Predigt am 06.07.2003

- 4. Sonntag nach Pfingsten, sd -
(Kirche zum Mitreden, 06.07.2003)
Röm 8,18-23; Lk 5,1-11

Die Texte der hl. Messe des heutigen 4. Sonntags nach Pfingsten sind durchtränkt vom Gedanken an das irdische Leiden und von der Bitte um und dem Vertrauen auf göttliche Hilfe. Der heutige Eingangsvers ist einem Psalm entnommen: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen sollte ich fürchten. Der Herr ist der Beschützer meines Lebens, vor wem sollte ich zittern? Die Feinde, die mich rings bedrängen, - kraftlos stürzen sie zu Boden. Stünd selbst ein Kriegsheer gegen mich: mein Herz kennt keine Furcht." Im Römerbrief spricht Paulus von den Leiden dieser Zeit, davon, dass wir in unserm Innern seufzen und auf die Erlösung unseres Leibes harren. Der Allelujavers vor dem Evangelium lautet: "O Gott, Du sitzest als gerechter Richter auf dem Throne und richtest nach Gerechtigkeit: sei Du der Armen Zuflucht in der Not." Das Opferungsgebet lautet: "Mach hell meine Augen, damit ich nicht sinke in Todesschlaf. Mein Feind soll sich nicht rühmen dürfen: Bezwungen hab ich ihn." Zudem ist heute der Oktavtag des Festes der hll. Apostel Petrus und Paulus, die die Kirche als Märtyrer verehrt. Das Tagesgebet des Apostelfestes und das Schlussevangelium erinnern an das Gehen des Petrus auf dem Wasser, an sein Sinken in den Fluten und an seinen Hilferuf an Jesus, der ihn vor dem Untergehen rettet.
Die Feinde Christi kritisieren an der Kirche am liebsten eine angebliche Vertröstung auf das Jenseits. Die Kirche, so die Behauptung der Feinde Christi, würde ihre Anhänger nur auf den Himmel vertrösten oder aber mit der Hölle drohen, sie würde aber nichts oder allenfalls nur viel zu wenig unternehmen in den Dingen, in denen ihre eigentliche Aufgabe besteht, nämlich das Reich Gottes hier auf Erden zu verwirklichen. So verkünden die Feinde Christi: "Wer wollte aber leugnen, daß Gott uns heute vor große Aufgaben stellt?" Und unter diesen "großen Aufgaben" werden an erster Stelle aufgezählt: "Solidarität mit leidenden und in Not geratenen Menschen; Bewahrung der Schöpfung gegen Raubbau und Zerstörung; Schaffung und Erhalt von Frieden gegen Gewalt und Unterdrückung; Schaffung und Erhalt von sozialer Gerechtigkeit gegen Unrecht und Ausbeutung; Verantwortung für schutzloses Leben gegen jede Form von Willkür; lebensbejahende Werteorientierung; mehr im Blick in die Kirche hinein Neubesinnung auf z.B. die Stellung der Frau, die Achtung von Gewissen und Freiheit des/r einzelnen; die Verantwortung für andere; unterschiedliche Entscheidungsebenen (gegen einseitigen Zentralismus: Verantwortung dort, wo sie wahrgenommen werden kann); das Verhältnis von "Hierarchie und Demokratie" (Mitverantwortung im Volke Gottes); die Aufgaben und Grenzen von Institutionen; erneuerte Kultur der Glaubensfeiern (Liturgie); die notwendige Einheit in der berechtigten Vielfalt."
Das sind nach der Lehre der Feinde Christi die wichtigsten "großen Aufgaben, vor die Gott uns heute stellt", und niemand darf es wagen, diesen Aufgabenkatalog mit einem Fragezeichen zu versehen, schließlich wird Gott als eigentlicher Urheber dieses Aufgabenkatalogs bezeichnet. Hinterfragt man aber trotzdem einmal diesen Aufgabenkatalog , lässt sich erkennen, dass diese angeblich von Gott verordneten "großen Aufgaben" in Wahrheit nur Grundlagen einer Diesseits-Religion sind, einer Religion, die in Wahrheit rein vom Menschen erfunden wurde, die allein den Menschen zum Betrachtungsgegenstand hat, die sich in in der Selbstverherrlichung des Menschen erschöpft. Diese Religion hat keinen Bezug zu Gott mehr, der nur noch als Auftraggeber herhalten muss, um dann in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Wenn im Aufgabenkatalog, allerdings erst an zweiter Stelle, von der Kirche die Rede ist, dann eben nur, um zur Vernichtung der von Gott gesetzten Ordnung anzustacheln. Diese Rebellion gegen die unveränderliche kirchliche Struktur nennen die Feinde Christi "Neubesinnung", und für diese neue Religion, die gegen die göttliche Ordnung tobt und in der nur der Mensch verherrlicht wird, gibt es erwartungsgemäß auch eine "erneuerte Kultur der Glaubensfeiern (Liturgie)", eben eine Vergötzung des Menschen.
