Vatikanum 2 - Konzil oder Revolution?

- Pressemeldung: Handreichung zur Debatte um das sog. "Zweite Vatikanische Konzil" -
(Kirche zum Mitreden, 20.07.2015)
"Zweites Vatikanum - War es wirklich eine Revolution?" So titelte zeit.de am 19.10.2012 zur Frage, ob das sog. "Zweite Vatikanische Konzil" (V2) ein "Umbruch", ein "Reformkonzil" gewesen sei. Der Zeit-Artikel erschien 50 Jahre nach V2-Beginn (11.10.1962), und der V2-Abschluss (08.12.1965) hat bald ebenfalls goldenes Jubiläum. Im Zeit-Artikel wird die Revolutionsfrage von Johanna Rahner triumphalistisch positiv beantwortet: "Das Konzil war ein Umbruch. Es öffnete die Kirche für eine neue Zeit und die Freiheit. Kein Zwang in Glaubensdingen! [...] Antimodern oder antidemokratisch zu sein ist keine tolerierbare religiöse Attitüde mehr, sondern ein Irrtum! Erst die Schleifung dieser Bastionen ermöglicht das Wagnis einer offenen, dialogischen Existenz.". Kurz: Wahrheit darf es gar nicht geben. Denn Wahrheit "zwingt" immer und unerbittlich. Die "Kirche vor dem Konzil" war also gem. Rahner objektiv ein Gefängnis, in dem die Katholiken ungerecht, "nicht tolerierbar" eingesperrt waren. Aber dank V2 sind die Katholiken nun endlich "frei" von diesem "Zwang" zur Wahrheit und "offen" für den "Dialog". Norbert Lüdecke hingegen behauptet, V2 stünde in der katholischen Tradition: "Auch bei einem Konzil hat der Papst das Sagen. Reformen erlaubt nur er. Das Reformkonzil ist also ein Mythos.!" Und Lüdecke "begründet" diese angebliche Traditionstreue von V2 so: "Jedes Konzil ist rechtlich in der Hand des Papstes. Alle konziliaren Dokumente sind von seinem Primat durchwirkt. Inhaltlich sind sie in einen sakrosankten Rahmen göttlicher Vorgaben gespannt. Hierzu gehört, dass Christi einzige Kirche als Heilsanstalt vom Papst und seinen Bischöfen geleitet wird und dass es in dieser Kirche mit Klerikern und Laien zwei Sorten von Menschen gibt." Man bedenke Lüdeckes Kernbegriffe zum "sakrosankten Rahmen": a) "Christi einzige Kirche" ist b) "Heilsanstalt". Zum Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche später mehr. Der Zeit-Artikel erschöpft sich jedenfalls in diesen beiden pro- resp. contra-Kommentaren, d.h. er beantwortet die gestellte Frage nicht abschließend.
Deutlicher war da z.B. Anton Holzer in seinem Vortrag v. 05.12.1976: "Die Revolution des 2. Vatikanischen Konzils" (Text: Karl und Ilse Haselböck (Hgg.), "Freude an der Wahrheit" Nr. 35): "Nun, jeder, der nicht mit Blindheit geschlagen oder verblendet ist, der kann und muß feststellen, daß seit dem 2. Vatikanischen Konzil und durch das 2. Vatikanische Konzil vieles in der Kirche verändert worden ist, und zwar verändert worden in einem Sinn, der bisher in der katholischen Kirche als umöglich galt, ja sogar ausdrücklich vom Lehramt der Kirche verboten war. [...] Ich erinnere an das Wort von Kardinal Suenens. das 2. Vatikanische Konzils stelle das (17)89 der Kirche dar: er vergleicht es also mit der Französischen Revolution; der Dominikaner Yves Congar vergleicht es sogar mit der Russischen Oktoberrevolution; und schon früher als beide hat der Tübinger Theologe Hans Küng erklärt, das 2. Vatikanische Konzil stelle eine Wende um 180 Grad dar. Das 2. Vatikanische Konzil brachte also nach dem Eingeständnis seiner Anhänger (ja, ich möchte sagen: seiner Lobhudler) eine Revolution, eine Umwälzung, und zwar nicht erst in den nachfolgenden Reformen, sondern bereits in seinen eigenen Dokumenten und Dekreten, in denen diese Reformen wurzeln" (S. 3). Man denke auch an das Bekenntnis von Joseph Ratzinger, dem späteren V2-"Papst Benedikt XVI.", dass V2 ein "Gegensyllabus" ist: Eine "Sammlung" kirchlich verurteilter Irrlehren wie der "Syllabus" von Papst Pius IX. hat in V2-Gruppe keinen Platz. Mit der schon von Angelo Roncalli ("Papst Johannes XXIII.") beschlossenen Abschaffung von Verurteilungen werden Irrtümer in ihrer Ausbreitung eben nicht bekämpft, d.h. sie können sich ungehemmt verbreiten, weil jeder V2-"Theologe" hemmungslos Häresien verbreitet. V2-Angehörige sind, d.h. haben sich, schutzlos allen Häresien ausgeliefert. Holzer zitiert gegen Ende seines Vortrags auch Giovanni Battista Montini, der als sog. "Papst Paul VI." den "Kult des Menschen" als Wesenszug seiner V2-"Kirche" propagiert. Holzer kommentiert abschließend: "In der Begegnung vom Kult Gottes und dem Kult des Menschen, von Christentum und Widerchristentum, hat sich also das 2. Vatikanische Konzil auf die Seite des Widerchrist geschlagen. Wenn das keine Revolution ist - dann gibt es überhaupt keine."
