Rezept zum schnellen Abnehmen
- Ein typischer Diätplan in der Kritik -
(Kirche zum Mitreden, 24.07.2011)
http://www.youtube.com/watch?v=8H0mgPgOHw8
http://de.gloria.tv/?media=178838
Die derzeit vielleicht schwerste Epidemie, i.e. das
Übergewicht, nimmt weiter zu. Trotzdem besteht bei vielen noch
Gleichgültigkeit und Verwirrung bzgl. einer gesunden
Ernährung. Deshalb hier exemplarisch ein typischer
Diätplan mit Angaben zu Kalorien (kcal) sowie den
Prozentsätzen an Kohlenhydraten (KH), Fett (F) und Protein (P);
von Protein außerdem auch die Menge in Gramm:
Die Mahlzeiten
Frühstück: 50g Weizenkleie, 50g zuckerarmes
Vollkornmüsli ("Basis-Müsli", also *ohne* z.B.
Früchte oder Schokolade), 500ml Sojadrink, 1 Apfel
606 Kcal, 42,3% KH, 26,9% F, 21,7% P, 32,9g P
Mittagessen: 15g Walnusskerne, 15g Mandelkerne, 15g
Kürbiskerne, 1 Scheibe Vollkornbrot, 1 Ei, 2 Äpfel
717 Kcal, 37,6% KH, 48% F, 14% P, 25g P
Abendessen: 15g Haselnusskerne, 15g Sonnenblumenkerne, 250g
Magerquark, 500g Tomaten, 1 Apfel
527 Kcal, 33,1% KH, 35,9% F, 30,8% P, 40,5g P
Über den Tag verteilt sind zusätzlich ca. zwei Liter
Wasser zu trinken.
Summe: 1850 kcal, davon 98,4g P.
Mögliche Einwände gegen diesen Diätplan:
1. "Die Kalorienmenge spielt für das Abnehmen / Zunehmen nur
eine untergeordnete oder gar keine Rolle."
Es gibt mehrere große Studien, bei denen die Testpersonen die
gleiche Kalorienmenge eingenommen haben, allerdings mit
unterschiedlichen Anteilen an KH, F und P. Ergebnis: Für das
Gewicht sind die Kalorien von entscheidender Bedeutung.
2. "Nicht immer lassen sich die Kalorien exakt zählen, und
nicht immer lässt sich der Kalorienbedarf exakt bestimmen."
Beides stimmt. Aber beides kann man immerhin ungefähr
einschätzen. Die Beachtung der Parameter wie Geschlecht,
Körpergröße und Tätigkeit erlaubt Berechnungen
des ungefähren Kalorienbedarfs, und daran sollte man sich eben
auch ungefähr halten.
3. "Mit dieser hohen Kalorienmenge kann man nicht abnehmen."
Oft liegt der Tagesbedarf für Männer bei 2.500 kcal und
für Frauen bei 2.000 kcal. Bei einem angenommenen Tagesbedarf
von 2.500 kcal beträgt hier also das Energiedefizit 650 kcal.
Das Energiedefizit pro Woche sollte insgesamt max. 3.500 kcal
betragen, entsprechend einem halben Kilo Körperfett. Bei einem
größeren Energiedefizit können Komplikationen
verschiedenster Art auftreten.
4. "Der Anteil an [KH / F / P] ist zu hoch / zu niedrig."
Von der bloß ideologischen, d.h. von der unwissenschaftlichen
bzw. antiwissenschaftlichen Befürwortung oder Ablehnung von -
je nachdem - KH / F / P einmal abgesehen: Viele Menschen
kommen mit einem Kalorienverhältnis von 40% KH, 40% F und 20% P
gut zurecht. Der absolute Anteil von P pro Tag sollte allerdings
normalerweise zwischen 0,8g und 1,2g pro kg Körpergewicht
liegen, d.h. z.B. bei einem Gewicht von 80kg zwischen 64g und 96g.
5. "Die Unterscheidung von KH / F / P ist viel zu ungenau."
Das stimmt - und wurde auch bei diesem Plan berücksichtigt. Es
gibt Zucker und komplexe Kohlenhydrate. Es gibt gesättigte,
einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte
(essentielle) Fettsäuren. Es gibt essentielle und nicht
essentielle Aminosäuren. Z.B. sollte Zucker möglichst
vermieden werden, und die Fettsäuren sollten überwiegend
ungesättigt sein. Die Verbraucher sollten auf möglichst
genaue Nährwertangaben achten und sich auch nicht mit einer
ungenauen Informationspolitik abfinden.
6. "Der Körper braucht auch Vitamine, Mineralstoffe,
Ballaststoffe usw."
Das stimmt - und wurde ebenfalls bei diesem Plan
berücksichtigt. Nahrungsergänzungsmittel sind ein Thema
für sich.
7. "Auch Sport ist wichtig."
Das stimmt - schließlich geht es ja nicht eigentlich um
Verlust von Gewicht, sondern von überschüssigem
Körperfett, v.a. von Bauchfett. Knochen und Muskeln sollen
nicht schwinden, sondern gestärkt werden. Aber auch Sport ist
ein Thema für sich.
8. "Eier erhöhen den Cholesterinspiegel."
Erfahrungsgemäß können Eier sogar den
Cholesterinspiegel senken. Gerade hier lohnt der Selbstversuch: Man
kann z.B. in einer Apotheke die Cholesterinwerte aktuell und nach
drei Monaten mit täglichem Eierkonsum messen lassen.
9. "Die Ernährung nach diesem Plan ist ungenießbar."
Geschmäcker sind verschieden - und können sich
ändern. Erfahrungsgemäß führt ein permanentes
Überangebot von Salz und Zucker zur Abstumpfung des
Geschmacksempfindens und v.a. des Sättigungsempfindens. D.h. es
wird fast nur noch verzuckertes und versalzenes Essen als
"schmackhaft" empfunden und dementsprechend bevorzugt, und obendrein
wird dieses verzuckerte und versalzene Essen überreichlich
konsumiert. Der Körper setzt dadurch überschüssiges
Fett an, von möglichen sonstigen negativen Folgen der
permanenten Überdosis aus Salz und Zucker ganz abgesehen.
Allerdings führt der Wechsel zu einer normalen Ernährung
erfahrungsgemäß auch zu einem Geschmackswandel, weg von
Salz- und Zuckerbomben hin zu Obst und Gemüse.
10. "Mittags muss / will ich im Büro essen."
Speziell das Mittagessen ist bei diesem Plan leicht transportabel.
11. "Gesundes Essen ist teuer, Einkauf und Zubereitung sind sehr
umständlich und zeitaufwändig."
Es ist wohl teurer und aufwändiger, beim nächsten
Fast-Food-Anbieter zu essen, als sich nach diesem Plan zu
ernähren. Und über die unterschiedlichen Folgekosten,
über die unterschiedlichen Auswirkungen auf Gesundheit und
Wohlbefinden ist erst recht nicht zu schauen.
Abschließend: Weder muss man sich von Ernährungsmythen
verwirren lassen, noch muss man sein Übergewicht mit dem
Hinweis verteidigen, dass sich viele Ernährungsideologien
widersprechen. Statt dessen kann man die heute weitgehend
bestehenden hervorragenden Möglichkeiten nutzen, sich über
gesunde Ernährung zu informieren und sich daran zu orientieren.
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