Nicht zu bestreiten ist, dass die Feinde Christi mit ihrer radikalen Neubesinnung enorm einflußreich sind, und dass sie nicht dulden, dass man ihren Aufgabenkatalog kritisch hinterfragt. Wer es aber dennoch tut, der wird feststellen, dass die Feinde Christi es mit ihrer vollmundig zugesicherten "Achtung von Gewissen und Freiheit des/r einzelnen" nicht besonders ernst gemeint haben. Denn "Gewissen und Freiheit des/r einzelnen" werden von den Feinden Christi nicht geachtet, sondern geächtet. Wer nämlich sein Gewissen ausbildet an den Geboten Gottes und an der Lehre der Kirche und gemäß seinem richtig ausgebildeten Gewissen frei handeln möchte, der muss mit der schlimmsten Verfolgung und Unterdrückung seitens derer rechnen, die am lautesten die "Achtung von Gewissen und Freiheit des/r einzelnen" fordern.
Ja, die Feinde Christi sind stark geworden. Wie reagieren wir darauf? Man könnte seinen Glauben verheimlichen, man könnte auf das öffentliche Bekenntnis des Glaubens verzichten und sein Glaubensleben auf die allen Blicken versperrte Privatsphäre reduzieren. Wer seinen Glauben immer fleißig vor anderen verheimlicht, hat Chancen, niemals mit den Feinden Christi in Konflikt zu kommen. Sollte man trotzdem in Verdacht geraten, ein treuer Katholik zu sein, verleugnet man sofort seinen Glauben und ist den Feinden Christi willfährig, um nur ja nicht Opfer ihres Zornes zu werden.
Allerdings ist die Verheimlichung und ggf. Verleugnung des Glaubens nicht das, was Gott von uns verlangt. Die heutige Liturgie spricht eine ganz andere Sprache. Sie spricht davon, dass wir uns den Feinden Christi eben nicht unterwerfen dürfen. "Die Feinde, die mich rings bedrängen, - kraftlos stürzen sie zu Boden. Stünd selbst ein Kriegsheer gegen mich: mein Herz kennt keine Furcht." Ist das unsere Überzeugung? Stehen wir zu unserem Glauben? Glauben wir fest, dass Gott "als gerechter Richter auf dem Throne" sitzt und richtet nach Gerechtigkeit? Glauben wir, dass Christus kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten, und dass er von uns mutige Treue im Bekenntnis verlangt? Sind wir eingedenk der Worte Christi: "Wer immer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch ich bekennen vor meinem Vater im Himmel. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel" (Mt 10,32f)? Sind wir bereit, ggf. wie Petrus und Paulus auch unser Leben zu opfern für die Treue zu Christus? Wenn unser Glaube schwach wird, ergreifen wir dann die Hand Christi, der uns erretten will, oder wollen wir doch lieber in den Fluten des Unglaubens untergehen?
Im Licht des Glaubens werden wir dann auch die Werke der Barmherzigkeit üben, wir werden uns dafür einsetzen, dass jedem Recht geschieht und dass Unrecht verhindert wird. Wir werden den Bedürftigen helfen, unseren Feinden vergeben und uns so für eine bessere Welt einsetzen. Doch hüten wir uns davor, aus dem Christentum eine reine Diesseits-Religion zu machen, in der die Willkür des Menschen alles und die Lehre Christi nichts zählt. Leben wir im Diesseits mit Blick auf das Jenseits, führen wir ein Leben der Glaubenstreue, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, damit wir vor Gott, dem gerechten Richter, ein gnädiges Urteil finden. Amen.

S. auch:
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