, Herrn Eberhard Gemmingen, ob er etwas dagegen einzuwenden hätte, wenn wir den Newsletter von RV zitieren, um Vorgänge in der Konzilskirche zu kommentieren. Bis zur darauffolgenden Aktualisierung der Seiten (am 24.01.1998) kam keine Reaktion aus Neu-Rom.

Am 30. 01.1998 kam die Antwort von Herrn Gemmingen, ebenfalls per e-mail, die allerdings keinen Text, sondern nur ein komprimiertes HTML-Dokument enthielt. Nach der Dekrompimierung lasen wir folgendes (sowohl im Communicator als auch in einem ASCII-Editor):
"ÿWPC¢"
Der tiefere Sinn dieser Zeichenfolge blieb uns verborgen, bis uns am 06.02.1998 folgender Brief per Post erreichte.
"Besten Dank für Ihre Anfrage.
Sie müssen uns bitte genauer erklären, was Sie mit den Nachrichten machen wollen, damit wir Ihre Frage beantworten können. Beim jetzigen Erklärungsstand müßte ich Nein sagen."
Damit war klar, daß Herr Gemmingen ein Textverarbeitungsprogramm (möglicherweise das - grottenschlechte - Corel WordPerfect) verwendet hatte und die Dateierweiterung ".htm" irreführend war.

Sofort nach Erhalt des Briefes, also noch am 06.02., antworteten wir, wieder per e-mail: Wir wollten unseren Lesern die Möglichkeit geben, "zu entscheiden, ob Neu-Rom den Glauben bewahrt oder verändert hat - nur im letzteren Falle wäre die Bezeichnung 'Neu-Rom' gerechtfertigt, im Sinne einer Sektenhierarchie".

Nun haben wir Herrn Gemmingen über 10 Tage Zeit gelassen, sich zu einem klaren Ja oder Nein durchzuringen. Solange also keine weiteren Erklärungen von RV kommen, bleibt die jetzige Form unverändert: Wir paraphrasieren die Nachrichten, die der Newsletter enthält.
Wenn RV wirklich so überzeugt sein sollte, Teil der röm.-kath. Kirche zu sein, warum überläßt es uns nicht uneingeschränkt seine Nachrichten zur Kommentierung? Und warum wurde das Angebot an alle V2-Abonnenten unseres Newsletters, Gegenargumente zu bringen, nicht ein einziges Mal wahrgenommen?

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