Predigt 24.05.2009
- Sonntag i.d. Oktav von Christi Himmelfahrt, sd; 1 Petr 4,7-11;
Joh 15,26f; 16,1-4 -
(Kirche zum Mitreden, 23.05.2009)
Youtube-Video: http://www.youtube.com/watch?v=yXb0DNgYglU
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Wörter: 1153
"Mit einem Ökumenischen Gottesdienst haben die Spitzen der Kirchen
und der Bundesregierung des 60- jährigen Bestehen der
Bundesrepublik gedacht. Im Berliner Dom trafen sich am Freitagmorgen
unter anderem Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie
Vertreter des Bundestages, der Länder und des diplomatischen
Corps. In ihren Predigten würdigten die Vertreter der Kirchen das
Grundgesetz als Fundament, auf dem die Bundesrepublik als Rechtsstaat
beruhe." So stand es am 22.05.2009 in einer deutschen Tageszeitung
(Berliner Morgenpost). O-Ton Angela Merkel: "Keine Frage, die
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist eine eindrucksvolle
Erfolgsgeschichte. Wir Deutschen haben allen Grund, uns über 60
Jahre Bundesrepublik Deutschland zu freuen und am 23. Mai gemeinsam
Geburtstag zu feiern." Soweit Merkel. Wenn lauter sog. "Spitzen" das
Hohelied auf die "Bundesrepublik" und ihr "Grundgesetz" singen, wer
könnte da nicht mit überschäumender Freude miteinstimmen
in den maßlosen Jubel? Vielleicht die 2.600 Angestellten der
bankrotten Kaufhauskette Hertie? Oder sonst jemand von den mehreren
Millionen Arbeitslosen? Aber nein - das alles ist für Merkel
"keine Frage". Zwar wurden in Brandenburg vor wenigen Tagen
Flugblätter verbreitet, auf dem ein Grabstein zu sehen ist mit der
Aufschrift: "BRD 1949 - 2009 - Es ruhet hier in diesem Grab ein ganz
erbärmlich feiger Staat". Aber um dieses Flugblatt darf sich
niemand Gedanken machen, schon deshalb nicht, weil die Polizei sofort
in mehreren Wohnungen Razzien durchgeführt und dabei mehrere
Computer und sonstige Unterlagen beschlagnahmt hat. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Verunglimpfung des Staates
(Berliner Morgenpost, 18.05.2009). Und weil die Autoren des Flugblattes
sowieso deutschfreundlich, d.h. im Mediendeutsch "rechtsextremistisch",
eingestellt sind, darf man ja sowieso nur Verachtung für die
Aktion empfinden. Wer könnte es angesichts solch triumphaler
Machtdemonstration noch wagen, trotz Merkels Machtwort "Keine Frage"
noch Fragen zu stellen: Fragen zum "Grundgesetz", Fragen zum
"Rechtsstaat", ja, auch Fragen, was denn von den angeblichen
"Vertretern der Kirchen" zu halten ist, die "das Grundgesetz als
Fundament, auf dem die Bundesrepublik als Rechtsstaat beruhe",
würdigten? Also: Was hat es überhaupt mit dem "Grundgesetz"
auf sich? Einer seiner Väter, SPD-Politiker Carlo
Schmid, Professor für Öffentliches Recht, erklärte
dazu in einer Parlamentsrede am 8. September 1948: "Wenn man die
Dokumente Nr. I und III liest, die die Militärbefehlshaber den
Ministerpräsidenten übergeben haben, dann erkennt man, dass
die Besatzungsmächte sich eine ganze Reihe von Sachgebieten und
Befugnissen in eigener oder in konkurrierender Zuständigkeit
vorbehalten haben. Es gibt fast mehr Einschränkungen der deutschen
Befugnisse in diesem Dokument Nr. I als Freigaben deutscher Befugnisse!
Die erste Einschränkung ist, dass uns für das Grundgesetz
bestimmte Inhalte auferlegt worden sind; weiter, dass wir das
Grundgesetz, nachdem wir es hier beraten und beschlossen haben, den
Besatzungsmächten zur Genehmigung werden vorlegen müssen.
[...] Die Besatzungsmächte haben sich das Recht vorbehalten, im
Falle von Notständen die Fülle der Gewalt wieder an sich zu
nehmen. [...] Die eigentliche Verfassung, die wir haben, ist auch heute
noch das geschriebene oder ungeschriebene Besatzungsstatut. [...] Wir
haben unter Bestätigung der alliierten Vorbehalte das Grundgesetz
zur Organisation der heute freigegebenen Hoheitsbefugnisse des
deutschen Volkes in einem Teile Deutschlands zu beraten und zu
beschließen. Wir haben nicht die Verfassung Deutschlands oder
Westdeutschlands zu machen." Soweit Prof. Schmid im Jahr 1948. Z.Th.
