Predigt 27.05.2012
- Pfingstsonntag, d 1 cl, Apg 2,1-11; Joh 14,23-31 -
(Kirche zum Mitreden, 27.05.2012)
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Wörter: 1154
Im Katechismus für das Erzbistum Köln aus dem Jahre 1898
heißt es: (397) "Die Sünde ist eine freiwillige
Übertretung des göttlichen Gesetzes." (402) "Zu einer
Todsünde gehören diese drei Stücke: 1) eine wichtige
Sache; 2) klare Erkenntnis des Bösen; 3) volle Einwilligung"
[...] (404) "Die schweren Sünden werden auch Todsünden
genannt, weil man durch die schwere Sünde das
übernatürliche Leben der Seele, d.h. die heiligmachende
Gnade verliert und sich des ewigen Todes schuldig macht." (374)
"Außer den Geboten Gottes müssen wir auch die Gebote der
Kirche halten." (378) "Die Gebote der Kirche verpflichten streng,
d.h. unter einer schweren Sünde." (383) "Die Kirche gebietet
uns im dritten Gebote, die vorgeschriebenen Fast- und Abstinenztage
zu halten." So steht es also im katholischen Katechismus. Der
Samstag vor Pfingsten als Vigiltag und der Mittwoch, Freitag und
Samstag nach Pfingsten als Quatembertage sind im Deutschen Reich
Fasttage, der Freitag ist zusätzlich - so wie jeder Freitag -
ein Abstinenztag. Also wer an diesen Tagen zum Fasten bzw. zur
Abstinenz verpflichtet ist und diese Pflicht bewusst nicht
erfüllt, begeht eine Todsünde, d.h. er verliert die
heiligmachende Gnade und macht sich des ewigen Todes schuldig. Das
ist katholische Lehre. Aber darf man eigentlich annehmen, dass Gott
sich dafür interessiert, ob jemand die Fast- und
Abstinenzgebote hält? Kann es wirklich sein, dass man ewig im
Feuer der Hölle unausprechliche Qualen erleidet, nur weil man
am Freitag eine Salami gegessen hat oder weil man an einem Fasttag
sich mehr als einmal sattgegessen hat? Wie kommt die Kirche dazu,
solche Gebote zu erlassen? Und wie kommt die Kirche dazu, auch noch
zu behaupten, Gott müsste sich an das halten, was die Kirche
vorschreibt? Wenn die Kirche jemandem wegen einer Scheibe Salami das
ewige Feuer in Aussicht stellt, warum muss sich Gott dann diesem
rein kirchlichen Salami-Urteil unterwerfen und jemanden, der - von
einer einzigen Salamischeibe abgesehen - sonst ein vorbildlich
tugendhafter Katholik ist, zu ewigen Höllenqualen verdammen?
Wie kann man sich dermaßen an einer einzigen Salamischeibe
festbeißen? Und insbesondere beachte man doch bitte das
Pfingstfest: Im Katechismus heißt es dazu: (166) "Der Heilige
Geist ist der Kirche gesandt worden am Pfingsttage, als er in
Gestalt feuriger Zungen über die Apostel herabkam." Im ganzen
Pfingstbericht steht nirgends eine Silbe von Salamischeiben,
nirgends eine Silbe von einer Sättigung und zwei
Stärkungen, nirgends eine Silbe vom dritten Gebot der Kirche,
nirgends eine Silbe von Vigilfasten oder Quatemberfasten. Kurzum:
Schluss mit Kirchengeboten, und v.a. Schluss mit
Höllendrohungen. Fasten und sonstiger Verzicht, das mag sich
jeder selber aussuchen, so wie es ihm gerade passt, aber wehe, man
glaubt an oder predigt gar ein vorgeschriebenes Vigilfasten oder
Quatemberfasten. Der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat
- da haben Fasten- und Abstinenzvorschriften doch keinen Platz. Soll
man, muss man also die Salamischeibe auf die leichte Schulter
nehmen? Nun, betrachtet man die Sache einmal nüchtern, dann
wiegt die Salamischeibe doch weitaus mehr, als die Feinde der Kirche
es wahrhaben wollen. Es geht dabei nicht eigentlich um die Wurst. Es
geht darum, wie Gott die Schöpfung geordnet hat. Es geht hier
um die von Gott bestimmte natürliche und
übernatürliche Ordnung. Es geht darum, dass Gott eine
bestimmte Struktur in der Schöpfung wollte. Christus hat die
Kirche gestiftet. Machen wir uns das mit aller Deutlichkeit klar,
ganz besonders auch zum Pfingstfest. Christus hat die Kirche
gestiftet. Im Katechismus heißt es: (184) "Christus hat die
Stiftung der Kirche vollendet durch die Sendung des Heiligen
Geistes." Ein wahrer Jünger Christi ist immer auch ein wahres
Kind der Kirche. Paulus stellt fest, dass die Kirche "Säule und
Grundfeste der Wahrheit" ist (1 Tim 3,15). Und im Katechismus steht
auch: (376) "Das Recht, Gebote zu geben, hat die Kirche von Christus
selbst, der ihr die Vollmacht verliehen hat, die Gläubigen in
seinem Namen zu leiten und zu regieren." Man beachtet die
kirchlichen Gebote, darunter auch die Fastenvorschriften und
Abstinenzvorschriften, eben deshalb, weil man in der Kirche die
Stiftung Christi erkennt. Man anerkennt den göttlichen Willen,
dass die menschliche Gemeinschaft eine geordnete Gemeinschaft sein
soll. Die Gebote der Kirche sind nicht Hindernisse auf dem Weg zu
Gott, sondern Hilfen. Sie schaffen Orientierung. Sie erleichtern es,
in sein eigenes Leben Ordnung und Struktur zu bringen. Man erkennt
an, dass Gott Hirten für die Herde bestimmt hat. Machen wir uns
doch nichts vor: Wer die schrankenlose "Freiheit eines
Christenmenschen" fordert, der gleitet leicht in völlig
verworrene Ideologien ab. Heute mag man sich nur an den
Fastenvorschriften und Abstinenzvorschriften stören. Aber woran
stört man sich morgen? An dem unbedingten Verbot der Lüge?
