Die Seligpreisungen gehören zu den bekanntesten Stellen im
Neuen
Testament. Besonders die erste Seligpreisung: "Selig die Armen im
Geiste",
ist zu einer Art Redewendung geworden. Zunächst einmal muss klar
sein,
was mit dieser Seligpreisung gemeint ist. In einem Kommentar (Weinhart)
heißt es dazu: "Arm im Geiste sind jene, welche sich als arm an
wahren
geistigen Gütern und als hilfsbedürftig erkennen, welche in
sich
selbst nichts finden, was ihnen genügt. Im Geiste arm kann und
soll
auch der Reiche sein, indem er erkennt, wie nichtig der Reichthum ist,
und wie wenig er es vermag, dem Herzen eine wahre Befriedigung für
seine höchsten Bedürfnisse zu geben. Dieses Gefühl, sich
selbst nicht genügen und helfen zu können, sondern einer
höhern
Hülfe zu bedürfen, ist die Grundbedingung der Theilnahme am
Reiche
Gottes." Doch schauen wir auch auf die heutzutage recht beliebte
sprichwörtliche
Verwendung dieser Seligpreisung. Mit den "Armen im Geiste" sind in
dieser
Redewendung diejenigen gemeint, die nur einen geringen Intellekt
besitzen.
Demzufolge soll das sprichwörtliche: "Selig die Armen im Geiste",
soviel bedeuten wie: "Glücklich die Dummen." Man kann diese
Entstellung
des christlichen Gedankens auch noch weiter spinnen, dann kommt man zu
Konstruktionen wie: Das Christentum ist die Religion der Dummen - von
Dummen
erfunden, von Dummen angenommen, von Dummen weitergegeben. Man spricht
mitleidig oder genauer gesagt abfällig, verachtungsvoll von den
Christen.
Und auf der anderen Seite erliegen auch manchmal Christen der Gefahr,
ganz
bewusst diejenigen selig zu preisen, die einfältig sind, die
grundlegende
Elemente des Christentums nicht kennen oder falsch verstehen. Es gibt
z.B.
Personen, die die schwere Verpflichtung zur Teilnahme an der
Sonntagsmesse
äußerst leicht nehmen. Sie meinen z.B., weil ihnen der
zelebrierende
Priester unsympathisch ist, wären sie von der Verpflichtung, an
der
Sonntagsmesse teilzunehmen, entschuldigt. Und das ist nur ein Beispiel:
Was manche Personen so von sich geben zur Glaubenslehre, zur
Sittenlehre,
zum Kirchenrecht und anderen Dingen, ist fürwahr manchmal
haarsträubend.
Ein konretes Beispiel: Jemand schrieb: "ich finde, das die
röm/kath.
Kirche im Moment nicht mehr voll und ganz in der Wahrheit steht, d.h.
mit
dem Evangelium Jesu Christi nicht mehr vereinbar ist. Als Katholik
schätze
ich natürlich die Sakramente, wenn man die heilige Kommunion und
die
Beichte regelmäßig empfangen will ist man in weiten Teilen
Deutschlands
auf die Amtskirche angewiesen." Was soll man von solchen Aussagen
halten?
Was ist das für ein Kirchenverständnis? Was heißt hier
"Amtskirche"? Die Kirche steht "im Moment nicht mehr voll und ganz in
der
Wahrheit", sie ist "mit dem Evangelium Jesu Christi nicht mehr
vereinbar"
- also haben die Pforten der Hölle die Kirche überwunden?
Also
ist die Kirche nicht der mystische Leib Christi? Also ist die Kirche
nicht
"die Säule und Grundfeste der Wahrheit" (1 Tim 3,15)? Ja, und wer
soll das entscheiden? Wer hat uns denn das Evangelium gegeben? Christus
hat keine Bücher verteilt, vielmehr hat die Kirche entschieden,
welches
die unfehlbaren Texte der Heiligen Schrift sind. Wenn man annimmt, dass
die Kirche irgendwann "mit dem Evangelium Jesu Christi nicht mehr
vereinbar"
sein könnte und sogar momentan auch ist, dann kann und muss man
eigentlich
alles aufgeben. Erst durch die Kirche haben wir die unfehlbaren Texte
der
Heiligen Schrift, und allein das kirchliche Lehramt kann unfehlbar die
christliche Lehre vortragen. Gemäß unfehlbarer Lehre ist die
Kirche einig, heilig, katholisch und apostolisch. Wer meint, die Kirche
besitze diese Kennzeichen nicht, und sei es auch nur momentan, der mag
sich noch so sehr als katholisch bezeichnen und fühlen, objektiv
ist
er es nicht.
