Der Antimodernisteneid
(Kirche zum Mitreden, 27.09.1998)
[PRHL] Der "Modernismus", den der hl. Papst Pius X. als "Sammelbecken aller
Häresien" bezeichnet, ist zunächst negativ motiviert: Der katholische
Glaube soll in seiner Verbindlichkeit geleugnet werden. Der Modernismus
ist also der Rundumschlag, wenn es um die Wurzeln der christlichen Religion
geht - weder ein Sündenfall, noch eine Erlösung, noch irgendein
Anspruch der Kirche bleibt im Modernismus bestehen (vgl. Loisy: "Jesus
verkündete das Reich Gottes, gekommen ist die Kirche").
Pius X. hatte ausführlich in der Enzyklika "Pascendi" und prägnant
in dem Derkret "Lamentabili" (beide 1907) die Hauptirrtümer des Modernismus
ausdrücklich verworfen. Seit 1910 ist für jeden Kleriker, der
in der Seelsorge oder im Lehrfach tätig ist, die Ablegung des "Antimodernisteneid"
vorgeschrieben, um die Pest des Modernismus möglichst auszurotten.
Heute ist praktisch alles vom Modernismus verseucht. V2 predigte eine
- natürlich unmögliche - Versöhnung mit der Welt, und in
diesem Zuge schaffte die V2-Sekte den Antimodernisteneid ebenso ab wie
das Verzeichnis der verbotenen Bücher (Index librorum prohibitorum).
Es gibt in der V2-Sekte keinen sicheren Halt mehr, fast alles ist der Beliebigkeit
anheimgestellt; man bekommt nur noch Ärger, wenn man den Modernismus
ablehnt.
Wie sehr das Volk vom Modernismus infiziert wird, läßt sich
leicht anhand der Aussagen des Antimodernisteneids erkennen. Der Modernismus
wuchert hemmungslos sowohl in der V2-Sekte als auch im pseudokatholischen
Sektenwesen, wie aus zahlreichen Texten in KzM hervorgeht. In der V2-Sekte
"warnen" die Rädelsführer vor der "Gefahr" eines neuen Modernismusstreits,
wobei die Gefahr eben nicht in der Seuche der modernistischen Häresien
gesehen wird, sondern in der Bekämpfung derselben; aus der "Einsicht"-Sekte
von Eberhard Heller kommen Spottverse über den "wissenschaftlich inkompetenten"
Papst Pius X. und damit über das gesamte kirchliche Lehramt.
Der Antimodernisteneid stellt eine sichere Quelle zur Festigung des
wahren Glaubens dar und sollte ruhig von jedem des öfteren betrachtet
werden; zu diesem Zweck zitieren wir ihn an dieser Stelle vollständig
(nach Neuner-Roos, 64-74). Ferner dient dieser Text als erste Hilfe dazu,
die Katholiken von den reißenden Wölfen im Schafspelz zu unterscheiden.
Ich umfasse fest und nehme an alles und jedes Einzelne, was vom irrtumslosen
Lehramt der Kirche bestimmt, aufgestellt und erklärt ist, besonders
die Hauptstücke ihrer Lehre, die unmittelbar den Irrtümern der
Gegenwart entgegen sind.
Erstens: Ich bekenne, daß Gott, der Ursprung und das Ende aller
Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft durch das, was geschaffen
ist, d.h. durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache mittels
der Wirkung, mit Sicherheit erkannt und auch bewiesen werden kann.
Zweitens: Ich anerkenne die äußeren Beweismittel der Offenbarung,
d.h. die Werke Gottes, in erster Linie die Wunder und Prophezeiungen, als
ganz sichere Zeichen des göttlichen Ursprungs der christlichen Religion.
Ich halte fest, daß sie dem Geist aller Zeiten und Menschen, auch
der Gegenwart, auf das beste angepaßt sind.
Drittens: Fest glaube ich, daß die Kirche, die Hüterin und
Lehrerin des geoffenbarten Wortes, durch den wahren und geschichtlichen
Christus selbst, während seines Lebens unter uns, unmittelbar oder
direkt eingesetzt, und daß sie auf Petrus, den Fürsten der apostolischen
Hierarchie, und auf seine steten Nachfolger gebaut wurde.
Viertens: Ohne Rückhalt nehme ich die Glaubenslehre an, die von
den Aposteln durch die rechtgläubigen Väter stets in demselben
Sinn und in derselben Bedeutung bis auf uns gekommen ist. Deshalb verwerfe
ich ganz und gar die irrgläubige Erfindung der Entwicklung der Glaubenssätze,
die von einem Sinn zu einem andern übergingen, der abweiche von dem
Sinn, den die Kirche einst gemeint habe. Ebenso verwerfe ich jeden Irrtum,
der das göttliche, der Braut Christi übergebene Vermächtnis,
das von ihr treu bewahrt werden soll, durch eine Erfindung unseres Denkens
oder durch eine Schöpfung des menschlichen Bewußtseins ersetzen
will, das durch menschliches Bemühen langsam ausgebildet wurde und
sich in Zukunft in unbegrenztem Fortschritt vollenden soll.
