Predigt am 28.09.2003

- 16. Sonntag nach Pfingsten, sd -
(Kirche zum Mitreden, 28.09.2003)
Eph 3,13-21; Lk 14,1-11

Ein Verteidiger der Sabbatheiligung und damit Gegner der Sonntagsheiligung schrieb einmal: "Das 4. Gebot fordert uns Menschen auf, dem "Sabbat" zu gedenken, denn am Sabbat ruhte Gott von seinen Werken nach der Erschaffung der Erde. Hat Jesus dieses Gebot Gottes verändert ? NEIN! denn es steht geschrieben in Matthäus Kapitel 5, 17-19: Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Man soll den Sabbat gedenken und heiligen, nicht den Sonntag! denn : Daniel Kapitel 7, 25-26 : Er wird Reden wider den Höchsten führen, und die Heiligen des Höchsten wird er qüalen und wird danach trachten, Zeiten und Gesetz zu verändern....eben die Gebote Gottes ! [...] Die heidnischen Römer beteten die Sonne an. Durch den übergang vom heidnischen Rom ins päpstliche Rom kam der Sonntag in das Christentum. [...] Der Sonntag erinnert in keinster Weise an ein Gebot, dass Jesus oder Gott uns gab, sondern an eine heidnische Gewohnheit, die Sonne anzubeten. Das erste polizeiliche Sonntagsgesetz wurde zur Heiligung der Sonne im Jahre 312 n. Chr. verordnet. Konstantin der Große, der Urheber dieses Gesetzes, führte auch weitgehend den Vorsitz auf den Bischofssynoden. [...] Jesus ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge (Kirche). Als Jesus hier auf Erden lebte hat er uns gezeigt, wie wir die Bibel zu verstehen haben. Er hat uns das Wesen Gottes gezeigt. Wenn Jesus gewollt hätte, das wir an einem anderen Tag "Ruhetag" halten, hätte er uns dies dann nicht schon zu Lebzeiten gesagt? [...] Viele behaupten nun, sie halten den Sonntag als Ruhetag, da Jesus an einem Sonntag auferstanden ist (Lukas 24)."
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Schrifttum des Sonntagsgegners. Wie soll man sich verhalten, wenn man als Katholik mit dem Vorwurf konfrontiert wird, die Sonntagsheiligung sei eine Erfindung der Kirche und ein Bruch des göttlichen Gebotes. Zunächst gibt es eine grundlegende Regel: Was zählt, sind Argumente. Es ist schlichtweg nicht statthaft, jemandem vorzuwerfen, er befinde sich auf einem "schlimmen Irrweg", wenn man nicht begründen kann, warum man eine Haltung als schlimmen Irrweg verurteilt. Wir müssen uns angewöhnen, nur solche Aussagen zu treffen, die wir auch begründen können. Als Begründung kann es natürlich schon reichen, auf eine andere Quelle zu verweisen. Niemand kann erwarten, dass jeder Katholik ein ausgebildeter Dogmatiker und Moraltheologe ist, der zu allen theologischen Fragen eine ausführliche Argumentation vorlegen kann. Wenn man als Katholik zu einem Thema befragt wird, in dem man sich nicht genügend auskennt, dann hat man nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, den Fragesteller an andere Quellen, ob nun Personen oder Literatur, zu verweisen. Wer nicht in der Lage ist, argumentativ vorzugehen, der soll auch nicht so tun, als wäre er dazu in der Lage. Bevor man etwas Falsches sagt, soll man besser gar nichts sagen. Natürlich ist es empfehlenswert, dass man seinen Glauben durch die Lektüre insbesondere des Katechismus besser kennenlernt, dass man sich quasi in der Kenntnis der Glaubensinhalte schult. Wenn man auf Fragen keine Antwort findet, kann man sich auch an einen katholischen Priester wenden und um Klärung bei einer Frage bitten. Aber der Trend heute geht doch v.a. dahin, die Unterweisungen, die von katholischen Priestern geleistet werden, zu verschmähen und ihnen sogar öffentlich zu widersprechen. Man möchte heute lieber kreativ sein bei der Beantwortung von Fragen, als sich zuerst selbst in der rechten Weise zu informieren. Lassen wir also argumentationsloses Geschwätz hinter uns, gehen wir argumentativ vor, begnügen wir uns nicht damit, einfach nur Verurteilungen auszusprechen, sondern halten wir uns und verweisen wir auf argumentative Quellen.
