In der heutigen Lesung spricht Paulus vom "Neuen Bund". In seiner Enzykliika
über die Kirche schreibt Papst Pius XII.:"Daß Christus sein
Werk am Kreuzesstamme vollendet hat, versichern in ununterbrochener Reihenfolge
die Zeugnisse der heiligen Väter, die darauf hinweisen, daß
die "Kirche am Kreuz aus der Seite des Erlösers geboren worden sei
als neue Eva und Mutter aller Lebendigen (Gen. 3,20.). Wo der große
Ambrosius von der durchbohrten Seite Christi spricht, führt er aus:
"Jetzt wird sie gebaut, jetzt gestaltet, jetzt ... gebildet, und jetzt
erschaffen. ... Jetzt erhebt sich der geistliche Bau zum heiligen Priestertum"
(Ambros., In Luc. 2, 87: Migne, P. L. XV, 1585.). Wer in diese verehrungswürdige
Lehre frommen Sinnes eindringt, wird leicht die Gründe erkennen, auf
die sie sich stützt. Fürs erste nämlich folgte auf den durch
den Tod des Erlösers aufgehobenen Alten Bund der Neue. Damals wurde
das Gesetz Christi mit Seinen Geheimnissen, Satzungen, Einrichtungen und
heiligen Bräuchen für den ganzen Erdkreis im Blute Christi besiegelt.
Denn während der göttliche Erlöser noch in den engen Grenzen
seines Landes predigte - Er war ja nur zu den verlorenen Schafen des Hauses
Israel gesandt (Matth. 15, 24.) - liefen Gesetz und Evangelium nebeneinander
her (S. Thom., I-II, p. 103, a. 3, ad 2.). Doch am Stamme des Kreuzes hob
Jesus durch seinen Tod das Gesetz mit seinen Vorschriften auf (Eph. 2,15.),
heftete den Schuldschein des Alten Bundes ans Kreuz (Col. 2,14.) und gründete
in seinem Blute, das Er für das gesamte Menschengeschlecht vergoß,
den Neuen Bund (Matth. 26, 28 et l. Cor. 11,25.). "Derart augenscheinlich",
so sagt der heilige Leo der Große, wo er vom Kreuze des Herrn spricht,
"wurde der Übergang vom Gesetz zum Evangelium, von der Synagoge zur
Kirche, von der Vielfalt der Opfer zum einzigen Opfer bewerkstelligt, daß,
als unser Herr seinen Geist aufgab, jener geheimnisvolle Vorhang, der das
verborgene, innerste Heiligtum, des Tempels abschloß, plötzlich
gewaltsam, von oben bis unten zerriß" (Leo M., Sem., LXVIII 3: Migne,
P.'L. LIV, 374.). Am Kreuze also starb das alte Gesetz, das bald begraben
und todbringend werden sollte (Hier. et August., Epist. CXLI, 14 et CXVI,
16: Migne, P. L. XXII, 924 et 943; S. Thom., I-II,q. 103, a. 3 ad 2; a.
4 ad l; Concil. Flor., pro lacob.: Mansi. XXXI, 1738.), um dem Neuen Bund
Platz zu machen, zu dessen geeigneten Dienern Christus die Apostel erwählt
hatte (2. Cor. 3, 6.). In der Kraft des Kreuzes übt unser Heiland,
obwohl schon im Schoße der Jungfrau zum Haupt der gesamten Menschenfamilie
bestellt, das Amt des Hauptes in seiner Kirche in vollem Umfang aus. "Denn
durch den Sieg des Kreuzes verdiente Er sich", nach der Ansicht des engelgleichen,
allgemeinen Lehrers, "die Macht und Herrschaft über die Völker"
(S. Thom., III, q. 42, a. 1.). Durch diesen Sieg vermehrte Er für
uns ins unermeßliche jenen Gnadenschatz, den Er glorreich im Himmel
regierend seinen sterblichen Gliedern unaufhörlich austeilt. Durch
sein am Kreuze vergossenes Blut beseitigte Er das Hemmnis des göttlichen
Zornes, so daß aus den Quellen des Heilandes alle Gaben des Himmels,
zumal die heiligen Sakramente des Neuen und Ewigen Bundes, zum Heile der
Menschen, besonders der Gläubigen, erfließen konnten. Am Kreuzesbaum
erkaufte Er sich schließlich seine Kirche, das heißt alle Glieder
seines geheimnisvollen Leibes, die durch das Bad der Taufe diesem mystischen
Leibe einzig eingegliedert werden konnten durch die heilbringende Kraft
des Kreuzes, an dem sie schon in vollstem Maße Christus zu eigen
geworden waren."
Auch wenn diese päpstlichen Worte sehr klar sind, besteht doch
heutzutage eine fürchterliche Verwirrung bzgl. der kirchlichen Lehre.
