Aus dem Evangelienbericht über die Hochzeit zu Kana sollen
hier zwei Aspekte gesondert hervorgehoben werden: 1. die Bedeutung Mariens
im Heilsgeschehen und 2. das Wunder selbst, die Verwandlung von einer großen
Menge Wassers in Wein.
"Als nun der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben
keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Frau, was habe ich mit dir zu tun.
Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Da sagte Seine Mutter zu den Dienern:
Tuet alles, was er euch sagen wird."
Dem oberflächlichen, engstirnigen Leser könnte es vielleicht
so scheinen, als ob Christus seine Mutter grob, wenn nicht sogar verächtlich
behandelt. Doch schauen wir einfach mal auf die Fakten:
Maria trägt ein Anliegen vor Jesus. Es hat aber nur dann Sinn,
Jesus in einer Situation um Hilfe zu bitten, wenn man davon ausgeht, dass
Jesus die Macht besitzt, in der Situation zu helfen. Insofern erweist sich
Maria als besonderes Vorbild des Glaubens, da sie nicht zweifelt, dass
ihr Sohn helfen kann. Außerdem erweist sie sich als Vermittlerin:
Sie bringt das Anliegen der Hochzeitsgesellschaft vor ihren Sohn. Und das
tut sie nicht nur in dem festem Glauben, dass Jesus helfen kann, sie tut
es auch in tiefer Demut. Sie schildert ihrem Sohn den Mangel, ohne aber
irgendeine deutliche Bitte, geschweige denn eine Aufforderung zu formulieren,
wie Jesus auf diese Mitteilung reagieren soll.
Nun antwortet Jesus: "Frau, was habe ich mit dir zu tun." Wenn jemand
seine Mutter mit "Frau" anredet, so bringt er damit eine gewisse persönliche
Distanzierung zum Ausdruck. Jesus weist mit seiner Antwort darauf hin,
dass er allein dafür lebt, den Willen des Vaters zu erfüllen.
Nichts und niemand können ihn dazu beeinflussen, von dem göttlichen
Plan abzuweichen. Die Formulierung "Was habe ich mit dir zu tun" ist allerdings
im damaligen Zusammenhang nicht von so großer Härte, wie es
vielleicht manchem heute erscheinen könnte. Die Bedeutung ist: "Ich
werde entscheiden, was ich tun werde." Das ist keine Respektlosigkeit seiner
Mutter gegenüber, sondern nur die Aussage, dass Christus ganz den
Willen des Vaters erfüllt.
Und Maria hat die Antwort richtig verstanden: Sie überlässt
ohne Widerworte, ohne ein Zeichen von Enttäuschung oder gar Entrüstung,
die Entscheidung über das weitere Vorgehen ganz und gar Christus.
Und sie spricht zu den Dienern: Tuet alles, was er euch sagen wird. Dieser
Hinweis an die Diener wird schwerlich nur eine allgemeine Formulierung
gewesen sein, sie lässt wenigstens vermuten, dass Maria ganz konkret
erwartete, dass Jesus jetzt bei der Hochzeit helfen werde. Aber sie überlässt
es eben ganz und gar Jesus, ob und wie er handelt. Wenn Maria also vermittelnd
ein Anliegen vor ihren Sohn trägt, dann müssen auch diejenigen,
für die Maria vermittelnd eintritt, alles tun, was Jesus von ihnen
verlangt.
Also sehen wir, wenn wir uns an die Fakten halten, welch großes
Vorbild Maria ist an Glauben und Demut. Und wir wissen, dass wir Maria
bitten dürfen, dass sie sich bei ihrem Sohn für unsere Anliegen
einsetzt. Und wir wissen, dass wir uns bei unseren Bitten ganz von dem
leiten lassen müssen, was der Wille Gottes ist. Wir müssen hören
auf dass, was Gott zu uns spricht, und er spricht zu uns durch die Kirche.
