Predigt am 31.08.2003

- 12. Sonntag nach Pfingsten, sd -
(Kirche zum Mitreden, 31.08.2003)
2 Kor 3,4-9; Lk 10,23-37

In der heutigen Lesung spricht Paulus vom "Neuen Bund". In seiner Enzykliika über die Kirche schreibt Papst Pius XII.:"Daß Christus sein Werk am Kreuzesstamme vollendet hat, versichern in ununterbrochener Reihenfolge die Zeugnisse der heiligen Väter, die darauf hinweisen, daß die "Kirche am Kreuz aus der Seite des Erlösers geboren worden sei als neue Eva und Mutter aller Lebendigen (Gen. 3,20.). Wo der große Ambrosius von der durchbohrten Seite Christi spricht, führt er aus: "Jetzt wird sie gebaut, jetzt gestaltet, jetzt ... gebildet, und jetzt erschaffen. ... Jetzt erhebt sich der geistliche Bau zum heiligen Priestertum" (Ambros., In Luc. 2, 87: Migne, P. L. XV, 1585.). Wer in diese verehrungswürdige Lehre frommen Sinnes eindringt, wird leicht die Gründe erkennen, auf die sie sich stützt. Fürs erste nämlich folgte auf den durch den Tod des Erlösers aufgehobenen Alten Bund der Neue. Damals wurde das Gesetz Christi mit Seinen Geheimnissen, Satzungen, Einrichtungen und heiligen Bräuchen für den ganzen Erdkreis im Blute Christi besiegelt. Denn während der göttliche Erlöser noch in den engen Grenzen seines Landes predigte - Er war ja nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt (Matth. 15, 24.) - liefen Gesetz und Evangelium nebeneinander her (S. Thom., I-II, p. 103, a. 3, ad 2.). Doch am Stamme des Kreuzes hob Jesus durch seinen Tod das Gesetz mit seinen Vorschriften auf (Eph. 2,15.), heftete den Schuldschein des Alten Bundes ans Kreuz (Col. 2,14.) und gründete in seinem Blute, das Er für das gesamte Menschengeschlecht vergoß, den Neuen Bund (Matth. 26, 28 et l. Cor. 11,25.). "Derart augenscheinlich", so sagt der heilige Leo der Große, wo er vom Kreuze des Herrn spricht, "wurde der Übergang vom Gesetz zum Evangelium, von der Synagoge zur Kirche, von der Vielfalt der Opfer zum einzigen Opfer bewerkstelligt, daß, als unser Herr seinen Geist aufgab, jener geheimnisvolle Vorhang, der das verborgene, innerste Heiligtum, des Tempels abschloß, plötzlich gewaltsam, von oben bis unten zerriß" (Leo M., Sem., LXVIII 3: Migne, P.'L. LIV, 374.). Am Kreuze also starb das alte Gesetz, das bald begraben und todbringend werden sollte (Hier. et August., Epist. CXLI, 14 et CXVI, 16: Migne, P. L. XXII, 924 et 943; S. Thom., I-II,q. 103, a. 3 ad 2; a. 4 ad l; Concil. Flor., pro lacob.: Mansi. XXXI, 1738.), um dem Neuen Bund Platz zu machen, zu dessen geeigneten Dienern Christus die Apostel erwählt hatte (2. Cor. 3, 6.). In der Kraft des Kreuzes übt unser Heiland, obwohl schon im Schoße der Jungfrau zum Haupt der gesamten Menschenfamilie bestellt, das Amt des Hauptes in seiner Kirche in vollem Umfang aus. "Denn durch den Sieg des Kreuzes verdiente Er sich", nach der Ansicht des engelgleichen, allgemeinen Lehrers, "die Macht und Herrschaft über die Völker" (S. Thom., III, q. 42, a. 1.). Durch diesen Sieg vermehrte Er für uns ins unermeßliche jenen Gnadenschatz, den Er glorreich im Himmel regierend seinen sterblichen Gliedern unaufhörlich austeilt. Durch sein am Kreuze vergossenes Blut beseitigte Er das Hemmnis des göttlichen Zornes, so daß aus den Quellen des Heilandes alle Gaben des Himmels, zumal die heiligen Sakramente des Neuen und Ewigen Bundes, zum Heile der Menschen, besonders der Gläubigen, erfließen konnten. Am Kreuzesbaum erkaufte Er sich schließlich seine Kirche, das heißt alle Glieder seines geheimnisvollen Leibes, die durch das Bad der Taufe diesem mystischen Leibe einzig eingegliedert werden konnten durch die heilbringende Kraft des Kreuzes, an dem sie schon in vollstem Maße Christus zu eigen geworden waren."