Was nun den Sabbat betrifft, so heißt es in einem Katechismus (Acken, 296f): "Manche Sekten machen es uns zum Vorwurf, daß wir an die Stelle des Sabbats den Sonntag gesetzt haben. Sie berufen sich auf das Wort der Heiligen Schrift: 'Gedenke, daß du den Sabbat heiligst." Aber diese Vorschrift war nur für das jüdische Volk und auch nur für die Zeit vor der Ankunft des Erlösers gegeben; sie verlor ihre Bedeutung und Gültigkeit mit dem Neuen Bund, den Jesus Christus an die Stelle des Alten Bundes setzte." Papst Leo I. erklärte: "Derart augenscheinlich wurde der Übergang vom Gesetz zum Evangelium, von der Synagoge zur Kirche, von der Vielfalt der Opfer zum einzigen Opfer bewerkstelligt, daß, als unser Herr seinen Geist aufgab, jener geheimnisvolle Vorhang, der das verborgene, innerste Heiligtum des Tempels abschloß, plötzlich gewaltsam von oben bis unten zerriß" (Leo M., Sem., LXVIII 3). Der römische Katechismus lehrt: "Die Zeit aber, wann die Feier des Sabbats aufzuheben war, war eben jene, wann der übrige hebräische Gottesdienst und die Zeremonien abgeschafft werden mussten, nämlich mit dem Tode Christi. Denn da jene Zeremonien gleichsam Schattenbilder des Lichtes und der Wahrheit sind, so war es natürlich notwendig, dass sie mit der Ankunft des Lichtes und der Wahrheit, welche Jesus Christus ist, beseitigt wurden" (3,4,5). Damit ist nun klar, warum Jesus zu Lebzeiten den Sabbat hielt, damit ist aber auch klar, warum aber in den späteren Texten des Neuen Testaments vom "ersten Tag der Woche" (1 Kor 16,2; Apg 20,7) und vom "Tag des Herrn" (Offb 1,10) die Rede ist. Wer uns Katholiken vorwirft, wir würden "das Gesetz oder die Propheten auflösen", der hat vom Christentum eigentlich nichts verstanden; der lebt im Grunde noch immer so, als hätte Christus nicht die Erlösung gebracht. Denn die Stellen im Neuen Testament, in denen von der Vorläufigkeit des jüdischen Gesetzes die Rede ist, sind sehr zahlreich und deutlich. Was nun die Behauptung betrifft, der Sonntag diene eigentlich zur Verehrung des heidnischen "Sonnengottes", demnach wäre die Sonntagsheiligung heidnisch, so gilt eigentlich das genaue Gegenteil. Der Götzenkult eines "Sonnengottes" wird verdrängt, das heidnische Denken hat ein Ende. Und Synagoge und Kirche sind keineswegs dasselbe, auch wenn der zitierte Sonntagsgegner das behauptet. V.a. kann niemand außerhalb der Kirche von der Bibel sprechen, denn nur durch die Kirche wissen wir von einer "Heiligen Schrift". Wer nicht das Urteil der Kirche annimmt, der kann nicht von der Bibel im Sinne einer inspirierten, unfehlbaren Quelle sprechen, sondern lediglich von ein paar alten, letztlich unverbindlichen Texten. Lassen wir uns also nicht durch irgendwelche Kritik an unserem katholischen Glauben beunruhigen. Hüten wir uns aber auch davor, leichtfertig Kommentare abzugeben, die zur Verteidigung unseres Glaubens nicht nur nichts nützen, sondern sogar schädlich sind. V.a. darf es uns nie passieren, dass wir richtige Positionen verurteilen, weil sie unserem Privatgeschmack widerstreiten. Halten wir unbeirrt fest an der katholischen Lehre, und wenn wir sie gegen unberechtigte Kritik verteidigen müssen, nennen wir oder verweisen wir immer auf Argumente, damit wir den Irrenden helfen, aus berechtigter Überzeugung den katholischen Glauben anzunehmen und ein Leben zu führen, das in der Seligkeit des Himmels seine Vollendung findet. Amen.

S. auch:
Problemfall "Neue Osnabrücker Zeitung"
Literaturempfehlungen
Leserbriefe 23.09.2003

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