Rechtsstaat schrieb Karl Albrecht
Schachtschneider, Professor für Öffentliches Recht, im
Jahr 2007 in einem Zeitungsartikel (Welt, 27.03.2007): "Die Republik
ist keine Demokratie im freiheitlichen Sinne mehr. Sie ist kein
Rechtsstaat mehr, in dem durch Gewaltenteilung und Rechtsschutz die
Grundrechte gesichert sind. Sie ist kein Sozialstaat mehr, sondern
unselbstständiger Teil einer Region des globalen Kapitalismus."
Soweit Prof. Schachtschneider. Und selbst im Jahr 2009 hat Deutschland
noch keine Verfassung, noch nicht mal einen Friedensvertrag. Ist das
wirklich eine "eindrucksvolle Erfolgsgeschichte"? Und wie wohl
fühlen sich die Deutschen? Dabei gilt natürlich: "Man soll
die Stimmen wägen und nicht zählen; der Staat muss untergehn,
früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet"
(Schiller, Demetrius). Dementsprechend gegenstandslos ist das eifrig
beteuerte Wohlgefühl derer, die sich dauerhaft mit
Reizüberflutung o.ä. betäuben und ohnehin nicht Wahrheit
und Gerechtigkeit suchen, sondern nur den "Superstar" und das
"Topmodel". Und von denen, die nicht oder zumindest nicht erfolgreich
nur von Betäubung zu Betäubung torkeln, klagen
tatsächlich manche über Missstände aller Art:
Finanzkrise, Überwachungswahn, Justizwillkür usw. usf. Ist
das wirklich eine "eindrucksvolle Erfolgsgeschichte"? Wohlgemerkt:
Damit kratzt man gerade mal an der Oberfläche. Eine
Beschäftigung damit, was wirklich im Grundgesetz steht, was das
sog. "Bundesverfassungsgericht" entschieden hat und wie das ganze
speziell aus kirchlicher Perspektive zu bewerten ist, macht es noch
erheblicher schwerer, in den Jubel auf die BRD einzustimmen. Doch wie
kann es dann sein, dass "die Vertreter der Kirchen das Grundgesetz als
Fundament, auf dem die Bundesrepublik als Rechtsstaat beruhe", "in
ihren Predigten würdigten"? Dazu muss man wissen, was die wahre
Kirche ist und was es folglich mit den angeblichen "Vertretern der
Kirchen" auf sich hat. Was ist von einem Menschen zu halten, der
vorgibt, die Botschaft Christi zu verkünden, der aber in Wahrheit
die Botschaft Christi verzerrt und verleugnet?
So einem Menschen wird
man wohl auch zutrauen, dass er zum Jubel auf Grundgesetz und BRD
anfeuert, u.z. selbst dann, wenn die eindeutigen Fakten eine ganz
andere Sprache sprechen. Doch so belanglos auch der Auftritt der
angeblichen "Vertreter der Kirchen" gewesen sein mag: Hier zeigt sich
das entscheidende Problem ganz besonders deutlich. Das Kirchengebet am
heutigen Sonntag in der Oktav von Christi Himmelfahrt lautet:
"Allmächtiger, ewiger Gott, gib, daß wir mit unserem Willen
Dir stets ergeben seien und mit lauterem Herzen Deiner Majestät
dienen." Am Fest Christi Himmelfahrt ist der Gottmensch Jesus Christus
in die himmlische Herrlichkeit eingetreten. Er thront als König
zur Rechten des Vaters. Die Menschheit muss Gott, dem
Allmächtigen, stets ergeben sein und mit lauterem Herzen seiner
Majestät dienen. Dementsprechend lehrt Papst Leo XIII. in seiner
Enzyklika über die menschliche Freiheit (Libertas
praestantissimum, 20.06.1888): "Die Natur selbst belehrt uns, dass der
Staat den Bürgern die Mittel und Wege darbieten muss zu einem
sittlichen Leben, d.h. zu einem Leben nach Gottes Gesetzen, weil Gott
der Ursprung aller Sittlichkeit und Gerechtigkeit ist; es ist demnach
der größte Widerspruch, zu behaupten, der Staat habe sich um
diese Gesetze nicht zu kümmern, oder er dürfe sogar gegen sie
etwas bestimmen." Soweit der Papst. Wem es bereits egal ist, ob
irgendwelche Personen zu Recht oder zu Unrecht als "Vertreter der
Kirchen" bezeichnet werden, dem ist es wohl auch sonst egal, wie ein
"Leben nach Gottes Gesetzen" aussieht. Wer sich aber nicht Christus,
dem König der Könige, unterwirft, der versklavt sich an die
Welt. Dann braucht er sich auch nicht zu wundern, wenn die Welt zum
Teufel geht. Soviele Lügen auch über Deutschland und
über die Kirche immer und immer wieder erzählt werden, soviel
Propaganda auch betrieben wird, soviel Terror auch gegen jede
berechtigte Kritik angewendet wird - will man Deutschland wirklich
helfen, muss die Besinnung auf Gott erfolgen. Nennen wir
Missstände beim Namen - aber nennen wir auch die wirkliche
Lösung beim Namen, nämlich die Unterwerfung unter das
Königtum Christi. Führen wir ein Leben nach Gottes Gesetzen,
damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude mit Christus im
Himmel. Amen.
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