Predigt am 11.04.2004

- Ostersonntag, d I cl  -
(Kirche zum Mitreden, 11.04.2004)
1 Kor 5,7f; Mk 16,1-7

Vor etwa einem Jahr hielt ein so gen. "Professor für katholische Theologie" (Otto Hermann Pesch) eine sehr lange "Predigt" "Die Auferweckung Jesu Christi". Man mag sich zunächst freuen, dass ein so gen. "katholischer Theologe" so ausführlich über die Auferstehung predigt. Aber ist diese "Predigt" wirklich ein Grund zur Freude? Wird da tatsächlich die katholische Glaubenslehre vermittelt? Wird in dieser "Predigt" der Grund unserer österlichen Freude erklärt? Schauen wir uns einige Abschnitte dieser Predigt näher an.
Beispiel 1: "Die Auferstehung Jesu ist gerade nicht, wie man in der Theologie ironisch sagt, ein "Bestätigungsmirakel". Wir dürfen sie daher auch nicht neben die Wunder Jesu setzen! Sagen Sie besser niemals: Die Auferstehung Jesu ist das "Wunder aller Wunder"." Was lehrt dagegen die katholische Kirche? Bereits in den Katechismen findet man Formulierungen wie diese: "Jesus Christus bekräftigte Seine Lehre und bewies, wahrer Gott zu sein, [...] vor allem durch Seine Auferstehung von den Toten" (Pius X., 80). In den zuverlässigen theologischen Lehrbüchern liest man Sätze wie: "Unter den Wundern, welche die Göttlichkeit der christlichen Offenbarung und Religion beweisen, nimmt die Auferstehung Jesu die hervorragendste Stelle ein" (Specht, Apologetik, 193).
Beispiel 2: "Gerade aus den Evangelien lernen wir, daß das leere Grab keinen zum Glauben gebracht hat. Klar, denn dafür konnte es verschiedene Erklärungen geben: Umbettung, Wegschaffung durch die Jünger nach den Ostertagen, auch Diebstahl." Was lehrt dagegen die katholische Kirche? Die Evangelien betonen die Bedeutung des leeren Grabes sehr deutlich. Als der Apostel Johannes das Grab betritt, da "sah er es" leer "und glaubte" (Joh 20,8). Die Jünger von Emmaus erzählen von der Aufregung um dieses leere Grab (Lk 24,23f). Und dass für das leere Grab nicht "Umbettung, Wegschaffung, Diebstahl" die Ursache sind, sondern eben die Auferstehung, das ergibt sich aus den Berichten über die Begegnungen mit dem Auferstandenen.
Beispiel 3: "Es steht also auf jeden Fall fest: Jesus ist nicht in dieses Leben zurückgekehrt. Früher waren wir gewohnt zu sagen: "Jesus ist wieder auferstanden". So stand es sogar im Glaubensbekenntnis: "Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten". In der uns nun schon lange gewohnten Fassung fällt das "wieder" weg. Das ist gut so. Wir sollten alles vermeiden, was dazu führt, daß die Leute denken: "Auferstehung Jesu" bedeutet nach unserem Glauben, daß Jesus in dieses Leben zurückgekehrt sei – und dann ja irgendwann auch wieder gestorben sein müßte!" Was lehrt dagegen die katholische Kirche? Jeder Mensch besteht aus Leib und Seele. Die Seele ist das Lebensprinzip des Leibes. Durch die Seele wird der Leib belebt. Im Tod trennt sich die Seele vom Leib. Die Seele ist unsterblich, der Leib ist sterblich. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Die göttliche, ewige Natur hat in der Zeit unsere Menschennatur angenommen. Jesus Christus ist wahrer Mensch, der Sohn Gottes hat einen menschlichen Leib und eine vernünftige Seele angenommen. In seinem Tod am Kreuz trennte sich seine Seele von seinem Leib. Aber die Gottheit trennte sich weder von der Seele noch vom Leib. Bei der Auferstehung vereinigte sich die Seele wieder mit dem Leib, u.z. mit demselben Leib, der am Kreuze hing und im Grabe lag. Dieser Leib war zwar nun verklärt, aber es war ein wirklicher Leib. Nur so konnte der Apostel Thomas seine Finger in die Wundmale Jesu und seine Hand in die Seite Jesu legen (Joh 20,26-29). Nur so konnte Jesus vor den Augen der Apostel etwas essen (Lk 24,41-43). Und noch eine Bemerkung rein logischer Art zu der Behauptung: Wenn Jesus in dieses Leben zurückgekehrt sei, müßte er dann ja irgendwann auch wieder gestorben sein. Die Formulierung "Wenn - dann müsste er" möchte einen logischen Schluss vortäuschen, aber das ist eben nur eine Täuschung. Es besteht kein zwingender Grund, dass Jesus wieder stirbt, also dass sich seine Seele wieder vom Leib trennt, wenn seine Seele sich wieder mit seinem Leib vereinigt hat. Es liegt in der Allmacht Gottes, den Tod zu verhindern. Zudem ist es Dogma, also unfehlbare und unveränderliche Lehre der Kirche, dass Jesus mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren ist.
