Der Antichrist (1)

(Internet, 29.11.1997)

Während die christlichen Dogmen, die wesentlichen Aussagen des Katechismus oder auch nur das Glaubensbekenntnis vielen Zeitgenossen bestenfalls mangelhaft bekannt sein dürften, haben doch viele von der Thematik "Antichrist" gehört, z.B. durch die relativ erfolgreiche Horrorfilmserie (!) "Omen" (omen (lat.) = Vorzeichen; bezieht sich auf die Zahlensymbolik 666) oder die sehr erfolgreiche Komödie (!!) "Ghostbusters". Ob nun "Omen", "Ghostbusters" oder andere Produktionen, offen oder weniger offen wird in allem das Christentum falsch dargestellt und lächerlich gemacht. Bekannt ist die Thematik zudem durch die satanische Propaganda in der Rockmusik; die Leute von AC/DC (Akronym: Antichrist / Death of Christ) bekennen, daß sie sich auf der "Schnellstraße zur Hölle" befinden und läuten die "Glocken der Hölle", die "Rolling Stones" wollen alle für ihre "Sympathie für den Teufel" gewinnen. Außerdem dienen auch einige sehr erfolgreiche Computerspiele unverhohlen dazu, die Bevölkerung mit satanischem Gedankengut vertraut zu machen, z.B. das in Deutschland indizierte 3D-Gemetzel "Quake", das fast schon Kultstatus besitzt und von verbreiteten - oft ideologisch zersetzten - Computerzeitschriften wie "c´t" für Geschwindigkeitsmessungen herangezogen wird. Rollenspiele wie die erfolgreiche "Ultima"-Reihe sind vollgepackt mit Henkelkreuzen und Pentagrammen, und der bisherige Höhepunkt des Synkretismus (Vermischung verschiedener (religiöser) Inhalte), quasi das Hochfest des Irrsinns, findet sich in der kürzlich beendeten "Hexen"-Trilogie, bestehend aus "Heretic" (indiziert), "Hexen" und "Hexen II". Nur wenigen ist bewußt, daß auch über viele erfolgreiche "Kinderbücher" (z.B. von Ottfried Preußler oder Astrid Lindgren), "Fernsehprogramm für Kinder" (z.B. "Pumuckl-TV") etc. bereits der Boden für den Satanskult bereitet wird. Angesichts dieses ganzen Verwirrspiels durch die Medien beginnen wir unsere Artikelreihe über den Antichristen mit allgemeinen Informationen:

