Video v. 07.04.2018
      Taufe - Erbsünde - Monogenismus - Polygenismus
      
    
Predigt Weißer Sonntag 2018
        Im Schott Messbuch heißt es einleitend zum Weißen
      Sonntag: »Der heutige Tag führt den Namen ... Sonntag der
      (abgelegten oder abzulegenden) weißen Gewänder". Die weißen
      Taufkleider, die seit Karsamstag von den Täuflingen getragen
      wurden, wurden am gestrigen (in manchen Kirchen am heutigen) Tage
      wieder abgelegt ... Den hl. Pankratius ehrte man in Rom als einen
      Martyrer, der schon mit vierzehn Jahren seinen Glauben und
      Taufschwur mit dem eigenen Blute mutig besiegelte. Schon in den
      Zeiten Gregors des Großen (gest. 604) galt Pankratius als heiliger
      Hüter der Eidestreue. Die Neugetauften stellen heute das Gelöbnis,
      Christus anzugehören, unter seinen Schutz und verpflichten sich
      feierlich zu unwandelbaren Treue gegen Christus und sein Gebot."
      Soweit der Schott. Und der Katechismus (Fulda Nr. 202) lehrt: "Die
      Taufe tilgt alle Sünden und Sündenstrafen und bringt das
      übernatürliche Leben und helfende Gnaden, um es zu bewahren. Vor
      allem wird die Erbsünde in der Taufe getilgt." Konkret zur
      Erbsünde heißt es im Katechismus (ebd. 36): "Alle Menschen erben
      von Adam die Sünde und ihre schlimmen Folgen. ... Diese Sünde
      heißt Erbsünde. Sie besteht darin, daß wir alle zur Welt kommen
      ohne die heiligmachende Gnade, die wir nach Gottes Absicht von
      Adam erben sollten. ... Zu den Folgen, die wir mit der Erbsünde
      von Adam erben, gehört die böse Begierlichkeit." Es ist ein Dogma,
      d.h. eine von Gott geoffenbarte und von der Kirche unfehlbar mit
      Glaubensverpflichtung vorgelegte Lehre, dass die Erbsünde eine
      wirkliche Sünde ist, und dass diese Sünde eben die durch
      Fortpflanzung sich vererbende Sünde Adams ist. Im 19. Jh.
      allerdings entwickelte Charles Darwin seine "Evolutionstheorie",
      und manche glauben sogar heute noch, dass der Mensch vom Affen
      abstammt, obwohl die Kirche auf einige Fragwürdigkeiten dieser
      Affentheorie hingewiesen hat. Es gibt außerdem eine Theorie, dass
      das Menschengeschlecht nicht nur von einem, sondern von mehreren
      Stammeltern oder Stammvätern abstammt. Bei nur einem Stammvater
      spricht man vom Monogenismus, bei mehreren Stammvätern vom
      Polygenismus. Und genau zu diesem Polygenismus hat Papst Pius XII.
      i.J. 1950 erklärt (Humani generis): "es ist nicht ersichtlich, wie
      eine derartige Meinung in Einklang gebracht werden kann mit dem,
      was die Quellen der geoffenbarten Wahrheit und die Dokumente des
      Lehramtes der Kirche vorlegen über die Erbsünde, die aus der
      Sünde, die wahrhaft von dem einen Adam begangen wurde, hervorgeht,
      und die durch Abstammung auf alle übergegangen ist, und jedem
      einzelnen als eigen innewohnt" (DS 3897). Eine wichtige
      Offenbarungsquelle zur Erbsünde sind die Ausführungen von Paulus
      im Römerbrief.
      Aber dann kam das sog. "Zweite Vatikanische Konzil". Eine Frucht
      des "Konzils" war das "Lexikon der katholischen Dogmatik" (W.
      Beinert), und gem. diesem Lexikon »liegen Begriffe wie "geerbte
      Schuld", "Erbstrafe", "Erbtod", "Verhängnis", "radikal verdorbene
      Menschennatur" außerhalb des paulinischen Denkens. Entscheidend
      ist, daß zum gottwidrigen Zustand der Menschheit der "eine Mensch"
      Adam ebenso beiträgt, wie alle Menschen beitragen, und daß Sünden
      und Sündenfolgen sich gleichsam zusammenballen, um deren Existenz
      zu belasten. ... Entscheidend prägt Augustinus die Erbsündenlehre.
