In einem Verwaltungsdistrikt einer international tätigen Sekte
wurden vor einigen Monaten mehrere schwere Fälle von Kindesmissbrauch,
begangen durch hohe Mitglieder dieser Sekte, gemeldet; einige Opfer haben
deswegen gegen die Sekte Klage erhoben. Die Sektenführung hat nun
versucht, die zahlreichen laufenden Verfahren außergerichtlich zu
beenden und dafür eine Entschädigungssumme von 60.000 Dollar
pro Opfer angeboten; der angebotene Schadenersatz beläuft sich auf
insgesamt 55 Millionen Dollar. Zwar hat die Klägergruppe das Angebot
abgelehnt, aber es muss doch sehr beeindrucken, dass dieser Sektenbezirk
ohne weiteres eine solch stolze Summe anbieten kann. Man ist also gewarnt:
Wer sich mit dieser Sekte anlegt, legt sich mit einem äußerst
finanzstarken Gegner an, und Geld ist nicht zwangsläufig abträglich,
wenn man sich Macht und Einfluss in dieser Welt verschaffen will.Dass das
Treiben dieser Sekte trotz ihres erschreckend gigantischen Kapitals nicht
immer einwandfrei ist, das lässt sich bereits angesichts der Klagen
seitens mehrerer hundert Missbrauchsopfer vermuten, und das betrifft nur
einen einzigen Bezirk; auch in vielen anderen Bezirken dieser Sekte gibt
es entsprechende Klagen. Und man könnte noch weitergehen: Wie sieht
es sonst mit der Tugendhaftigkeit der hohen Sektenmitglieder aus? Werden
von diesen Männern, die offiziell die Ehelosigkeit gewählt haben,
wirklich keine Sünden gegen das sechste Gebot begangen? Wieviele Kinder
wurden von diesen Ehelosen bereits gezeugt? Wieviele Kinder wurden abgetrieben?
Und wie sieht es mit homosexuellen Verbindungen aus? Wer Einblick hatte
in die Ausbildungsstätten der leitenden Sektenmitglieder, das sind
spezielle Seminare, der weiß, in welche Richtung diese Ausbildung
geht. Die Ausbildung hat keineswegs das Ziel, die angehenden Sektenführer
zu guten Christen zu machen, selbst wenn das von der Sekte gerne behauptet
wird. In Wahrheit verhält es sich so: Die Kandidaten werden mit sehr
massiven Methoden dazu gezwungen, christliche Werte zu beschmutzen. Ganz
grundlegend ist der Kampf gegen die christlichen Dogmen, was bedeutet,
dass fast ausschließlich sittlich verrohte Menschen, die bereit sind,
die Wahrheit des Christentums mit Schmutz zu bewerfen, die Aussicht haben,
einmal dem Kreis der Sektenführer angehören zu können. Aber
wer wäre nicht bereit, das Christentum durch den Schmutz zu ziehen
und jede Form des Anstandes über Bord zu werfen, wenn er dafür
leitendes Mitglied einer international tätigen und extrem finanzkräftigen
Sekte sein könnte? Welcher Kandidat würde es wagen, gegen seine
Ausbilder die Stimme zu erheben und sie vielleicht sogar öffentlich
anzuklagen, weil sie Feinde Christi sind, wenn dadurch nicht nur seine
Chancen sinken, selbst einmal Leiter eines Sektenbezirkes zu werden, sondern
ihm dadurch auch noch erhebliche gesellschaftliche Nachteile drohen?Angesichts
des heutigen Evangeliums stellt sich die Frage: Darf man überhaupt
kritisch über so ein Gebilde wie diese Sekte reden? Darf man überhaupt
kritisch über diese Sekte auch nur denken? Welche Schuld lädt
jemand auf sich, der auch nur denkt: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht
so bin wie einer dieser Sektenführer. Ich danke dir, Gott, dass ich
nie die Schuld des Kindesmissbrauchs auf mich geladen habe. Ich danke dir,
Gott, dass ich nicht zu dieser Sekte gehöre, sondern dass ich ein
Kind der römisch-katholischen Kirche bin. Ich danke dir, Gott, dass
ich den Glauben der Kirche empfangen habe und bewahre, und dass ich mich
bemühe, immer ein lebendiges, von Todsünden freies Mitglied deiner
Kirche zu bleiben."?
