Der Römische Katechismus für die Pfarrer empfiehlt für
den heutigen Palmsonntag eine Predigt, in der die Gläubigen zum Empfang
der hl. Kommunion ermahnt werden, und man wird in Predigtbüchern auch
finden, dass diese Empfehlung von manchen Predigern befolgt wurde.Alle,
die den Gebrauch der Vernunft erlangt haben, sind unter schwerer Sünde
verpflichtet, in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag
die hl. Kommunion zu empfangen. Dies muss nicht notwendig in der eigenen
Pfarre geschehen, wenngleich der Kommunionempfang in der eigenen Pfarre
angeraten bleibt. Selbstverständlich gehört zur Erfüllung
dieses kirchlichen Gebotes der Osterkommunion, dass die Kommunion würdig
empfangen wird, also im Stand der heiligmachenden Gnade. Der Kommunionempfang
im Stand der Todsünde ist nur selbst wieder eine Todsünde und
kann nicht als Erfüllung des Kirchengebotes gelten.
Außerdem heißt es im Kirchenrecht im Anschluss an die Bestimmungen
für die Osterkommunion, dass die Gläubigen ermuntert werden sollen,
oft, ja sogar täglich die hl. Kommunion zu empfangen. Zum täglichen
Kommunionempfang genügt es bereits, dass man sich im Stand der Gnade
befindet, die rechte Absicht hat und den Beichtvater um Rat fragt.
Die rechte Absicht beim Kommunionempfang besteht im Kern darin, dass
man sich immer tiefer in das Wunder und das Geschenk dieses Sakramentes
hineinversetzt. Es darf sich also keine Gewöhnung beim Sakramentenempfang
einstellen in dem Sinne, dass Leichtfertigkeit und Geringschätzung
erwachsen. Statt dessen soll man die hl. Kommunion mit der Absicht empfangen,
dass man auf dem Weg der Heiligung weiter voran schreitet.
Die Passionsgeschichte enthält den Bericht vom Letzten Abendmahl,
an dem das Altarsakrament eingesetzt worden ist, und den Bericht von der
Kreuzigung. Nun lehrt die Kirche: "Wir bekennen also, dass es ein und dasselbe
Opfer ist, und dafür gehalten werden muss, welches in der Messe vollzogen
wird und welches am Kreuze dargebracht worden ist; wie es auch ein und
dieselbe Opfergabe ist, Christus nämlich unser Herr, welcher sich
selbst am dem Altare des Kreuzes nur einmal blutigerweise geopfert hat.
Denn die blutige und unblutige Opfergabe sind nicht zwei Opfergaben, sondern
nur eine, deren Opfer, nachdem der Herr also geboten hat: 'Tut dies zu
meinem Andenken', täglich in der Eucharistie erneuert wird" (Cat.
Rom. II, 4, 76).
Die immer tiefere Verinnerlichung diese Opfers Christi führt uns
zu tiefer Demut und großer Dankbarkeit gegenüber dem Altarsakrament.
Wir betrachten das bittere Leiden, das Christus auf sich genommen hat,
um die Welt zu erlösen. Bei der Betrachtung der schmerzhaften Geheimnisse
im Rosenkranz, bei den Kreuzwegandachten und anderen Gebeten können
wir uns in besonderer Weise auf einen würdigen und fruchtbaren Kommunionempfang
vorbereiten. Hier tritt dann im positiven Sinne eine Gewöhnung ein.
Es wird uns immer leichter fallen, den Stand der Gnade zu bewahren und
mit der rechten Gesinnung die hl. Kommunion zu empfangen, also voller Demut
und Dankbarkeit.