Fünftens: Als ganz sicher halte ich fest und bekenne aufrichtig,
daß der Glaube nicht ein blindes religiöses Gefühl ist,
das aus dem Dunkel des Unterbewußtseins im Drang des Herzens und
aus der Neigung des sittlich geformten Willens entspringt, sondern daß
er eine wahre Zustimmung des Verstandes zu der von außen durch Hören
empfangenen Wahrheit ist, durch die wir auf die Autorität Gottes des
Allwahrhaftigen hin für wahr halten, was uns vom persönlichen
Gott, unserm Schöpfer und Herrn, gesagt, bezeugt und geoffenbart worden
ist. In schuldiger Ehrfurcht unterwerfe ich mich mit ganzem Herzen und
schließe ich mich an allen Verurteilungen, Erklärungen, Vorschriften,
wie sie im Rundschreiben "Pascendi" und im Entscheid "Lamentabili" enthalten
sind, besonders, insoweit sie sich auf die sogenannte Geschichte der Glaubenssätze
beziehen. Auch verwerfe ich den Irrtum derer, die behaupten, der von der
Kirche vorgelegte Glaube könne der Geschichte widerstreiten und die
katholischen Glaubenssätze könnten in dem Sinn, in dem sie jetzt
verstanden werden, mit den Ursprüngen der christlichen Religion, wie
sie wirklich waren, nicht in Einklang gebracht werden.
Ich verurteile und verwerfe auch die Auffassung derer, die sagen, ein
gebildeter Christ führe ein Doppeldasein, das Dasein des Gläubigen
und das Dasein des Geschichtsforschers, als ob es dem Geschichtsforscher
erlaubt wäre, festzuhalten, was der Glaubenswahrheit des Gläubigen
widerspricht, oder Voraussetzungen aufzustellen, aus denen sich ergibt,
daß die Glaubenssätze falsch oder zweifelhaft sind, wenn man
sie nur nicht direkt leugnet. Ich verwerfe ebenso eine Weise, die Heilige
Schrift zu beurteilen und zu erklären, die die Überlieferung
der Kirche, die Entsprechung zum Glauben und die Normen des Apostolischen
Stuhls außer acht läßt, die sich den Erfindungen der Rationalisten
anschließt und die Kritik am Texte ebenso unerlaubt wie unvorsichtig
als einzige und oberste Regel anerkennt.
Auch die Auffassung derer verwerfe ich, die daran festhalten, ein Lehrer
der theologischen Geschichtswissenschaften oder ein Schriftsteller auf
diesem Gebiet müsse zuerst jede vorgefaßte Meinung vom übernatürlichen
Ursprung der katholischen Überlieferung oder von einer Verheißung
der göttlichen Hilfe zur steten Bewahrung einer jeden geoffenbarten
Wahrheit ablehnen. Die Schriften der einzelnen Väter müßten
nach rein wissenschaftlichen Grundsätzen erklärt werden unter
Ausschluß jeder Autorität und mit derselben Freiheit des Urteils,
mit der man jedes außerkirchliche Denkmal der Geschichte erforscht.
Endlich bekenne ich ganz allgemein: Ich habe nichts zu schaffen mit dem
Irrtum, der die Modernisten glauben läßt, die heilige Überlieferung
enthalte nichts Göttliches, oder, was noch viel schlimmer ist, der
sie zu einer pantheistischen Deutung der Überlieferung führt,
so daß nichts mehr übrigbleibt als die nackte, einfache Tatsache,
die in einer Linie steht mit den gewöhnlichen Geschehnissen der Geschichte,
die Tatsache nämlich, daß Menschen durch ihre eigenen Bemühungen,
durch ihre Sorgfalt und Einsicht die von Christus und seinen Aposteln begonnene
Schule in den nachfolgenden Zeitabschnitten fortsetzten. So halte ich denn
fest und bis zum letzten Hauch meines Lebens werde ich festhalten den Glauben
der Väter an die sichere Gnadengabe der Wahrheit, die in der Nachfolge
des bischöflichen Amtes seit den Aposteln ist, war und immer sein
wird, so daß nicht das Glaubensgegenstand ist, was entsprechend der
Kultur eines jeden Zeitabschnittes besser und passender scheinen könnte,
sondern daß niemals
in verschiedener Weise geglaubt, nie anders verstanden wurde die absolute,
unabänderliche Wahrheit, die seit Anfang von den Aposteln gepredigt
wurde.
Ich gelobe, daß ich das alles getreu, unversehrt und rein beobachten
und unverletzt bewahren, daß ich in der Lehre oder in jeder Art von
Wort und Schrift nie davon abweichen werde. So gelobe ich, so schwöre
ich, so helfe mir Gott und dieses heilige Evangelium Gottes.
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