Editorial zu Ausgabe 07/00 (Nr. 53)

- Separatisten unter sich -
(Kirche zum Mitreden, 24.05.2000)

Leider hat sich die Zusammenstellung der neueren Texte zu einer neuen Ausgabe (zip-Datei) unerträglich verzögert. Technische Probleme bei Crosswinds, wo KzM z.Zt. gehostet wird, hinderten uns an der Fertigstellung; in den letzten Tagen ist der Server mehrfach ausgefallen, so dass KzM überhaupt nicht erreichbar war. Doch genug von dem technischen Schnickschnack; wir wollen hier kurz eine Erklärung abgeben zu unser momentanen Situation, und damit wollten wir nun einmal warten, bis wir die neue Ausgabe ins Netz stellen konnten.

In dem zweiten Text bzgl. der Strafanzeige gegen Paul Spiegel hatten wir es bereits beiläufig erwähnt: Wir sind aus der Jurisdiktion unseres Bischofs, des Altvaters der Franziskaner vom reg. III. Orden, ausgeschieden. Vorausgegangen waren verschiedene Briefe und Telephonate, mit denen wir - leider vergeblich - versucht hatten, die Situation zu retten. Hier unser letzter, bislang unbeantworteter Brief (03.05.2000) an unseren ehemaligen Jurisdiktionsbischof:


"Exzellenz!
Am 22. März 2000 hatte ich Ihnen geschrieben:
"Sollte ich nicht bis Ende des kommenden Monats (April 2000) sichere Beweise vorliegen haben, dass Sie den katholischen Glauben vertreten, scheide ich aus Ihrer Jurisdiktion aus und werde Sie auch vor anderen nicht als katholischen Bischof bezeichnen."
Sie haben öffentlich (im Rundbrief) erklärt, dass Sie die Oberhoheit des Staates über die Kirche anerkennen (was an sich bereits häretisch ist) und dass Sie sich nun nicht mehr öffentlich als katholisch bekennen. Das ist Apostasie!
Ich verweise auf das Buch von August Hagen, Die kirchliche Mitgliedschaft, Rottenburg 1938, das Sie mir in Kopie überlassen haben:
"Ganz klar ist aber die Instruktion der Propaganda vom 6. Juni 1817. Sie handelt von den Christenverfolgungen in China und weist zunächst auf die Ausführungen in dem eben zitierten Schreiben Benedikts XIV. hin. Dann fährt sie fort: Wer vor Götzenbildern seinen christlichen Glauben verleugnet, obgleich er ihn im Herzen festgehalten hat, ist in foro interno kein formeller Apostat, aber er ist es in foro externo. Wenngleich die Missionare keine lurisdiktion in foro externo haben, um solche Sünder (apostatae) zur Gutmachung und zur Abschwörung vor den Gläubigen zu bringen, so können sie doch in foro conscien-tiae gegen sie vorgehen und die öffentliche Gutmachung des öffentlichen Ärgernisses verlangen; sonst ist einem solchen Apostaten, auch wenn er nur ein äußerlicher Apostat ist (quamvis tantum externus), die Absolution zu verweigern. Deshalb haben die Missionare von den bekehrten Apostaten einen öffentlichen Widerruf vor den Gläubigen zu fordern und nach dem Maß der Schuld solche Bußen aufzuerlegen, für welche sie in foro conscientiae zuständig sind. Sterben solche Simulanten (Apostaten) ohne Reue und Buße, so ist ihnen das kirchliche Begräbnis zu verweigern. War ihre simulierte Apostasie notorisch und haben sie vor dem Tode keine beträchtlichen Zeichen einer Sinnesänderung gegeben, so darf das hl. Meßopfer nicht für sie dargebracht werden. Immer wieder nennt die Instruktion solche Christen Apostaten und ihr Vergehen simulierte Apostasie und zieht daraus die strafrechtlichen Folgerungen."
Als Anlage erhalten Sie den Ausweis und die Bescheinigung über das Freisein von Zensuren. Mit diesen Dokumenten kann ich jetzt ohnehin nichts mehr anfangen.
Ich habe bis zuletzt für Sie in der hl. Messe gebetet, und ebenso, wenn das Brevier die Preces vorsah: "Oremus pro Antistite nostro Bartholomaeo. Stet et pascat in fortitudine tua, Domine, in sublimitate nominis tui". Die Fortitudo gehört anscheinend nicht zu Ihren Tugenden.
Ich weiß zwar noch nicht, was ich über diesen Vorfall auf meiner Homepage schreiben werde, aber einen Rat möchte ich Ihnen geben: Verzichten Sie darauf, mich ungerechtfertigt anzugreifen oder vor anderen in Misskredit zu bringen. Ihre Situation ist bereits jetzt schon traurig genug.
Im Herrn"