Nun ist der Glaube aber nicht bloße Privatsache in dem Sinne,
dass wir nur jeweils als einzelne Personen vor Gott in Demut und Dankbarkeit
stehen. Der Römische Katechismus spricht zwar sehr ausführlich
über den Opfercharakter des Altarsakramentes, aber er erläutert
auch die gebräuchliche Bezeichnung "Sakrament des Friedens und der
Liebe" für das Altarsakrament: "Denn dieses Sakrament verbindet uns
mit Christus und macht uns seines Fleisches und seiner Gottheit teilhaftig
und vereint und verbindet uns untereinander in eben demselben Christus
und fügt uns gleichsam zu einem Leibe zusammen. Daher kam es, dass
man es das Sakrament der Liebe und des Friedens nannte, damit wir erkennen,
wie unwürdig jene des christlichen Namens sind, welche Feindschaften
hegen, und dass Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen als die schwärzeste
Pest der Gläubigen durchaus zu verbannen seien, zumal da wir durch
das tägliche Opfer unserer Religion bekennen, dass wir nichts ernstlicher
bewahren als den Frieden und die Liebe" (Cat. Rom. II, 4, 4).
Wie sieht es also aus? Tragen wir in unserem Herzen Feindschaften,
Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen? Sind uns unsere Mitmenschen egal
oder sogar lästig? Wie denken wir über unsere Nächsten?
Flüchten wir uns vielleicht sogar förmlich dahin, das sakramentale
Leben mit Demut und Dankbarkeit zu pflegen, aber mit dem Nächsten
nichts zu tun haben zu wollen? Wollen wir vor den anderen "unsere Ruhe
haben"? Soll uns der andere gar "gestohlen" bleiben? Haben wir uns etwa
dadurch versündigt, dass wir ohne Not schlecht zu anderen oder über
andere geredet haben? Haben wir uns zu Mitarbeitern und Förderern
von Feindschaften, Hass, Zwistigkeiten und Entzweiungen gemacht? Was bedeutet
uns die Lehre, dass das Altarsakrament uns mit Christus verbindet und uns
untereinander verbindet in eben demselben Christus?
Natürlich, dort, wo scharfe Kritik angebracht ist, haben auch
Christus und die Apostel sehr deutliche Worte gesprochen. Es geht bei der
Nächstenliebe ja auch nicht darum, Fehler zu leugnen oder zu vertuschen.
Es geht darum, dass die Einheit in Christus gelebt wird, das bedeutet die
Einheit in der Wahrheit. Wollten sich also böse Menschen zusammenschließen
im Kampf gegen die Wahrheit, dann wäre das selbst dann nicht christlich,
wenn diese bösen Menschen sich christlich nennen und sich gegenseitig
in den Himmel loben würden. Nein, es geht um den wahren Frieden und
die wahre Liebe, um den Frieden und die Liebe Christi.
Es kann vorkommen, dass sich jemand gerade in diesem sehr wichtigen
Bereich der Nächstenliebe fast schon gewohnheitsmäßig sehr
schwer verfehlt. Statt Respekt vor dem anderen herrscht Rücksichtslosigkeit,
und in ganz schlimmen Fällen versucht man seine Verfehlungen gegen
die Nächstenliebe damit zu entschuldigen, dass man doch regelmäßig
die hl. Messe besucht und die hl. Kommunion empfängt, regelmäßig
beichtet und betet, und wenn man das sakramentale Leben nicht pflegt, damit
dann auch gegen das Kirchengebot der Osterkommunion verstößt,
redet man sich noch immer ein, ein guter Christ zu sein. Setzen wir also
da, wo es möglich ist, ein Ende allen Feindschaften, Hass, Zwistigkeiten
und Entzweiungen. Für alle diejenigen, die fast schon gewohnheitsmäßig
Zwietracht schüren, besteht der erste Schritt darin, sich im Schweigen
zu üben. Man muss versuchen, zur Vernunft zu kommen, und darf sich
nicht zu Handlungen hinreißen lassen, die im Widerspruch zu Nächstenliebe
stehen. Trennen wir also die Demut und die Dankbarkeit gegenüber dem
Altarsakrament nicht von dem Gebot der Nächstenliebe. Amen.
S. auch:
Rosenkranz
Kreuzwegandacht
Der Stürmer und die Juden