Die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte ist ein Ausschnitt aus
dem Bericht über das Verhör von Petrus und Johannes vor dem Hohen
Rat. Die beiden Apostel waren nach einer Heilung eines Lahmgeborenen wegen
ihrer Predigt über Christus gefangen genommen worden. Vor den Hohenpriestern
hält Petrus seine Rede: "Durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus
von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den aber Gott von den Toten auferweckte:
durch ihn steht jener gesund vor euch. ... In Ihm allein ist Heil, denn
es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem
wir selig werden könnten." Nach dieser Rede des Petrus verbietet der
Hohe Rat den Aposteln unter schweren Drohungen, "je wieder im Namen Jesu
zu predigen und zu lehren." Petrus und Johannes erwidern darauf: "Ob es
vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, darüber
urteilt selbst. Wir können unmöglich von dem schweigen, was wir
gesehen und gehört haben."
Sicherlich, auch in der heutigen Zeit wird von einigen bestritten,
dass allein im Namen Jesu Heil ist. So manch einer glaubt, er könne
durch Allah, Buddha, Manitou oder sonst einen Götzen selig werden.
Sicherlich, auch heute könnte man vor Gericht gezerrt werden, wenn
man die Wahrheit predigt, und es könnte auch heute ein gerichtliches
Verbot ausgesprochen werden, "je wieder im Namen Jesu zu predigen und zu
lehren." Es ist auch sicherlich angebracht, bisweilen klarzustellen, dass
allein im Namen Jesu Heil ist, und dass man Gott mehr gehorchen muss als
gottfeindlichen gerichtlichen Verboten. Aber damit man sich im Bekenntnis
der Wahrheit bewährt, damit man sogar vor Gericht noch am Bekenntnis
der Wahrheit festhält, muss man ein betender Mensch sein. Das heutige
Fest des allerheiligsten Namens Jesu soll die Verehrung des Namens Jesu
fördern, es soll in uns die Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Namen
vertiefen. Wenn wir keine betenden Menschen sind, wenn wir die Ehrfurcht
vor dem allerheiligsten Namen nicht pflegen, wie wollen wir dann noch ernsthaft
Zeugnis für die Wahrheit ablegen? Wie wollen wir insbesondere den
ärgsten gerichtlichen Drohungen widerstehen, wenn uns der Name Jesu
nicht alles bedeutet?
Es ist also wirklich lebenswichtig, dass wir uns Ehrfurcht vor dem
Namen Jesu angewöhnen und bewahren. Die Umwelt macht es uns dabei
nicht immer unbedingt leicht. Wie oft wird doch der Name Jesu gedanklos
und sogar direkt verächtlich gebraucht! Wie oft rutscht einem ein
"Ojemine" heraus, also eine Entstellung, wenn nicht gar Verballhornung
des lateinischen "O Jesu Domine", "o Herr Jesus", ohne dass man wirklich
an den Herrn Jesus denkt! Wie oft wird "Jesus Christus" regelrecht als
Fluchformel benutzt! Von Gedankenlosigkeit ist es kein besonders weiter
Weg mehr zur Ehrfurchtslosigkeit, und man sollte sich gründlich überlegen,
ob man mit dem Namen Jesu so leichtfertig umgehen darf. Haben wir uns an
Gedankenlosigkeit bei unserer Ausdrucksweise gewöhnt, dann lernen
wir wieder neu die Ehrfurcht. Denken wir mit Ehrfurcht an den Namen Jesu,
dann wird es auch automatisch schwerfallen, den Namen Jesu in rein profanen
Zusammenhängen zu beschmutzen. Von einer ähnlichen Gedankenlosigkeit
zeugen so entsetzliche Flüche wie "verdammt" oder "Hol´s der
Teufel". Jemand, der ganz in der Gedankenwelt des Christentums lebt, wird
sich hüten, solche Formeln zu verwenden. Nicht erst die bewusste Bosheit,
sondern bereits die Gedankenlosigkeit bei der ehrfurchtslosen Redeweise
sollte bei der Beichte berücksichtigt werden.
