Cholesterinmythen und Cholesterinsenker
- Pressemeldung: Zum Umgang mit erhöhten Blutfettwerten -
(Kirche zum Mitreden, 09.06.2014)
Video: http://youtu.be/liZPzsOwdxA
Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von
Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF
(Lipid-Liga) e. V. hat für den 20. Juni 2014 wieder einen "Tag des
Cholesterins" angekündigt. Die DGFF empfiehlt eine ggf. regelmäßige
Überprüfung der Blutfettwerte und nennt als "Normalwerte" der
Lipidparameter (Nüchternwert):
a) Gesamtcholesterin < 200 mg/dl (5,16 mmol/l)
b) HDL-Cholesterin > = 40 mg/dl (1,03 mmol/l)
c) Triglyzeride < 150 mg/dl (1,70 mmol/l)
Dabei wird das LDL (engl. Low Density Lipoprotein) als der "böse",
das HDL ( High Density Lipoprotein) als der "gute"
Cholesterintransport bezeichnet. Allerdings wird andernorts oft noch
genauer differenziert. Richtig ist, dass der bloße
Gesamtcholesterin-Wert nichtssagend bzw. irreführend sein kann. Doch
gilt: Anscheinend ist auch das LDL nicht generell schädlich, sondern
v.a. das "kleine, dichte" LDL (small dense LDL / sdLDL). Im LDL
Muster b (pattern b) ist der sdLDL-Anteil besonders hoch. Dagegen
scheint das LDL Muster a (mit geringerem sdLDL-Anteil) weniger
problematisch. Deshalb sollte man also bei hohen LDL-Werte genauer
hinschauen. Dementsprechend kann ein hoher HDL-Wert zwar anscheinend
durchaus wünschenswert sein, hingegen muss ein niedriger LDL-Wert
*nicht* immer unbedingt wünschenswert sein. Und anscheinend kann
auch ein geringer Gesamtcholesterinwert (z.B. unter 150 mg/dl)
unerwünschte Effekte haben. Auch Warnungen vor Cholesterinmangel
sollten nicht immer einfach als unsinnig weggeschoben werden.
Z.Th. Cholesterinsenker:
a) Medikamente dienen manchen Menschen quasi als Beruhigungspille:
Man tut ja etwas bzw. bereits genug für seine Gesundheit, indem man
die vom Arzt verschriebenen Pillen nimmt. In einer großen
amerikanischen Studie zu Cholesterinsenkern (Statine) zeigte sich
kürzlich, dass sich Patienten bei Statintherapie ungesünder ernähren
und so ihren Gesundheitszustand generell verschlechtern: Man nimmt
ja Statine, da braucht man ja auf seine Lebensweise nicht mehr zu
achten.
b) Die Nebenwirkungen von Statinen geben immer wieder Anlass zu
Debatten. Erst recht beachte man den Placebo- und Nocebo-Effekt:
D.h. auch wenn jemand bloß irrtümlich meint, einen Wirkstoff
eingenommen zu haben, können nach Gabe des bloß vermeintlichen
Medikaments sowohl Heilungen als auch Schädigungen auftreten.
Leichtfertigkeit bei der Gabe resp. Einnahme von Statinen scheint
nicht uneingeschränkt empfehlenswert.
c) Der Nutzen von mit Pflanzensterinen angereicherten Lebensmitteln,
z.B. bei bestimmten Margarine-Sorten, wird von einigen bezweifelt.
Dies führte z.B. 2011 zu der Klage der Initiative foodwatch gegen
Unilever um die Vermarktung der Margarine "Becel pro.activ" beim
Landgericht Hamburg (Az. 324 O 64/12). Und obwohl- Pressemeldung:
Zum Umgang mit erhöhten Blutfettwerten -Pflanzensterine den
Cholesterinwert und namentlich den LDL-Wert senken können, sind
keinesfalls alle Ärzte vom Nutzen dieser Änderung restlos überzeugt.
Was also tun?
a) Zu den effektivsten, allgemein gesundheitsförderlichsten und
ungefährlichsten Cholesterinsenkern darf vielleicht die regelmäßige
Gymnastik gezählt werden. Sechsmal pro Woche jeweils zwanzig Minuten
individuelle Gymnastik, ggf. aufgeteilt in zweimal zehn Minuten,
können sich sehr positiv auf das Verhältnis LDL / HDL auswirken. Das
geht bei jedem Wetter (da wohnungstauglich), bei praktisch jeder
Person (da dem individuellen Leistungsvermögen angepasst) und bei
jedem Geldbeutel (da grundsätzlich ohne spezielle Sportausrüstung /
Geräte möglich). Schädliche Nebenwirkungen sind eher
unwahrscheinlich, heilende und stärkende Wirkungen sind hingegen
recht wahrscheinlich.
b) Übergewicht sowie der Konsum von Alkohol und Nikotin gelten wohl
mit Recht als Gesundheitsrisiken. Besser ist eine gesunde Ernährung.
Der Verf. meint: Neben Nüssen (v.a. geschälte Hanfsamen und
Walnüssen), Gemüse und Vollkornprodukten (unter gleichzeitiger
Zurückhaltung bei Zucker und Weißmehl) und gelegentlich Fisch und
Fleisch, bieten sich Eier und Butter im Ernährungsplan an. Ja,
gerade hier kursiert wohl ein Mythus. Denn der Einfluss der
Cholesterinzufuhr auf den Cholesterinwert scheint keinesfalls so
simpel. Zum Vergleich: Eine sehr hohe Zufuhr von Nahrungsfett führt
auch nicht zwangsläufig zu einem hohen Körperfettanteil. Vielmehr
geht es um die Zufuhr verschiedener Nährstoffe, die der Körper dann
nach Bedarf und Fähigkeit verstoffwechselt. So muss es nicht
wundern, wenn ein hoher Konsum z.B. von täglich zwei Eiern und
fünzig Gramm Butter den Cholesterinspiegel sogar senken und sich
günstig auf das LDL-HDL-Verhältnis auswirken kann - trotz der in
Eiern und Butter enthaltenen hohen Cholesterinmenge. Wer sich dem
Selbstversuch aussetzen will, sollte zunächst in einer Apotheke den
differenzierten Cholesterinwert bestimmen lassen (Kosten meist unter
fünfzehn Euro). Nach zwei Wochen und vier Wochen wird dann jeweils
das Gesamtcholesterin gemessen (Kosten meist unter fünf Euro), nach
acht Wochen schließlich wieder der differenzierte Wert. Sobald sich
signifikante Verschlechterungen zeigen, bricht man das Experiment
ab.
c) Bei den Nahrungsergänzungsmitteln zur Cholesterinsenkung zählen
indische Flohsamen mittlerweile zu den Klassikern, deren Effekt aber
nicht immer revolutionär ausfallen muss. Anscheinend ist aber mit
dem seit einiger Zeit vielerorts propagierten Krill-Öl tatsächlich
ein hocheffektiver und trotzdem relativ ungefährlicher
Cholesterinsenker auf dem Markt. Sofern man die qualitativ besten
Angebote von Krillöl wählt, stehen die Chancen für ganz erhebliche
Gesundheitsverbesserungen - keineswegs eingeschränkt auf die
Cholesterinwerte - nicht unbedingt schlecht. Doch speziell hier muss
jeder seine Entscheidung selbst verantworten.
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