Holzer erinnert u.a. daran, dass in den V2-Texten auch nichtkatholische Gemeinschaften als "Kirchen" bezeichnet werden: »Und das Ökumenismus-Dekret des Konzils erklärt sogar ausdrücklich, daß diese Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften "nicht ohne Bedetung und Gewicht im Geheimnis des Heiles" sind. Denn "Christus hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heils zu gebrauchen." Das bedeutet: nicht mehr die katholischen Kirche ist das einzige Mittel des Heils, und deswegen heilsnotwendig, sondern auch die anderen sind es. [...] Die Heilsnotwendigkeit der Kirche ist eine leere Formel, denn alle anderen 'religiösen Formationen' vermitteln auch Heil. Diese neue Auffassung (sie ist eine Häresie, die von der Kirche bereits verurteilt ist) hat Folgen für den 'Ökumenismus', besonders im Hinblick auf die Sakramentengemeinschaft« (S. 18f).
Tatsächlich: Die V2-Texte sind absolut unmissverständlich selbst häretisch. Der von Holzer angeführte Abschnitt im Ökumenismus-Dekret "Unitatis Redintegratio" (3) lautet vollständig: "Ebenso sind diese getrennten Kirchen (19) und Gemeinschaften trotz der Mängel, die ihnen nach unserem Glauben anhaften, nicht ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen, deren Wirksamkeit sich von der der katholischen Kirche anvertrauten Fülle der Gnade und Wahrheit herleitet." Klipp und klar: Laut V2 sind nichtkatholische Gemeinschaften "Mittel des Heiles" (media salutis) - eine unleugbare, durch nichts zu rechtfertigende Häresie! Ergo: Jeder, der sich zu V2 bekennt, und sei es auch bloß durch eine eingetragene V2-Mitgliedschaft, leugnet das Dogma von der *Heiligkeit* der Kirche. Es geht hier nicht um die Frage bzgl. häretischer Hirten oder gar eines "papa haereticus". Sondern es geht darum, dass die V2-Gruppe eben nicht die gem. Dogma wesentlichen Merkmale der katholischen Kirche besitzt: einig, heilig, katholisch und apostolisch.
Also war V2 eine "Revolution in der Kirche"? Ganz klar und unleugbar: Nein. Es war stattdessen eine Revolution *gegen* die Kirche. Der von Norbert Lüdecke beschworene "sakrosankte Rahmen" von "Christi einziger Kirche" als "Heilsanstalt" wurde schlichtweg vollkommen verlassen. Franzosen und Russen blieben trotz der Revolutionen Franzosen und Russen. Aber durch die Revolte gegen die Wahrheit, und sei es auch nur durch bloß formale Zugehörigkeit zur V2-Gruppe, hört jeder Katholik schlichtweg auf, Katholik zu sein. Denn die V2-Gruppe ist nicht die katholische Kirche, d.h. die "Säule und Grundfeste der Wahrheit" (1 Tim 3,15). Häretiker machen nicht die Kirche häretisch, sondern sie verlieren ihre kirchliche Mitgliedschaft.
Und zur Tragweite und eigentlichen Bedeutung einer Häresie s. die auch von Holzer zitierte Enzyklika "Satis Cognitum" von Papst Leo XIII.: "Wer die geoffenbarten Wahrheiten auch nur in einem einzigen Punkte leugnet, der streift in Wirklichkeit den Glauben ganz ab, da er sich weigert, Gott als die höchste Wahrheit und als den eigentlichen Beweggrund des Glaubens zu achten."

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