Vor etwa einem Jahr hielt ein so gen. "Professor für katholische
Theologie" (Otto Hermann Pesch) eine sehr lange "Predigt" "Die Auferweckung
Jesu Christi". Man mag sich zunächst freuen, dass ein so gen. "katholischer
Theologe" so ausführlich über die Auferstehung predigt. Aber
ist diese "Predigt" wirklich ein Grund zur Freude? Wird da tatsächlich
die katholische Glaubenslehre vermittelt? Wird in dieser "Predigt" der
Grund unserer österlichen Freude erklärt? Schauen wir uns einige
Abschnitte dieser Predigt näher an.
Beispiel 1: "Die Auferstehung Jesu ist gerade nicht, wie man in der
Theologie ironisch sagt, ein "Bestätigungsmirakel". Wir dürfen
sie daher auch nicht neben die Wunder Jesu setzen! Sagen Sie besser niemals:
Die Auferstehung Jesu ist das "Wunder aller Wunder"." Was lehrt dagegen
die katholische Kirche? Bereits in den Katechismen findet man Formulierungen
wie diese: "Jesus Christus bekräftigte Seine Lehre und bewies, wahrer
Gott zu sein, [...] vor allem durch Seine Auferstehung von den Toten" (Pius
X., 80). In den zuverlässigen theologischen Lehrbüchern liest
man Sätze wie: "Unter den Wundern, welche die Göttlichkeit der
christlichen Offenbarung und Religion beweisen, nimmt die Auferstehung
Jesu die hervorragendste Stelle ein" (Specht, Apologetik, 193).
Beispiel 2: "Gerade aus den Evangelien lernen wir, daß das leere
Grab keinen zum Glauben gebracht hat. Klar, denn dafür konnte es verschiedene
Erklärungen geben: Umbettung, Wegschaffung durch die Jünger nach
den Ostertagen, auch Diebstahl." Was lehrt dagegen die katholische Kirche?
Die Evangelien betonen die Bedeutung des leeren Grabes sehr deutlich. Als
der Apostel Johannes das Grab betritt, da "sah er es" leer "und glaubte"
(Joh 20,8). Die Jünger von Emmaus erzählen von der Aufregung
um dieses leere Grab (Lk 24,23f). Und dass für das leere Grab nicht
"Umbettung, Wegschaffung, Diebstahl" die Ursache sind, sondern eben die
Auferstehung, das ergibt sich aus den Berichten über die Begegnungen
mit dem Auferstandenen.
Beispiel 3: "Es steht also auf jeden Fall fest: Jesus ist nicht in
dieses Leben zurückgekehrt. Früher waren wir gewohnt zu sagen:
"Jesus ist wieder auferstanden". So stand es sogar im Glaubensbekenntnis:
"Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten". In der uns nun schon
lange gewohnten Fassung fällt das "wieder" weg. Das ist gut so. Wir
sollten alles vermeiden, was dazu führt, daß die Leute denken:
"Auferstehung Jesu" bedeutet nach unserem Glauben, daß Jesus in dieses
Leben zurückgekehrt sei – und dann ja irgendwann auch wieder gestorben
sein müßte!" Was lehrt dagegen die katholische Kirche? Jeder
Mensch besteht aus Leib und Seele. Die Seele ist das Lebensprinzip des
Leibes. Durch die Seele wird der Leib belebt. Im Tod trennt sich die Seele
vom Leib. Die Seele ist unsterblich, der Leib ist sterblich. Jesus Christus
ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Die göttliche, ewige Natur hat
in der Zeit unsere Menschennatur angenommen. Jesus Christus ist wahrer
Mensch, der Sohn Gottes hat einen menschlichen Leib und eine vernünftige
Seele angenommen. In seinem Tod am Kreuz trennte sich seine Seele von seinem
Leib. Aber die Gottheit trennte sich weder von der Seele noch vom Leib.
