Predigt am 16.02.2003

- Septuagesima -
(Kirche zum Mitreden, 16.02.2003)
Lesungen: 1 Cor 9,24-27. 10,1-5; Mt 20,1-16

Mit dem heutigen Sonntag Septuagesima beginnt die Vorfastenzeit. Auch wenn jetzt noch keine Fastenvorschriften gelten, so sollen wir uns in unseren Gedanken auf die Fastenzeit vorbereiten. In der Liturgie verstummt bereits der Alleluja-Ruf und das sonntägliche Gloria.Im Schott-Messbuch gibt es eine Erklärung zum Begriff der Vorfastenzeit. Die hl. Vorfastenzeit wird charakterisiert als "eine Zeit ernster Besinnung und mutiger Abkehr von der Welt mit ihren leichtsinnigen Fastnachtsbelustigungen. Dazu paßt auch, daß uns die Kirche in den Lesungen des Stundengebetes an die großen Tatsachen der Schöpfung, des Sündenfalls und des Gerichtes über Sodoma und Gomorrha erinnert."
Soweit die Ausführungen im Schott-Messbuch. In der heutigen Lesung vergleicht Paulus das Leben des Christen mit dem Wettlauf auf einer Rennbahn: Um den Lauf erfolgreich zu beenden, ist große Enthaltsamkeit nötig. Christus spricht von den Arbeitern im Weinberg, die Mühen auf sich nehmen, um ihren Lohn zu empfangen.
Man kann nun verschiedene Aspekte und Momente dieser Vergleiche des christlichen Lebens mit einem Wettlauf bzw. einer Arbeit im Weinberg betrachten. Das christliche Leben hat sein Kreuz - zu einem christlichen Leben gehört es, sich in der Enthaltsamkeit zu üben und die Arbeiten zu erfüllen, die man als richtig und notwendig erkannt hat. Während heute die Welt im Karnevalstaumel frech vor sich her lärmt, wollen wir lieber Enthaltsamkeit üben. Während Sodoma und Gomorrha ausgelassen feiern, wollen wir lieber die Arbeit erfüllen, die uns der Herr aufgetragen hat.
Die Kirche schreibt ihren Kindern vor, einmal im Jahr zur österlichern Zeit, zwischen dem Palmsonntag und dem Weißen Sonntag, die hl. Kommunion zu empfangen. Außerdem schreibt die Kirche ihren Kindern vor, einmal im Jahr das Beichtsakrament zu empfangen, wobei dafür allerdings kein zeitlicher Rahmen vorgegeben ist. Wer sich keiner schweren Sünde bewusst ist, ist nach Ansicht einiger Autoren auch nicht zur jährlichen Beichte verpflichtet, aber die Kirche empfiehlt den häufigen Empfang des Altarsakramentes und des Beichtsakramentes. Bei den großen Heiligen sehen wir sowohl eine tiefe Bußgesinnung als auch eine große Liebe zum Altarsakrament.
Wer im Weinberg des Herrn arbeiten will und dabei Verdienste für das ewige Leben gewinnen will, der muss im Stand der Gnade sein. Und den Gnadenstand, den man durch die Taufe erlangt hat, verliert man durch eine schwere Sünde. Angenommen, jemand hat eine schwere Sünde begangen - wie soll er sich dann verhalten? Solange er in diesem Stand der Todsünde bleibt, kann er nicht gerettet werden, mag er auch sonst viel Gutes tun. Die Kommunion kann er auch nicht empfangen, denn wer den Leib Christi unwürdig empfängt, der begeht eine weitere Todsünde.
Wer also fruchtbringend arbeiten will, der muss im Stand der Gnade leben. Wer im Stand der Todsünde lebt, hat als wichtigste Aufgabe, durch Reue und Buße diesen Makel zu bereinigen. Sofern die Möglichkeit dazu besteht, muss auch eine sakramentale Beichte abgelegt werden.
Fangen wir bei der Arbeit im Weinberg des Herrn also immer mit dem an, was die oberste Dringlichkeit besitzt. Wenn der Gnadenstand verloren wurde, dann muss nach Möglichkeit das Beichtsakrament empfangen werden. Sicher, man kann die Beichte aufschieben bis zu dem Tag, an dem man die Osterkommunion empfängt - aber warum sollte man sie aufschieben? Warum sollte man im Stand der Todsünde bleiben, wenn man die Möglichkeit hat, aus diesem Elend befreit zu werden? Die Sünde ist ein entsetzliches Elend, sie ist der Anfang des Elends, sie ist das eigentliche Elend unseres Daseins, und wenn wir uns nicht von der schweren Sünde fernhalten oder nach begangener schwerer Sünde uns nicht davon abkehren und die erforderliche Buße verrichten, wird sie das ewige Verderben zur Folge haben.
Schieben wir die Aufgaben, die der Herr uns zuweist, nicht vor uns her, erst recht dann nicht, wenn es um die notwendige Beichte einer schweren Sünde geht. Die Sünde lähmt den Menschen, sie versklavt ihn. Der Mensch wird immer mehr zum Bösen geneigt, wenn er nicht Widerstand leistet. Die Sünde verwirrt den Menschen, sie trübt seinen Blick für richtig und falsch, für Pflichten und Verbote. Die Kraft im Wettlauf, die Kraft bei der Arbeit im Weinberg erschlafft.
Wie im Schott-Messbuch erwähnt, erinnert die Kirche in der Vorfastenzeit an das Gericht über Sodom und Gomorrha. In unserer gottlosen, antichristlichen Zeit macht man sich bekanntlich strafbar, wenn man das Verbrechen von Sodom noch als Verbrechen bezeichnet. Aktionen dieser Art gibt es seitens der so genannten Justiz immer wieder, und auch nicht nur in Deutschland. Aber wie konnte es zu so einer abscheulichen Verirrung der moralischen Ordnung kommen? Paulus schreibt: "Sie vertauschten den wahren Gott mit den falschen Götzen und verehrten und beteten das Geschöpf an anstatt den Schöpfer, der da hochgelobt sei in Ewigkeit. Amen. Deshalb gab sie Gott ihren schändlichen Leidenschaften preis. Ihre Weiber verkehrten den natürlichen Verkehr in den widernatürlichen. Ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in ihrer wilden Gier zueinander" (Röm 1,25-27).
Diejenigen, die heute das Treiben Sodoms entschuldigen oder gar gutheißen und verbreiten, haben als vermeintliche Rechtfertigung nur die Verblendung, die Abkehr von Gott und die Vergötzung des Geschöpfes. Wie schlimm es um die Welt steht, lassen die zahlreichen menschenverachtenden Prozesse erahnen, die zur Verteidigung dieses abscheulichen Verbrechens durchgeführt werden und dessen unschuldige Opfer gerade diejenigen sind, die sich noch für die Gebote Gottes einsetzen.
Das Thema soll hier nicht weiter behandelt werden. Halten wir aber fest: Sogar zu solch furchtbaren Verdunklungen des Geistes kann eine Abkehr von Gott führen. Also: Wehre den Anfängen! Wurde der Gnadenstand verloren, dann setzen wir diesem Elend ein Ende und suchen wir den Empfang des Beichtsakramentes. Mit klarem Blick und mutiger Entschlossenheit widmen wir uns den uns zugewiesenen Aufgaben, vollenden wir den Lauf erfolgreich und empfangen wir den ewigen Lohn in der Freude des Himmels. Amen.

S. auch:
Narren unter sich
Beichtspiegel
Sodomie und Parteien

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