Predigt am 19.01.2003

- 2. Sonntag nach Epiphanie -
(Kirche zum Mitreden, 19.01.2003)
Lesungen: Rom 12,6-16; Jo 2,1-11


Aus dem Evangelienbericht über die Hochzeit zu Kana sollen hier zwei Aspekte gesondert hervorgehoben werden: 1. die Bedeutung Mariens im Heilsgeschehen und 2. das Wunder selbst, die Verwandlung von einer großen Menge Wassers in Wein.
"Als nun der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Frau, was habe ich mit dir zu tun. Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Da sagte Seine Mutter zu den Dienern: Tuet alles, was er euch sagen wird."
Dem oberflächlichen, engstirnigen Leser könnte es vielleicht so scheinen, als ob Christus seine Mutter grob, wenn nicht sogar verächtlich behandelt. Doch schauen wir einfach mal auf die Fakten:
Maria trägt ein Anliegen vor Jesus. Es hat aber nur dann Sinn, Jesus in einer Situation um Hilfe zu bitten, wenn man davon ausgeht, dass Jesus die Macht besitzt, in der Situation zu helfen. Insofern erweist sich Maria als besonderes Vorbild des Glaubens, da sie nicht zweifelt, dass ihr Sohn helfen kann. Außerdem erweist sie sich als Vermittlerin: Sie bringt das Anliegen der Hochzeitsgesellschaft vor ihren Sohn. Und das tut sie nicht nur in dem festem Glauben, dass Jesus helfen kann, sie tut es auch in tiefer Demut. Sie schildert ihrem Sohn den Mangel, ohne aber irgendeine deutliche Bitte, geschweige denn eine Aufforderung zu formulieren, wie Jesus auf diese Mitteilung reagieren soll.
Nun antwortet Jesus: "Frau, was habe ich mit dir zu tun." Wenn jemand seine Mutter mit "Frau" anredet, so bringt er damit eine gewisse persönliche Distanzierung zum Ausdruck. Jesus weist mit seiner Antwort darauf hin, dass er allein dafür lebt, den Willen des Vaters zu erfüllen. Nichts und niemand können ihn dazu beeinflussen, von dem göttlichen Plan abzuweichen. Die Formulierung "Was habe ich mit dir zu tun" ist allerdings im damaligen Zusammenhang nicht von so großer Härte, wie es vielleicht manchem heute erscheinen könnte. Die Bedeutung ist: "Ich werde entscheiden, was ich tun werde." Das ist keine Respektlosigkeit seiner Mutter gegenüber, sondern nur die Aussage, dass Christus ganz den Willen des Vaters erfüllt.
Und Maria hat die Antwort richtig verstanden: Sie überlässt ohne Widerworte, ohne ein Zeichen von Enttäuschung oder gar Entrüstung, die Entscheidung über das weitere Vorgehen ganz und gar Christus. Und sie spricht zu den Dienern: Tuet alles, was er euch sagen wird. Dieser Hinweis an die Diener wird schwerlich nur eine allgemeine Formulierung gewesen sein, sie lässt wenigstens vermuten, dass Maria ganz konkret erwartete, dass Jesus jetzt bei der Hochzeit helfen werde. Aber sie überlässt es eben ganz und gar Jesus, ob und wie er handelt. Wenn Maria also vermittelnd ein Anliegen vor ihren Sohn trägt, dann müssen auch diejenigen, für die Maria vermittelnd eintritt, alles tun, was Jesus von ihnen verlangt.
Also sehen wir, wenn wir uns an die Fakten halten, welch großes Vorbild Maria ist an Glauben und Demut. Und wir wissen, dass wir Maria bitten dürfen, dass sie sich bei ihrem Sohn für unsere Anliegen einsetzt. Und wir wissen, dass wir uns bei unseren Bitten ganz von dem leiten lassen müssen, was der Wille Gottes ist. Wir müssen hören auf dass, was Gott zu uns spricht, und er spricht zu uns durch die Kirche. Erst durch die Kirche wissen wir von Jesus, wie wir ja auch die Heilige Schrift aus der Hand der Kirche empfangen.