Wenn man sich also mit solchen Aussagen von Personen beschäftigt,
die sich als "Katholiken" bezeichnen, dann ist man nicht immer geneigt,
diese so gen. Katholiken als hochintelligente und konsequent logisch
denkende
Menschen zu beurteilen. Und dann rutscht einem vielleicht
tatsächlich
selbst der Satz heraus: "Selig die Armen im Geiste", im Sinne von:
"Glücklich
die Dummen". Dann spricht man vielleicht sogar von der Dummheit als dem
"achten Sakrament" und möchte sich und anderen einreden, dass die
meisten Menschen durch dieses "achte Sakrament", also dank ihrer
Dummheit,
die ewige Seligkeit erlangen. Man nimmt die anderen nicht ernst, die
gelten
ja nur noch als Dumme. Zwar ist nicht jeder Mensch unbedingt
hochintelligent,
aber sehr viele Menschen besitzen die notwendige Intelligenz, um
grundlegende
christliche Lehren zu kennen und sie von falschen Lehren zu
unterscheiden.
Wer immer nur eifrig auf das "achte Sakrament" der Dummheit verweist,
der
krankt an Hochmut und widersetzt sich dem Auftrag der
Glaubensverkündigung.
Nein, wir schulden es auch den anderen, dass wir die Wahrheit bekennen
und argumentativ verteidigen, selbst wenn nicht jeder die Wahrheit
annimmt
und statt sachlicher argumentativer Auseinandersetzung nur dumme und
sogar
gehässige Kommentare als Reaktion folgen. Die ganze Problematik
wird
noch deutlicher, wenn man als Priester sich an die kirchliche
Vorschrift
hält, nur Katholiken die Sakramente zu spenden, eine
äußerst
strenge Vorschrift, der der Priester sogar bei nichtkatholischen
Sterbenden
weit gehend unterworfen bleibt. Der Priester darf nicht sagen: Die
Leute
sind zu dumm, um zu begreifen, dass ich als Priester nur Katholiken die
Sakramente spenden darf, also spende ich diesen Dummen auch dann die
Sakramente,
wenn sie eingetragenes Mitglied einer antichristlichen Sekte sind. Was
ist das für ein Priester, der sich so leichtfertig über
strengste
Vorschriften hinwegsetzt? Wie kann man als Priester so abfällig
über
andere Menschen urteilen? Wer andere Menschen ernst nimmt, der
lässt
ihnen die freie Wahl, entweder katholisch zu sein und die Sakramente zu
empfangen, oder nicht katholisch zu sein und die Sakramente nicht zu
empfangen.
Es ist ein Zeichen von Intelligenz, dass man seine Entscheidung
für
oder gegen die katholische Kirche sorgsam abwägt. Man muss sich
und
anderen die notwendige Zeit für die Entscheidung lassen und diese
Zeit mit Gebet und Studium nutzen. Schauen wir abschließend auf
die
Schlussworte des heutigen Evangeliums: "Selig, die Verfolgung leiden um
der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid
ihr,
wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen und verleumderisch
alles
Böse gegen euch reden um Meinetwillen: freuet euch und frohlocket;
denn euer Lohn ist groß im Himmel." Wir brauchen nichts zu
beschönigen:
Wer heute in Deutschland noch die Wahrheit bekennt, der muss mit Hohn
und
Spott, mit Verfolgung und Leiden bis zum Äußersten rechnen.
In einem Land, wo Abtreibungen erlaubt und Kruzifixe verboten sind,
werden
Christen als Gefahr für das Gemeinwohl empfunden und
dementsprechend
behandelt. Die deutsche so genannte "Gerechtigkeit" besteht
grundsätzlich
in der Ungerechtigkeit. Wer in dieser Verfolgung bestehen will, muss
sich
über den Ernst des Evangeliums im Klaren sein. Es genügt
nicht,
das deutsche Volk zum Volk von Unzurechnungsfähigen zu
erklären,
die einfach zu dumm sind, die christliche Botschaft zu kennen. Erst
recht
darf man nicht behaupten, dass alle Deutschen durch das "Sakrament der
Dummheit" gerettet werden, und man bräuchte oder dürfte gar
das
Evangelium in Deutschland nicht verkünden. Nehmen wir also das
Evangelium
ernst, nehmen wir unsere Mitmenschen ernst, nehmen wir insbesondere die
Verheißung Christi ernst: "Selig, die Verfolgung leiden um der
Gerechtigkeit
willen, denn ihrer ist das Himmelreich." Amen.