Protestantische Angriffe gegen den Katholizismus

(Internet 15.05.1998)
Wie sich in den Leserbriefen immer wieder zeigt, meinen viele Leser, ihre Inkompetenz durch unqualifizierte Äußerungen kompensieren zu müssen; viele schreiben uns, wir seien im Unrecht, und sie tischen dann haltlose Phantasien und sogar massive Beleidigungen gegen uns auf, wohl in der Hoffnung, daß wir uns einschüchtern lassen.
Eine besonders üble Attacke gegen "Kirche zum Mitreden" startete nun der protestantische Leser (s. Leserbriefe vom 05. Mai 1998), der - nachweislich völlig unberechtigte - Kritik an unserem Sedisvakanz-Text geäußert hatte; jede Form von Anstand und erst recht Realitätssinn über Bord werfend, "überflutete" - so drückte er sich selbst aus! - er uns mit geistlosen Schreiben, die nur noch von der sophistischen Einschüchterungstaktik gekennzeichnet waren. Seine Gehässigkeit dabei ist nicht zuletzt deswegen erschütternd, weil wir ihm zuvor noch angeboten hatten, in seiner Angelegenheit mit Mitbrüdern Kontakt aufzunehmen, um über eine Konversion zu sprechen. Nun, Undank ist ja der Welt Lohn.
Wie wir betonten, war dieser Leser der erste, der sich anschickte, die Stichhaltigkeit des Sedisvakanzbeweises in Frage zu stellen. Vom rein qualitativen Standpunkt war die Kritik des Lesers keiner Erwähnung wert, weswegen wir urteilten: "Wir vermuten den Grund, weswegen erst nach über zwei Jahren die Kritik geäußert wurde, unsere Argumentation sei nicht schlüssig (primitive Unmutsbezeigungen und Beschimpfungen gab es von Anfang an, und die Kette solcher argumentativ wertloser 'Empörungen' reißt nicht ab), in der 'evangelischen' Konfession des Lesers" (Anmerkungen zum Sedisvakanz-Text). Nach diesen Anmerkungen blieb dem Leser offenkundig nichts anderes mehr übrig, als die Richtigkeit unserer Argumente anzuerkennen und seine "evangelische" Befangenheit einzugestehen; leider verfiel der Leser dann in genau die gleiche Niveaulosigkeit der anderen Junk-Mailer, indem er mit schweren und völlig irrationalen Beleidigungen wild um sich warf in der nicht unberechtigten Hoffnung, daß wir früher oder später nicht weiter darauf eingehen. So gibt es vermutlich schon eine ganze Reihe Leser, die sich damit brüsten, uns zum Schweigen gebracht zu haben, da wir ja auf Ihre Zuschriften nicht weiter eingehen. Die an der Wahrheit Interessierten werden sich allerdings von solchen Behauptungen nicht beirren lassen. Wenn manche es zu bunt treiben (darunter auch dieser Protestant), bitten wir bisweilen in direkten Schreiben darum, daß diese Leute ihre Hetze doch für sich behalten - ein bißchen Frieden wollen ja auch wir haben. Dies ist kein "Mitredeverbot", sondern einfach Zensur - wir betreuen schließlich nicht das sog. "Gästebuch der Kirchen", wo sich "Lesben" und "Schwule", "Osterhasen" und "Teufel" ungeniert und - zumindest fast immer - unzensiert tummeln können. Wir liefern Informationen, um jedem das Mitreden in der Kirche zu ermöglichen, und wollen niemanden auf dumme oder gar direkt antichristliche Gedanken bringen.
Was soll man auf solche Aussagen wie die folgende noch erwidern:
"Ich empfinde Ihre Verweigerung der mir von Ihnen versprochenen Antwort zwar als Beleidigung, bzw. Provokation, zumal Sie wohl vor Ihrer Versprechungen hätten mir gegenüber klarmachen müssen, daß Ihre Versprechungen von meiner Konversion abhängen, aber bin ich leider solcher Umgangsformen mit meinen theologischen Ansichten gewohnt, und bin nicht so angerührt um nicht objektiv feststellen zu können, daß nicht ich, sondern der objektive Schein dafür spricht, daß Ihre Probleme, inhaltlich und sachlich auf meine Kritik zu Antworten, die Sie bisher als Zeitnot definiert hatten, wohl viel größer und anderer Natur sind, als aus unserer bisherigen Korrespondenz hervorgeht."
