Nachkonziliare Beichte eines vorkonziliaren Pfarrers

(Internet, 22.03.1998)


[PRHL] Der nachfolgende Text, dessen Ursprung wir leider nicht kennen, bringt die völlige Verschiedenheit der "vorkonziliaren" und "nachkonziliaren" Mentalität sehr prägnant zum Ausdruck und ist keineswegs so überzogen, wie es vielleicht zunächst den Anschein haben könnte. Es ist hoffentlich im Sinne des Autors, wenn wir seinen Text hier veröffentlichen. Man darf nicht vergessen, daß die Beichte an sich eine vorkonziliare Angelegenheit ist: Zum einen wird, außer in Wallfahrtsorten, kaum noch in der Konzilssekte gebeichtet; zum andern ist die neue Absolutionsformel ("Gott ... hat die Welt mit sich versöhnt ...; durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden), bei der nicht mehr die Jurisdiktion, sondern die Zusage einer bereits erfolgten Versöhnung im Mittelpunkt steht, in ihrer Gültigkeit sehr umstritten. Mit der Abschaffung des sakramentalen Priestertums in der Konzilssekte durch die neuen Weiheformeln, insbesondere der Bischofsweihe, hat sich die Frage nach der Gültigkeit der Absolutionsformel ohnehin weitgehend erledigt. 

Ich habe noch an die alten Dogmen geglaubt und meinen bisherigen Glauben zuwenig bereut.

Ich habe einmal den Engel des Herrn und den Rosenkranz gebetet.

Ich habe die heilige Messe als Opfer gefeiert und sie öfter mit innerem Wohlgefallen in lateinischer Sprache am Altar gelesen.

Ich habe es öfters versäumt, konstruktiven Ungehorsam zu leisten.

Ich habe in der Öffentlichkeit priesterliche Kleidung getragen.

Ich habe meinem Kaplan einmal widersprochen, manchem mündigen Laien sogar öfter.

Ich habe andere zum Glauben meiner Väter und Vorväter zu verführen versucht.

Ich habe durch priesterliche Worte verschiedene Laien in ihrer charismatischen Würde gekränkt.

Ich habe einmal eine Trauung von zwei Katholiken vorgenommen und so dem ökumenischen Denken schwer geschadet.

Ich habe einmal zum Ärgernis der ganzen Gemeinde einem die heilige Kommunion auf die Zunge gelegt, anstatt ihm einen kräftigen Tritt vor die Knie zu verpassen.

Ich habe meine Zeit durch Lesen in den Werken des heiligen Thomas von Aquin und anderer Kirchenlehrer vergeudet.

Ich habe mich geweigert, dialektisch zu denken, und die Moral nicht dem modernen Menschen von heute angepaßt.

Ich habe mich triumphalistisch an der Heiligkeit der Kirche gefreut.

Ich habe mich geweigert, den Barockaltar meiner Kirche durch einen Billard- oder Küchentisch zu ersetzen.

Ich habe mich geweigert, die Orgel durch eine Rockband zu ersetzen.

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