Predigt 07.12.2008

- Zweiter Adventssonntag, sd I cl; Röm 15,4-13; Mt 11,2-10 -
(Kirche zum Mitreden, 06.12.2008)
Youtube-Video: http://www.youtube.com/watch?v=x2zbAAp7_NY

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Wörter: 1214
"In jener Zeit, als Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte" - so beginnt das heutige Evangelium des zweiten Sonntags im Advent. Der Römische Katechismus empfiehlt deshalb als Predigtthema: "Der Glaube muss bis zum Gefängnisse, ja bis zum Tode bekannt werden, wenn es nötig ist und wir von dem Richter genötigt werden; und es genügt nicht, denselben im Herzen verschlossen zu haben, wenn er auch noch so recht und rein ist." Nun könnte man vielleicht denken: Gut, dass hier und jetzt in Deutschland niemand für sein Bekenntnis ins Gefängnis kommt, und außerdem sind die deutschen Gefängnisse ohnehin in bestem Zustand, ja richtig gemütlich, das weiß man doch aus den Seifenopern im Fernsehen. Folglich wäre das Predigthema "Glaubensbekenntnis bis hin zu Gefängnis" in Deutschland hier und heute sinnlos. Doch vielleicht ist die Wirklichkeit nicht immer ganz so, wie sie uns in Seifenopern vorgegaukelt wird. Zugegeben, nicht jeder, der eine Zeitlang eingekerkert war, hat große Lust, seine dortigen ggf. äußerst schmerzhaften eindringlichen Erfahrungen zu veröffentlichen. Immerhin aber dringt manches doch noch durch die Gefängnismauern nach außen, was zumindest von ferne erahnen lässt, wie es um die "Gemütlichkeit" deutscher Gefängnisse steht. Ein großes Nachrichtenmagazin meldete vor einigen Monaten (Spiegel, 19.03.08) über die Justizvollzugsanstalt Celle: "Im Januar dieses Jahres quälten, folterten und vergewaltigen dort zwei Insassen einen Mitgefangenen. Der kam am Ende zwar mit dem Leben davon - durchlitt jedoch fünfeinhalb Stunden eines Gewaltexzesses in den Händen seiner Zellenmitbewohner, der erschreckende Parallelen zum sogenannten Foltermord von Siegburg aufweist. Im Gefängnis in Siegburg in Nordrhein-Westfalen hatten 2006 zwei Insassen ihren Zellengenossen stundendenlang misshandelt und schließlich zum Selbstmord gezwungen. Kein Beamter wollte etwas von dem brutalen Treiben bemerkt haben. [...] Und Siegburg ist offenbar überall." Ein anderer, neuerer Bericht stammt direkt von einem Besucher (Gerard Menuhin) einer wegen ihrer Gesinnung verurteilten Gefangenen (Sylvia Stolz) der Justizvollzugsanstalt Heidelberg. Der Besucher schreibt: "Das Essen in der JVA Heidelberg ist katastrophal. Der Speiseplan liest sich noch ganz angenehm, aber in Wirklichkeit ist die Nahrung fast ungenießbar. Auf dem Papier gibt es z. B. einen Karottensalat, in Wirklichkeit aber ist der, vielleicht durch einen Geschmacksverstärker, so scharf, dass <die Gefangene> ungeheuren Durst bekommt und danach viel Wasser trinken muss. Dieses Leitungswasser aber enthält Unmengen von Chlor. Gibt es denn Obst? Ja, aber die Äpfel haben eine glänzende, mit Chemikalien durchsetzte Schicht, die nur mit heißem Wasser abgewaschen werden kann. Es ist wirklich ein Verbrechen, einen Menschen wegzusperren  - in diesem Fall eine Frau -, über den eine Gesinnungsjustiz herfällt, und dann auch noch dessen Gesundheit zu gefährden. Diese Zustände sind empörend und unannehmbar. Jeder kann sich zuhause einen anständigen Möhrensalat mit etwas Essig und Öl anrichten. Es klingt fast so, als ob das Küchenpersonal absichtlich widerwärtiges Zeug auftischt, oder, wie es schon einmal der Fall war, sich an nicht ausgereichten Zutaten bereichert, während den Inhaftierten irgend etwas Minderwertiges vorgesetzt wird. Damals wurde sogar eine tote Maus im Essen entdeckt." Nach all diesen Berichten sollte jeder so ehrlich sein und sich von der gängigen Verharmlosung der brd-Kerker distanzieren. Wie gesagt, ist die im Bericht genannte Gefangene der JVA Heidelberg dort eingekerkert wegen ihrer Gesinnung. Konkret geht es darum, dass sie sich mit offenkundigen Fragwürdigkeiten und Lügen über die Zeit des Nationalsozialismus nicht so recht anfreunden wollte. Diese Frau ist zwar eine waschechte Hitler-Bewunderin. Aber es gibt zahlreiche andere Menschen, die sich mit offenkundigen Fragwürdigkeiten und Lügen über die Zeit des Nationalsozialismus nicht