Mit dem heutigen Sonntag Septuagesima beginnt die Vorfastenzeit. Auch
wenn jetzt noch keine Fastenvorschriften gelten, so sollen wir uns in unseren
Gedanken auf die Fastenzeit vorbereiten. In der Liturgie verstummt bereits
der Alleluja-Ruf und das sonntägliche Gloria.Im Schott-Messbuch gibt
es eine Erklärung zum Begriff der Vorfastenzeit. Die hl. Vorfastenzeit
wird charakterisiert als "eine Zeit ernster Besinnung und mutiger Abkehr
von der Welt mit ihren leichtsinnigen Fastnachtsbelustigungen. Dazu paßt
auch, daß uns die Kirche in den Lesungen des Stundengebetes an die
großen Tatsachen der Schöpfung, des Sündenfalls und des
Gerichtes über Sodoma und Gomorrha erinnert."
Soweit die Ausführungen im Schott-Messbuch. In der heutigen Lesung
vergleicht Paulus das Leben des Christen mit dem Wettlauf auf einer Rennbahn:
Um den Lauf erfolgreich zu beenden, ist große Enthaltsamkeit nötig.
Christus spricht von den Arbeitern im Weinberg, die Mühen auf sich
nehmen, um ihren Lohn zu empfangen.
Man kann nun verschiedene Aspekte und Momente dieser Vergleiche des
christlichen Lebens mit einem Wettlauf bzw. einer Arbeit im Weinberg betrachten.
Das christliche Leben hat sein Kreuz - zu einem christlichen Leben gehört
es, sich in der Enthaltsamkeit zu üben und die Arbeiten zu erfüllen,
die man als richtig und notwendig erkannt hat. Während heute die Welt
im Karnevalstaumel frech vor sich her lärmt, wollen wir lieber Enthaltsamkeit
üben. Während Sodoma und Gomorrha ausgelassen feiern, wollen
wir lieber die Arbeit erfüllen, die uns der Herr aufgetragen hat.
Die Kirche schreibt ihren Kindern vor, einmal im Jahr zur österlichern
Zeit, zwischen dem Palmsonntag und dem Weißen Sonntag, die hl. Kommunion
zu empfangen. Außerdem schreibt die Kirche ihren Kindern vor, einmal
im Jahr das Beichtsakrament zu empfangen, wobei dafür allerdings
kein zeitlicher Rahmen vorgegeben ist. Wer sich keiner schweren Sünde
bewusst ist, ist nach Ansicht einiger Autoren auch nicht zur jährlichen
Beichte verpflichtet, aber die Kirche empfiehlt den häufigen Empfang
des Altarsakramentes und des Beichtsakramentes. Bei den großen Heiligen
sehen wir sowohl eine tiefe Bußgesinnung als auch eine große
Liebe zum Altarsakrament.
Wer im Weinberg des Herrn arbeiten will und dabei Verdienste für
das ewige Leben gewinnen will, der muss im Stand der Gnade sein. Und den
Gnadenstand, den man durch die Taufe erlangt hat, verliert man durch eine
schwere Sünde. Angenommen, jemand hat eine schwere Sünde begangen
- wie soll er sich dann verhalten? Solange er in diesem Stand der Todsünde
bleibt, kann er nicht gerettet werden, mag er auch sonst viel Gutes tun.
Die Kommunion kann er auch nicht empfangen, denn wer den Leib Christi unwürdig
empfängt, der begeht eine weitere Todsünde.
Wer also fruchtbringend arbeiten will, der muss im Stand der Gnade
leben. Wer im Stand der Todsünde lebt, hat als wichtigste Aufgabe,
durch Reue und Buße diesen Makel zu bereinigen. Sofern die Möglichkeit
dazu besteht, muss auch eine sakramentale Beichte abgelegt werden.
Fangen wir bei der Arbeit im Weinberg des Herrn also immer mit dem
an, was die oberste Dringlichkeit besitzt. Wenn der Gnadenstand verloren
wurde, dann muss nach Möglichkeit das Beichtsakrament empfangen werden.
Sicher, man kann die Beichte aufschieben bis zu dem Tag, an dem man die
Osterkommunion empfängt - aber warum sollte man sie aufschieben? Warum
sollte man im Stand der Todsünde bleiben, wenn man die Möglichkeit
hat, aus diesem Elend befreit zu werden? Die Sünde ist ein entsetzliches
Elend, sie ist der Anfang des Elends, sie ist das eigentliche Elend unseres
Daseins, und wenn wir uns nicht von der schweren Sünde fernhalten
oder nach begangener schwerer Sünde uns nicht davon abkehren und die
erforderliche Buße verrichten, wird sie das ewige Verderben zur Folge
haben.
Schieben wir die Aufgaben, die der Herr uns zuweist, nicht vor uns
her, erst recht dann nicht, wenn es um die notwendige Beichte einer schweren
Sünde geht. Die Sünde lähmt den Menschen, sie versklavt
ihn. Der Mensch wird immer mehr zum Bösen geneigt, wenn er nicht Widerstand
leistet. Die Sünde verwirrt den Menschen, sie trübt seinen Blick
für richtig und falsch, für Pflichten und Verbote. Die Kraft
im Wettlauf, die Kraft bei der Arbeit im Weinberg erschlafft.
Wie im Schott-Messbuch erwähnt, erinnert die Kirche in der Vorfastenzeit
an das Gericht über Sodom und Gomorrha. In unserer gottlosen, antichristlichen
Zeit macht man sich bekanntlich strafbar, wenn man das Verbrechen von Sodom
noch als Verbrechen bezeichnet. Aktionen dieser Art gibt es seitens der
so genannten Justiz immer wieder, und auch nicht nur in Deutschland. Aber
wie konnte es zu so einer abscheulichen Verirrung der moralischen Ordnung
kommen? Paulus schreibt: "Sie vertauschten den wahren Gott mit den falschen
Götzen und verehrten und beteten das Geschöpf an anstatt den
Schöpfer, der da hochgelobt sei in Ewigkeit. Amen. Deshalb gab sie
Gott ihren schändlichen Leidenschaften preis. Ihre Weiber verkehrten
den natürlichen Verkehr in den widernatürlichen. Ebenso gaben
die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten
in ihrer wilden Gier zueinander" (Röm 1,25-27).
Diejenigen, die heute das Treiben Sodoms entschuldigen oder gar gutheißen
und verbreiten, haben als vermeintliche Rechtfertigung nur die Verblendung,
die Abkehr von Gott und die Vergötzung des Geschöpfes. Wie schlimm
es um die Welt steht, lassen die zahlreichen menschenverachtenden Prozesse
erahnen, die zur Verteidigung dieses abscheulichen Verbrechens durchgeführt
werden und dessen unschuldige Opfer gerade diejenigen sind, die sich noch
für die Gebote Gottes einsetzen.
Das Thema soll hier nicht weiter behandelt werden. Halten wir aber
fest: Sogar zu solch furchtbaren Verdunklungen des Geistes kann eine Abkehr
von Gott führen. Also: Wehre den Anfängen! Wurde der Gnadenstand
verloren, dann setzen wir diesem Elend ein Ende und suchen wir den Empfang
des Beichtsakramentes. Mit klarem Blick und mutiger Entschlossenheit widmen
wir uns den uns zugewiesenen Aufgaben, vollenden wir den Lauf erfolgreich
und empfangen wir den ewigen Lohn in der Freude des Himmels. Amen.
S. auch:
Narren unter sich
Beichtspiegel
Sodomie und Parteien