Wir haben alle Fragen beantwortet, soweit sie die Sache betrafen; der Artikel über Papst Honorius ist zwar im Internet noch nicht veröffentlicht, er besteht aber fast ausschließlich aus einem langen Zitat eines kirchengeschichtlichen Standardwerkes, m.a.W. enthält keine neuen Informationen, sondern nur solche, die jedem schon seit Jahrzehnten leicht zugänglich sind. Wenn der Leser sich erkühnt zu behaupten: "in der Honoriusfrage hat die Dogmatik m. E. so die Kurve gekratzt, daß erklärend deklariert wurde, daß das angeblich eine private Erklärung von Papst Honorius gewesen wäre (was natürlich nicht gestimmt hat), und genau das behaupten Sie auch, daß das logistisch unmöglich sei (was die Dogmatik vor V2 von Honorius behauptet)", dann hat er sich offenkundig nicht mit Honorius beschäftigt, sondern bestenfalls einfach eine antikatholische Hetzparole nachgeplappert.
Keine Beleidigung ist dem Protestanten zu plump, um sie uns nicht an den Kopf zu werfen; so schreibt er:
"Nach meinem Dafürhalten haben Sie sich einfach zu viel vorgenommen, was unter Umständen Ihnen zu Ehre gereichen könnte, vor allem wenn Sie die persönlichen und fachlichen Voraussetzungen und Befähigung besäßen, die Sie von Ihren Kritikern immer höhnisch abverlangen. So blieb eigentlich Ihre Kritik am Zweiten Vatikanum an den Vertretern des Zweiten Vatikanums stecken, denn Sie kritisieren mehr Personen als Sachen, und Sie vermeinen auch irrig, bei mir - und bei anderen - mit Kritik an der Person Ihrer Kritiker Ihrer Sache gedient zu haben."
Wer so etwas schreibt - angesichts der ganzen Texte, die ja das genaue Gegenteil beweisen -, an dessen Seriosität ist ernsthaft zu zweifeln.
Wir könnten jetzt noch seitenweise die törichten Ergüsse dieses Lesers wiedergeben, die allesamt belegen, daß er keine Argumentation, sondern nur noch Fiktion zu bieten hat, doch das ersparen wir unseren Lesern; zwei Highlights mögen genügen.
In einem früheren Brief des Lesers heißt es:
"Was nun die jüngere Zeit und die Unfehlbarkeit überhaupt betrifft, so ist etwa die Jungfrauengeburt, bzw. (antibiblisch) ewige Jungfrauschaft Mariens genau die unbiblische Häresie (Maria hatte in der Bibel noch etwa sechs Söhne neben Jesus), die eine wirkliche irdische Leiblichkeit Mariens leugnet, und dadurch auch die irdische Leiblichkeit Jesu leugnet, und eigentlich (zumindest formallogisch) als antichristlich anzusehen wäre."
Die Lehre von der beständigen Jungfräulichkeit Mariens (ante partum, in partu, post partum [vor, bei, nach der Geburt]) besitzt eine lange kirchliche Tradition und ist keineswegs eine Innovation von Papst Pius IX. Schon auf dem 1. Laterankonzil (unter Papst Martin I.) wurde diese Lehre als bindend vorgeschrieben; die Kirchenväter haben für die Irrlehre der mehrfachen Mutterschaft Mariens, wie sie von diesem Leser und vielleicht noch von ein paar anderen Zeitgenossen vertreten wird, klare Begriffe gefunden, z.B. Blasphemie, Sakrileg, Gottlosigkeit, Frevel, Häresie (s. z.B. A. Tanquerey, Brevior Synopsis Theologiae Dogmaticae, Rom (4)1921, 403). Maria wurde schon in den ersten kirchlichen Jahrhunderten "immerwährende Jungfrau" (semper virgo, aeiparthénos) genannt. Also die ganzen Heiligen quer durch die Jahrhunderte waren alle zu blöd, die Bibel zu lesen! Oder ist etwa der Leser im Unrecht?
Zur Verdeutlichung in diesem Zusammenhang noch ein weiteres Highlight des Lesers gegen uns:
"Wenn hier jemand von der Unfehlbarkeit keine Ahnung hat, dann sind Sie es, und wenn hier jemand mit Sachargumenten zur Unfehlbarkeit schuldig blieb, dann sind das Sie, sonst würden Sie sich nicht so oft widersprechen und vor allem den direkten offenen Fragen nicht ausweichen, und das alles mit falschen Unterstellungen und Schattenboxen übertönen wollen."