Außerdem werden die Mitglieder dieser gottfeindlichen Sekte nicht
müde, denen, die sich noch an Wahrheit und Gerechtigkeit erfreuen
und dementsprechend die Verfehlungen der Sektenmitglieder missbilligen,
dafür Schuld einzureden. Wer noch an den Dogmen der Kirche festhält,
wer sich um ein Leben gemäß den Geboten Gottes bemüht,
wer auch andere dazu einlädt, als treues Kind der Kirche zu leben,
über den breiten die Sektenmitglieder unentwegt auch öffentlich
die furchtbarsten Lügen aus. Einem bekennenden Christen wird z.B.
vorgeworfen, seine "Heilsexklusivität" sei "sein Hauptproblem, welches
ihn unglaubwürdig macht". D.h. wer noch von der Heilsnotwendigkeit
der Kirche spricht, wer noch von der Gefahr der Todsünde spricht,
der macht sich gem. dem Glauben der Sekte "unglaubwürdig". Wer an
der Wahrheit festhält, der wird von den Sektenmitlgiedern kurzerhand
zum Geisteskranken erklärt, der "eben nur den Wahn" hat, "die Wahrheit
für sich gepachtet zu haben". Der Fall scheint also klar: Man darf
nicht kritisch über diejenigen denken, geschweige denn sprechen, die
die Zerstörung des Christentums mit aller Gewalt, mit gigantischen
Geldvorräten und fast unüberschaubarem Einfluss betreiben. Am
besten, man schweigt angesichts all dieses Unrechts, klopft sich nur mit
gesenktem Blick an die Brust und spricht: "O Gott, sei mir Sünder
gnädig."
Schaut man aber ernsthaft auf das Gleichnis vom Pharisäer und
Zöllner, durchschaut man die boshaften Schuldvorwürfe seitens
der Sektenmitglieder schnell. Denn der Pharisäer ergeht sich in Selbstlob
und erhebt sich selbstgerecht über andere. In einem Kommentar dazu
heißt es: "Zuerst zählt er die Sünden auf, welche er nicht
hat, und dann die Tugenden, welche er hat; der Sünden aber, welche
er hat, und der Tugenden, welcher er nicht hat, gedenkt er nicht." Der
aufrichtige Christ weiß, dass er es Gottes Gnade verdankt, dass er
den Glauben überhaupt empfangen hat, und dass er ihn nur mit Gottes
Gnade bewahren kann. Er bittet Gott um Kraft, den Glauben zu bewahren,
er wird Gott in den Zeiten der Versuchung bitten, dass Gott ihn besonders
stärkt und ihn davor bewahrt, in eine schwere Sünde zu fallen.
In der Beichte klagt er sich reumütig seiner Sünden an, er freut
sich dankbar über die Gnaden, die Gott ihm ganz besonders in den Sakramenten
schenkt. Der Zöllner also beweist die Haltung der Demut: Er weiß,
dass er auf Gottes Gnade angewiesen ist, und wenn er im Tempel zu Gott
betet, dann weiß er, dass weder Selbstlob noch Selbstüberheblichkeit
angebracht sind. Und schaut man auf die weiteren Texte der Heiligen Schrift
und auf das Handeln der Kirche, zeigt sich ebenfalls, dass Sünden
stets ausdrücklich verurteilt werden und sogar - bei öffentlichem
Charakter - auch die Sünder ganz offen beim Namen genannt und an den
Pranger gestellt werden. Niemals kann es der Kirche Christi einfallen zu
erklären, er wäre "den heutigen Notwendigkeiten angemessener,
die Kraft ihrer Lehre ausgiebig zu erklären als zu verurteilen." Die
Kirche hat das Recht und die Pflicht, sich für die Gerechtigkeit und
gegen die Ungerechtigkeit auszusprechen und einzusetzen. Mag uns also die
Sekte auch noch so sehr verurteilen, weil wir die Ungerechtigkeit verurteilen,
mag uns die Sekte auch niemals nachsehen, dass wir gegen grenzenloses ungerechtfertigtes
Nachsehen sind, wir wollen trotzdem nicht auf ihren Pfaden wandeln. Wir
haben das Recht und die Pflicht, die Verbrechen dieser Sekte zu missbilligen.
Wir gefallen uns nicht in Selbstlob und Selbstüberheblichkeit, statt
dessen fordern wir Gerechtigkeit, und wir bemühen uns in Demut, selbst
ein Leben der Gerechtigkeit zu führen. Wenn wir demütig unsere
Angewiesenheit auf die göttliche Gnade anerkennen und Gott aufrichtig
darum bitten, in seiner Gnade zu leben, dann werden wir gerechtfertigt
vor Gottes Richterthron treten und uns auf ewig seiner Liebe erfreuen.
Amen.
S. auch:
Nachrichten (11.07.2003)
Gladiatoren-Arena bei kath.de
"Diskussion" bei kath.de
Faustrecht - Die Praktiken der Konzilssekte