Erst durch die Kirche wissen wir von Jesus, wie wir ja auch die Heilige
Schrift aus der Hand der Kirche empfangen.
Der zweite Aspekt betrifft das Wunder selbst: Jesus hilft, dass die
Hochzeitsgäste nicht unter dem Weinmangel zu leiden haben.
Der katholische Christ weiß, dass er die Güter dieser Welt
mit einer geordneten Freude verwenden darf. Man darf sich an Schönheit,
an Wohlgeschmack und ähnlichem freuen. So ist ja auch die katholische
Liturgie mit der heiligen Messe, mit den Gregorianischen Gesängen,
mit den feierlichen Prozessionen ein Zeichen für die Bejahung des
Schönen und Guten. Die prächtige Architektur, die herrlichen
Gemälde und Skulpturen großartiger Kirchgebäude machen
die katholische Bejahung des Schönen und Guten jedem leicht erkenntlich.
Die Feinde Christi hingegen fallen dadurch auf, dass sie diese geordnete
Wertschätzung des Schönen und Guten zerstören, sie haben
Freude am Hässlichen. Nicht mehr der Prachtbau, sondern die Zerstörung
gefällt; und während Christus bei einer Hochzeit anwesend ist,
freuen sich die Feinde Christi an der Unzucht, die oft in völlige
Sinnlosigkeit und Widernatürlichkeit abgeglitten ist, und diese Widernatürlichkeit
wird nicht nur nicht verurteilt, sondern sogar gutgeheißen. An die
Stelle der edlen liturgischen Sprache mit feierlichen Gesängen treten
bei den Feinden Christi Party-ähnliche Veranstaltungen, bei denen
die satanische Rockmusik erdröhnt, bei denen jeder nur erdenklicher
Zirkus abgespielt wird, ja bei denen die Besucher sogar ihre bellenden
und gackernden Haustiere mitbringen, so dass man sich vollends wie im Zirkus
fühlt.
Johannes kommentiert das Wunder: "So machte Jesus zu Kana in Galiläa
den Anfange mit Seinen Wundern und offenbarte Seine Herrlichkeit."
Darum geht es eigentlich: Jesus offenbarte Seine Herrlichkeit. Aus
den Wundern können wir erkennen, dass Gott uns an seiner überfließenden
Güte teilhaben lassen kann und will, und dass Jesus wirklich Gottes
Sohn ist. Die Feinde Christi lassen sich dennoch auch von den Wundern,
deren Geschichtlichkeit sie meistens auch noch frech bestreiten, nicht
davon abbringen, Jesus zu einem bloßen Menschen zu degradieren. So
schreiben die Feinde Christi in ihren Propagandawerken: "Wenn man Jesus
und seine Menschlichkeit ernst nimmt, wird man selbst ihm unterstellen,
daß er kurz vor seinem Tod keine letzte Gewissheit über sich
selbst hatte."
Also Jesus offenbarte seine Herrlichkeit, wusste aber selbst nichts
von seiner Herrlichkeit? Man fragt sich, worüber man sich mehr wundern
soll - darüber, dass Menschen solche Parolen schwingen, Jesus habe
"keine letzte Gewissheit über sich selbst" gehabt, oder darüber,
dass Menschen glauben, solche Parolen wären irgendwie mit dem Christentum
vereinbar.
Doch lassen wir uns durch solche antichristlichen Parolen nicht vom
rechten Weg abbringen. Wenden wir uns in unseren Anliegen immer an Christus,
suchen wir die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau, glauben wir
wie die Jünger an den Herrn, damit wir einst an der ewigen Freude
bei der Hochzeit des Lammes, bei der ewigen unzertrenntlichen Vereinigung
Christi mit seiner Kirche in der himmlischen Seligkeit, teilhaben dürfen.
Amen.
s. auch:
Mariä Himmelfahrt
Techno-"Gottesdienst" in der V2-Sekte