Bistum Chur
Leserbrief zum Bericht der Saka-Informationen über das
Haas-Interview in der Zeitschrift "Umkehr"
Der Artikel "Ein Bischof an Wahrheitsfrage interessiert?"
(Saka-Informationen,
Juli/August 1995) über ein Interview mit dem Laien Wolfgang Haas
(Umkehr
Nr. 4 v. April 95), der hartnäckig von sich behauptet, Bischof von
Chur zu sein, hätte vielleicht besser mit der Frage "Ein Haas
versucht
sich als moderner Rattenfänger?" betitelt werden sollen. Es sollte
endlich Schluß gemacht werden mit der Mär vom "integren
Bischof"
- wenigstens letzteres ist anhand der Ordinationsformel objektiv
widerlegbar
-, wenn man einige Fakten bedenkt, die aus den Medien bekannt sind bzw.
von denen es schriftliche Unterlagen gibt. Auch auf die Gefahr hin, mir
den Vorwurf der Verleumdung einzuhandeln, möchte ich den Leser
bitten,
das folgende zu überdenken. Die besondere Taktik der
ökumenischen
Antikirche besteht aus einer diabolisch raffinierten Mischung von
frömmelndem
Geschwafel einerseits und verhaltenen Klagen über
Mißstände
andererseits, die aber keine Veränderungen nach sich ziehen oder
nur
solche, die eher eine Verschlechterung bedeuten. Suchen wir diese
beiden
Elemente - Schönrednerei und konsequenzenloses Klagen - nun
konkret
bei dem Churer Okkupanten Wolfgang Haas: Bekannt ist Haas für
seine
ausufernden Predigten, die meist durch zwei Charakteristika
gekennzeichnet
sind, nämlich die Verkündigung der Lehre seines "Heiligen
Vaters",
den er ja auch in seinem Interview lobt, und der Hinweis auf Maria als
Vorbild. Da manche Johannes Paul II. für marianisch orientiert
halten
und sogar meinen, das "M" im Wappen oder seine Worte "totus tuus"
bezögen
sich auf die Gottesmutter statt auf ein Konstrukt seiner kranken
Philosophie,
die J. Dörmann aufgezeigt hat, will Haas diesen Irrtum noch
verstärken.
Fast jedes neue Schreiben Wojtylas wird von Haas in Predigten,
Vorträgen
und Privatgesprächen rühmend erwähnt und die Quintessenz
den Zuhörern vermittelt; z.B. verkündete Haas vor mehreren
hundert
Besuchern der Churer Kathedrale in einer Pseudomesse in Anlehnung an
den
bekannten Spruch: "Christ, werde, was du bist", das "höhere
Evangelium"
Wojtylas: "Mensch, werde, was du bist". Haas hat Wojtyla offensichtlich
verstanden und denkt auch so. Sonst könnte er ja auch nicht die
Enzykliken
so penetrant anpreisen und würde auch nicht permanent dazu
aufrufen,
an den Sessions mit Wojtyla anläßlich der "Internationalen
Jugendtreffen"
teilzunehmen, für die auch er schon viele tausend Franken
ausgegeben
hat. Also lautet das Haas-Motto: "Glaubt an Wojtyla und glaubt an mich,
und schaut auf Maria, die Mutter der Kirche, des pilgernden
Gottesvolkes."
Die Ahnungslosen, versammelt z. B. in "Pro ecclesia" oder im
"Marianischen
Frauen- und Mütterverein", schmelzen ob der Treue zum "Heiligen
Vater"
dahin und fragen nicht mehr nach der Wahrheit. Ein bißchen -
falsche
- Mariologie obendrauf, und jeder Versuch der Kritik wird im Keim
erstickt.