Bei der Auferstehung vereinigte sich die Seele wieder mit dem Leib, u.z.
mit demselben Leib, der am Kreuze hing und im Grabe lag. Dieser Leib war
zwar nun verklärt, aber es war ein wirklicher Leib. Nur so konnte
der Apostel Thomas seine Finger in die Wundmale Jesu und seine Hand in
die Seite Jesu legen (Joh 20,26-29). Nur so konnte Jesus vor den Augen
der Apostel etwas essen (Lk 24,41-43). Und noch eine Bemerkung rein logischer
Art zu der Behauptung: Wenn Jesus in dieses Leben zurückgekehrt sei,
müßte er dann ja irgendwann auch wieder gestorben sein. Die
Formulierung "Wenn - dann müsste er" möchte einen logischen Schluss
vortäuschen, aber das ist eben nur eine Täuschung. Es besteht
kein zwingender Grund, dass Jesus wieder stirbt, also dass sich seine Seele
wieder vom Leib trennt, wenn seine Seele sich wieder mit seinem Leib vereinigt
hat. Es liegt in der Allmacht Gottes, den Tod zu verhindern. Zudem ist
es Dogma, also unfehlbare und unveränderliche Lehre der Kirche, dass
Jesus mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren ist.
Beispiel 4: "Unsere Armut an genauem Wissen ist doch komplett! Nur
das können und sollten wir wissen und gegebenenfalls gegen Mißverständnisse
im Kopf haben: Keine Rückkehr in dieses Leben. Es kommt nur darauf
an: Der Gestorbene und Begrabene lebt bei Gott." Wir haben festgestellt,
dass wir diesem "katholischen Theologen" nur dann Glauben schenken können,
wenn wir uns radikal von der Heiligen Schrift, vom Katechismus, von der
wissenschaftlich-spekulativen Theologie, von der Logik, von den lehramtlich
vorgelegten Dogmen, kurz von allem restlos getrennt haben, was nun einmal
zum Wesen des Katholizismus gehört. Das heißt nicht, dass Heilige
Schrift, Katechismus etc. nichts miteinander zu tun haben oder gar sich
widersprechen würden. Aber man kann sie für sich betrachten:
Ein junger Schüler, der gerade mal ein paar Stunden Katechismusunterricht
hatte; ein Nicht-Katholik, der nur die biblischen Texte, aber sonst keine
kirchlichen Texte akzeptiert, ob sie nun von einem Papst oder einem einfachen
Theologen stammen; ein Philosoph, der ohne irgendwelche christlichen Texte
rein durch Nachdenken zur Erkenntnis der Allmacht Gottes gelangt ist:
Auch ohne umfassendes Studium der Theologie können sie mühelos
diesem "Professor" schwere Fehler nachweisen. Was hat dieser "Professor"
also zu bieten? Eine komplette Armut an genauem Wissen mitsamt der Warnung,
sich nur ja vor "Missverständnissen", d.h. vor der wahren katholischen
Lehre, zu hüten! Diese komplette Armut an genauem Wissen schafft dann
einen nahezu unbegrenzten Spielraum für die absonderlichsten Behauptungen;
nur eines darf nicht sein, nämlich dass jemand sich noch an den "Missverständnissen",
d.h. an der katholischen Lehre, orientiert. Trotzdem darf dieser radikale
Gegner der Wahrheit sich öffentlich "katholischer Theologe" nennen.
Trotzdem darf die Firma, in dessen Auftrag dieser radikale Gegner der Wahrheit
handelt, sich katholisch nennen. Und ausgerechnet diejenigen, die an der
Heiligen Schrift, am Katechismus etc. treu festhalten, werden vom Staat
bestraft und von der Öffentlichkeit verlacht, wenn sie sich katholisch
nennen.
Das alles ist wenig erfreulich. Aber unsere Freude ist begründet
in dem strahlenden Triumph Christi, in seiner Auferstehung. An diesem Triumph
Christi werden wir einmal teilhaben, wenn wir uns in diesem Leben in der
Treue zu Christus bewähren. Lassen wir uns also nicht durch die gewaltig
erscheinenden, aber bloß zeitlichen Triumphe der Feinde Christi beeindrucken
oder gar einschüchtern. Orientieren wir uns frohen Mutes an der Wahrheit
der herrlichen Auferstehung Christi. Lassen wir uns selbst dann nicht von
unserem katholischen Bekenntnis abbringen, wenn wir Verfolgung bis hin
zum Tod erleiden müssen. Und selbst wenn wir wie Christus unter die
Verbrecher gezählt werden sollten, während die Menschenmenge
ringsum uns verspottet und verlacht, wollen wir Christus treu bleiben.
Wenn wir uns trotz aller Verfolgungen, trotz aller Leiden und trotz aller
Verlassenheit als treue Diener Christi erweisen, wird er uns die Freuden
des Himmels schenken. Amen.
S. auch:
Predigt am 31.03.2002
Predigt am 20.04.2003
Hinweis: Über den Glaubensgegner Otto H. Pesch hat sich der "Konservative"
David Berger mehrfach positiv geäußert.