Das zitierte Buch von Hagen, aus dem wir einen längeren Abschnitt auf KzM veröffentlicht haben, schickte uns der Bischof zu Beginn der Streitigkeiten in Kopie zu, ausdrücklich mit dem Vermerk, dass er resp. der Orden sich an diese Grundsätze halte. Nun, alles was jemand von sich gibt, kann und wird auch ggf. gegen ihn verwendet werden. Möglicherweise - wir haben allerdings keinen Hinweis darauf - hat der Bischof anderen gegenüber abfällige Äußerungen über uns getroffen oder vielleicht auch eine Stellungnahme zu diesem Vorfall im Rundbrief (Auflage knapp 5.000 Exemplare) verfasst. Damit ist aber sicherlich niemandem geholfen, erst recht nicht, wenn es hinter unserem Rücken geschieht.
Streitpunkt war eine Verurteilung unseres Bischofs durch irgendein Gericht (die Unterlagen oder überhaupt nur nähere Informationen darüber blieben uns bis heute unzugänglich), demzufolge er DM 5'000,- Strafe zahlen und zusätzlich öffentlich erklären sollte, dass er nicht römisch-katholisch ist. Wir teilten unserem Bischof mit, dass er weder das eine noch das andere tun dürfe, wie auch wir uns nicht der Religionsdiktatur des deutschen Staates (s. die Menschenrechtsklage) nicht unterworfen haben. Wir haben sogar angeboten, die gegnerische Partei ebenso wie die Richter öffentlich zu würdigen und zusätzlich noch die Strafanzeige gegen sie zu führen - leider schlug unser Bischof dieses Angebot aus.

Am selben Tag schrieben wir an unseren Weihebischof:


"Exzellenz, sehr verehrter Herr Pater Georg,
ich bin mit sofortiger Wirkung aus der Jurisdiktion von P. Bartholomäus ausgeschieden; mein diesbezügliches Schreiben liegt an.
Ich weiß, dass ich einen Bischof für die Jurisdiktion brauche, allerdings gilt auch heute noch der Grundsatz: Ad impossibile nemo tenetur. Solange es mir nicht möglich ist, einen Jurisdiktionsbischof zu finden, bin ich auch nicht gehalten, mich einem zu unterstellen. Es gibt zwar "traditionalistische" Bischöfe quasi wie Sand am Meer, aber die führen sich eher auf wie Päpste oder sogar wie der liebe Gott. Jeder kocht da sein eigenes Süppchen, nur mit der katholischen Ordnung hält es keiner.
Ich bleibe aber solange auf der Suche, bis sich doch einmal ein ordentlicher Bischof als Jurisdiktionsbischof zur Verfügung stellt. An den Stellen in der Liturgie, an denen der Name des Bischofs eingesetzt werden muss, werde ich als Interimslösung Ihren Namen nennen.
Selbstverständlich werde ich Sie aber nirgends als meinen Jurisdiktionsbischof ausgeben, insbesondere vor staatlichen Stellen nicht.
Ich bitte um Ihr Gebet.
Im Herrn"


