Predigt am 20.04.2003

- Ostersonntag, d I cl -
(Kirche zum Mitreden, 20.04.2003)
1 Kor 5, 7-8; Mk 16,1-7

Es ist schon ein alter kirchlicher Brauch, dass die Besucher der Ostermesse einen Zettel "Osterkommunion" mit der Zahl des entsprechenden Jahres erhalten. Üblicherweise befindet sich auf einer Seite eines solchen Kommunionzettels ein Bild von Christus und auf der anderen Seite ein Text, oft ein Gebet, manchmal auch ein Text an die Gläubigen.Auf einem Zettel für die Osterkommunion 1947 befindet sich auf einer Seite ein Herzjesu-Bild, auf der anderen Seite ein Text, überschrieben mit "Ostervorsätze". Der Text lautet:"Kein Tag ohne Gebet! Das Gebet ist aller Tugenden Anfang, Wachstum und Vollendung. Kein Sonntag ohne hl. Messe - dem Sonntag ohne Messe folgt eine Woche ohne Segen. - Wie der Sonntag so der Sterbetag.
Kein Monat ohne hl. Kommunion! Die Monatskommunion die Quelle der katholischen Glaubensfreude - das Geheimnis des Opfermutes - Mittel unb Weg zur Heiligkeit.
Kein Abend ohne vollkommene Reue und Todesgedanken! - Ich muß sterben und weiß nicht wann, und weiß nicht wo, und weiß nicht wie, aber das weiß ich, wenn ich in einer Todsünde sterbe, so bin ich verloren auf ewig."
Die Osterzeit ist geprägt von der Freude über die Auferstehung des Herrn. In den Kirchenliedern ist immer von der Freude die Rede. "Lasst uns erfreuen herzlich sehr" und "Freu dich, du Himmelskönigin" und viele andere Lieder bringen diese Freude zum Ausdruck. Jetzt am Beginn der von Freude geprägten Osterzeit, nach einer vielleicht sehr streng gehaltenen Fastenzeit, nun wieder das Wort "Vorsätze", zumal im Zusammenhang mit Todesgedanken, zu hören oder zu lesen, mag im ersten Moment wenig erfreulich klingen und von daher auch etwas unpassend zur Osterfreude erscheinen.
Aber bedenkt man einmal genauer, worum es in diesen Vorsätzen geht, leuchtet schnell ein, wie angemessen diese Zusammenstellung von Ostervorsätzen ist.
Es ist ja nicht von weiterem Fasten die Rede, sondern von der Pflege des Gebets- und Sakramentslebens. Wie wichtig ist das Gebet, und wie nachlässig wird es von manchen gepflegt! "Kein Tag ohne Gebet!" Den Tag mit dem Kreuzzeichen zu beginnen und zu beenden, vor den Mahlzeiten ein Tischgebet zu sprechen, nach Möglichkeit eine besondere Zeit für das Gebet, etwa den hl. Rosenkranz, zu opfern, bei schweren Versuchungen oder bei mangelnder Zeit für längeres Gebet ein kurzes Stoßgebet zu sprechen, das sollten selbstverständliche Übungen im Leben jedes Christen sein. Haben wir das Gebetsleben vernachlässigt, erinnern wir uns wieder neu daran, dass das Gebet aller Tugenden Anfang, Wachstum und Vollendung ist.
"Kein Sonntag ohne hl. Messe". Wer ohne wichtigen Grund, etwa Krankheit, notwendige Berufstätigkeit, Fehlen einer katholischen Messe in vertretbarer Entfernung, die Sonntagspflicht nicht erfüllt, der begeht eine Todsünde. Es ist erschreckend, mit welcher Leichtsinnigkeit manche Menschen meinen, sie bräuchten die Sonntagspflicht nicht zu erfüllen. In ganz schlimmen Fällen begnügen sich manche mit der Entschuldigung, sie fänden den zelebrierenden Priester unsympathisch, und manche versteigen sich gar darauf, gegen jede Vernunft einen Priester zum Laien zu erklären. Vor jedem Argument verschließen sie sich hartnäckig, und sie meinen, indem sie hartnäckig auf ihrer falschen Aussage beharren, hätten sie eine Entschuldigung, um