Ein sehr hoher Funktionär einer sich christlich nennenden Sekte (Ratzinger)
sagt, "Christen sollen eine größere Wertschätzung und Liebe
gegenüber den Juden zeigen", die Juden "hätten keine andere Religion,
sondern seien das Fundament des Glaubens", und "Christen und Juden lebten
jedenfalls auf konvergierenden Linien in der Erwartung der endgültigen
Erlösung". Der Sektenprediger stellt das Werk Christi als völlig
wertlos hin, er spricht nicht mehr von der Heilsnotwendigkeit der Kirche.
Diese Sekte wünscht ganz ausdrücklich keine Bekehrung von Juden
zum Christentum, ja dort werden sogar Versuche, Juden zum Christentum zu
bekehren, verurteilt. Ferner behauptet diese Sekte, der "Geist Christi"
habe "sich gewürdigt", andere sich christlich nennenden Gemeinschaften
"als Mittel des Heiles zu brauchen". Das Dogma von der Heilnotwendigkeit
der Kirche wird damit direkt geleugnet.
Es gibt sicherlich eine ganze Reihe von irrigen Vorstellungen, die
besonders von dieser gigantischen Sekte verbreitet und in den Medien breitgetreten
werden. Das Interesse an der Wahrheit ist bei manchen Menschen nur unvollkommen
ausgeprägt. Auch wenn die Situation besser sein könnte, so ist
sie doch kein Grund, in diesen allgemeinen Taumel der Verwirrung einzustimmen,
sich über die kirchliche Lehre hinwegzusetzen und sich damit nur einer
weiteren Sekte anzuschließen. Vielmehr ist es möglich und auch
notwendig, sich die Kenntnis der kirchlichen Lehre anzueignen. Dafür
hat die Kirche Katechismen veröffentlicht, die mit ihren Unterschieden
in Umfang und Stil den verschiedene Gruppen Rechnung tragen. Konkret eine
Erscheinung der heutigen Zeit muss alarmieren: Die Sorglosigkeit beim Sakramentenempfang.
Manche sagen: Ich weiß nicht, wo die hl. Messe gültig und erlaubt
zelebriert wird, also gehe einfach irgendwo zu einer Art Messe. Oder noch
direkter: Es ist mir gleichgültig, ob eine Messe gültig und erlaubt
ist, Hauptsache, ich bin bei einer Art Messe. Die Kirche lehrt aber, dass
die Teilnahme an den Kulthandlungen von Nichtkatholiken grundsätzlich
verboten ist, bei häretischen Kulthandlungen schon durch das Naturrecht,
sonst wenigstens durch das Kirchengesetz. Außerdem: Die Sakramente
dürfen grundsätzlich nur an Katholiken gespendet werden. Wer
einer Sekte angehört, und sei es auch nur als bloßes eingetragenes
Mitglied ohne weitere Aktivitäten, der darf nicht die kirchlichen
Sakramente empfangen. Der Priester muss solchen eingetragenen Sektenmitgliedern
den Sakramentenempfang grundsätzlich verweigern. Es mag etwas streng
erscheinen, wenn man Nichtkatholiken als Sektenmitglieder bezeichnet, selbst
dann, wenn diese Nichtkatholiken sich selbst nicht als Sektenmitglieder
empfinden. Es mag etwas streng erscheinen, wenn man Nichtkatholiken den
Sakramentenempfang verweigert, selbst dann, wenn sie ausdrücklich
nach dem Sakrament verlangen. Trotzdem bleiben die Bestimmungen des Naturrechts
und des Kirchengesetzes gültig. Die katholische Kirche kann niemals
sagen, Juden müssten sich nicht zur Kirche bekehren, und andere Gemeinschaften
als die katholische Kirche seien Mittel des Heiles. Wer die Heilsnotwendigkeit
der Kirche leugnet, der ist nun einmal nicht katholisch. Sicher, die Verwirrung
in der heutigen Zeit ist groß. Man kann sich nicht mehr ganz so leicht
auf ein Türschild mit der Aufschrift "römisch-katholisch" verlassen.
Es mag heute bisweilen etwas schwer fallen, in der ganzen Verwirrung die
Wahrheit zu finden. Falsche Propheten haben lauthals das Wort ergriffen,
und den Vertretern der Wahrheit wird die Luft zum Sprechen, ja sogar zum
Atmen geraubt. Trotzdem müssen wir an der kirchlichen Lehre festhalten.
Beten wir für unsere Mitmenschen, dass sie die heilbringende Kraft
des Kreuzes erfahren, dass sie zur wahren Kirche finden, dass sie an den
heiligen Sakramenten des Neuen und Ewigen Bundes teilhaben und dass sie
die Freude des Himmels erben. Amen.
S. auch:
Mystici Corporis
Konvergierende Linien
Privatvergnügen