Unsere Trennung von dem Bischof, dem wir jahrelang Loyalität bewiesen haben, mag grausam oder wenigstens unklug erscheinen, im Prinzip ist unser Verhalten aber kein anderes als das, zu dem alle katholischen Kleriker zu Beginn der großen Sedisvakanz, während des Scheinpontifikates von Angelo "Johannes XXIII." Roncalli verpflichtet waren: zur Trennung von den apostatischen Hirten. Deshalb sind auch die gehässigen Vorwürfe, die uns immer gemacht werden, i.e. dass wir uns des Verrates an der Kirche und des Separatismus schuldig gemacht hätten, absolut unberechtigt. Letztlich zählt nur die Treue zu Christus, und die Kirche hat als Wesensmerkmal die Einheit mit den RECHTMÄSSIGEN Hirten, nicht mit den Hirten, die Christus verlassen haben und nun mit ihrer Apostasie Zerstörung und Tod bringen. Katholiken haben als Merkmal die Einheit in der Wahrheit, alle anderen streben nur nach der Einheit im Kampf gegen die Wahrheit.

Falls sich manchem die bange Frage gestellt haben sollte, ob wir denn jetzt etwa ein "clericus vagus", d.h. ein Priester, der - entgegen der strengen Verpflichtung - nicht fest im hierarchischen Ordnungsgefüge eingebunden ist, sind, können wir versichern: Nein, das sind wir nicht, wie obiger Brief an unseren Weihebischof beweist. Zunächst einmal war die Weisungsbefugnis unseres Bischofs immer durch den Rahmen des Möglichen begrenzt, und der wurde nicht zuletzt durch die finanziellen Mittel markiert. Wie in unserem Spendentext erwähnt, leben wir von unserem Erbvermögen. Eine Weisung, die uns der finanziellen Mittel völlig beraubt, können wir daher nicht befolgen. Wir beten nun in der Gemeinschaft mit dem Bischof, der uns vor über vier Jahren geweiht hat. Dieser ist bereits in Rente und übernimmt insofern auch nicht mehr die Jurisdiktion. Praktisch hat das für unsere Feinde zur Folge, dass sie, während sie uns zu vernichten versuchen, nicht noch zusätzlich auf unserem Bischof herumhacken können. Dies konnten sie allerdings auch vorher so gut wie gar nicht. Es hat sich im Endeffekt also fast gar nichts geändert, der tiefgreifendste Wandel in unserem Leben besteht wohl darin, dass wir an den jeweiligen Stellen in der heiligen Messe und im Brevier den Namen unseres Weihebischofs einfügen.

Feinde von KzM mögen triumphieren, dass die Christenverfolgung in Deutschland äußerst erfolgreich ist und dass der Staat kurz davor steht, sein Ziel, die Kirche Christi, i.e. die katholische Kirche, vollständig auszurotten, zu erreichen. Ob man ihm dazu gratulieren soll, steht auf einem anderen Blatt. Triumphieren dürfen auch die pseudokatholischen Sekten mit ihren Oberhäuptern wie Eberhard Heller, denn je weniger die kirchliche Hierarchie präsent ist, desto dreister können sie ihren Schabernack treiben.

Übrigens gedeihen und erstarken die Separatisten überall, nicht nur in Deutschland. Recht beachtliche internationale Ausmaße erreichte ein Treffen einiger Separatisten in Fatima. Eine in "traditionalistischen" Kreisen sehr bekannte, aber nicht unbedingt immer sehr geschätzte Frau schickte uns die diesbezüglichen Unterlagen zu und schrieb erläuternd:

"Siehe S. 5 unten des beiliegenden Programmes, das allen glaubenstreuen Bischöfen und Priestern direkt von Herrn N.N. zugestellt worden ist."

Hmm, "alle glaubenstreue Bischöfe und Priester" haben das Programm "direkt von Herrn N.N. zugestellt" bekommen. Wir haben das Programm nicht zugestellt bekommen. Das bedeutet? Diese vermeintlich Glaubenstreuen sind Separatisten, denn für sie zählt nicht die kirchliche Gemeinschaft, sondern ihre selbstgegründete, unbegründete Sekte. Besagte Frau schrieb noch 1997 über uns: "Ein hervorragender Theologie [sic!]! Ein Pionier des Glaubens!" Wie sich doch die Zeiten ändern! Aber die Wahrheit ändert sich nicht, und an dieser wollen wir festhalten, was immer auch geschehen mag.

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