Predigt 08.02.2009
- Septuagesima, II cl sd; 1 Kor 9,24-27; 10,1-5; Mt 20,1-16 -
(Kirche zum Mitreden, 07.02.2009)
Youtube-Video: http://www.youtube.com/watch?v=kSd8wD__sew
gloria.tv-Video: http://de.gloria.tv/?video=wbrqusihtlneriufitok
Wörter: 1163
"Karnevalszeit in der Citykirche Alter Markt Mönchengladbach. Am
7. und 8. Februar findet ein euregionales Treffen zahlreicher
Karnevalsgarden statt. Start ist am Samstag, den 7.2.09 um 10 Uhr mit
einem karnevalistischen Gottesdienst, den Regionaldekan Ulrich Clancett
mit den Gästen feiert. Um 11 Uhr ist der Jubiläumsempfang
unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Norbert Bude mit
einer Laudatio der Oberbürgermeisterin a. D. Monika Bartsch. Am
Sonntag ab 10.45 Uhr sind dann einige hundert Teilnehmer aus Belgien,
Deutschland und den Niederlanden in der Citykirche und einem
zusätzlich angebauten Zelt zu Gast; zum Programm gehört ab
15.30 Uhr ein Umzug durch die Gladbacher Innenstadt." Dies meldete
kürzlich eine international tätige Firma (V2-Sekte), Filiale
Aachen, im Rahmen ihres Angebotes "Stadtgottesdienste". Und in einer
Pressemeldung der Stadt Mönchengladbach heißt es dazu:
»Karneval und Kirche – passt das zusammen? „Das passt ganz
ausgezeichnet“, bestätigt Elmar Eßer, Vorsitzender der 1.
Stadtgarde [...] „Wir werden zeigen, dass eine solche Veranstaltung in
einer Kirche möglich ist, und zwar unter dem Motto ‚Kultur –
Brauchtum – Begegnung’.“« Und warum passen Karneval und die
Firma, die sich eifrig, wenn auch illegal, als Kirche ausgibt, "ganz
ausgezeichnet" zusammen? Zunächst: Karneval ist durch und durch
heidnisch, d.h. es hat nicht bloß heidnische Wurzeln, sondern ist
vom ganzen Wesen so dermaßen dem Christentum zuwider, dass eine
Versöhnung ausgeschlossen ist. Vom Wort her bezieht es sich auf
den Carrus navalis, also auf den Schiffskarren bei den sog. "Orgien"
des griechischen Götzen Bakchos oder Dionysos, des Gott des Weines
und der Raserei. Die Bakchos-Orgien wurden bereits mehrere Jahrhunderte
vor Christi Geburt als Frühlingsfest gefeiert. Der Götze
wurde dabei, mit einer Tiermaske verkleidet, auf einem Schiffskarren
durch die ebenfalls als Tiere verkleidete Menge gezogen. Die weiblichen
Anhänger des Bakchos wurden nicht nur als "Bakchen" oder
"Bacchantinnen" bezeichnet, sondern auch als "Mänaden". Die Manie
bzw. das manische Verhalten ist die "Raserei" oder "Tollheit";
dementsprechend werden diese Tage auch als "tolle Tage", d.h. als Tage
zügelloser Tollheit, bezeichnet. Ganze Stadtteile gleichen dabei
einem riesigen Tollhaus. Also die Markenzeichen des Karnevals sind
Götzenkult, Verkleidung, Irrsinn. Dies alles "passt ganz
ausgezeichnet" zu der international tätigen Firma: Man frage, wen
diese Firma anbetet und verherrlicht; man frage, als was sich speziell
die Funktionäre dieser Firma ausgeben und manchmal sogar
verkleiden; man frage, wie diese Firma Argumentation und Logik
gegenübersteht. Und gerade jetzt liefert die Firma ein völlig
ausgelassenes karnevalistisches Spektakel, zu der die Welt im Rausch
mitschunkelt: In allen Zeitungen, auf allen Radio- und
Fernsehkanälen, in allen Diskussionsforen tobt die rasende Menge
zu dem Motto: "Holocaustleugnung" durch
einen Außendienstmitarbeiter der Firma, jemanden namens Richard
Williamson. Niemanden kümmert, welches Ereignis dieser ganzen
globalen Erhitzung der Gemüter eigentlich zugrundeliegt. Niemanden
kümmert, welch abnorme und absurde Masse an Meldungen dazu seit
Tagen aus noch so abwegigen Quellen hervorsprudelt. Niemanden
kümmert, dass diese weltweiten "Holocaustleugnungs"-Orgien in
absoluter Todfeindschaft zur Vernunft stehen. Und selbst als
missglückte Büttenrede wäre schon nicht mehr zu
tolerieren, was die Präsidentin des Zentralrats der Juden,
Charlotte Knobloch, dazu absonderte: "Ich wünsche mir einen
Aufschrei in der Kirche". Also: Die Kirche setzt sich unleugbar
für Wahrheit und Gerechtigkeit ein, und dementsprechend
unterstützt sie nicht, sondern bekämpft sie die globale
Tollhaus-Atmosphäre. Und während diese Firma gerade jetzt
hemmungslos und offenkundig dem Karneval huldigt, beginnt in der
katholischen Kirche mit dem heutigen Sonntag "Septuagesima" die
Vorfastenzeit, in der bereits - wie auch in der Fastenzeit - Gloria und
Alleluja unterbleiben und violette liturgische Gewänder getragen
werden. In der heutigen Lesung mahnt Paulus: "Wißt ihr nicht,
daß die Wettläufer in der Rennbahn zwar alle laufen, aber
nur einer den Preis erlangt? Laufet so, daß ihr ihn erlanget.