Am Verbot des Ehebruchs? Am Verbot der Homosexualität? Und
woran stört man sich dann übermorgen? Wie weit soll die
"Freiheit eines Christenmenschen" eigentlich gehen? Angenommen, man
zimmert sich selbst irgendwelche Vorschriften zusammen, etwa was das
Fasten betrifft. Denn eines wird man nicht leicht bestreiten
können, dass auch im Neuen Testament auch das Fasten immer
wieder empfohlen wird. Was aber, wenn das Fasten nur noch nach Lust
und Laune geübt wird? Soll man, darf man ein schlechtes
Gewissen haben, wenn man permanent auf jede Übung des Fastens
oder der Abstinenz verzichtet? Entspricht es nicht gerade der
menschlichen Natur, dass auch hier Ordnung herrscht? Ist es dann
nicht auch naheliegend, dass in der übernatürlichen
Ordnung, in der christlichen Lebensführung feste Akzente
gesetzt werden?
Es ist naturgemäß, es ist sinnvoll, es ist heilsam, dass
es diese Gebote der Kirche gibt. Man sieht die Kirche als das, was
sie ist, nämlich als Stiftung Christi, als Mittel des Heiles.
Es kann daher nicht erstaunen, dass die Feinde Christi ausgerechnet
an den Fastenvorschriften und Abstinenzvorschriften herumschrauben.
In einer international tätigen Firma, deren derzeitiges
sichtbares Oberhaupt Joseph Ratzinger heißt und der sich den
Spitznamen "Benedikt XVI." zugelegt hat, haben Fasten und Abstinenz
dementsprechend praktisch keinerlei Bedeutung. Von Vigiltagen und
Quatembertagen weiß man da praktisch nichts, von
Fleischverzicht am Freitag ist dort gar keine Rede, und zum
absurdesten gehört die dortige sog. "Fastenzeit", in der jeder
frei nach Lust und Laune irgendwie "fasten" soll. Z.B. "fastet" man
dort, wenn man sich eine SMS schicken lässt oder wenn man etwas
weniger Auto fährt. Die Früchte dieses Firmenkonzepts sind
nicht zu leugnen. Man schaue ganz nüchtern, wie in dieser Firma
mit dem Verbot der Lüge, mit dem Verbot des Ehebruchs, mit dem
Verbot der Homosexualität usw. umgesprungen wird. Kein Wunder
dann, dass laut dieser Firma nichtkatholische Gemeinschaften "Mittel
des Heiles" sein sollen (UR 1,3). Diese "Freiheit" mündet in
einer Versklavung an die Gottlosigkeit. Und für diese
gebündelte gezielte Gottlosigkeit, für diese
"Los-von-Gott"-Bewegung, hat die Firma auch eine besondere
Bezeichnung bestimmt. Dieser große Glaubensabfall ist nach
ihrer eigenen Wortwahl ein "neues
Pfingsten". Dieses "neue Pfingsten" ist das Pfingsten ohne
Gott, das Pfingsten gegen den Heiligen Geist. Also tun wir die
Gebote der Kirche nicht leichtfertig ab. Danken wir Gott, dass er
uns durch die Kirche leitet. Halten wir deshalb auch gerne und mit
allem nötigen Ernst die Gebote der Kirche. Stehen wir treu zur
Säule und Grundfeste der Wahrheit, damit wir dereinst teilhaben
an der ewigen Freude des Himmels. Amen.
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