Aha, ein Protestant weiß also im Gegensatz zu einem römisch-katholischen Priester alter Schule, was Unfehlbarkeit ist. Aus seinem "Wissen" heraus formuliert der Leser:
"Die Katholische Kirche vekündet nicht Dogmen, sondern das Evangelium, bzw. hätte sie den Auftrag dazu, und nur dazu. Würde die Kirche Dogmen verkündigen, würde sie sich selbst verkündigen, obgleich nur ein Abglanz Christi, und sich somit überhoben haben."
Nach dem Willen dieses Lesers kann und darf die Kirche nicht "eine Säule und Grundfeste der Wahrheit" sein (1 Tim 3,15); dies ist auch der Grund, weswegen es DEN Protestantismus im eigentlichen Sinne nicht gibt, sondern nur unzählige Splittergruppen und mehr Meinungen als Köpfe. Wenn es keinen Papst geben darf, dann muß halt jeder sein eigener Papst sein. Dieser Leser hat z.B. das Dogma verkündet, daß Maria "etwa sechs Söhne neben Jesus" hatte - daß er mit seiner Meinung wohl allein dasteht, stört ihn dabei wenig; noch weniger stört ihn, daß es für seine Ansicht keinen Beweis gibt. Hingegen deutet die Aussage Mariens an den Engel: "Wie wird das geschehen, da ich keinen Mann erkenne", auf eine tatsächliche immerwährende Jungfräulichkeit Mariens hin. Der Protestant kommt sogar noch mit so alten und wohl von niemandem sonst noch aufgegriffenen Kamellen wie der vermeintlichen Beweiskraft des Ausdrucks "Brüder Jesu", wofür bekanntlich nie der Ausdruck "Söhne Marias" gebraucht wird; nur Jesus ist "der Sohn Marias" (cf. Mk 6,3). "Die einfachste, richtigste und allgemeinste Ansicht ist die, daß das Wort 'Bruder' in beiden Testamenten auch für 'Verwandter' (Vetter, Neffe, u. dgl.) genommen wird (vgl. Gn 12,5; 13,8; 29,15; dazu Lamy, Comment. in Genes. 13,8, Mechliniae 1883). Mithin sind die 'Brüder Jesu' nahe Verwandte Jesu mütterlicherseits gewesen. Zum Überfluß läßt sich mit Bezug auf drei unter den vier Brüdern [cf. Mt 13,55], welche mit Auszeichnung und unter Nennung ihrer Namen so heißen, positiv nachweisen, daß sie keine Söhne der Mutter Gottes, folglich auch keine fratres uterini Jesu waren" (Pohle/Gierens, Lehrbuch der Dogmatik, Bd. II, Paderborn (9)1937, 297). Wie gesagt, die These ist über weitere Söhne der Gottesmutter ist selbst unter den ärgsten Kirchenfeinden allgemein aufgegeben, Interessierte können aber Mt 27,56 und Joh 19,25 dahingehend betrachten. Pohle/Gierens (298) empfehlen als Materialsammlung: "Al. Schäfer, Die Gottesmutter in der Hl. Schrift, 2. Aufl., S. 79ff, Münster 1900".
Kurzum: Hier wütet anscheinend nur noch ein Berserker gegen uns mit Vorwürfen, auf die weiter einzugehen nur noch Zeitverschwendung wäre.

Weswegen also überhaupt noch eine Erwähnung dieses Vorfalls? Weil hier in eindrucksvoller Weise ein Beispiel mehr für diese blinde Wut vorliegt, die quasi die Wurzel des Protestantismus mit seinen zahllosen Sekten ist. Schauen wir auf die Fakten über den "seligen Dr. Luther", wie ihn die im Controvers-Katechismus zitierten Protestanten ehrfurchtsvoll nennen:
"Luthers Persönlichkeit empfiehlt sich von selbst zum Paradigma eines Lehrbuchs der Psychopathologie, um daran zu veranschaulichen, was manisch-depressives Kranksein bedeutet" (A. Mock, Abschied von Luther, Köln 1985, 32). Luther war bekannt für seine permissive Lebensführung voller Hurerei und Sauferei; aller Wahrscheinlichkeit wegen Totschlags eines Studienkameraden floh er vor der Justiz in ein Kloster (ebd. 38f); Luthers Begründung für den Klostereintritt mit einem Gewitter und der hl. Anna sollte man schon allein deshalb nicht unbedingt Glauben schenken, weil Luther ja den Begriff der "Notlüge" geprägt hat, während es in der wahren, d.h. katholischen Lehre keine "Notlüge" gibt. In einer Tischrede deutet Luther einmal selbst eine von ihm begangene Straftat als Grund für den Klostereintritt an (ebd. 43f).