      Nach ihm wird die Erbsünde durch den mit Lust verbundenen
      Zeugungsakt übertragen; damit werden alle Menschen zu Schuldigen
      und zu verdammungswürdigen Sündern. ... Das Lehramt hat viele,
      aber keineswegs alle Momente der augustinischen Erbsündenlehre
      übernommen. Die Synode von Karthago (418) verwarf die Meinungen,
      a) der Tod Adams habe nichts mit einer Strafe für seine Sünden zu
      tun (DS 222), b) die Neugeborenen hätten keine Sünde und bedürften
      nicht der Taufe zur Sündenvergebung (DS 223) ... Die heutige
      Dogmatik distanziert sich dezidiert von den Theorien Augustins.
      Sie betont ebenso das Faktum einer allgemeinen Sündigkeit wie auch
      unter Berufung auf das Vaticanum II (LG 16; NA 13 37) den
      umfassenden Heilsplan Gottes zusammen mit der menschlichen
      Verantwortung" ... Die Mehrzahl der Theologen sieht heute in der
      Frage Monogenismus - Polygenismus kein theologisches, sondern ein
      empirisch oder auch philosophisch (K. Rahner) zu lösendes Problem.
      Weder die Erbsünde noch die theologische Einheit der Menschheit
      ist untrennbar mit dem Monogenismus verbunden." (122f. 380).
      Soweit das Lexikon. Leute, die öffentlich als "katholisch"
      firmieren, distanzieren sich dezidiert, d.h. nehmen ganz bestimmt
      und entschieden Abstand von Aussagen, die vom kirchlichen Lehramt
      vorgelegt worden sind. Namentlich die päpstliche Zurückweisung des
      Polygenismus wird ganz offen von nahezu allen diesen sog.
      Katholiken für falsch erklärt. Diese Vatikanum-2-Gruppe äußert
      sich auch in ihrem sog. "Katholischen Erwachsenen-Katechismus" zur
      Erbsünde: "Eine erste Schwierigkeit besteht darin, daß heute viele
      Wissenschaftler annehmen, am Anfang der Menschheitsgeschichte
      stehe nicht nur ein einziges Menschenpaar (Monogenismus), das
      menschliche Leben habe sich im Prozeß der Evolution vielmehr etwa
      gleichzeitig an mehreren Stellen herausgebildet (Polygenismus
      ...). Das kirchliche Lehramt vertrat demgegenüber die Überzeugung,
      es sei nicht ersichtlich, wie die letztere Meinung mit der Lehre
      von der Ur- und Erbsünde vereinbar sei (vgl. DS 3897; NR 363). ...
      Die Schwierigkeiten lösen sich, wenn wir das individualistische
      Menschenbild, das hinter dem Einwand steht, aufgeben und uns auf
      die Solidarität aller Menschen besinnen: Keiner fängt ja jemals
      ganz von vorne an, keiner beginnt gleichsam am Punkt Null. Jeder
      ist zuinnerst durch seine eigene Lebensgeschichte, die Geschichte
      seiner Familie, seines Volkes, seiner Kultur, ja der ganzen
      Menschheit geprägt. Dabei findet er eine Situation vor, die durch
      Schuld bestimmt ist. Wir werden in eine Gesellschaft
      hineingeboren, in der Egoismus, Vorurteile, Ungerechtigkeit,
      Unwahrhaftigkeit herrschen. Das prägt uns nicht nur im Sinn eines
      äußerlichen schlechten Beispiels, das bestimmt unsere
      Wirklichkeit. Denn keiner lebt für sich; alles, was wir sind, sind
      wir mit anderen zusammen. So wohnt die allgemeine Sündhaftigkeit
      allen inne; sie ist jedem zu eigen. Unsere Sünde wirkt wieder auf
      die anderen ein. Es gibt also ein Netz gemeinsamer
      Schuldverstrickung und einer allgemeinen Solidarität in der Sünde,
      aus der sich keiner lösen kann" (133f). Zum Vergleich die
      unfehlbaren Lehrsätze des Konzils von Trient: "Wenn jemand
      behauptet, daß Adams Übertretung nur ihm allein und nicht auch
      seiner Nachkommenschaft geschadet habe, und daß er die von Gott
      empfangene Heiligkeit und Gerechtigkeit, die er verloren hatte,
      für sich allein und nicht auch für uns verloren habe; oder daß
      Adam, nachdem er durch die Sünde des Ungehorsams verunreinigt war,
      nur den Tod und die Strafen des Leibes auf das ganze
      Menschengeschlecht übergeleitet habe, nicht aber auch die Sünde,
      die der Tod des Seele ist, der sei ausgeschlossen. Wenn jemand
      behauptet, daß diese Sünde Adams, die dem Ursprung nach eine ist,
      und die durch Fortpflanzung, nicht durch Nachahmung, auf alle
      übergeleitet, einem jeden zu eigen innewohnt, hinweggenommen
      werden könne durch die Kräfte der menschlichen Natur oder durch
      ein anderes Heilmittel als allein durch die Verdienste des einen
      Mittlers Jesus Christus ... der sei im Banne" (Denz 789f, übers.