Eng damit verwoben ist die Klage darüber, daß einige den
"Heiligen
Vater" im Stich lassen und durch Ungehorsam ihm bzw. Gott
gegenüber
(hier stellt sich die Frage: Wem denn nun?) betrüben. Diese
gefühlsbetonte
und argumentationslose Masche verwenden die Modernisten gerne, da
für
sie ja nicht die Wahrheit, sondern das Gefühl das höchste Gut
bedeutet. Paul VI. verbreitete sogar die häretisch klingende
Formulierung
von der "Selbstzerstörung der Kirche"; zwar hat Montini in der Tat
gegen die Kirche gekämpft, doch als Nicht-Christ gehörte er
nicht
zur Kirche, weswegen er nicht von einer "Selbstzerstörung"
sprechen
durfte. Immer, wenn Wojtyla das Hohelied auf die Liturgiereform singt,
stöhnt er auch ein wenig über die Übertreibungen, gegen
die er aber nicht wirksam vorgeht. Haas befürwortet in seinem
Interview
eine Revision der Liturgiereform, feiert aber munter den Novus Ordo;
vielleicht
träumt auch er von einer liturgia semper reformanda. Um es klar zu
sagen: Ein paar mehr oder weniger salbungsvolle Worte bringen nicht
viel
und dürfen einen Katholiken nicht täuschen. Anhand der oft
beiläufigen
antichristlichen Äußerungen und nicht zuletzt der Taten
erkennt
man, was nun wirklich Sache ist. Betrachten wir deshalb zwei Bereiche,
in denen sich das hinhaltende Nichtstun, also letztlich wohl eine
Verlogenheit
der Klagen des Herrn Haas, besonders klar erkennen läßt. Der
erste betrifft die Theologische Hochschule, deren Großkanzler
Haas
ist, der zweite die Frage der Ordinationen im Bistum Chur. Zur
Theologischen
Hochschule Chur: Durch die Medien geisterte immer wieder ein Thema:
Einige
Professoren (nennen wir sie einfach die Ohne-Haas-Esser) weigerten sich
- das tun sie auch noch heute -, mit dem von Haas zum Regens
eingesetzten
Opus-Dei-Mann Dr. Peter Rutz (nennen wir ihn und seine Tischgenossen
einfach
die Mit-Haas-Esser) an einem Tisch zu speisen. Das wurde von "Pro
ecclesia"
und Co. immer wieder als Skandal bezeichnet, während die
Ohne-Haas-Esser
es als Nötigung einstuften, von Haas zur Tischgemeinschaft
aufgefordert
zu werden. Scheinbar brisant wurde es mit dem "Ultimatum", in dem Haas
den Ohne-Haas-Essern mit der Ausweisung aus dem Seminar drohte, falls
sie
nicht bis zu einem bestimmten Termin den Tischplatz entsprechend den
Vorstellungen
des Churer Oberlaien wechselten. Der Termin kam, die Professoren
blieben
sowohl an ihrem Stammplatz als auch im Haus, das sie jedoch nach und
nach
verließen, nicht ohne sich das Image des Märtyrers gleich
mitzunehmen.
Traurig ist dabei nicht nur, daß sich die Beteiligten auf beiden
Seiten zum Märtyrer erklärten oder erklären
ließen,
sondern daß die Lappalie des Sitzplatzes bei den Mahlzeiten so
aufgebauscht
wurde, während die Frage nach der dogmatischen
Zuverlässigkeit
gar nicht zur Debatte stand. In der Antikirche ist ja "Einheit in der
Vielfalt"
alles, d. h. solange man die geschwisterliche (Mahl-) Gemeinschaft
pflegt
und es mit der Kritik am "Papst" nicht allzu bunt treibt, darf man
bleiben.
Dogmen spielen letztlich keine Rolle. Eine Klage konnte also nur den
Gehorsam
den Kirchenhassern gegenüber betreffen, aber nicht den Gehorsam
gegenüber
Gott, denn in der Antikirche muß man Wojtyla mehr gehorchen als
Gott.
Zu der Dogmatik nun noch ein paar Ausführungen: Es ist
bedauerlich,
daß keine Video- oder wenigstens Tonbänder von den
Vorlesungen
oder gar den privaten Gesprächen der Dozenten existieren, denn was
man schwarz auf weiß erhält, ist meistens sehr
entschärft,
und nur sehr wenige Dozenten teilen überhaupt Texte aus. Da Chur
m.
W. nicht über international anerkannte Kapazitäten
verfügt,
sollen nur zwei kurze Texte zitiert werden, die der Exeget des Alten
Testaments
(Beat Zuber) und der Pastoraltheologe (Ernst Spichtig) verteilt haben.