Kennzeichnend für Luther sind "sein manisches Selbstwertgefühl, das immer wieder umschlug in Überheblichkeit, Verachtung und Haß gegenüber Andersdenkenden und Andersglaubenden. Er konnte nur 'sein' Evangelium und sein 'sola' gelten lassen, weil nur diese Einstellung ihn vor dem Sturz in die Depression bewahrte" (ebd. 70). Entscheidend ist dabei, daß Luther in Wahrheit kein Gesandter war, erst recht nicht in dem Maße, in dem er sich bisweile selbst anpries: "Luther behauptet nur und deutet autonom seine schlichte Überzeugung, um nicht zu sagen Autosuggestion, beschreibt und begründet sie aber nicht" (ebd. 71). Was aber nicht in Luthers Evangelium paßt, ist "des Teufels. Seine grobianistischen Entgleisungen, seine Koprolalie und Haßtiraden sind so außergewöhnlich ausfallend, daß sie sogar den darin abgehärteten Nietzsche zu der Äußerung bewegen: 'Die gräßliche hochmütige gallig-neidische Schimpfteufelei Luthers, dem gar nicht wohl wurde, wenn er nicht vor Wut auf jemanden speien konnte, hat mich zu sehr angeekelt. Gewiß haben sie recht mit der 'Förderung der europäischen Demokratisierung', aber gewiß war dieser rasende Bauern-Feind (der sie wie tolle Hunde totschlagen ließ und eigens den Fürsten zurief, jetzt könne man mit Schlachten und Würgen von Bauervieh sich das Himmelreich erwerben) einer der unfreiwilligsten Förderer derselben' (F. Nietzsche, Werke IV, Frankfurt 1979, 1159). Am überheblichsten und ausfälligsten zeigte sich Luther gegenüber seiner alten Kirche, den Papisten: '... ich kann Psalmen und Propheten auslegen, das können sie nicht. Ich kann die Heilige Schrift lesen; das können sie nicht. Ich kann beten, das können sie nicht ... Luther will´s so haben und spricht, er sei ein Doctor über allen Doctoren im ganzen Papsttum' (cf. "Ein Sendbrief Dr. Martin Luthers, Nürnberg 1530). Tradition und Kirchenväter bedeuten ihm nichts: '... (bezüglich der Messe) stemme ich mich wider alle Aussprüche der Väter, der Menschen, der Engel und Teufel und zwar unter Berufung 'auf alten Brauch und Überlieferung' noch so vieler Menschen, sondern einzig und allein auf das Wort der ewigen Majestät, auf das Evangelium, das auch die Gegner anzuerkennen gezwungen sind ... Das ist Gottes Wort, nicht das unsrige. Hier stehe ich, hier sitze ich, hier bleibe ich, hier poche ich, hier triumphiere ich, hier trotze ich mit Hohn allen Papisten, Thomisten, Heinrichisten [nach König Heinrich von England], Sophisten und allen Pforten der Hölle, geschweige denn allen Aussprüchen von Menschen, auch der heiligsten und täuschendsten Gewohnheit.' (WA 10, 2 Olv 6, 215 (437)) In einem Brief an G. Spalatin vom 21. August 1544 schreibt er: 'Ich kann dem Freund und Feind nur sagen: nimm gläubig an, was Christus durch mich zu dir spricht; denn ich irre nicht, soviel ich weiß. Ich rede nicht Satanisches. Christus redet durch mich.' (H. Grisar, Luther III, 331) Hier paßt nur noch der Begriff 'Unfehlbarkeitswahn', eine psychopathische Abwehrreaktion gegen die als übermächtig erlebte Autorität des Papstes und der Konzilien, die zu brechen ihm allein bisher gelungen ist. Das ist nicht als Tadel aufzufassen, sondern lediglich als psychopathologische Diagnose" (ebd. 72f).

Wer sich auf die "Religion" eines Psychopathen, d.h. z.B. auf die "evangelische Konfession" stützt, der stellt sich selbst nicht gerade das beste Zeugnis aus.

