Predigt am 04.01.2004

- Fest des allerheiligsten Namens Jesu, d II cl -
(Kirche zum Mitreden, 04.01.2004)
Apg 4,8-12; Lk 2,21

Die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte ist ein Ausschnitt aus dem Bericht über das Verhör von Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat. Die beiden Apostel waren nach einer Heilung eines Lahmgeborenen wegen ihrer Predigt über Christus gefangen genommen worden. Vor den Hohenpriestern hält Petrus seine Rede: "Durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den aber Gott von den Toten auferweckte: durch ihn steht jener gesund vor euch. ... In Ihm allein ist Heil, denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir selig werden könnten." Nach dieser Rede des Petrus verbietet der Hohe Rat den Aposteln unter schweren Drohungen, "je wieder im Namen Jesu zu predigen und zu lehren." Petrus und Johannes erwidern darauf: "Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, darüber urteilt selbst. Wir können unmöglich von dem schweigen, was wir gesehen und gehört haben."
Sicherlich, auch in der heutigen Zeit wird von einigen bestritten, dass allein im Namen Jesu Heil ist. So manch einer glaubt, er könne durch Allah, Buddha, Manitou oder sonst einen Götzen selig werden. Sicherlich, auch heute könnte man vor Gericht gezerrt werden, wenn man die Wahrheit predigt, und es könnte auch heute ein gerichtliches Verbot ausgesprochen werden, "je wieder im Namen Jesu zu predigen und zu lehren." Es ist auch sicherlich angebracht, bisweilen klarzustellen, dass allein im Namen Jesu Heil ist, und dass man Gott mehr gehorchen muss als gottfeindlichen gerichtlichen Verboten. Aber damit man sich im Bekenntnis der Wahrheit bewährt, damit man sogar vor Gericht noch am Bekenntnis der Wahrheit festhält, muss man ein betender Mensch sein. Das heutige Fest des allerheiligsten Namens Jesu soll die Verehrung des Namens Jesu fördern, es soll in uns die Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Namen vertiefen. Wenn wir keine betenden Menschen sind, wenn wir die Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Namen nicht pflegen, wie wollen wir dann noch ernsthaft Zeugnis für die Wahrheit ablegen? Wie wollen wir insbesondere den ärgsten gerichtlichen Drohungen widerstehen, wenn uns der Name Jesu nicht alles bedeutet?
Es ist also wirklich lebenswichtig, dass wir uns Ehrfurcht vor dem Namen Jesu angewöhnen und bewahren. Die Umwelt macht es uns dabei nicht immer unbedingt leicht. Wie oft wird doch der Name Jesu gedanklos und sogar direkt verächtlich gebraucht! Wie oft rutscht einem ein "Ojemine" heraus, also eine Entstellung, wenn nicht gar Verballhornung des lateinischen "O Jesu Domine", "o Herr Jesus", ohne dass man wirklich an den Herrn Jesus denkt! Wie oft wird "Jesus Christus" regelrecht als Fluchformel benutzt! Von Gedankenlosigkeit ist es kein besonders weiter Weg mehr zur Ehrfurchtslosigkeit, und man sollte sich gründlich überlegen, ob man mit dem Namen Jesu so leichtfertig umgehen darf. Haben wir uns an Gedankenlosigkeit bei unserer Ausdrucksweise gewöhnt, dann lernen wir wieder neu die Ehrfurcht. Denken wir mit Ehrfurcht an den Namen Jesu, dann wird es auch automatisch schwerfallen, den Namen Jesu in rein profanen Zusammenhängen zu beschmutzen. Von einer ähnlichen Gedankenlosigkeit zeugen so entsetzliche Flüche wie "verdammt" oder "Hol´s der Teufel". Jemand, der ganz in der Gedankenwelt des Christentums lebt, wird sich hüten, solche Formeln zu verwenden. Nicht erst die bewusste Bosheit, sondern bereits die Gedankenlosigkeit bei der ehrfurchtslosen Redeweise sollte bei der Beichte berücksichtigt werden.