die Sonntagspflicht nicht erfüllen zu müssen. Wenn jemand zu solchen massiven Formen des Selbstbetruges greift, steht es mit seiner Beziehung zu Gott sicher nicht zum Besten. Und wie der Sonntag, so der Sterbetag. Man kann den Selbstbetrug vielleicht Zeit seines Lebens und im Laufe der Zeit mit immer weniger Gewissensbissen durchhalten, aber trotzdem steht der Sterbetag mit dem Gericht bevor, und dann wird kein Selbstbetrug mehr helfen können. Hat man Zeit seines Lebens die göttliche Gnade, die insbesondere im Altarsakrament geschenkt wird, abgelehnt, wird man sich vermutlich auch am Sterbetag der Gnade Gottes verschließen.
"Kein Monat ohne hl. Kommunion". Vom Kirchengebot her ist man nur einmal im Jahr, und zwar in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag, zur hl. Kommunion verpflichtet; erfüllt man dieses Gebot nicht, begeht man eine Todsünde. Trotzdem bleibt die häufige Kommunion angeraten, und von daher darf man ruhig den Vorsatz fassen, häufiger, beispielsweise einmal im Monat, die hl. Kommunion zu empfangen. Im Bewusstsein, dass man die hl. Kommunion nur im Stand der heiligmachenden Gnade empfangen darf, wird man bei regelmäßigem Kommunionempfang auch entschiedener den vielfältigen Versuchungen zur schweren Sünde widerstehen. Ist man dennoch in schwere Sünde gefallen, wird man vielleicht den Empfang des Beichtsakramentes weniger vor sich herschieben. Man wird möglichst sofort den Priester aufsuchen, um wieder den Gnadenstand zu erlangen, statt womöglich bis kurz vor der nächsten Osterkommunion mit der Beichte zu warten. Und vor allem verleiht der würdige Kommunionempfang reiche Gnaden, um immer leichter und besser auf dem Weg des Heiles voranzuschreiten.
"Kein Abend ohne vollkommene Reue und Todesgedanken!" Es ist sehr anzuraten, vor der Nachtruhe die Gewissenserforschung und die Reue über die Sünden zu pflegen, eine ganz kurze Zeit, wenige Minuten, sich vor Augen zu halten, was an dem Tag an Gutem und Schlechtem begangen und unterlassen wurde. Diese Besinnung dient sowohl als Ansporn, Fehler zu beseitigen, als auch als Ansporn, auf dem Pfad der Tugend voranzuschreiten. Bedenken wir stets, dass die Gestalt dieser Welt vergeht, dass diese Erdenzeit eine Zeit der Entscheidung ist. Wählen wir lieber den Himmel oder lieber die Hölle? Um diese Entscheidung geht es, und deshalb dürfen wir uns nicht an diese Welt so klammern, dass wir die ewigen Güter geringschätzen und gar verlieren.
So wie das Osterfest uns das neue Leben Christi vor Augen stellt, so müssen auch wir nun als neue Menschen leben. Diese Ostervorsätze sollen also helfen, das alte, in Sünde verstrickte Leben hinter sich zu lassen und das neue Leben in der Freundschaft mit Gott zu führen. Wenn es etwas in unserem Leben gibt, was uns von Gott trennt, dann beseitigen wir diesen Makel und lassen ihn hinter uns. Strecken wir uns aus nach dem neuen Leben, führen wir ein Leben des Gebetes, ein Leben in den Sakramenten, ein Leben im Bewusstsein, dass diese Erdenzeit die Zeit der Entscheidung zwischen Himmel und Hölle ist. Die Freude über die Auferstehung Christi muss uns leiten und stärken, dass wir die richtige Entscheidung fällen, dass wir die Gnade, die Gott uns zeigt, annehmen, damit auch wir einst zum ewigen Leben in der Freude Gottes auferstehen. Amen.
 

S. auch:
Herz Jesu
Sakramentales Leben
Beichtspiegel

[Zurück zur KzM - Startseite]