Predigt am 03.09.2006
- 13. Sonntag nach Pfingsten; sd; Gal 3,16-22; Lk 17,11-19 -
(Kirche zum Mitreden, 03.09.2006)
Wörter: 1059
Wie ein großer deutscher Nachrichtensender (n-tv) vor einer Woche
(26.08.06) meldete, "ist der polnische
Fußball-Nationaltorhüter Artur Boruc von der schottischen
Polizei mit einer empfindlichen Strafe belegt worden. Der
26-Jährige von Meister Celtic Glasgow muss eine Geldstrafe in
nicht bekannter Höhe zahlen und erhielt einen Eintrag ins
Vorstrafenregister." Die Straftat des Torhüters: Er hatte sich auf
dem Platz bekreuzigt. Fast zeitgleich hat in Schleswig-Holstein die von
CDU und SPD geführte "Regierung" ein generelles Verbot
religiöser Symbole in den Schulen beschlossen: Muslimische
Lehrerinnen dürfen demnach in der Schule kein Kopftuch tragen, und
auch christliche Symbole wie das Kreuz dürfen nicht mehr
öffentlich zu sehen sein; das Verbot soll im neuen Schulgesetz
festgeschrieben werden, das am 1. Januar 2007 in Kraft tritt. In
Amerika hat Gouverneur Arnold Schwarzenegger kürzlich ein Gesetz
unterzeichnet, dass nur noch solche Organisationen vom Staat
Kalifornien in gewohnter Weise finanziell unterstützt werden, wenn
sie sich für Homosexualität, Bisexualität und
Transsexualität einsetzen. In Schulbüchern sind dann also nur
positive Bemerkungen über Homosexualität zulässig,
andernfalls muss die betreffende Schule mit finanziellen Einbußen
rechnen. Die Präsidentin der Kubanischen Frauenföderation und
Direktorin des Nationalen Zentrums für Sexuelle Erziehung
(CENESEX) in Kuba, Mariela Castro Espín, Nichte Fidel Castros
und Tochter des kubanischen Verteidigungsministers Raúl Castro,
setzt sich eifrig für "Toleranz" gegenüber Homosexuellen ein;
sie unterstützt nun eine Gesetzesvorlage, mit der das Recht
auf Transsexualität geschützt werden soll.
Nachrichten dieser Art, rund um den Globus, reißen nicht ab.
Antichristliche Ideologie wird gesetzlich verankert, christliches
Verhalten wird zur Straftat erklärt. Und nicht nur die Medien rund
um den Globus sind voll mit solchen Meldungen: Wer es wagt, sich zu
Christus zu bekennen, bekommt die "ganze Härte des Gesetzes" am
eigenen Leib zu spüren. Antichristliche Gruppen setzen alles
daran, dass gegen die Christen der "gesetzliche Ordnungsmittelrahmen"
"ausgeschöpft" wird (Redeker). Niemand
kann vor diesem weltweiten
Antichristentum erfolgreich die Augen verschließen; die
Gottlosigkeit ist allgegenwärtig.
Im heutigen Evangelium wird von der Heilung der zehn Aussätzigen
berichtet. Nur einer kehrt zu Jesus zurück, um ihm für die
Heilung zu danken. "Jesus aber fragte: «Sind nicht zehn rein
geworden? Wo sind denn die übrigen neuen? Es hat sich also keiner
gefunden, der zurückkäme und Gott die Ehre gäbe, als
dieser Fremdling.»" Ob dieser Fremdling dafür heute eine
Geldstrafe in nicht bekannter Höhe zahlen müsste und einen
Eintrag ins Vorstrafenregister erhalten würde? Ob er sonstige
finanzielle Einbußen erleiden müsste? Ob gegen ihn der
gesetzliche Ordnungsmittelrahmen ausgeschöpft würde? In jedem
Falle gilt: Wir sind verpflichtet, Gott die Ehre zu geben. Quer durch
die Jahrhunderte haben die gottfeindlichen Kräfte ihre Ideologie
verbreitet. Die Kirche hat diesen gottfeindlichen Kräften immer
widerstanden, und zahllose Märtyrer haben dafür ihr Blut
vergossen. Aber wie sieht es heute aus? Ist die Kirche noch immer so
angesehen und im öffentlichen Leben sichtbar wie z.B. im
Mittelalter? Gibt es heute noch mutige Christen, die sich den
gottfeindlichen Beschlüssen der Mächtigen dieser Welt mit
klaren Worten und entsprechenden Taten widersetzen und statt dessen
Gott die Ehre geben? Man braucht sich keinen Illusionen hinzugeben: Der