Es gibt auch eine eigene Litanei vom heiligen Namen Jesu. Darin wird Jesus u.a. angerufen als "Sonne der Gerechtigkeit", als "Stärke der Märtyrer", als "Licht der Bekenner". Die Liebe zu Christus, die Ehrfurcht vor Christus muss sich tief in unser Herz einprägen. So heißt es auch im Schlussgebet dieser Litanei: "Herr, erfülle uns allzeit mit Ehrfurcht und Liebe gegen Deinen heiligen Namen". Nur wenn wir Christus wirklich lieben, wenn wir in ihm den König der Könige erblicken, nur wenn wir von dem Wissen durchdrungen sind, dass in Jesus allein Heil ist, dass kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, in dem wir selig werden könnten, nur dann erfüllen wir die Gerechtigkeit, die uns befähigt, sogar gerichtlichen Drohungen und Verboten zu widerstehen, nur dann erfüllen wir die Gerechtigkeit, die uns befähigt, Christus anzuerkennen als "Sonne der Gerechtigkeit", als "Stärke der Märtyrer", als "Licht der Bekenner".
Während die gedankenlose Verwendung des Namens Jesu sündhaft und damit abzulehnen ist, kann die Anrufung des Namens Jesu als Stoßgebet sehr wertvoll sein. In Zeiten der Versuchung wenigstens im Herzen ein "Jesus" zu sprechen, kann wahre Wunder wirken und vor dem Fall in die Sünde bewahren. Stoßgebete wie: "Mein Jesus, Barmherzigkeit", sind sogar mit einem Ablass versehen.
In einem katholischen Glaubensbuch (O´Brien) ist der Verehrung des heiligen Namens ein eigenes Kapitel gewidmet. Darin wird u.a. das Gelöbnis der Gesellschaft des hl. Namens zitiert, das im Zusammenhang mit dem eucharistischen Kongreß in Chicago im Sommer 1926 von fast einer halben Million Männern abgelegt wurde: "Zu Ehren des hl. Namens gelobe ich, mich des Meineids, des Fluchens und der obszönen Rede zu enthalten. ... Ich weihe mein Mannestum der Ehre des hl. Namens Jesu und bitte, daß er mich bis zum Tode meinem Gelübde treu erhalten möge." Auch ein in Amerika verbreitetes katholisches Kirchenlied wird in diesem Buch zitiert: "Kein Lied, nichts, was das Herz erdacht, Nichts, was dem Sinn einfällt, Ist süß wie Deines Namens Macht, O Heiland aller Welt."
Also pflegen wir die Liebe und die Verehrung des allerheiligsten Namens Jesu in Gedanken, Worten und Werken. Es soll beim heiligen Namen keine Gedankenlosigkeit und erst recht kein böses Denken geben. Sind wir durchdrungen von dieser Liebe und Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Namen Jesu, dann können wir auch überzeugend denen widerstehen, die den Heiland mit irgendwelchen Götzen auf dieselbe Stufe oder sogar noch darunter stellen wollen. Dann können wir selbst gerichtliche Verbote und Beschlüsse ignorieren, selbst wenn ohne Unterlass die ärgsten Drohungen gegen uns geschleudert werden. Tragen wir den allerheiligsten Namen Jesu stets in unserem Herzen und dort, wo es angebracht ist, auch auf unseren Lippen. Suchen wir auch gerade in Versuchungen, sei es Verzweiflung und Resignation, sei es Unreinheit, sei es Überheblichkeit, stets die Nähe zu Christus. Er ist die "Sonne der Gerechtigkeit", die "Stärke der Märtyrer", das "Licht der Bekenner". Amen.

S. auch:
katholisch.net: Klageschrift und "Verurteilung"
Verunehrung Gottes
Gotteslästerung in Staat und V2-Sekte

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