Predigt am 13.04.2003

- Palmsonntag, sd I cl -
(Kirche zum Mitreden, 13.04.2003)
Phil 2, 5-11; Mt-Passion 26,1-75; 27,1-66

Der Römische Katechismus für die Pfarrer empfiehlt für den heutigen Palmsonntag eine Predigt, in der die Gläubigen zum Empfang der hl. Kommunion ermahnt werden, und man wird in Predigtbüchern auch finden, dass diese Empfehlung von manchen Predigern befolgt wurde.Alle, die den Gebrauch der Vernunft erlangt haben, sind unter schwerer Sünde verpflichtet, in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag die hl. Kommunion zu empfangen. Dies muss nicht notwendig in der eigenen Pfarre geschehen, wenngleich der Kommunionempfang in der eigenen Pfarre angeraten bleibt. Selbstverständlich gehört zur Erfüllung dieses kirchlichen Gebotes der Osterkommunion, dass die Kommunion würdig empfangen wird, also im Stand der heiligmachenden Gnade. Der Kommunionempfang im Stand der Todsünde ist nur selbst wieder eine Todsünde und kann nicht als Erfüllung des Kirchengebotes gelten.
Außerdem heißt es im Kirchenrecht im Anschluss an die Bestimmungen für die Osterkommunion, dass die Gläubigen ermuntert werden sollen, oft, ja sogar täglich die hl. Kommunion zu empfangen. Zum täglichen Kommunionempfang genügt es bereits, dass man sich im Stand der Gnade befindet, die rechte Absicht hat und den Beichtvater um Rat fragt.
Die rechte Absicht beim Kommunionempfang besteht im Kern darin, dass man sich immer tiefer in das Wunder und das Geschenk dieses Sakramentes hineinversetzt. Es darf sich also keine Gewöhnung beim Sakramentenempfang einstellen in dem Sinne, dass Leichtfertigkeit und Geringschätzung erwachsen. Statt dessen soll man die hl. Kommunion mit der Absicht empfangen, dass man auf dem Weg der Heiligung weiter voran schreitet.
Die Passionsgeschichte enthält den Bericht vom Letzten Abendmahl, an dem das Altarsakrament eingesetzt worden ist, und den Bericht von der Kreuzigung. Nun lehrt die Kirche: "Wir bekennen also, dass es ein und dasselbe Opfer ist, und dafür gehalten werden muss, welches in der Messe vollzogen wird und welches am Kreuze dargebracht worden ist; wie es auch ein und dieselbe Opfergabe ist, Christus nämlich unser Herr, welcher sich selbst am dem Altare des Kreuzes nur einmal blutigerweise geopfert hat. Denn die blutige und unblutige Opfergabe sind nicht zwei Opfergaben, sondern nur eine, deren Opfer, nachdem der Herr also geboten hat: 'Tut dies zu meinem Andenken', täglich in der Eucharistie erneuert wird" (Cat. Rom. II, 4, 76).
Die immer tiefere Verinnerlichung diese Opfers Christi führt uns zu tiefer Demut und großer Dankbarkeit gegenüber dem Altarsakrament. Wir betrachten das bittere Leiden, das Christus auf sich genommen hat, um die Welt zu erlösen. Bei der Betrachtung der schmerzhaften Geheimnisse im Rosenkranz, bei den Kreuzwegandachten und anderen Gebeten können wir uns in besonderer Weise auf einen würdigen und fruchtbaren Kommunionempfang vorbereiten. Hier tritt dann im positiven Sinne eine Gewöhnung ein. Es wird uns immer leichter fallen, den Stand der Gnade zu bewahren und mit der rechten Gesinnung die hl. Kommunion zu empfangen, also voller Demut und Dankbarkeit.