Der zweite Aspekt betrifft das Wunder selbst: Jesus hilft, dass die Hochzeitsgäste nicht unter dem Weinmangel zu leiden haben.
Der katholische Christ weiß, dass er die Güter dieser Welt mit einer geordneten Freude verwenden darf. Man darf sich an Schönheit, an Wohlgeschmack und ähnlichem freuen. So ist ja auch die katholische Liturgie mit der heiligen Messe, mit den Gregorianischen Gesängen, mit den feierlichen Prozessionen ein Zeichen für die Bejahung des Schönen und Guten. Die prächtige Architektur, die herrlichen Gemälde und Skulpturen großartiger Kirchgebäude machen die katholische Bejahung des Schönen und Guten jedem leicht erkenntlich. Die Feinde Christi hingegen fallen dadurch auf, dass sie diese geordnete Wertschätzung des Schönen und Guten zerstören, sie haben Freude am Hässlichen. Nicht mehr der Prachtbau, sondern die Zerstörung gefällt; und während Christus bei einer Hochzeit anwesend ist, freuen sich die Feinde Christi an der Unzucht, die oft in völlige Sinnlosigkeit und Widernatürlichkeit abgeglitten ist, und diese Widernatürlichkeit wird nicht nur nicht verurteilt, sondern sogar gutgeheißen. An die Stelle der edlen liturgischen Sprache mit feierlichen Gesängen treten bei den Feinden Christi Party-ähnliche Veranstaltungen, bei denen die satanische Rockmusik erdröhnt, bei denen jeder nur erdenklicher Zirkus abgespielt wird, ja bei denen die Besucher sogar ihre bellenden und gackernden Haustiere mitbringen, so dass man sich vollends wie im Zirkus fühlt.
Johannes kommentiert das Wunder: "So machte Jesus zu Kana in Galiläa den Anfange mit Seinen Wundern und offenbarte Seine Herrlichkeit."
Darum geht es eigentlich: Jesus offenbarte Seine Herrlichkeit. Aus den Wundern können wir erkennen, dass Gott uns an seiner überfließenden Güte teilhaben lassen kann und will, und dass Jesus wirklich Gottes Sohn ist. Die Feinde Christi lassen sich dennoch auch von den Wundern, deren Geschichtlichkeit sie meistens auch noch frech bestreiten, nicht davon abbringen, Jesus zu einem bloßen Menschen zu degradieren. So schreiben die Feinde Christi in ihren Propagandawerken: "Wenn man Jesus und seine Menschlichkeit ernst nimmt, wird man selbst ihm unterstellen, daß er kurz vor seinem Tod keine letzte Gewissheit über sich selbst hatte."
Also Jesus offenbarte seine Herrlichkeit, wusste aber selbst nichts von seiner Herrlichkeit? Man fragt sich, worüber man sich mehr wundern soll - darüber, dass Menschen solche Parolen schwingen, Jesus habe "keine letzte Gewissheit über sich selbst" gehabt, oder darüber, dass Menschen glauben, solche Parolen wären irgendwie mit dem Christentum vereinbar.
Doch lassen wir uns durch solche antichristlichen Parolen nicht vom rechten Weg abbringen. Wenden wir uns in unseren Anliegen immer an Christus, suchen wir die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau, glauben wir wie die Jünger an den Herrn, damit wir einst an der ewigen Freude bei der Hochzeit des Lammes, bei der ewigen unzertrenntlichen Vereinigung Christi mit seiner Kirche in der himmlischen Seligkeit, teilhaben dürfen. Amen.

s. auch:
Mariä Himmelfahrt
Techno-"Gottesdienst" in der V2-Sekte

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