Aussagen der Heiligen Schrift

Der Begriff Antichrist wird in den Schreiben des Apostels Johannes erwähnt, der Sache nach gibt es jedoch mehrere Fundstellen. Wir zitieren hier einige wichtige Abschnitte:
"Laßt euch in keiner Weise täuschen. Zuvor muß der Abfall kommen. Der Mensch der Gesetzlosigkeit muß offenbar werden, er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt. Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch das gesagt habe, als ich noch bei euch war? Ih wißt, was sein Hervortreten zu seiner Zeit noch aufhält. Schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam. Nur muß erst der zurücktreten, der es noch aufhält. Dann wird der Gottlose sich offenbaren. Ihn wird aber der Herr Jesus mit dem Hauche seines Mundes vernichten und durch den Lichtstrahl seiner Widerkunft verderben. Jener tritt in satanischer Macht mit allerlei trügerischen Krafttaten, Zeichen und Wundern und mit allem sündhaften Trug auf bei denen, die verlorengehen. Denn sie haben die Liebe zur Wahrheit, die sie retten sollte, sich nicht zu eigen gemacht Deshalbt schickt Gott ihnen die wirksame Kraft der Verführung. daß sie der Lüge Glauben schenken. So sollen alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Gottlosigkeit ihr Wohlgefallen hatten, dem Gerichte anheimfallen" (2 Thess 2,3-12).
"Kinder, die letzte Stunde ist da. Wie ihr gehört habt, kommt der Antichrist. Schon jetzt sind viele Antichristen aufgetreten. Daraus ersehen wir, daß die letzte Stunde da ist. Von uns sind sie ausgegangen, aber sie haben nicht zu uns gehört. Hätten sie zu uns gehört, so wären sie bei uns gebleiben. An ihnen sollte offenbar werden, daß nicht alle zu uns gehören. Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und seid alle wissend. Ich schreibe euch nicht, weil ihr die Wahrheit nicht kennt. Ihr kennt sie vielmehr und wißt, daß aus der Wahrheit keine Lüge hervorgeht. Wer anders ist der Lügner als der, der leugnet, daß Jesus der Messias ist. Das ist eben der Antichrist. Er leugnet den Vater und den Sohn" (1 Joh 2,18-22). "Und jeder Geist, der sich nicht zu Jesus bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, daß er kommt, ja er ist bereits in der Welt" (1 Joh 4,3).
"Viele Irrlehrer sind in die Welt ausgezogen. Sie leugnen, daß Jesus Christus im Fleische erschienen ist. So einer ist der Verführer und der Antichrist" (2 Joh 7).
Auch Christus spricht über die Irreführer, die besonders am Ende der Zeiten außerordentliche Macht haben werden:
"Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias, oder dort, so glaubt ihnen nicht: denn es werden falsche Mesiasse aufstehen und falsche Propheten, und sie werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen" (Mt 24, 24f).
Die Geheime Offenbarung enthält viele Aussagen über das Wirken des Teufels und seiner Handlanger am Ende der Zeiten, seinen zeitlichen Triumph und seine ewige Bestrafung. Im 13. Kapitel ist von zwei Tieren die Rede, die mit besonderer Macht auftreten, das Tier aus dem Meer und das Tier aus dem Festland. Der Drache, "die alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt" (Offb 12,9), übergibt dem Tier aus dem Meer "seine Macht, seinen Thron und große Gewalt" (Offb 13,2). "Die ganze Welt folgte dem Tiere voll Verwunderung und betete den Drachen an, weil er dem Tiere die Gewalt übertragen hatte. Sie betete das Tier an und sagte: Wer ist dem Tiere gleich, und wer vermag mit ihm zu streiten?' Es ward ihm ein Maul gegeben, das hochtrabende und gotteslästerliche Reden führte, und es war ihm erlaubt, zweiundvierzig Monate lang so zu schalten. Es öffnete sein Maul, um Gott zu lästern und seinen Namen, seine Wohnung und die Bewohner des Himmesl zu lästern. Auch ward ihm gestattet, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu besiegen. Ja, es ward ihm Macht über alle Geschlechter, Stämme und Völker verliehen. Alle Erdenbewohner werden es anbeten, deren Namen seit Anbeginn der Welt nicht geschrieben stehen im Lebensbuche des Lammes, das geopfert ist" (Offb 13,3-8).
"Noch ein anderes Tier sah ich aus dem Festland aufsteigen. Es hatte zwei Hörner wie ein Widder und redete wie ein Drache. Es übt die ganze Gewalt des ersten Tieres unter dessen Augen aus und bringt die Erde und ihre Bewohner dazu, das erste Tier anzubeten, dessen Todeswunde geheilt ward. Es wirkt große Wunderzeichen. Sogar Feuer läßt es vor den Augen der Menschen vom Himmel auf die Erde fallen. Durch die Zeichen, die es vor dem Tiere wirken durfte, verführt es die Bewohner der Erde. Es redet nämlich den Bewohnern der Erde zu, ein Bild von dem Tiere zu machen, das die Schwertwunde hatte, und am Leben geblieben war. Auch wurde ihm Macht gegeben, dem Bilde des Tieres Leben einzuhauchen, so daß das Bild des Tieres sprechen konnte und alle töten ließ, die das Bild des Tieres nicht anbeten wollten. Alle, groß und klein, reich und arm, frei und unfrei, brachte es dazu, auf ihrer rechten Hand oder an ihrer Stirne ein Zeichen zu tragen. Keiner sollte kaufen oder verkaufen dürfen, der nicht das Zeichen trug: den Namen des Tieres oder den Zahlenwert seines Namens. Hier braucht es Weisheit. Wer verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres; es ist die Zahl eines Menschen. Die Zahl ist sechshundertsechsundsechzig" (Offb 13,11-18). - Das Tier aus dem Festland wird auch als der falsche Prophet bezeichnet (cf. Offb 16,13). Aus der Heiligen Schrift wissen wir also:

Aussagen der Theologie

In der Theologie wird die Thematik des Antichristen im Zusammenhang mit der Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) behandelt, u.z. bei den Vorzeichen des Jüngsten Tages. Üblicherweise werden 5 Vorzeichen genannt:
1. Die Evangelienverkündung auf der ganzen Erde (Mt 24,14)
2. Die Bekehrung der Juden (Röm 11,25ff)
3. Wiederkunft des Elias und Henoch (Mt 17,11; Offb 11,3f)
4. Der große Glaubensabfall und der Antichrist
5. Große Drangsale (Mt 24,29f)
Im direkten Zusammenhang mit dem Endgericht wird dann der sog. Weltbrand stattfinden, also das Ende des jetzigen Lufthimmels und der Erde. Die Totensequenz, die sich auf das Jüngste Gericht bezieht, beginnt demgemäß mit den Worten: "Dies irae, dies illa, solvet saeclum in favilla" - Der Tag des Zornes, jener Tag, er wird die Welt in Asche auflösen (in der deutschen Liturgie wird oft übersetzt "Tag des Zornes, Tag der Zehren, wirst die Welt in Asche kehren" oder "wirst die Welt durch Brand zerstören").

Pohle-Gierens (Dogmatik Bd. 3, Paderborn (9)1937, 699-702) schreiben über den Glaubensabfall und den Antichristen:
"Der Massenabfall vom Christentum, bzw. von der katholischen Kirche, und das Erscheinen des Antichrists stehen in kausalem Zusammenhang miteinander, insofern einerseits die große Apostasie [Glaubensabfall] durch den Antichrist eingeleitet und befördert, anderseits das Erscheinen des Antichrists selbst durch die einreißende Glaubenslosigkeit vorbereitet wird. Man darf beiden Ereignissen insofern unter den Vorzeichen die vierte Stelle anweisen, als es wahrscheinlich ist, daß entweder nach oder während der Bekehrung der Welt und des Judentums sich unter den Christgläubigen eine unheimliche Gärung, ein allgemeiner Abfall von Rom, ein förmliches Widerchristentum einstellen wird, welches im Antichrist seinen Leiter und Führer verehrt. [...] Freilich darf man sich unter dem Antichrist weder einen fleischgewordenen Satan noch einen vom Satan besessenen Menschen vorstellen, wie Hieronymus annimmt: Unus de hominibus, in quo satanas inhabitaturus sit corporaliter [Einer aus dem Menschengeschlecht, in dem der Satan körperlich innewohnen wird]. Denn das wüste Tun und Treiben des Antichrists ist ein viel zu selbständiges und selbsttägiges, als daß es als bloße Wirkung eines passiven Werkzeuges oder Automaten begriffen werden könnte. Ist er doch ein 'Mensch der Sünde und Sohn des Verderbens', also ethisch ein Teufel in Menschengestalt, kein menschgewordener Teufel oder ein vom Satan besessener Mensch. Zu den Ammenmärchen gehört der Aberglaube, daß der Antichrist ein vom Satan selbst geschwängertes Weib zur Mutter haben werde, wie Lactantius träumte: Oritur ex Syria, malo spiritu genitus, eversor et perditor generis humani [Er wird in Syrien geboren, vom bösen Geist gezeugt, der Zerstörer und Verderber des Menschengeschlechts]. Was man noch sonst von seiner jüdischen Abstammung, seinem Vaterlande Syrien oder Babylon, seiner dreijährigen Weltherrschaft mit dem Thronsitz in Jerusalem oder Rom, seinem Sturz durch das Erscheinen Christi zu wissen glaubt, gehört eher in das Gebiet mehr oder weniger wahrscheinlicher Vermutungen als in die Domäne gesicherter Glaubenswahrheiten."

- Fortsetzung folgt -
[Zurück zur Homepage]