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    25.03.2019 - Predigt 31.03.2019 (4. Fastensonntag) - Privatoffenbarungen

    "Zuvörderst besteht die Pflicht, die zu einem christlichen Leben nötigen Kenntnisse zu erwerben. Der zarte religiöse Trieb und die Tatsache der religiösen Anlage 'verlangen' [O-Ton: erheischen] die entsprechende intellektuelle Ausbildung; ohne Religion ist wahre und volle Bildung undenkbar, und ohne religiöse Bildung ist der Kampf gegen die Versuchung aussichtslos ... Das Streben nach Wissen kann sündhaft sein mit Rücksicht auf Motiv (Eitelkeit), Zweck (Mißbrauch zur Sünde ...), oder Art und Weise (abergläubische Mittel, ... Bevorzugung des weniger Nützlichen gegenüber dem Notwendigen ...) ... Die an sich läßliche Sünde der Neugier kann nach Objekt, Zweck und Mitteln zur schweren werden." Dies steht in einem Lehrbuch für katholische Moraltheologie (Schilling 202f). Wie steht es heute um die christliche Bildung? Wie steht es heute um die nötigen Kenntnisse der christlichen Lehre? In einem Berufsnetzwerk hatte ich den Begriff Erbsünde erwähnt. Daraufhin schrieb eine promovierte Akademikerin: "Was zum Teufel ist Erbsünde." Und öfters erwähne ich meine Umfrage über das Thema Dogma und Häresie. In einer ausdrücklich christlichen Gruppe kamen darauf Antworten wie: "Ich verstehe die Frage nicht", oder "seid ihr sicher ihr habt alle unverständlichen fremdworte ausgegraben und eingeflochten? ... lach". Es ist bereits katastrophal, dass Begriffe wie Erbsünde, Dogma und Häresie anscheinend noch nicht einmal bekannt sind, geschweige denn inhaltlich richtig eingeordnet werden können - wohlgemerkt von Erwachsenen, von Akademikern in diesem unserem Lande. Und obendrein ist den Leuten ihre Unwissenheit anscheinend gar nicht peinlich, ganz im Gegenteil: Ggf. verspotten sie sogar noch denjenigen, der religiöse Kenntnisse besitzt. Und sie verbringen ihre kostbare Zeit lieber damit, sich öffentlich mit ihrer Unwissenheit zu blamieren und sogar religiöse Bildung zu kritisieren, anstatt in einem Bruchteil dieser Zeit ihre Bildungslücken zu schließen. Hier greift sicherlich das, wovor der Moraltheologe warnt: Die "Bevorzugung des weniger Nützlichen gegenüber dem Notwendigen" in der Wissensbildung: Viele gieren nach "Neuem". Der ganze Klatsch und Tratsch in unzähligen Illustrierten, Blogs, Foren usw.: Aber welchen Nutzen hat man denn davon, wenn man über die Privatsphäre irgendwelcher sog. "Promis" Bescheid weiß? Oder über Peinlichkeiten und Schamlosigkeiten in Dschungelcamps und Containern? Und dabei ist die ungeheuerliche Seuche der Gerüchte, der Lügen und insbesondere der Verleumdungen, ggf. des gezielten oder sogar des unkritischen Rufmords noch gar nicht berücksichtigt. Derselbe Moraltheologe warnt in Bezug auf die gefährliche Neugier ganz speziell vor Leichtfertigkeit bei sog. "Privatoffenbarungen". Er schreibt: "Sündhaft ist die verschuldete Unwissenheit hinsichtlich der erforderlichen Glaubenskenntnisse ... Desgleichen ist sündhaft und bei bedeutendem Ärgernis oder anderweitigen bedeutenden Folgen schwer sündhaft das prüfungslose Hinnehmen unbegründeter Meinungen, von Privatoffenbarungen (1 Joh 4,1), da der Glaube ein erleuchteter, des Grundes bewußter sein muß" (232). Überall schwirren irgendwelche angeblichen Privatoffenbarungen herum. Und wer dagegen an die katholische Lehre erinnert, der wird bisweilen einfach abgelehnt und ggf. verleumdet. Manche halten rücksichtslos an fragwürdigen und falschen Botschaften fest und verbreiten diese rücksichtslos, während sie rücksichtslos den verleumden, der an die kirchliche Lehre erinnert.
