Derzeit findet in Ulm ein so gen. "Katholikentag" statt. Das derzeitige
sichtbare Oberhaupt der Firma, die hinter dieser Veranstaltung steht, nennt
sich "Johannes Paul II."; dieser Mann schickte an die Teilnehmer dieser
Veranstaltung ein Grußwort: "Liebe Brüder und Schwestern! Lasst
Euch in diesen Tagen in Bewegung bringen von der Dynamik Gottes, die erleuchtet
und befreit. Legt alles menschliche Leid, Euer Unvermögen und Begrenztsein
hinein in die Weite Gottes, dessen Liebe größer ist als unser
Herz. Er will uns an seinem göttlichen Leben teilhaben lassen und
uns die Liebe und die Kraft geben, die wir zum Dienst an unseren Mitmenschen
und zum Zeugnis unseres gemeinsamen Glaubens mitten in Zeit und Gesellschaft
brauchen." Der so gen. "Erzbischof" Ludwig Schick aus Bamberg charakterisierte
diese Veranstaltung so: "Vielfältig, bunt, überwältigend.
Die ganze deutsche Kirche präsentiert sich in ihren Diözesen,
in ihren Medien, in ihren Orden, in ihren Verbänden. Die Randphänomene
der Kirche präsentieren sich." Bzgl. der Wirkungen dieser Veranstaltung
meinte Schick: "Wenn ich mir ein Signal wünsche - und ich hoffe, dass
es vom Katholikentag 2004 hier in Ulm ausgeht -, dann die Kraft, in Beziehung
mit Gott zu leben." Schaut man dann auf das Programm, könnte man beinahe
tatsächlich "überwältigt" werden von der Menge und Vielfalt
der Angebote. Von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse kommt ein "Biblischer
Impuls im Münster", Jörg Splett sprach über "Kirche und
Sexualität. Liebe, Lust und Zärtlichkeit", Grünen-Politikerin
Christa Nickels schilderte ihre "Visionen für eine zukunftsfähige
Landwirtschaft". Ministerin Annette Schavan behauptete z.Th. "Ethik und
Demokratie": "Der Staat findet seine Grundlage nicht mehr aus einer bestimmten
Religion (Staatsreligion), konstituiert sich vielmehr als weltliches Gemeinwesen
mit weltlichen Aufgaben und Zwecken. Er verhält sich der Religion
gegenüber neutral und gewährleistet den Glaubensgemeinschaften
die Freiheit der Religionsausübung." Hans-Joachim Höhn stellte
sein Projekt einer "Ästhetik des Glaubens" vor, dessen Notwendigkeit
er so "begründete": "Ohne ein ästhetisches 'face-lifting' können
Kirche und Glaube in einer Zeit nicht mehr bestehen, in der Menschen nur
das in den Sinn kommt, was ihre Sinne anspricht. Denn viel von der Attraktivitätsschwäche
des kirchlichen Christentums resultiert aus seiner Schwäche, eine
Alternative zur dogmatischen und moralischen Selbstdarstellung zu pflegen.
Der öffentliche Geltungsverlust des Christlichen wird in der Regel
durch das zu kompensieren versucht, was ihn mitverursacht: die Dogmatisierung
und Moralisierung des Glaubens, seiner Gehalte und seiner Bedeutung für
Lebens- und Sinnfragen." Zu den bereits im Vorfeld besonders gefeierten
Veranstaltungspunkten gehörte ein Podiumsgespräch zwischen den
beiden hochprominenten Kirchenfeinden Karl Lehmann und Hans Küng.
Radio Vatikan bezeichnete dieses Gespräch als "Highlight in Ulm."
In den Nachrichten erfuhr man noch von anderen Angeboten bei dieser Veranstaltung,
so wurde z.B. gefordert: "Wir müssen die katholische Kirche überwinden,
um Christen zu werden. Womöglich müssen wir sogar das Christentum
überwinden, um zu Gott zu kommen" (Drewermann). Einer der Hauptverantwortlichen
(Meyer) erklärte: "Wer öffentlichen Dialog als Gegensatz zum
Glauben sieht, geht den Weg zur Sekte."
Ist man der Macht einer solchen Veranstaltung gewachsen? Ist man einer
Firma gewachsen, die so mächtig ist, dass sie eine solche Veranstaltung
als "Katholikentag" pompös durchführen und erfolgreich verkaufen
kann? Muss man sich nicht "überwältigen" lassen von einem solchen
ungeheuerlichen Wortschwall aus dem Mund von Leuten, die hohe und höchste
Posten innehaben? Sehen wir diesen "Katholikentag" doch im Licht der heutigen
Lesung aus dem ersten Petrusbrief: "Seid nüchtern und wachsam; denn
euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe
und sucht, wen er verschlingen könne. Widersteht ihm tapfer im Glauben."