Sofern man mir nicht den Vorwurf der sinnentstellenden Zitation macht,
halte ich es nicht für der Mühe wert, eine akribische Analyse
dieser Werke zu verfassen; schon durch Abtippen ihrer Elaborate
läßt
man den Dozenten m.E. mehr Anerkennung zukommen, als sie verdienen. Das
Interessante bei der Sache ist, daß Spichtig zu den
Ohne-Haas-Essern,
Zuber aber zu den Mit-Haas-Essern gehört. Man bedenke das genau:
Den
Ahnungslosen wird eingetrichtert, entscheidend sei der Tischplatz, also
hat der Mit-Haas-Esser schon den größten Teil der Naiven auf
seiner Seite. Die Seminaristen schlucken eifrig das Gift, sie folgen
ihrem
Guru, selbst wenn er sie in die Hölle führt. Das heißt
aber nicht, daß sofort alles, was der Ohne-Haas-Esser Spichtig
zum
Besten gibt, kritisch hinterfragt wird. 1.) Zuber, aus einem Aufsatz
über
das Psalmengebet: "Das Alte Testament ist kein erbauliches Buch
für
uns Christen und es ist uns fremd, weil wir kaum mehr etwas wissen
über
die Welt, in der die einzelnen Texte geschrieben worden sind. Wenn es
auch
für uns zum Heiligen Buch geworden ist, so einzig und allein, weil
nach seinen eigenen Worten darin von unserem Herrn und Heiland Jesus
Christus
die Rede ist. Die Auslegungsmethode der Kirchenväter bestand denn
auch darin, in dem Buch nach diesen versteckten Hinweisen auf ihn zu
forschen.
Daß sie fündig geworden und zu diesem Zweck manchmal recht
großzügig
mit den alten Texten umgegangen sind, versteht sich von selbst und hat
auch früher niemanden gestört - außer vielleicht die
Juden,
denen man dann beibringen wollte, daß sie ihr eigenes Heiliges
Buch
ja gar nicht richtig lesen können. - Anders die
historisch-kritische
Methode der modernen Bibelforschung, für die das Vorgehen der
Kirchenväter
so ziemlich genau das ist, was man eben nicht tun darf. Ihr Ziel ist
es,
dem antiken Text wieder so gerecht zu werden, wie er damals von seinen
jüdischen Verfassern gedacht und geschrieben worden war. Und damit
arbeitet diese Methode unserem Wunsch nach Erbauung meist diametral
entgegen,
denn was da zum Vorschein kommt, wenn man sie konsequent anwendet, ist
für unsere Bedürfnisse selten noch aufbauend. Was ich damit
sagen
will? Psalmenbeten als Teilnahme am Gebet der Kirche und der
Mönche
- wieso nicht! Das ist gut und richtig und legitim. Es aber unter der
Devise
'Zurück zu den Quellen' anzupreisen, halte ich für
betrügerisch.
Geht man tatsächlich zu den Quellen zurück und liest man das
Alte Testament als antike Literatur, so ist es ein wildes und
erregendes
Zeugnis der Auseinandersetzung eines intelligenten Volkes mit seinem
Gott.
Dieser Gott trägt aber nur ganz selten und schwer erkennbar die
Züge
des Vaters unseres Herrn Jesus Christus. Ihn dann einfach, wie das oft
geschieht mit dem Zuckerguß pietistischer Frömmigkeit zu
überkleistern,
damit er für uns genießbar wird, ist eine Beleidigung." 2.)
Spichtig, aus seinem Vorlesungsunterlagen über Vaticanum II:
"Trotz
teils heftiger Diskussionen und trotz der Verunsicherung mancher
Katholiken
darf gesagt werden, dass die liturgische Erneuerung von der grossen
Mehrzahl
der Gläubigen (gut) aufgenommen und dass der Gottesdienst
lebendiger
wurde. Wenn die Teilnehmerzahl an den Gottesdiensten trotzdem
unübersehbar
gesunken ist, liegen die hauptsächlichen Gründe dafür
auf
anderer Ebene; sie sind vor allem vor dem Hintergrund der
gesellschaftlichen
und - damit verbunden - der gesamtkirchlichen Entwicklung zu suchen ...
