Stabat Mater

- Die Tage vor dem Karfreitag -
(Kirche zum Mitreden, 26.03.1999)
Zur Orientierung über die im folgenden angesprochene Thematik s. Passionszeit 2.
In ihrer bewährten Taktik, wichtige Attacken gegen die römisch-katholische Kirche an wichtigen kirchlichen Festen durchzuführen, hat die V2-Sekte dafür Sorge getragen, daß uns der Brief ihres Interessenvertreters am Fest der Sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria erreichte. Sinnigerweise handelte es sich dabei anscheinend um haargenau denselben Text, der uns gestern per Fax zugeschickt worden war - noch nicht einmal der Vermerk "vorab per Fax" war entfernt worden. Nimmt man zu den orthographischen Fehlern noch die schlampige Art hinzu, wie der Brief fabriziert worden ist, insbesondere den haltlosen Vorwurf der "Rechtswidrigkeit", fragt man sich wirklich, ob für einen Betrag von DM 2 511,40 nicht doch etwas mehr verlangt werden kann. Angesichts der Tatsache, daß wir in einem halben Jahr ca. DM 2 500 an Meßstipendien erhalten, und der Wahrscheinlichkeit, daß Redeke nur ca. eine halbe Stunde an Zeit aufgewendet hat, um den gleichen Betrag zu verdienen, wird jedem klar, daß Redeke ein echter Siegertyp ist, zumindest vorläufig.
Die Problematik, weswegen wir keinen Rechtsanwalt einschalten können, selbst wenn wir über ein so gigantisches Vermögen verfügen würden wie die V2-Sekte, besteht darin, daß sicherlich jedem Rechtsanwalt der Fall zu heiß wäre - wer möchte sich schon gegen ein vermeintlich rechtskräftiges Urteil des BGH stellen. Dabei ist es doch nach sachlichen Gesichtspunkten so einfach, das Urteil als nicht rechtskräftig zu erweisen. Von schon tragischer Komik ist der Ansatz der Richter, Parallelen der römisch-katholischen Kirche zum "Johanniter-Bier" zu ziehen, denn in der Tat kann ein Bierbrauer zusammenbrauen, was er will, ohne daß er deswegen sein Geschäft resp. sein Produkt umbenennen müßte. Zu den wesentlichen Eigenschaften der Kirche gehört allerdings die Unveränderlichkeit, d.h. kein Mensch, auch nicht der Papst, kann sich ein neues Glaubensgut zusammenbrauen. Die Panscherei aus unendlichen Widersprüchlichkeiten, die von der V2-Sekte serviert wird, hat nicht zur Folge, daß jetzt unter derselben alten Marke ein anderes Produkt vertrieben werden kann, statt dessen setzen sich die Panscher mit ihrem neuen Glauben ins Abseits. Wer behauptet, die häretische Sekte von V2 könne die Kirche Christi sein, verstößt gegen das Dogma der Unfehlbarkeit der Kirche. Wer andere dazu zwingen will, die V2-Sekte als römisch-katholische Kirche anzuerkennen, zwingt andere zur Häresie. Wer dem Zwang nachgibt, wirft damit das ewige Heil weg. Es ist schon sehr bezeichnend, daß sich die V2-Sekte für einen Vergleich mit einer Bierbrauerei hergibt; dies läßt gewisse Rückschlüsse auf ihr Selbstverständis zu. Das Tertium comparationis ("Das Dritte des Vergleichs", der Vergleichspunkt bei zwei unterschiedlichen Seienden), auf das das Urteil hinauswill, ist uns schon klar, nur wenn der Vergleich hinkt, klappt es auch mit dem Tertium comparationis nicht.
Wenn schon nicht die V2-Sekte einen Anspruch auf den Titel römisch-katholisch erheben kann, kann dann vielleicht der Staat bestimmen, daß diese Sekte die römisch-katholische Kirche ist? Wenn der Staat das tun will, dann muß er eine entsprechende Handlungsvollmacht vorweisen. Es muß eine unantastbare Quelle vorliegen, aus der zweifelsfrei hervorgeht, daß der Staat nach Beliebem festlegen darf, wer zur römisch-katholischen Kirche gehört und wer nicht. Solange diese Quelle nicht vorliegt, kann dem Staat auch keine Handlungsvollmacht zugestanden werden, andernfalls würde man eine unverantwortbare Leichtfertigkeit in der Frage des ewigen Heils zu begehen. Wenn es um ewige Rettung oder ewige Verdammnis geht, sollte schon ein wenig Sorgfalt angewandt werden. Man könnte geltend machen, daß der Staat ja gar keine Beurteilungskompetenz, sondern nur eine Entscheidungskompetenz für sich beansprucht. Er behauptet gar nicht, er könne beurteilen, was römisch-katholisch ist, sondern setzt es einfach apodiktisch fest. Aber auch für diesen Fall müßte er erst eine Legitimation vorweisen.
So einfach ist das ganze. Aber eines darf man nicht vergessen: Das Leiden, das aus der Treue zu Christus erwächst, kann eine schwere Belastung für den Menschen darstellen. In den Christenverfolgungen quer durch die Jahrhunderte gab es immer wieder Christen, die dem Druck des Staates nachgegeben haben. Der finale Vernichtungsschlag, den die V2-Sekte nun gegen uns führt, bildet eine spürbare Belastung für alle Opfer dieses Anschlags; auch der Verf. ist kein Übermensch. Die Siegertypen können sich maximal Zeit ihres Lebens freuen, uns hübsch legal das Genick gebrochen zu haben - danach wird Klartext geredet, und dann wird jeder sehen, ob menschliches Recht oder nicht vielleicht doch göttliches Recht die größere Bedeutung besitzt.
Der Blick auf das heutige Marienfest läßt uns in dieser sicherlich nicht einfachen Zeit neue Kraft schöpfen; in der Communio des Meßformulars heißt es dazu: "Glückselig die Schmerzen der heiligen Jungfrau Maria, die unter dem Kreuze des Herrn ohne Tod die Martyrerpalme verdienten." Am heutigen Tag betet die Kirche vor dem Evangelium die Sequenz Stabat Mater, die wir jedem zur Bereicherung der persönlichen Gebetes sehr empfehlen.
 