Einfluss der Kirche ist heute nicht sonderlich groß. Die meisten
Christen haben es schlichtweg unterlassen, sich in der geeigneten Weise
über den christlichen Glauben zu informieren. Man kennt nicht mehr
die Lehre der Kirche über die gesellschaftliche Ordnung, man
weiß nicht mehr, was eigentlich vom Glauben gefordert ist. Und
man kann schwerlich allein das Versagen der Seelsorger dafür
verantwortlich machen. Sicherlich, alle Seelsorger, die nicht wirklich
gute Hirten für die Gläubigen sind, werden sich dafür
verantworten müssen. Aber heutzutage bereitet es nun wirklich kein
unüberwindliches Problem, an christliche Literatur zu kommen. Das
Problem ist vielmehr, dass man in Wahrheit von der christlichen Lehre
nichts wissen will. Denn wenn man schon vorbestraft und mit Geldstrafe
belegt wird, wenn man sich nur in der Öffentlichkeit bekreuzigt,
wenn man mit schlimmen Benachteiligungen rechnen muss, wenn man sich
mit dem weltweiten Sodom und Gomorrha nicht anfreundet, dann
fühlen sich dadurch nicht viele angespornt, Gott öffentlich
die Ehre zu geben. Da ist es viel verführerischer, sich lieber
stumm zu verhalten und allenfalls dann noch den Mund aufzumachen, um
Christen vom öffentlichen Bekenntnis abzuhalten. Ob man damit
allerdings vor dem Richterthron Gottes bestehen kann? Das ist
jedenfalls die alles entscheidende Frage. Man darf sich nicht darauf
berufen, dass alle anderen Gott nicht die Ehre geben. Denn dann
müsste man dem Geheilten Vorwürfe machen, dass er als
einziger zurückgekommen ist, um Gott die Ehre zu geben. Die
überwältigende Mehrheit der Geheilten kommt nicht
zurück, um Gott die Ehre zu geben - aber das Verhalten der
Mehrheit wird von Jesus keineswegs als vorbildlich hingestellt.
Also: Die Kirche hat immer mit klaren Worten gegen die Gottlosigkeit
gesprochen. Und auch wenn es einige wenige Päpste gab, denen man
Vorwürfe wegen schwerer sittlicher Verfehlungen machen konnte, so
waren es doch grundsätzlich immer gerade die Päpste, die der
Welt Licht und Weisung geschenkt haben. Doch will man heute noch Licht
und Weisung haben? Will man, dass ein Papst der Welt Licht und Weisung
schenkt? Will man, dass ein Papst heute die Worte spricht, wie sie z.B.
von Pius XI. gegen den Nationalsozialismus gesprochen wurden (MBS):
«Unser ganzes väterliches Mitgefühl und tiefstes
Mitleid begleitet diejenigen, die ihre Treue zu Christus und Kirche um
so hohen Preis bezahlen müssen. Aber – hier ist der Punkt
erreicht, wo es um Letztes und Höchstes, um Rettung oder Untergang
geht, und wo infolgedessen dem Gläubigen der Weg
heldenmütigen Starkmutes der einzige Weg des Heiles ist. Wenn der
Versucher oder Unterdrücker an ihn herantritt mit dem
Judasansinnen des Kirchenaustrittes, dann kann er ihm nur – auch um den
Preis schwerer irdischer Opfer – das Heilandswort entgegenhalten:
"Weiche von mir, Satan, denn es steht geschrieben: den Herrn deinen
Gott sollst du anbeten und Ihm allein dienen!" (Mt. 4, 10; Lc. 4, 8.).
Zu der Kirche aber wird er sprechen: Du meine Mutter von den Tagen
meiner Kindheit an, mein Trost im Leben, meine Fürbitterin im
Sterben – mir soll die Zunge am Gaumen kleben, wenn ich – irdischen
Lockungen oder Drohungen folgend – an meinem Taufgelübde zum
Verräter würde.»
Will man noch etwas von schweren irdischen Opfern hören? Will man
einen Aufruf zur Treue hören, wenn doch die Treue zu Christus
heute weltweit so dermaßen schwer bestraft wird? Will man die
kirchliche Lehre über die Schranken der Staatsgewalt hören?
Und ist man bereit, diese Lehre in seinem Leben umzusetzen? Will man
Gott die Ehre geben, auch wenn es alle anderen nicht tun? Diese Frage
muss jeder unausweichlich beantworten. Amen.
[Zurück zur KzM - Startseite]