    Bei der Masse an herumschwirrenden angeblichen Privatoffenbarungen erscheint eine ausführliche Würdigung jeder einzelnen unmöglich. Zumindest sind alle solche Privatoffenbarungen sofort klar zu verurteilen, in denen eine antichristliche Sekte als katholische Kirche ausgegeben wird. Zudem einige konkrete Anmerkungen: Erstens zu Lourdes: Am 11. Februar feiert die katholische Kirche das "Fest der Erscheinung der unbefleckten Jungfrau Maria". Im Schott steht dazu: "Dieses Fest, von Pius X. im Jahre 1907 für die ganze Kirche vorgeschrieben, wird zur Erinnerung an die erstmalige Erscheinung Mariä zu Lourdes (11. Februar 1858) gefeiert." Derselbe Papst Pius X. hat in demselben Jahr 1907 in einem Dekret (Lamentabili) den Satz zurückgewiesen: "Die Offenbarung als Gegenstand des katholischen Glaubens war mit den Aposteln nicht vollendet." Also die Offenbarung, soweit es die unfehlbaren Glaubenssätze betrifft, ist mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen. Zwar kann es Privatoffenbarungen auch später noch geben, aber sie fügen keine neuen Glaubenswahrheiten mehr hinzu. Und die Lesungen im römischen Breviergebet zum Lourdesfest berichten von der Vorsicht, von der Sorgfalt bei der Prüfung, ob in der Lourdes-Grotte wirklich die Gottesmutter erschienen ist. Es wird berichtet von der Angst der Bernadette, dass ein teuflischer Betrug vorliegt, weswegen Bernadette Weihwasser gegen die Erscheinung schüttet. Denn schon Paulus schreibt bei seiner Warnung vor den Lügenaposteln, den hinterlistigen Arbeitern, die sich als Apostel Christi ausgeben: "Der Satan selbst gibt sich als Engel des Lichts aus" (2 Kor 11,14). Bereits von der Heiligen Schrift als solcher wissen wir nur durch die Autorität der Kirche, denn das kirchliche Lehramt hat bestimmt, welche Texte zur Bibel gehören. Wenn das kirchliche Lehramt eine Privatoffenbarung anerkennt, dann sagt es damit, dass darin keine antikatholischen Aussagen enthalten sind. Und selbst dann besteht keine allgemeine schwere Glaubenspflicht. Und wenn uns zu einer Privatoffenbarung keine Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes vorliegen, dann seien wir vorsichtig und zurückhaltend mit der Anerkennung und erst recht mit der Verbreitung. Zweitens zu Fatima. Besonders eifrig diskutiert wird das dritte Geheimnis von Fatima, warum es erst so spät veröffentlicht wurde, ob es überhaupt richtig veröffentlicht wurde usw. Das ist diese gefährliche Neugier, die viel kostbare Zeit und Energie dafür verschwendet, unbeantwortbare Fragen zu beantworten. Hingegen für die Offenbarung als Gegenstand des katholischen Glaubens interessiert man sich kaum bis gar nicht. Man will eigentlich nicht die klare kirchliche Lehre, sondern man ist stattdessen fasziniert vom Herumfischen im Trüben, von lähmenden Spekulationen, womöglich getrieben von einer Gier nach irgendwelchen Sensationen, die zwar geoffenbart, aber von der Kirche verheimlicht wurden. Das kirchliche Lehramt erscheint dann letztlich nicht als Garant für die Unfehlbarkeit, sondern ganz im Gegenteil als Unterdrücker und Zerstörer des Glaubens. Nochmals: Nur durch die Kirche wissen wir überhaupt von der Heiligen Schrift. Nur durch die Kirche wissen wir, was unfehlbare Lehre ist und was nicht. Nur wenn wir an allen unfehlbaren Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes festhalten, nur dann halten wir an der Wahrheit fest. Nicht der Streit um Privatoffenbarungen, sondern die Dogmen der Kirche sind wirklich fester Halt. Hüten wir uns vor jeglichem prüfungslosen Hinnehmen unbegründeter Meinungen. Hüten wir uns vor jeglicher unbegründeter Kritik an denen, die auf das kirchliche Lehramt verweisen. Bilden wir unseren Verstand und bilden wir unsere Glaubenskenntnis. Orientieren wir uns immer an der unfehlbaren Lehre der Kirche, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.

    25.03.2019 - Privatoffenbarungen und Kirche - Pressemeldung
    "Warum verbarg der Vatikan die Prophezeiung Marias?" So titelte welt.de am 13.07.2017. "Papst Franziskus in Fatima: Die mysteriösen Prophezeiungen hinter seinem Besuch". So titelten merkur.de am 14.05.17. "Film zum Geheimnis von Fatima". So titelte donaukurier.de zuletzt am 31.01.2019. Also die Fatima-Erscheinungen sind bis heute ein beliebtes Thema in den Medien. Welche Bedeutung haben Privatoffenbarungen für Katholiken?
    Zunächst gilt: "Die Approbation von Privatoffenbarungen seitens der Kirche besagt nur, daß sie nichts gegen den Glauben und die guten Sitten enthalten. Wer sie leugnet, weil er nicht überzeugt ist, daß sie von Gott stammen, sündigt niemals schwer" (H. Jone, Katholische Moraltheologie, Paderborn 1936, 93). Es besteht also für die Allgemeinheit gar keine schwere Pflicht, sich überhaupt mit Privatoffenbarungen zu beschäftigen.