Stabat Mater dolorosa
Juxta Crucem lacrimosa
Dum pendebat Filius.
Cujus animam gementem,
Contristatam et dolentem
Pertransivit gladius.
Christi Mutter stand mit Schmerzen
Bei dem Kreuz und weint' von Herzen,
Als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
Seufzend unter Todesschauer
Jetzt das Schwert des Leidens' ging.
O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta
Mater Unigeniti!
Quae maerebat et dolebat
Pia Mater, dum videbat
Nati poenas inclyti.
Welch ein Weh der Auserkornen
Da sie sah den Eingebornen
Wie Er mit dem Tode rang!
Angst und Trauer, Qual und Bangen,
Alles Leid hielt sie umfangen
Das nur je ein Herz durchdrang.
Quis est homo, qui non fleret,
Matrem Christi si videret
In tanto supplicio?
Quis non posset contristari,
Christi Matrem contemplari
Dolentem cum Filio?
Wer könnt' ohne Tränen sehen
Christi Mutter also stehen
In so tiefen Jammers Not?
Wer nicht mit der Mutter weinen,
Seinen Schmerz mit ihrem einen,
Leidend bei des Sohnes Tod?
Pro peccatis suae gentis
Vidit Jesum in tormentis
Et flagellis subditum.
Vidit suum dulcem Natum
Moriendo desolatum
Dum emisit spritu.
Ach, für Seiner Brüder Schulden
Sah sie Jesus Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn.
Sah Ihn trostlos und verlassen
An dem blut'gen Kreuz erblassen,
Ihren lieben einz'gen Sohn.
Eja, Mater, fons amoris,
Me sentire vim doloris
Fac, ut tecum lugeam.
Fac, ut ardeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi complaceam.
Gib, o Mutter, Born der Liebe,
Daß ich mich mit dir betrübe,
Daß ich fühl die Schmerzen dein.
Daß mein Herz von Lieb entbrenne,
Daß ich nur noch Jesus kenne,
Daß ich liebe Gott allein.
Sancta Mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide.
Tui Nati vulnerati,
Tam dignati pro me pati,
Poenas mecum divide.
Heilge Mutter, drück die Wunden,
Die dein Sohn am Kreuz empfunden,
Tief in meine Seele ein.
Ach, das Blut, das Er vergossen,
Ist für mich dahingeflossen;
Laß mich teilen Seine Pein.
Fac me tecum pie flere,
Crucifixo condolere,
Donec ego vixero.
Iuxta Crucem tecum stare
Et me tibi sociare
In planctu desidero.
Laß mit dir mich herzlich weinen,
Ganz mit Jesu Leid vereinen,
Solang hier mein Leben währt.
Unterm Kreuz mit dir zu stehen,
Dort zu teilen deine Wehen,
Ist es, was mein Herz begehrt.
Virgo virginum praeclara,
Mihi jam non sis amara:
Fac me tecum plangere.
Fac, ut portem Christi mortem,
Passionis fac consortem
Et plagas recolere.
O du Jungfrau der Jungfrauen,
Wollst in Gnaden mich anschauen,
Laß mich teilen deinen Schmerz.
Laß mich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
Fühlen wie dein Mutterherz.
Fac me plagis vulnerari,
Fac me Cruce inebriari
Et cruore Filii.
Flammis ne urar succensus,
Per te, Virgo, sim defensus
In die judicii.
Mach, am Kreuze hingesunken,
Mich von Christi Blute trunken
Und von Seinen Wunden wund.
Daß nicht zu der ew'gen Flamme
Der Gerichtstag mich verdamme,
Sprech für mich dein reiner Mund.
Christe, cum sit hinc exire,
Da per Matrem me venire
Ad palmam victoriae.
Quando corpus morietur,
Fac, ut animae donetur
Paradisi gloria. Amen.
Christus, um der Mutter Leiden
Gib mir einst des Sieges Freuden
Nach des Erdenlebens Streit.
Jesus, wann mein Leib wird sterben,
Laß dann meine Seele erben
Deines Himmels Seligkeit! Amen.

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