Jeder Priester betet jeden Abend zum Abschluss des Tages die Komplet, und
diese beginnt immer mit diesen Worten des hl. Petrus. Mit Veranstaltungen
wie diesem so gen. Katholikentag erweist sich die veranstaltende Firma
als "brüllender Löwe", der "sucht, wen er verschlingen könne".
Wir haben uns vor diesem brüllenden Löwen eben nicht zu fürchten,
ganz im Gegenteil heißt unsere Pflicht: "Widersteht ihm tapfer im
Glauben." In der Lesung des heutigen Tages wird noch hinzugefügt:
"Wisset, dieselben Leiden kommen auch über eure Brüder in dieser
Welt", was der Schott kommentiert: "Leiden ist das Los aller wahren Christen."
Also: Nüchtern und wachsam bleiben, auch wenn man mit solchen furchtbaren
Machtdemonstrationen wie diesem "Katholikentag" konfrontiert wird! Von
dem noch so lauten, noch so drohenden Gebrüll dieses Löwen brauchen
wir, dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen. Statt Verängstigung
und Überwältigung ist unser Widerstand gefordert. Und wie dieser
Widerstand auszusehen hat, schreibt der hl. Petrus in demselben Brief:
"Christus aber, den Herrn, haltet heilig in euren Herzen, allzeit bereit
zur Verantwortung gegenüber einem jedem, der von euch Rechenschaft
fordert über die Hoffnung, die ihr in euch tragt" (1 Petr 3,15). Im
griechischen Originaltext steht für "Rechenschaft" "logos". Unsere
Rechenschaft ist die logische Darlegung unseres Glaubens bzw. die logische
Widerlegung des Irrglaubens. Zunächst ist also die Kenntnis der wahren
Lehre unverzichtbar. Diese unzähligen "Katholikentags"-Veranstaltungen
hingegen dienen nicht nur dazu, die Irrlehre zu verbreiten, sie haben ja
auch den Effekt, dass dabei die Zeit für eine Beschäftigung mit
dem wahren Glauben gestohlen wird. Hat man durch Katechismen und sonstige
gute katholische Literatur den wahren Glauben kennengelernt, darf man sich
von dem masslosen Wortschwall des brüllenden Löwen nicht überwältigen
lassen. Das einzelne Wort gilt. Vergleicht man nüchtern und wachsam
die "Katholikentags"-Texte mit dem, was katholische Lehre ist, lassen sich
fundamentale Unterschiede erkennen. Ganz besonders muss man sich darüber
im klaren sein, dass es tatsächlich nicht jedermanns Aufgabe ist und
sein kann, solche theologische Analyse zu betreiben. Die Kirche hat schlechte
Literatur nicht deshalb verboten, weil sie ihren Kindern einen Vorteil
missgönnt, sondern weil sie ihre Kinder vor Schaden bewahren will.
Wer sich leichtfertig, ohne wichtigen Grund auf diese Propaganda des brüllenden
Löwen einlässt, der kann schlimmen Schaden erleiden. Was die
"Katholikentags"-Firma verbreitet, fällt grundsätzlich alles
unter das Bücherverbot, da es den wahren Glauben auf jede nur erdenkliche
Weise bekämpft. Der Kontakt mit den Verteidigern der "Katholikentags"-Firma
ist deshalb grundsätzlich nur auf das Notwendige zu beschränken,
weil die Gefahr der negativen Beeinflussung besteht. Man muss sich an der
kirchlichen Weisung orientieren, damit man, wenn die Verteidigung des Glaubens
einmal unvermeidlich sein sollte, für den Kampf mit dem brüllenden
Löwen gewappnet ist. Und wenn der Kampf mit den Feinden Christi besonders
heftig sein sollte, denken wir wiederum an die Worte des hl. Petrus: "Der
Gott aller Gnaden aber, der uns durch Christus Jesus zu Seiner ewigen Herrlichkeit
berufen hat, wird uns nach kurzer Zeit des Leidens vollenden, stärken
und festigen. Ihm sei die Ehre und Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen."
S. auch:
Wojtylas Neues Pfingsten
Wolfgang Thierse und Misereor / Nachlese
Christa Nickels über Kirche und Staat (Nachrichten
v. 02.12.2001)
Annette Schavan und das "Netzwerk Diakonat der Frau" (Nachrichten
v. 26.09.2001)
Zerstreuungen mit Hans-Joachim Höhn
Karl Lehmann
Hans Küngs Credo bei Publik-Forum
Drewermann und das Faustrecht
Chronik der KzM-Vernichtung
Der Chaos-Tag ist ein guter Grund mehr, die "offizielle katholische Kirche" zu verlassen und wirklich katholisch (was momentan bedeutet: "sedisvakantistisch") zu werden.