Predigt am 17.08.2003

- 10. Sonntag nach Pfingsten, sd -
(Kirche zum Mitreden, 17.08.2003)
1 Kor 12,2-11; Lk 18,9-14

In einem Verwaltungsdistrikt einer international tätigen Sekte wurden vor einigen Monaten mehrere schwere Fälle von Kindesmissbrauch, begangen durch hohe Mitglieder dieser Sekte, gemeldet; einige Opfer haben deswegen gegen die Sekte Klage erhoben. Die Sektenführung hat nun versucht, die zahlreichen laufenden Verfahren außergerichtlich zu beenden und dafür eine Entschädigungssumme von 60.000 Dollar pro Opfer angeboten; der angebotene Schadenersatz beläuft sich auf insgesamt 55 Millionen Dollar. Zwar hat die Klägergruppe das Angebot abgelehnt, aber es muss doch sehr beeindrucken, dass dieser Sektenbezirk ohne weiteres eine solch stolze Summe anbieten kann. Man ist also gewarnt: Wer sich mit dieser Sekte anlegt, legt sich mit einem äußerst finanzstarken Gegner an, und Geld ist nicht zwangsläufig abträglich, wenn man sich Macht und Einfluss in dieser Welt verschaffen will.Dass das Treiben dieser Sekte trotz ihres erschreckend gigantischen Kapitals nicht immer einwandfrei ist, das lässt sich bereits angesichts der Klagen seitens mehrerer hundert Missbrauchsopfer vermuten, und das betrifft nur einen einzigen Bezirk; auch in vielen anderen Bezirken dieser Sekte gibt es entsprechende Klagen. Und man könnte noch weitergehen: Wie sieht es sonst mit der Tugendhaftigkeit der hohen Sektenmitglieder aus? Werden von diesen Männern, die offiziell die Ehelosigkeit gewählt haben, wirklich keine Sünden gegen das sechste Gebot begangen? Wieviele Kinder wurden von diesen Ehelosen bereits gezeugt? Wieviele Kinder wurden abgetrieben? Und wie sieht es mit homosexuellen Verbindungen aus? Wer Einblick hatte in die Ausbildungsstätten der leitenden Sektenmitglieder, das sind spezielle Seminare, der weiß, in welche Richtung diese Ausbildung geht. Die Ausbildung hat keineswegs das Ziel, die angehenden Sektenführer zu guten Christen zu machen, selbst wenn das von der Sekte gerne behauptet wird. In Wahrheit verhält es sich so: Die Kandidaten werden mit sehr massiven Methoden dazu gezwungen, christliche Werte zu beschmutzen. Ganz grundlegend ist der Kampf gegen die christlichen Dogmen, was bedeutet, dass fast ausschließlich sittlich verrohte Menschen, die bereit sind, die Wahrheit des Christentums mit Schmutz zu bewerfen, die Aussicht haben, einmal dem Kreis der Sektenführer angehören zu können. Aber wer wäre nicht bereit, das Christentum durch den Schmutz zu ziehen und jede Form des Anstandes über Bord zu werfen, wenn er dafür leitendes Mitglied einer international tätigen und extrem finanzkräftigen Sekte sein könnte? Welcher Kandidat würde es wagen, gegen seine Ausbilder die Stimme zu erheben und sie vielleicht sogar öffentlich anzuklagen, weil sie Feinde Christi sind, wenn dadurch nicht nur seine Chancen sinken, selbst einmal Leiter eines Sektenbezirkes zu werden, sondern ihm dadurch auch noch erhebliche gesellschaftliche Nachteile drohen?Angesichts des heutigen Evangeliums stellt sich die Frage: Darf man überhaupt kritisch über so ein Gebilde wie diese Sekte reden? Darf man überhaupt kritisch über diese Sekte auch nur denken? Welche Schuld lädt jemand auf sich, der auch nur denkt: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie einer dieser Sektenführer. Ich danke dir, Gott, dass ich nie die Schuld des Kindesmissbrauchs auf mich geladen habe. Ich danke dir, Gott, dass ich nicht zu dieser Sekte gehöre, sondern dass ich ein Kind der römisch-katholischen Kirche bin. Ich danke dir, Gott, dass ich den Glauben der Kirche empfangen habe und bewahre, und dass ich mich bemühe, immer ein lebendiges, von Todsünden freies Mitglied deiner Kirche zu bleiben."?