Jeder der sich am Wettkampf beteiligt, übt in allem
Enthaltsamkeit. Sie tun es, um einen vergänglichen, wir aber, um
einen unvergänglichen Kranz zu empfangen." Wie sieht es mit der
Enthaltsamkeit in Deutschland aus? Weit mehr als Zweidrittel der
Männer sind übergewichtig. Wenn die breite Masse das
Maß aller Dinge ist, darf man dann eigentlich die wenigen
Normalgewichtigen noch als Normalgewichtige bezeichnen - vom Aspekt der
Diskriminierung mal ganz abgesehen? Wie dem auch sei: Enthaltsamkeit
ist wohl nicht unbedingt das augenfälligste Kennzeichen der
Deutschen. Christus hat das Fasten gehalten und empfohlen, und
dementsprechend empfiehlt die Kirche durch alle Jahrhunderte das Fasten
und die Enthaltsamkeit zur Stärkung des Geistes; man denke an die
Predigt des heiligen Papstes Leo I., dass "durch
übermäßigen Trunk die Schärfe des Geistes
abgestumpft und durch übermäßiges Essen die Kraft des
Herzens geschwächt wird." Im Januar 2009 hat nun die Uni
Münster eine Studie veröffentlicht, dass eine Verringerung
der Kalorienzufuhr zu einer Verbesserung der Hirntätigkeiten
führte: In den Gedächtnistests vor und nach dem dreimonatigen
Testzeitraum zeigte nur die Testgruppe mit Kalorienreduzierung deutlich
bessere Ergebnisse. Immerhin bestätigt dieser Versuch genau das,
was die Kirche immer gepredigt hat. Allerdings muss man sich dabei auch
Gedanken machen, wie dann die grassierende Fettleibigkeit
einzuschätzen ist. Doch selbst von Gedächtnistests abgesehen:
Es geht darum, den unvergänglichen Kranz zu empfangen. Die breite
Masse dagegen will im Sommer im Sonnenschein und im Winter an der
Heizung herumliegen und faulenzen. Hirnleistung - nein danke. Da betet
man doch lieber gedankenlos nach, welch gröblichster Irrsinn von
den Medien vorgebetet wird. Wenn die breite Masse sich überhaupt
noch bewegt, dann dazu, um sich im Supermarkt unter Schokolade und
Schnaps zu begraben, oder um in hemmungslosen Spektakeln dem aktuellen
Götzen zuzujubeln, der pompös durch die Straßen gekarrt
wird. Letztlich ist es doch immer nur der Fürst dieser Welt, der
von der breiten Masse angebetet und verherrlicht wird, mag auch seine
Maske, mag auch sein Repräsentant wechseln. Und wenn jemand
trotzdem irgendwann vor sich selbst nicht mehr länger verleugnen
kann, dass dieser zügellose Konsumrausch schlichtweg
schädlich ist und dass folglich auch Enthaltsamkeit, dass auch
Fasten zum erfüllten Leben gehört, dann versucht die
international tätige Karnevals-Firma ganz besonders energisch, die
guten Ansätze im Keim zu zerstören. Zwar führt diese
Firma auch noch immer eifrig das Wort "Fasten" im Mund, aber in
Wahrheit versucht sie nur, vom eigentlichen Fasten, von der
vernünftigen Enthaltsamkeit bei der Nahrungsaufnahme,
wegzuführen. So gab es 2007 eine Meldung (Focus 22.02.07):
"Karl Lehmann, hat die Deutschen mit Blick auf den drohenden
Klimawandel zum „Autofasten“ und damit zum Verzicht auf das Autofahren
aufgefordert. [...] „Nutzen wir die Fastenzeit, um auch durch das
‚Autofasten´ ganz persönlich einen Beitrag zur Verbesserung
des Klimas zu leisten." Soweit Lehmann. Der Themenkomplex "Abgase und
der sog. Klimawandel" ist dabei übrigens selbst ein Kapitel
für sich. Und wem sogar das "Autofasten" noch zuviel ist, für
den gibt's das SMS-Fasten: "Von Aschermittwoch, 25. Februar bis
Ostersonntag, 12. April 2009 erhalten SMS-Fastende täglich einen
Bibelvers auf´s Handy. [...] Bitte halten Sie neben Ihrer
Handy-Nummer die Daten Ihrer Kontoverbindung bereit. Von Ihrem Konto
werden wir dann eine Spende in der von Ihnen gewünschten
Höhe (mindestens 4,- €) abbuchen." Halten wir uns also von
dieser Firma fern. Halten wir uns von dem gottlosen Rausch fern,
stärken und schärfen wir unseren Geist, auch durch
Enthaltsamkeit, hören wir auf die Kirche, folgen wir dem Beispiel
Christi, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels.
Amen.
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