Auch wenn diese päpstlichen Worte sehr klar sind, besteht doch heutzutage eine fürchterliche Verwirrung bzgl. der kirchlichen Lehre. Ein sehr hoher Funktionär einer sich christlich nennenden Sekte (Ratzinger) sagt, "Christen sollen eine größere Wertschätzung und Liebe gegenüber den Juden zeigen", die Juden "hätten keine andere Religion, sondern seien das Fundament des Glaubens", und "Christen und Juden lebten jedenfalls auf konvergierenden Linien in der Erwartung der endgültigen Erlösung". Der Sektenprediger stellt das Werk Christi als völlig wertlos hin, er spricht nicht mehr von der Heilsnotwendigkeit der Kirche. Diese Sekte wünscht ganz ausdrücklich keine Bekehrung von Juden zum Christentum, ja dort werden sogar Versuche, Juden zum Christentum zu bekehren, verurteilt. Ferner behauptet diese Sekte, der "Geist Christi" habe "sich gewürdigt", andere sich christlich nennenden Gemeinschaften "als Mittel des Heiles zu brauchen". Das Dogma von der Heilnotwendigkeit der Kirche wird damit direkt geleugnet.
Es gibt sicherlich eine ganze Reihe von irrigen Vorstellungen, die besonders von dieser gigantischen Sekte verbreitet und in den Medien breitgetreten werden. Das Interesse an der Wahrheit ist bei manchen Menschen nur unvollkommen ausgeprägt. Auch wenn die Situation besser sein könnte, so ist sie doch kein Grund, in diesen allgemeinen Taumel der Verwirrung einzustimmen, sich über die kirchliche Lehre hinwegzusetzen und sich damit nur einer weiteren Sekte anzuschließen. Vielmehr ist es möglich und auch notwendig, sich die Kenntnis der kirchlichen Lehre anzueignen. Dafür hat die Kirche Katechismen veröffentlicht, die mit ihren Unterschieden in Umfang und Stil den verschiedene Gruppen Rechnung tragen. Konkret eine Erscheinung der heutigen Zeit muss alarmieren: Die Sorglosigkeit beim Sakramentenempfang. Manche sagen: Ich weiß nicht, wo die hl. Messe gültig und erlaubt zelebriert wird, also gehe einfach irgendwo zu einer Art Messe. Oder noch direkter: Es ist mir gleichgültig, ob eine Messe gültig und erlaubt ist, Hauptsache, ich bin bei einer Art Messe. Die Kirche lehrt aber, dass die Teilnahme an den Kulthandlungen von Nichtkatholiken grundsätzlich verboten ist, bei häretischen Kulthandlungen schon durch das Naturrecht, sonst wenigstens durch das Kirchengesetz. Außerdem: Die Sakramente dürfen grundsätzlich nur an Katholiken gespendet werden. Wer einer Sekte angehört, und sei es auch nur als bloßes eingetragenes Mitglied ohne weitere Aktivitäten, der darf nicht die kirchlichen Sakramente empfangen. Der Priester muss solchen eingetragenen Sektenmitgliedern den Sakramentenempfang grundsätzlich verweigern. Es mag etwas streng erscheinen, wenn man Nichtkatholiken als Sektenmitglieder bezeichnet, selbst dann, wenn diese Nichtkatholiken sich selbst nicht als Sektenmitglieder empfinden. Es mag etwas streng erscheinen, wenn man Nichtkatholiken den Sakramentenempfang verweigert, selbst dann, wenn sie ausdrücklich nach dem Sakrament verlangen. Trotzdem bleiben die Bestimmungen des Naturrechts und des Kirchengesetzes gültig. Die katholische Kirche kann niemals sagen, Juden müssten sich nicht zur Kirche bekehren, und andere Gemeinschaften als die katholische Kirche seien Mittel des Heiles. Wer die Heilsnotwendigkeit der Kirche leugnet, der ist nun einmal nicht katholisch. Sicher, die Verwirrung in der heutigen Zeit ist groß. Man kann sich nicht mehr ganz so leicht auf ein Türschild mit der Aufschrift "römisch-katholisch" verlassen. Es mag heute bisweilen etwas schwer fallen, in der ganzen Verwirrung die Wahrheit zu finden. Falsche Propheten haben lauthals das Wort ergriffen, und den Vertretern der Wahrheit wird die Luft zum Sprechen, ja sogar zum Atmen geraubt. Trotzdem müssen wir an der kirchlichen Lehre festhalten. Beten wir für unsere Mitmenschen, dass sie die heilbringende Kraft des Kreuzes erfahren, dass sie zur wahren Kirche finden, dass sie an den heiligen Sakramenten des Neuen und Ewigen Bundes teilhaben und dass sie die Freude des Himmels erben. Amen.

S. auch:
Mystici Corporis
Konvergierende Linien
Privatvergnügen

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