Es gibt auch eine eigene Litanei vom heiligen Namen Jesu. Darin wird
Jesus u.a. angerufen als "Sonne der Gerechtigkeit", als "Stärke der
Märtyrer", als "Licht der Bekenner". Die Liebe zu Christus, die Ehrfurcht
vor Christus muss sich tief in unser Herz einprägen. So heißt
es auch im Schlussgebet dieser Litanei: "Herr, erfülle uns allzeit
mit Ehrfurcht und Liebe gegen Deinen heiligen Namen". Nur wenn wir Christus
wirklich lieben, wenn wir in ihm den König der Könige erblicken,
nur wenn wir von dem Wissen durchdrungen sind, dass in Jesus allein Heil
ist, dass kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist,
in dem wir selig werden könnten, nur dann erfüllen wir die Gerechtigkeit,
die uns befähigt, sogar gerichtlichen Drohungen und Verboten zu widerstehen,
nur dann erfüllen wir die Gerechtigkeit, die uns befähigt, Christus
anzuerkennen als "Sonne der Gerechtigkeit", als "Stärke der Märtyrer",
als "Licht der Bekenner".
Während die gedankenlose Verwendung des Namens Jesu sündhaft
und damit abzulehnen ist, kann die Anrufung des Namens Jesu als Stoßgebet
sehr wertvoll sein. In Zeiten der Versuchung wenigstens im Herzen ein "Jesus"
zu sprechen, kann wahre Wunder wirken und vor dem Fall in die Sünde
bewahren. Stoßgebete wie: "Mein Jesus, Barmherzigkeit", sind sogar
mit einem Ablass versehen.
In einem katholischen Glaubensbuch (O´Brien) ist der Verehrung
des heiligen Namens ein eigenes Kapitel gewidmet. Darin wird u.a. das Gelöbnis
der Gesellschaft des hl. Namens zitiert, das im Zusammenhang mit dem eucharistischen
Kongreß in Chicago im Sommer 1926 von fast einer halben Million Männern
abgelegt wurde: "Zu Ehren des hl. Namens gelobe ich, mich des Meineids,
des Fluchens und der obszönen Rede zu enthalten. ... Ich weihe mein
Mannestum der Ehre des hl. Namens Jesu und bitte, daß er mich bis
zum Tode meinem Gelübde treu erhalten möge." Auch ein in Amerika
verbreitetes katholisches Kirchenlied wird in diesem Buch zitiert: "Kein
Lied, nichts, was das Herz erdacht, Nichts, was dem Sinn einfällt,
Ist süß wie Deines Namens Macht, O Heiland aller Welt."
Also pflegen wir die Liebe und die Verehrung des allerheiligsten Namens
Jesu in Gedanken, Worten und Werken. Es soll beim heiligen Namen keine
Gedankenlosigkeit und erst recht kein böses Denken geben. Sind wir
durchdrungen von dieser Liebe und Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Namen
Jesu, dann können wir auch überzeugend denen widerstehen, die
den Heiland mit irgendwelchen Götzen auf dieselbe Stufe oder sogar
noch darunter stellen wollen. Dann können wir selbst gerichtliche
Verbote und Beschlüsse ignorieren, selbst wenn ohne Unterlass die
ärgsten Drohungen gegen uns geschleudert werden. Tragen wir den allerheiligsten
Namen Jesu stets in unserem Herzen und dort, wo es angebracht ist, auch
auf unseren Lippen. Suchen wir auch gerade in Versuchungen, sei es Verzweiflung
und Resignation, sei es Unreinheit, sei es Überheblichkeit, stets
die Nähe zu Christus. Er ist die "Sonne der Gerechtigkeit", die "Stärke
der Märtyrer", das "Licht der Bekenner". Amen.
S. auch:
katholisch.net: Klageschrift und "Verurteilung"
Verunehrung Gottes
Gotteslästerung in Staat und V2-Sekte