    Denn die Offenbarung, soweit es die unfehlbaren Glaubenssätze betrifft, ist mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen. Papst Pius X. hat im Jahr 1907 in einem Dekret (Lamentabili) den Satz zurückgewiesen: "Die Offenbarung als Gegenstand des katholischen Glaubens war mit den Aposteln nicht vollendet."  Zu einem Dogma, d.h. zu einem unfehlbarem Glaubenssatz, gehören wesentlich zwei Elemente: Die jeweilige Aussage muss vom kirchlichen Lehramt als unfehlbare Lehre zu glauben vorgelegt werden, und sie muss auch bereits in der Offenbarung enthalten sein. Es gibt zwei Quellen der Offenbarung, i.e. die schriftliche (Bibel) und die mündliche (Tradition) - also die, die mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist. Übrigens hat derselbe Papst Pius X. in demselben Jahr 1907 ein Fest für einen anderen weltbekannten Wallfahrtsort eingeführt, i.e. das "Fest der Erscheinung der unbefleckten Jungfrau Maria". Im Schott steht dazu: "Dieses Fest, von Pius X. im Jahre 1907 für die ganze Kirche vorgeschrieben, wird zur Erinnerung an die erstmalige Erscheinung Mariä zu Lourdes (11. Februar 1858) gefeiert." Zwar kann es Privatoffenbarungen auch später noch geben, aber sie fügen keine neuen Glaubenswahrheiten mehr hinzu. Und die Lesungen im römischen Breviergebet zum Lourdesfest berichten von der Vorsicht, von der Sorgfalt bei der Prüfung, ob in der Lourdes-Grotte wirklich die Gottesmutter erschienen ist. Es wird berichtet von der Angst der Bernadette, dass ein teuflischer Betrug vorliegt, weswegen Bernadette Weihwasser gegen die Erscheinung schüttet.
    Konkret zu Fatima wird in Zeitungsartikeln, Foren, Blogs etc. besonders eifrig über das dritte Geheimnis von Fatima diskutiert: Warum wurde es erst so spät veröffentlicht?  Wurde es überhaupt richtig veröffentlicht? Was wird in Wahrheit darin geoffenbart?
    Die umfangreiche Beschäftigung mit derlei Fragen ist sehr problematisch. Denn eine klare Antwort darauf wird man - jedenfalls durch Diskussionen - nicht erhalten. Angesichts der doch sehr eingeschränkten Wichtigkeit von Privatoffenbarungen für die Allgemeinheit erscheint eine intensive Beschäftigung ohnehin unangebracht. Und v.a. wird hier Neugier entfacht und unterstützt, wobei die Kirche mit ihrer Geheimhaltung des Geheimnisses als Unterdrücker, wenn nicht gar Zerstörer des Glaubens erscheint. Es werden Ideen gezüchtet wie: "Maria prophezeit etwas, und der Vatikan hält es geheim!" "Der Vatikan verschweigt der Menschheit etwas!"
    Die Zeit, die man mit Diskussionen über Fatima o.ä. verbringt, fehlt natürlich dafür, um sich über die katholischen Glaubensinhalte zu informieren. Und wie es um die Bildung in religiösen Dingen allgemein bestellt ist, zeigen Umfragen, bei denen die Befragten Begriffe erklären müssen wie "Pfingsten", "Unbefleckte Empfängnis" oder "Wesensverwandlung". Und erst recht die permanenten Debatten über Themen wie Zölibat, Frauenpriestertum und Homosexualität unterstreichen, dass sogar vielen Erwachsenen eine solide religiöse Grundkenntnis fehlt.
    Hauptsache ist es, für eine christliche Allgemeinbildung zu sorgen. Eine ungeordnete Beschäftigung mit Privatoffenbarungen kann dabei hinderlich sein. Cf. O. Schilling, Grundriss der Moraltheologie, Freiburg (2)1949, 232: "Sündhaft ist die verschuldete Unwissenheit hinsichtlich der erforderlichen Glaubenskenntnisse ... Desgleichen ist sündhaft und bei bedeutendem Ärgernis oder anderweitigen bedeutenden Folgen schwer sündhaft das prüfungslose Hinnehmen unbegründeter Meinungen, von Privatoffenbarungen (1 Joh 4,1), da der Glaube ein erleuchteter, des Grundes bewußter sein muß."

    25.03.2019 - Kommentar von Dr. Esther Lingen
    In dem verzweifelten und aussichtslosen Versuch, vor der nun einmal unausweichlichen Wahrheit davonzulaufen, klammern sich viele angebliche Traditionalisten sehr gerne an absolut bescheuerte Privatoffenbarungen. "Die Mutter Gottes hat mir erzählt..." Ja, natürlich! Ja, dann! Dann kann ja gar nichts schiefgehen! Warum kleben diese Leute nur derart mit Vorliebe an der Unwahrheit? Ist der Irrtum so schön? Alles ist ihnen lieber, als das Richtige zu tun. Wie trotzige, verdrießliche, kleine Kinder, die den wohlmeinenden Erwachsenen zum Dank noch die Zunge herausstrecken! Albern, unreif und schlimm!