      Rudolf Peil). Also: Löst der sog. "Katholischen
      Erwachsenen-Katechismus" theologische Schwierigkeiten, oder löst
      er den katholischen Glauben auf? Zu den Mitarbeitern an diesem
      sog. "Katechismus" gehörten u.a. ein Joseph Ratzinger und ein
      Walter Kasper. Beide haben in der Vatikanum-2-Gruppe eine
      beeindruckende Karriere gemacht. Ratzinger war zeitweilig das
      sichtbare Oberhaupt dieser Gruppe, und das jetzige sichtbare
      Oberhaupt, jemand namens Jorge Bergoglio, sagte (2014) öffentlich
      bzgl. eines Text von "Walter Kasper" : »Das hat mir gut getan und
      ich habe eine Vorstellung davon bekommen - verzeihen sie Eminenz
      wenn ich sie beschäme - aber ich habe eine Vorstellung davon
      bekommen, was es heißt, ein 'kniende Theologie' zu betreiben.
      Danke. Danke.« Kasper wiederum hat ein Buch über Jorge
      geschrieben: "Papst Franziskus - Revolution der Zärtlichkeit und
      der Liebe" (Stuttgart 2015). Bekanntlich wird Jorge schon seit
      Jahren immer offener und heftiger als Häretiker bezeichnet. Es
      gibt sogar schon mehrere umfangreiche Häresie-Kataloge gegen ihn.
      Was macht Kasper? Er erklärt Häresie-Vorwürfe gegen Jorge
      kurzerhand für "abwegig" und wirft stattdessen Jorge-Kritikern
      eine "Verhärtung einer katholischen Position" vor. Und was ist mit
      dem Taufschwur? Was ist mit der Verpflichtung zur unwandelbaren
      Treue gegen Christus und sein Gebot? Was ist das für eine sog.
      "Kirche" mit einer "Revolution der Zärtlichkeit und der Liebe"?
      Der wohl bekannteste Satz von Walter Kasper (Einführung 148)
      lautet: "Dogmen können durchaus einseitig, oberflächlich,
      rechthaberisch, dumm und voreilig sein". Nun: Für die kirchliche
      Mitgliedschaft ist es zwingend notwendig, dass man alle Dogmen
      fest glaubt, und zwar in dem unwandelbaren Sinn, den die Kirche
      verstanden hat und versteht. Sind also alle gläubigen Katholiken
      "einseitig, oberflächlich, rechthaberisch, dumm und voreilig"? Und
      was bedeutet diese einseitige, oberflächliche, rechthaberische,
      dumme und voreilige Aussage Kaspers in Bezug auf den, der sich
      geoffenbart hat und der das Haupt der Kirche ist, nämlich
      Christus?
      Man wird also nicht darauf verzichten können, sich bzgl. der
      Gruppe des sog. "Vatikanum 2" Klarheit zu verschaffen. Wer sich
      weigert, macht sich schuldig. Und wer das Wesen dieser Gruppe
      erkannt hat, der muss die notwendigen Konsequenzen ziehen, auch
      wenn er dafür wie der hl. Pankratius zum Martyrer werden muss. Wer
      sich aber allen Lügen und allen Drohungen widersetzt, wer sich als
      treues Kind der katholischen Kirche für Christus den Gerichten
      übergeben lässt und dort Zeugnis für Christus ablegt (Mt 10,17),
      wer trotz aller gerichtlicher Bestrafungen und gegen jedes noch so
      strenge gerichtliche Verbot weiter die Wahrheit bekennt (Apg
      5,29), wer als treues Kind der katholischen Kirche für die
      Wahrheit schlimmstes Leid bis zum bitteren Ende erträgt und im
      Stand der heiligmachenden Gnade stirbt, der wird dereinst
      teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.