»Den anhängenden Artikel muß "man" gelesen haben - und
ihn weiterverbreiten. Albrecht hat damit einen Beitrag geleistet, den
ich als "Sternstunde" bezeichnen möchte.« »Dieser
Artikel wird – per Fax und eMail – bundesweit verbreitet: (an Print-
und TV-Medien, Länderchefs, Parteien, „Spitzenpolitiker“ etc. /
2.-6. Oktober 2008).« Diese Bemerkungen sind einem Artikel von
Friedrich Carl Albrecht vorausgeschickt: "Zum 18. Jahrestag der
Deutschen Einheit. Hinter einer demokratischen Fassade". Albrecht
zitiert darin einleitend den estnischen Staatspräsidenten Lennart
Meri. Meri sagte 1995 in Berlin: "Als Este frage ich mich, warum zeigen
die Deutschen so wenig Respekt vor sich selbst? Deutschland ist eine
Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Aber wenn man
die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht sehr ernst genommen
zu werden. Als Nicht-Deutscher erlaube ich mir die Bemerkung: Man kann
einem Volk nicht trauen, das rund um die Uhr eine intellektuelle
Selbstverachtung ausführt. Diese Haltung wirkt auf mich als ein
Ritual, eine Pflichtübung, die überflüssig und sogar
respektlos gegenüber unserem gemeinsamen Europa dasteht. Für
mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre
eigene Geschichte so tabuisieren, daß es enorm schwierig ist,
über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren, ohne dabei
schief angesehen zu werden – aber nicht etwa von den Esten oder Finnen,
sondern von den Deutschen selbst!" Albrecht bekräftigt dann die
Aussage von Meri: "Deutschland ist zu einer Canossa-Republik
verkommen". Und Albrecht zitiert dann noch den Schriftsteller
Hans-Georg von Studnitz mit seiner Aussage von 1985: "Die 40 Jahre nach
Kriegsende ungestillte Lust der Deutschen an der Erniedrigung ihrer
Vergangenheit hat die Grenzen überschritten, die selbst der
Charakterlosigkeit gesetzt sind." Der Albrecht-Artikel ist ein
eindrucksvolles Beispiel, wie hartnäckig blind viele für
falsche Propheten die Werbetrommel rühren und ihnen nachlaufen.
Denn jedem stehen die Quellen offen, sich zuverlässig über
Canossa zu informieren. Obgleich heutzutage unter dem
sprichwörtlichen "Gang nach Canossa" eine öffentliche
Erniedrigung und Demütigung verstanden wird, ist dies historisch
eindeutig falsch. Canossa ist ein italienisches Dorf. Während
seiner Reise von Rom nach Augsburg i.J. 1077 verweilte Papst Gregor
VII. in der Burg von Canossa. Papst Gregor VII. hatte gegen Kaiser
Heinrich IV. den Kirchenbann verhängt, weil der Kaiser in
unzulässiger Weise in innerkirchliche Angelegenheiten eingegriffen
hatte. Und der Kaiser ging also im Winter 1077 nach Canossa und
erflehte die Lösung vom Kirchenbann, indem er sich an drei
aufeinanderfolgenden Tagen vom Morgen bis zum Abend im Bußkleid
vor dem Burgtor aufstellte - bei eisiger Kälte und Schnee. Der
Papst löste den Kirchenbann, aber der Kaiser meinte es wohl
nicht ernst mit seiner Sühne. Statt dessen ging er bald noch
schlimmer gegen die Kirche und namentlich gegen Papst Gregor VII. vor.
In einem Heiligenlexikon (Wimmer 1956) heißt es über diesen
heiligen Papst: "Vor allem sein Kampf gegen Simonie und Laieninvestitur
(Investiturstreit 1075) und für den Zölibat des Klerus
brachten ihm begreiflicherweise viele Feinde ein, besonders den
deutschen Kaiser Heinrich IV., der die kirchlichen Ämter weiterhin
vergeben wollte. Dieser gigantische Kampf für die Freiheit des
Gottesreiches, den der Papst mit unerhörter Energie führte,
endete mit seiner Verbannung in Monte Cassino und Salerno
(südöstlich von Neapel), wo er, geistig ungebeugt, in der
Stimmung eines Märtyrers, am 25. Mai 1085 sterbend die Worte
sprach: "Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht
gehaßt, deshalb sterbe ich in der Verbannung."« Soweit das
Lexikon. Am 25. Mai, dem Fest des hl. Gregor, lautet das Kirchengebet:
"O Gott, du Stärke derer, die auf dich hoffen, Du hast Deinen
heiligen Bekenner und Papst Gregor mit ausdauernder Kraft
gestärkt, damit er die Freiheit der Kirche schütze; so
laß uns kraft seines Beispiels und seiner Fürsprache alle
Widerstände tapfer überwinden." Also: Canossa steht
tatsächlich für Reue: Heinrich hat wegen seiner wirklichen
Vergehen Buße getan. Vielleicht waren Heinrichs
Bußübungen nur geheuchelt, wie sein späteres Vorgehen
gegen die Kirche vermuten lässt. Trotzdem: Es war eine berechtigte
und notwendige Buße, die er getan hat. Wenn hingegen der
estnische Staatspräsident Lennart Meri von einer
"Canossa-Republik" faselt, ist das nur schlimmste Hetze. Zunächst:
Es gibt nämlich gar nicht "Deutschland", so wie es Heinrich IV.
