Athanasius und Marcel Lefebvre

- Predigt 1. Fastensonntag, 09.03.2014 -
(Kirche zum Mitreden, 09.03.2014)
Video: http://youtu.be/j6doUgU5HyE

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Die Kirche wurde am Kreuz aus der Seite des Erlösers geboren als neue Eva und Mutter aller Lebendigen. Der Karfreitag ist der Geburtstag der Kirche. Man kann sich daher auch jetzt in der Fastenzeit mit dem Thema Kirche beschäftigen.
Die Kirche ist gem. unfehlbarer Lehre einig, heilig, katholisch und apostolisch. Dementsprechend lautet eine weitverbreitete Definition der Kirche: Sie ist die Gemeinschaft derer, die geeint sind im wahren Glauben, in den wahren Sakramenten und unter den rechtmäßigen Hirten. Das Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche wurde im 15. Jahrhundert so formuliert: [Die heilige römische Kirche ...] "glaubt fest, bekennt und verkündet, daß niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr [der Kirche] anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, daß die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heile gereichen, die in ihr bleiben, und daß nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt" (DS 1351, zit. nach NR 1938, 350).
Immer wieder gab es Menschen, die diese Einheit in der Wahrheit zu zerstören versuchten, u.z. die Irrlehrer, die Häretiker. Aber tatsächlich können die Häretiker nicht diese Einheit zerstören, sondern sie trennen sich nur selbst von dieser Einheit. Sie hören auf, Mitglieder der Kirche zu sein. Einer der einflussreichsten Irrlehrer war Arius im vierten Jahrhundert. Laut Arius war der Sohn Gottes nicht gleichewig und gleichwesentlich mit dem Vater. Also Gott ist laut dem Arianismus nicht wirklich dreifaltig. Diese arianische Irrlehre breitete sich sehr schnell und weit aus. Insbesondere der Kirchenlehrer Athanasius widerlegte die Irrlehre des Arius. Weil die Arianer zahlreich und mächtig waren, wurde Athanasius immer wieder mit Strafen für seine Glaubenstreue belegt, blieb aber trotzdem stets bei der wahren, klaren Lehre.
Am Anfang des 20. Jh. musste Papst Pius X. gegen die häretische Bewegung des sog. "Modernismus" vorgehen. Pius X. nennt den Modernismus das "Sammelbecken aller Häresien" und schreibt über die Modernisten (Pascendi, 1907): "Manche Ausführungen in ihren Büchern könnte ein Katholik vollständig unterschreiben. Wenn man jedoch das Blatt wendet, könnte man glauben, ein Rationalist führt die Feder. Schreiben sie Geschichte, ist von der Gottheit Jesu Christi nicht die Rede. Steigen sie jedoch auf die Kanzel, dann bekennen sie dieselbe ohne Bedenken. Schreiben sie Geschichte, dann gelten für sie Konzilien und Väter gar nichts. Dahingegen werden in der Katechese beide wieder mit Ehrfurcht zitiert. So wollen sie auch die theologische, pastorale Exegese von der wissenschaftlichen, geschichtlichen trennen. Nach dem Prinzip, daß die Wissenschaft vom Glauben durchaus unabhängig sei, treten sie in ihrer Philosophie, Geschichte oder Kritik ungescheut in die Fußstapfen Luthers." Soweit der Papst. Also alles, wie es gerade beliebt: Mal so, mal so. Mal hü, mal hott. Das eigene Ich wird zur höchsten Instanz. Vom Papst will man nichts wissen, weder als unfehlbarem Glaubenslehrer noch als höchster Regierungsautorität. Es ist der Kampf gegen die Kirche in ihrem Fundament, in ihren Wurzeln.
In der Mitte des 20. Jh. wurde ein ganz besonders verheerender Angriff gegen die Kirche geführt, u.z. mit der Gründung der international tätigen Firma des sog. "2. Vatikanischen Konzils" oder kurz V2. Auf V2 wurde - eingebettet in einige fromm klingende Worte - behauptet, dass nichtkatholische Gemeinschaften "Mittel des Heiles" sein könnten (UR3). Also das Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche wurde damit ausdrücklich geleugnet. Trotzdem gab es sehr viele, die diese häretische Behauptung unterschrieben. Einer dieser Unterzeichner war jemand namens Marcel Lefebvre, der auch die sog. "Piusbruderschaft" gründete und mittlerweile von manchen als eine Art "zweiter Athanasius" hingestellt wird.