Außerdem werden die Mitglieder dieser gottfeindlichen Sekte nicht müde, denen, die sich noch an Wahrheit und Gerechtigkeit erfreuen und dementsprechend die Verfehlungen der Sektenmitglieder missbilligen, dafür Schuld einzureden. Wer noch an den Dogmen der Kirche festhält, wer sich um ein Leben gemäß den Geboten Gottes bemüht, wer auch andere dazu einlädt, als treues Kind der Kirche zu leben, über den breiten die Sektenmitglieder unentwegt auch öffentlich die furchtbarsten Lügen aus. Einem bekennenden Christen wird z.B. vorgeworfen, seine "Heilsexklusivität" sei "sein Hauptproblem, welches ihn unglaubwürdig macht". D.h. wer noch von der Heilsnotwendigkeit der Kirche spricht, wer noch von der Gefahr der Todsünde spricht, der macht sich gem. dem Glauben der Sekte "unglaubwürdig". Wer an der Wahrheit festhält, der wird von den Sektenmitlgiedern kurzerhand zum Geisteskranken erklärt, der "eben nur den Wahn" hat, "die Wahrheit für sich gepachtet zu haben". Der Fall scheint also klar: Man darf nicht kritisch über diejenigen denken, geschweige denn sprechen, die die Zerstörung des Christentums mit aller Gewalt, mit gigantischen Geldvorräten und fast unüberschaubarem Einfluss betreiben. Am besten, man schweigt angesichts all dieses Unrechts, klopft sich nur mit gesenktem Blick an die Brust und spricht: "O Gott, sei mir Sünder gnädig."
Schaut man aber ernsthaft auf das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner, durchschaut man die boshaften Schuldvorwürfe seitens der Sektenmitglieder schnell. Denn der Pharisäer ergeht sich in Selbstlob und erhebt sich selbstgerecht über andere. In einem Kommentar dazu heißt es: "Zuerst zählt er die Sünden auf, welche er nicht hat, und dann die Tugenden, welche er hat; der Sünden aber, welche er hat, und der Tugenden, welcher er nicht hat, gedenkt er nicht." Der aufrichtige Christ weiß, dass er es Gottes Gnade verdankt, dass er den Glauben überhaupt empfangen hat, und dass er ihn nur mit Gottes Gnade bewahren kann. Er bittet Gott um Kraft, den Glauben zu bewahren, er wird Gott in den Zeiten der Versuchung bitten, dass Gott ihn besonders stärkt und ihn davor bewahrt, in eine schwere Sünde zu fallen. In der Beichte klagt er sich reumütig seiner Sünden an, er freut sich dankbar über die Gnaden, die Gott ihm ganz besonders in den Sakramenten schenkt. Der Zöllner also beweist die Haltung der Demut: Er weiß, dass er auf Gottes Gnade angewiesen ist, und wenn er im Tempel zu Gott betet, dann weiß er, dass weder Selbstlob noch Selbstüberheblichkeit angebracht sind. Und schaut man auf die weiteren Texte der Heiligen Schrift und auf das Handeln der Kirche, zeigt sich ebenfalls, dass Sünden stets ausdrücklich verurteilt werden und sogar - bei öffentlichem Charakter - auch die Sünder ganz offen beim Namen genannt und an den Pranger gestellt werden. Niemals kann es der Kirche Christi einfallen zu erklären, er wäre "den heutigen Notwendigkeiten angemessener, die Kraft ihrer Lehre ausgiebig zu erklären als zu verurteilen." Die Kirche hat das Recht und die Pflicht, sich für die Gerechtigkeit und gegen die Ungerechtigkeit auszusprechen und einzusetzen. Mag uns also die Sekte auch noch so sehr verurteilen, weil wir die Ungerechtigkeit verurteilen, mag uns die Sekte auch niemals nachsehen, dass wir gegen grenzenloses ungerechtfertigtes Nachsehen sind, wir wollen trotzdem nicht auf ihren Pfaden wandeln. Wir haben das Recht und die Pflicht, die Verbrechen dieser Sekte zu missbilligen. Wir gefallen uns nicht in Selbstlob und Selbstüberheblichkeit, statt dessen fordern wir Gerechtigkeit, und wir bemühen uns in Demut, selbst ein Leben der Gerechtigkeit zu führen. Wenn wir demütig unsere Angewiesenheit auf die göttliche Gnade anerkennen und Gott aufrichtig darum bitten, in seiner Gnade zu leben, dann werden wir gerechtfertigt vor Gottes Richterthron treten und uns auf ewig seiner Liebe erfreuen. Amen.

S. auch:
Nachrichten (11.07.2003)
Gladiatoren-Arena bei kath.de
"Diskussion" bei kath.de
Faustrecht - Die Praktiken der Konzilssekte

[Zurück zur KzM - Startseite]