Es darf nicht übersehen werden, dass die Liturgiereform
längst
nicht alle Gläubigen mit Zufriedenheit erfüllt. Sie wird uns
als ein ständig aufgebener Prozess begleiten müssen. ... Auf
dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat die klassische Unterscheidung
zwischen
Klerus und Laien eine ganz beachtliche Revision erfahren ... Das neue
Kirchenrecht
mit seinen insgesamt restriktiv ausfallenden Bestimmungen über den
Ort der Laien in der Kirche ist nicht übertrieben ermutigend. In
unseren
Gemeinden müssen wir von einem blossen 'Mitsorgen' und 'Mitdenken'
wegkommen zu einem Miteinander-Denken und Miteinander-Entscheiden,
Miteinander-Verantworten.
... Faktisch werden heute Laientheologen/innen (übrigens auch
Diakone)
aufgrund der Macht des Faktischen meist als Ersatzpriester eingesetzt.
Sie tun von morgens bis abends lauter Dienste, die früher die
Priester
taten (insbesondere ist dies in Pfarreien ohne ortsansässigen
Priester
der Fall). Ich bezweifle, dass wir der heute vorliegenden pastoralen
Situation
noch adäquat beikommen können mit der klassischen
Unterscheidung
von Klerus und Laien. Laientheologen/innen sind in dieser Situation
sowohl
ein "Krisensymptom" wie eine "Chance". ... Johannes XXIII. sah als
wichtigste
Aufgabe des Konzils, die Wiederherstellung der Einheit der Christen zu
fördern." Zitation und Hervorhebungen von den jeweiligen Autoren.
Hier wird in schönen Worten Ungeheuerliches gesagt, hier sind
Wölfe
im Schafspelz am Werk. Am teuflischsten erscheint mir jedoch der Trick
mit den "Weihbischöfen", die - obwohl sie von Rom keine
Sondervollmachten
erhalten haben - den Pseudobischof Haas angeblich in Ketten gelegt
haben
sollen. Mit ihrer Hilfe können nun die extrem Progressiven
problemlos
ordiniert werden und im Amt bleiben, ohne daß der Verdacht auf
Haas
als Ursache des Übels fällt. Er klagt nur, daß er
nichts
ändern könne, obwohl sein Lizenziat in Kirchenrecht doch
erwarten
lassen müßte, daß er es besser weiß, denn - wie
gesagt - die "Weihbischöfe" haben keine Sondervollmachten, und
auch
im Antikirchenrecht bleibt der Bischof alleinverantwortlich. Hier ein
Auszug
aus einem Interview mit dem Pseudodiakon lic. theol. Adrian
Lüchinger,
einige Wochen vor seiner Ordination zum Pseudopriester: "Kirchenzeitung
forum, Zürich: 'Mitstudenten können durch Heirat oder
Geschlecht
nie Priester werden. Schmerzt Sie das?' A. L.: 'Ja. Meiner Ansicht nach
sollte der Sendungsauftrag des Priesters nicht zwingend an die
Ehelosigkeit
gebunden sein. Die Frage stellt sich, ob nur ein zölibatär
lebender
Mensch die Berufung zum Priester wahrnehmen kann. ... Ich hoffe sehr,
dass
unsere Kirche in Zukunft Frauen das Amt der Diakonin zugänglich
machen
wird.'" Wird Haas einmal von Rom abgesetzt? Möglich, dann
läge
mutatis mutandis die gleiche Situation vor wie bei Gaillot/Evreux oder
Vogel/Basel: Der Modernist kommt sich als Märtyrer vor und findet
eine Masse, die ihn als solchen betrachtet und verehrt. Ihrem Ziel des
vollständigen Chaos wären die Modernisten in Rom dann wieder
ein Stück näher. Natürlich könnte man über
Haas,
seine Gefolgschaft und seine Gegner Bücher füllen, doch hier
soll nur davor gewarnt werden, einem trügerischen Optimismus zu
verfallen
und das Heil von Haas zu erwarten. Ich hoffe, das in den
Saka-Informationen
erwähnte Interview läßt sich nun etwas besser
verstehen.
[Zurück zur Homepage]