Beispiel 4: "Unsere Armut an genauem Wissen ist doch komplett! Nur das können und sollten wir wissen und gegebenenfalls gegen Mißverständnisse im Kopf haben: Keine Rückkehr in dieses Leben. Es kommt nur darauf an: Der Gestorbene und Begrabene lebt bei Gott." Wir haben festgestellt, dass wir diesem "katholischen Theologen" nur dann Glauben schenken können, wenn wir uns radikal von der Heiligen Schrift, vom Katechismus, von der wissenschaftlich-spekulativen Theologie, von der Logik, von den lehramtlich vorgelegten Dogmen, kurz von allem restlos getrennt haben, was nun einmal zum Wesen des Katholizismus gehört. Das heißt nicht, dass Heilige Schrift, Katechismus etc. nichts miteinander zu tun haben oder gar sich widersprechen würden. Aber man kann sie für sich betrachten: Ein junger Schüler, der gerade mal ein paar Stunden Katechismusunterricht hatte; ein Nicht-Katholik, der nur die biblischen Texte, aber sonst keine kirchlichen Texte akzeptiert, ob sie nun von einem Papst oder einem einfachen Theologen stammen; ein Philosoph, der ohne irgendwelche christlichen Texte rein durch Nachdenken zur Erkenntnis der Allmacht Gottes gelangt ist:  Auch ohne umfassendes Studium der Theologie können sie mühelos diesem "Professor" schwere Fehler nachweisen. Was hat dieser "Professor" also zu bieten? Eine komplette Armut an genauem Wissen mitsamt der Warnung, sich nur ja vor "Missverständnissen", d.h. vor der wahren katholischen Lehre, zu hüten! Diese komplette Armut an genauem Wissen schafft dann einen nahezu unbegrenzten Spielraum für die absonderlichsten Behauptungen; nur eines darf nicht sein, nämlich dass jemand sich noch an den "Missverständnissen", d.h. an der katholischen Lehre, orientiert. Trotzdem darf dieser radikale Gegner der Wahrheit sich öffentlich "katholischer Theologe" nennen. Trotzdem darf die Firma, in dessen Auftrag dieser radikale Gegner der Wahrheit handelt, sich katholisch nennen. Und ausgerechnet diejenigen, die an der Heiligen Schrift, am Katechismus etc. treu festhalten, werden vom Staat bestraft und von der Öffentlichkeit verlacht, wenn sie sich katholisch nennen.
Das alles ist wenig erfreulich. Aber unsere Freude ist begründet in dem strahlenden Triumph Christi, in seiner Auferstehung. An diesem Triumph Christi werden wir einmal teilhaben, wenn wir uns in diesem Leben in der Treue zu Christus bewähren. Lassen wir uns also nicht durch die gewaltig erscheinenden, aber bloß zeitlichen Triumphe der Feinde Christi beeindrucken oder gar einschüchtern. Orientieren wir uns frohen Mutes an der Wahrheit der herrlichen Auferstehung Christi. Lassen wir uns selbst dann nicht von unserem katholischen Bekenntnis abbringen, wenn wir Verfolgung bis hin zum Tod erleiden müssen. Und selbst wenn wir wie Christus unter die Verbrecher gezählt werden sollten, während die Menschenmenge ringsum uns verspottet und verlacht, wollen wir Christus treu bleiben. Wenn wir uns trotz aller Verfolgungen, trotz aller Leiden und trotz aller Verlassenheit als treue Diener Christi erweisen, wird er uns die Freuden des Himmels schenken. Amen.

S. auch:
Predigt am 31.03.2002
Predigt am 20.04.2003
Hinweis: Über den Glaubensgegner Otto H. Pesch hat sich der "Konservative" David Berger mehrfach positiv geäußert.

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