Wer war Lefebvre? Unbestritten ist, dass Lefebvre mehrfach und bis zu seinem Tod die Falschaussage verbreitete, dass er nicht alle V2-Texte unterschrieben habe. Doch als viele Jahre später diese Falschaussage entlarvt war, sinnierte der Lefebvre-Biograph Tissier de Mallerais: "Wenn in der Folgezeit Mgr. Lefebvre mehrmals versicherte, dass er das Schema über die Religionsfreiheit ebenso wie Gaudium et spes nicht unterschrieben habe, so kann diese Behauptung in logischer Folge seines vorausgehenden und anschließenden Widerstandes gegen die Verkündigung der Religionsfreiheit als eine Täuschung seines Erinnerungsvermögens oder als ein menschlicher Irrtum aufgefasst werden." Aha. Während Athanasius sich mit wahren Aussagen und logischen Beweisen gegen die Versammlungen der arianischen Irrlehrer stellte, hat Lefebvre selbst alle V2-Texte brav unterschrieben, und dabei ist die Phantasie mit ihm durchgegangen - dieser chronische Phantasieüberschuss war dann eine "logische Folge". Immerhin: Trotz aller logischer Phantasterei hat Lefebvre selbst nie geleugnet, dass er die Behauptung von den nichtkatholischen Mitteln des Heiles unterschrieben hat. Wie dachte Lefebvre denn selbst über die Kirche? Bei angeblichen '"Bischofskonsekrationen" in Ecône i.J. 1988 verkündete Lefebvre: »Die konziliare Kirche geht Wege, die keine katholischen Wege mehr sind und die unweigerlich zum Abfall vom Glauben führen. [...] Was ist die Wahrheit für diese Menschen? Es ist die Wahrheit des Zweiten Vatikanischen Konzils, dieser konziliaren Kirche. Folglich ist für den Vatikan die heute einzige existierende Wahrheit, die konziliare Wahrheit, die Wahrheit des "Geistes des Konzils." Es ist der Geist von Assisi. Das ist heute "die Wahrheit". Diese Wahrheit wollen wir nicht, um alles in der Welt!« Richtig ist: Die V2-Gruppe bzw. im Lefebvre-Vokabular die "konziliare Kirche" mit Zentrale in Rom besitzt nicht die Wahrheit und ist dementsprechend auch nicht die Kirche. Und trotzdem fügt Lefebvre die Erklärung hinzu: "Für uns kommt es allerdings absolut nicht in Frage, daß wir uns von Rom trennen."
Lefebvre und seine Anhänger gehören nach eigenem Bekennen nicht zur Kirche, sondern zur V2-Gruppe. Ja, Lefebvre kettet sich und seine Anhänger an diesen Verein, an diese Firma, "die unweigerlich zum Abfall vom Glauben" führt. Halten wir uns das immer vor Augen: Die Kirche, die in Wahrheit der mystische Leib Christi, die die Säule und Grundfeste der Wahrheit ist, der anzugehören heilsnotwendig ist: Diese Kirche führt laut Lefebvre "unweigerlich zum Abfall vom Glauben". Und eine Abkehr von dieser Schnellstraße in die Hölle kommt "allerdings absolut nicht in Frage". Denn nur dort kann die Lefebvre-Ideologie, also die permanente Vermengung von Wahr und Falsch, hemmungslos ausgelebt werden. So behaupten die Lefebvrianer auch permanent ihre Treue zum Dogma, dass der Papst die volle und oberste Rechtsbefugnis über die ganze Kirche hat, u.z. in Sachen des Glaubens und der Sitten, und in dem, was zur Ordnung und Regierung der Kirche gehört. Gleichzeitig behaupten die Lefebvrianer, dass der Papst diese Rechtsbefugnis eben doch nicht hat. Ganz im Geiste Luthers ist gem. der Lefebvre-Ideologie jeder sein eigener Papst. Die wahre Kirche Christi ist laut Lefebvre nicht einig, sondern schismatisch, d.h. vom Papst getrennt. O-Ton Lefebvre i.J. 1976 (29.07.): "In Zukunft muß man der konziliaren Kirche gehorchen und treu ergeben sein, nicht mehr der katholischen….Wir sind 'suspendiert a divinis' durch die konziliare Kirche und für die konziliare Kirche, der wir nicht angehören wollen. Diese konziliare Kirche ist eine schismatische Kirche, weil sie mit der katholischen Kirche aller Zeiten bricht. Sie hat ihre neuen Dogmen, ihr neues Priestertum, ihre neuen Institutionen, ihren neuen Kult."
Aber eben: Das sichtbare Oberhaupt dieser konziliaren Kirche ist - Tusch - der sog. "Papst in Rom". Konziliare Kirche und katholische Kirche ist lt. Lefebvre ein- und dasselbe. Mal so, mal so. Mal hü, mal hott. Das kennt man doch bereits. Doch allem Hü und Hott zum Trotz: Die Unterscheidung von V2 und katholisch ist zwar faktisch zutreffend, sie ist und bleibt im Lefebvre-Modell aber rein imaginär; sie besteht nur in der bloßen Phantasie Lefebvres und seiner Anhänger. Diese angebliche Unterscheidung ist im Lefebvre-Lager bloßer Selbstbetrug, denn immer wieder führte Lefebvre Verhandlungen mit diesem angeblichen "Papst", und niemals erklärte Lefebvre seinen Austritt aus dieser angeblichen "Kirche". "Für uns kommt es allerdings absolut nicht in Frage, daß wir uns von Rom trennen."
Wie kann Lefebvre da als ein "zweiter Athanasius" aufgefasst werden? Nun, seine "Bruderschaft" hat so schöne Kapellen mit so schönen Orgeln und so schönen Messgewändern, wo so schöne Choräle in so schöner lateinischer Sprache gesungen werden. Die Piusbrüder tragen so schöne Soutanen und verteilen so schöne Lefebvre-Photos, worauf Lefebvre so schön lächelt. Doch trotz all diesem schönen Trug: Die Lefebvre-Gemeinschaft führt "unweigerlich zum Abfall vom Glauben". Meiden wird die Lefebvre-Gemeinschaft und folgen wir stattdessen der wahren Kirche Christi. Amen.

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