so recht anfreunden wollen, ohne Hitler-Bewunderer zu sein. Ja, selbst unter den eindeutigen Hitler-Gegnern gibt es solche, die sich nicht damit abfinden, dass Sätze verbreitet werden wie "Auschwitz ist die Widerlegung Christi" (Lanzmann). Und wer sich mit derlei Gotteslästerungen nicht anfreunden will, der kann schnell erleben, wie über ihn eine Gesinnungsjustiz herfällt, um seine Gesundheit und überhaupt sein Leben zu zerstören. Auch wenn es in den Medien gerne totgeschwiegen wird, schlägt die brd-Gesinnungsjustiz auch z.B. auf christlich motivierte Abtreibungsgegner ein. Man könnte hier einwenden, das die brd-Justiz doch auch oft sehr großzügig ist. So wurde Ende Mai 2008 der vorbestrafte Türke Erdinc S., nachdem er einen 44-jährigen grundlos ins Koma und somit zum Pflegefall geschlagen hatte, von einem Kölner Amtsrichter (Hans-Werner Riehe) als freier Mann aus dem Gerichtssaal entlassen. Der Amtsrichter erkannte zwar die Schuld des Täters an, verordnete ihm aber dafür nur ein "Anti-Agressionstraining". Also "Anti-Agressionstraining" für Koma-Schläger und langjährige Kerkerhaft für Meinungsverbrecher: Die brd-Justiz versteht es durchaus, Akzente zu setzen. Aber eben: Wir als Christen sind ja keine Koma-Schläger, sondern setzen uns für Wahrheit und Gerechtigkeit ein, deshalb trifft uns die ganze Härte der Justiz. In einem Land, in dem das Aufhängen von Kruzifixen verboten ist; in einem Land, in dem Abtreibung erlaubt und Kritik an Abtreibung bestraft wird; in einem Land, das Verbrecher frei herumlaufen lässt und Kritiker von Verbrechern einkerkert, wäre es fast schon merkwürdig, wenn wir als Christen nicht sehr schnell und sehr heftig Zielscheibe der Justiz würden. Also auch hier und heute kann es angebracht sein, die Lehre des Römischen Katechismus zu wiederholen: "Der Glaube muss bis zum Gefängnisse, ja bis zum Tode bekannt werden, wenn es nötig ist und wir von dem Richter genötigt werden; und es genügt nicht, denselben im Herzen verschlossen zu haben, wenn er auch noch so recht und rein ist." In dem Zusammenhang sei wieder an das Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche erinnert: "So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, daß die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heile gereichen, die in ihr bleiben, und daß nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt" (DS 1351). Natürlich ist es an sich gut, wenn Wahrheit und Gerechtigkeit sich durchsetzen. Also auch wenn ein Hitler-Bewunderer gegen Lügen über das Konzentrationslager Auschwitz vorgeht, also auch wenn ein Protestant sich gegen die Abtreibungsmorde wendet - insofern damit der Wahrheit und Gerechtigkeit gedient wird, ist das gut. Nur muss man sich dabei die Heilsnotwendigkeit der Kirche immer vor Augen halten. Der Nationalsozialismus ist nun mal eine antichristliche Ideologie. Der Protestantismus ist nun mal Abfall vom wahren Glauben. Man sollte die brd-Justizopfer einmal fragen, warum sie einerseits bereit sind, für ihre Sache so viel zu erdulden, aber anderseits nicht bereit sind, sich mit der Kirche zu versöhnen. Und in jedem Falle müssen wir selbst immer Glieder der Kirche bleiben. Wir müssen ganz durchdrungen sein von der unfehlbaren Wahrheit, die wir durch die Kirche empfangen haben. Wir müssen eine felsenfeste Überzeugung von und eine opferstarke Liebe zu der Wahrheit in uns tragen. Ggf. wird auch von uns verlangt werden, diese Wahrheit bis zum Gefängnisse, ja bis zum Tode zu bekennen. Dringen wir also immer tiefer ein in die Lehre Christi, in die Lehre der Kirche. Leben wir aus dem Glauben, leben wir aus den Sakramenten. Lassen wir uns nicht einschüchtern von drohendem Kerker. Die Realität mit den katastrophalen Zuständen in brd-Kerkern, mit gezielter Gesundheitszerstörung, mit Vergewaltigung und Foltermord wird uns nicht so schrecken können, dass wir deswegen unseren Glauben verleugnen müssten. Halten wir Christus unverbrüchlich die Treue, bekennen wir den wahren, den katholischen Glauben als Glieder der wahren, der katholischen Kirche, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.

S. auch: Sylvia Stolz, eine "deutsche Jeanne d’Arc"?

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