Nun ist der Glaube aber nicht bloße Privatsache in dem Sinne, dass wir nur jeweils als einzelne Personen vor Gott in Demut und Dankbarkeit stehen. Der Römische Katechismus spricht zwar sehr ausführlich über den Opfercharakter des Altarsakramentes, aber er erläutert auch die gebräuchliche Bezeichnung "Sakrament des Friedens und der Liebe" für das Altarsakrament: "Denn dieses Sakrament verbindet uns mit Christus und macht uns seines Fleisches und seiner Gottheit teilhaftig und vereint und verbindet uns untereinander in eben demselben Christus und fügt uns gleichsam zu einem Leibe zusammen. Daher kam es, dass man es das Sakrament der Liebe und des Friedens nannte, damit wir erkennen, wie unwürdig jene des christlichen Namens sind, welche Feindschaften hegen, und dass Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen als die schwärzeste Pest der Gläubigen durchaus zu verbannen seien, zumal da wir durch das tägliche Opfer unserer Religion bekennen, dass wir nichts ernstlicher bewahren als den Frieden und die Liebe" (Cat. Rom. II, 4, 4).
Wie sieht es also aus? Tragen wir in unserem Herzen Feindschaften, Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen? Sind uns unsere Mitmenschen egal oder sogar lästig? Wie denken wir über unsere Nächsten? Flüchten wir uns vielleicht sogar förmlich dahin, das sakramentale Leben mit Demut und Dankbarkeit zu pflegen, aber mit dem Nächsten nichts zu tun haben zu wollen? Wollen wir vor den anderen "unsere Ruhe haben"? Soll uns der andere gar "gestohlen" bleiben? Haben wir uns etwa dadurch versündigt, dass wir ohne Not schlecht zu anderen oder über andere geredet haben? Haben wir uns zu Mitarbeitern und Förderern von Feindschaften, Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen gemacht? Was bedeutet uns die Lehre, dass das Altarsakrament uns mit Christus verbindet und uns untereinander verbindet in eben demselben Christus?
Natürlich, dort, wo scharfe Kritik angebracht ist, haben auch Christus und die Apostel sehr deutliche Worte gesprochen. Es geht bei der Nächstenliebe ja auch nicht darum, Fehler zu leugnen oder zu vertuschen. Es geht darum, dass die Einheit in Christus gelebt wird, das bedeutet die Einheit in der Wahrheit. Wollten sich also böse Menschen zusammenschließen im Kampf gegen die Wahrheit, dann wäre das selbst dann nicht christlich, wenn diese bösen Menschen sich christlich nennen und sich gegenseitig in den Himmel loben würden. Nein, es geht um den wahren Frieden und die wahre Liebe, um den Frieden und die Liebe Christi.
Es kann vorkommen, dass sich jemand gerade in diesem sehr wichtigen Bereich der Nächstenliebe fast schon gewohnheitsmäßig sehr schwer verfehlt. Statt Respekt vor dem anderen herrscht Rücksichtslosigkeit, und in ganz schlimmen Fällen versucht man seine Verfehlungen gegen die Nächstenliebe damit zu entschuldigen, dass man doch regelmäßig die hl. Messe besucht und die hl. Kommunion empfängt, regelmäßig beichtet und betet, und wenn man das sakramentale Leben nicht pflegt, damit dann auch gegen das Kirchengebot der Osterkommunion verstößt, redet man sich noch immer ein, ein guter Christ zu sein. Setzen wir also da, wo es möglich ist, ein Ende allen Feindschaften, Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen. Für alle diejenigen, die fast schon gewohnheitsmäßig Zwietracht schüren, besteht der erste Schritt darin, sich im Schweigen zu üben. Man muss versuchen, zur Vernunft zu kommen, und darf sich nicht zu Handlungen hinreißen lassen, die im Widerspruch zu Nächstenliebe stehen. Trennen wir also die Demut und die Dankbarkeit gegenüber dem Altarsakrament nicht von dem Gebot der Nächstenliebe. Amen.

S. auch:
Rosenkranz
Kreuzwegandacht
Der Stürmer und die Juden

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