gab. Heinrich war eine einzige Person und nebenbei Kaiser, Deutschland
hingegen ist ein besetztes Land mit über 80 Millionen Insassen,
die von "Politikern" und "Richtern" geknechtet werden. Und wie steht es
denn um die angebliche "Reue" über Deutschlands Verbrechen
während der Nazi-Herrschaft? Zur echten Reue gehört auch
echte Gewissenserforschung, die sorgfältig prüft, welche Art
von Schuld überhaupt vorliegt. Echte Gewissenserforschung zielt
immer auf echtes Wissen, u.z. sowohl darüber, was man
überhaupt getan oder nicht getan hat, als auch, inwieweit man
damit eine Schuld auf sich geladen hat. Und wie sieht es mit der
Gewissenserforschung über die Nazi-Zeit aus? Es gibt durchaus
Deutsche, die ihre eigene Geschichte nicht tabuisieren. Aber diese
landen sehr schnell im Kerker, dank der unermüdlichen rigorosen
Unterdrückung durch "Politiker" und "Richter". Die Deutschen
handeln dabei allerdings nicht gegen sich selbst, sondern die
Unterdrücker handeln gegen die Unterdrückten, und die
Lemminge der Unterdrücker schweigen oder jubeln dazu, aber
jedenfalls kritisieren sie dieses Unrecht nicht - sei es nun aus Angst,
aus Gedankenlosigkeit oder aus Überzeugung. Meri und Albrecht
verlangen von den Deutschen eine Gesinnung der Marke: "Nach Canossa
gehen wir nicht." Damit charakterisierte Bismarck seinen
Vernichtungskrieg gegen die Kirche, den sog. "Kulturkampf".
Darüber schreibt ein katholischer Schriftsteller (Rost):
»Der Kulturkampf in seiner ganzen Tragweite war ein radikaler,
gehässiger Vorstoß gegen die Freiheit von Geist und
Gewissen, gegen die Grundsätze des Rechts, der Sittlichkeit, der
Religion. Der Gedanke der Staatsvergottung, der staatlichen Allgewalt
hatte Bismarck so stark erfaßt, daß er keinen anderen Gott
daneben duldete. In diesen Wahn der Unfehlbarkeit sind alle
Staatsmänner ohne höhere Bindung verfallen, von Julian dem
Abtrünnigen an bis zu Adolf Hitler, der in dem Wahnsinn der
Selbstvergottung und der Vergötzung durch seine Anbeter den
Gipfelpunkt erreichte, indem er "Gott den Allmächtigen" zum
Schutzherrn seiner Haß- und Gewaltpolitik und seiner "Mission
für Europa" anzurufen sich erdreistete. Die Politik Bismarcks war
revolutionär gegen christliche Forderungen und verblendet.«
Soweit das Zitat. Deutschland ist keine "Republik der Reue", sonder der
Lüge und der Unterdrückung. Auch heute herrscht "der Gedanke
der Staatsvergottung", der "Wahnsinn der Selbstvergottung". Man frage
z.B. diejenigen, die nur dafür bekämpft werden, dass sie
katholisch sind, dass sie sich für das Lebensrecht der Ungeborenen
einsetzen, dass sie das von den Unterdrückern aufgezwungene
Geschichtsbild über den Zweiten Weltkrieg einer sachlichen
Prüfung unterziehen, oder frage sonst eines der unzähligen
brd-Justizopfer. Man frage ferner, was aus den Schwerstkriminellen
wurde, die in der Nazi-Zeit den Vernichtungskrieg gegen die Kirche
betrieben haben: Die wurden in der brd nicht nur nicht bestraft,
sondern noch geehrt und befördert. Die wichtigste Lehre, die sie
damit weitergegeben haben, war diese: Verbrechen lohnt sich! Also
Schluss mit den Lügen von der "Canossa-Republik". Statt dessen ist
es Zeit, und dies keineswegs nur für die "Mächtigen" in der
brd, echte Gewissenserforschung zu betreiben, echte Reue zu erwecken
und echte Buße zu tun. Folgen wir dem Beispiel des hl. Papstes
Gregor, die Gerechtigkeit zu lieben und das Unrecht zu hassen, selbst
bis zu Kerker und Verbannung, damit wir dereinst teilhaben an der
ewigen Freude des Himmels. Amen.