Eine andere Frage ist, wie man mit "Protestanten" umgehen soll, wenn doch ihre einzige unfehlbare Lehre die Lehre der privaten Unfehlbarkeit ist, die sich durch nichts belehren läßt. Dies ist in der Geschichte der Kirche immer wieder ein Problem gewesen, und erst das V2-Gebilde ermöglicht diese sog. "Ökumene", weil auch die V2-Anhänger die Privat-Unfehlbarkeit lehren und die Unfehlbarkeit des kirchlichen Lehramtes verwerfen, am anschaulichsten vielleicht in der Gestalt von Hans Küng ausgeprägt. Aufschlußreich sind die Angriffe gegen Möhlers Standardwerk "Symbolik", das wir schon bei dem Controvers-Katechismus empfohlen haben. Möhler hat daraufhin seiner Symbolik einen zweiten Band hinzugefügt, in dem er sich mit den Vorwürfen von Dr. Baur, einem - wie Möhler in Tübingen dozierenden - Professor, allerdings für "evangelische" Theologie, auseinandersetzt. Möhler schreibt einleitend: "Schriften dieser Art, die gegen persönliche Angriffe gerichtet sind, können es nicht vermeiden, sich in Erörterungen einzulassen, durch welche die Wissenschaft wenig gefördert wird. [...] In Ansehung des Tones, der in diesem Buche herrscht, gestehe ich es gerne, daß er dann und wann nicht der einer wissenschaftlichen Untersuchung sei; aber er ist der collegialische - nach dem Begriffe nämlich, den Herr Dr. Bauer davon in der Vorrede zu seiner Schrift gegen meine Symbolik angedeutet hat. Er wollte nämlich gerade mir gegenüber die Lehrgegensätze der Katholiken und Protestanten behandeln, weil ich sein Collega als Universtitätslehrer wäre. Ich gebe meine Erwiderungen in einem ähnlichen Tone, wiewohl ich, die Wahrheit zu gestehen, einen ganz anderen Begriff von collegialischem Verhältnis und collegialischem Tone habe, als Herr Dr. Baur" (Vf).
Zur Frage nach dem rechten Bibelverständnis schreibt Möhler:
"Die Auctorität Luthers war die heilige Schrift, sagt Herr Baur; in der That berief sich Luther auf dieselbe. Es kömmt nun aber darauf an, welche Auctorität er dafür hatte, daß er die heilige Schrift richtig ausgelegt habe. Da hierauf Alles ankömmt, so muß ich wohl die Sache ein wenig erörtern. Wenn Christus auf die heiligen Schriften des alten Bundes verwies, um seinen Charakter als Gottesgesandten darzuthun, da dieselben von ihm zeugten, und nun Jemand die Schrift durchforschte - aber in derselben den Jesus von Nazareth nicht als den Messias angezeigt fand; so stützte sich dieser Jemand auf die Auctorität der heiligen Schrift. Auch Jesus that es; es fragte sich nun, Wessen Auslegung die richtige sei. Ohne Zweifel wird Jesus die einzelnen Stellen einer näheren Erörterung unterworfen, die verschiedenen Aussagen des alten Testaments über den Messias zusammengefaßt, und daraus Resultate abgeleitet haben; allein diese Resultate, die als ein Ergebniß des individuellen Urtheils erschienen, anerkannte der Jude nicht, der ganz andere Resultate aus denselben Stellen zog. Wessen Schriftauslegung war wohl die richtige? Jesus konnte sagen: 'die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, und die Toten stehen auf; und überhaupt: wenn ihr meinen Worten nicht glaubt, glaubet meinen Werken.' Jetzt nahm die Sache eine andere Wendung. Jesus legitimierte sich durch seine Thaten als einen Gottesgesandten, als einen göttlichen Beauftragten, dessen Auctorität also, daß Gott sich selbst in seinem Gesandten darüber aussprach, wie die von ihm den Juden gegebene Schrift zu verstehen sei. Die Auslegung Jesu war als eine objective, als eine ganz authentische erwiesen, und die seines Gegners als eine so subjective, daß sie sich zugleich als eine irrthümliche und verkehrte darstellte. Allerdings war auch jetzt der Jude noch nicht genöthigt, vielweniger gezwungen, zu glauben; denn der Glaube, ein Act der Freiheit, kann in gar keiner Weise aufgenöthigt werden, aber - es war jetzt kein anderer Grund des Nichtglaubens mehr übrig, als eben die Ungeneigtheit des Willens.
Die Apostel verbreiteten hierauf nicht blos zufälliger Weise das Evangelium Jesu Christi, gleich als hätte ein Buch an sich dieselben Dienste gethan; sie erhielten den Auftrag von Christus, selbst es zu verbreiten, und zwar mit den Worten: 'wie mich der Vater gesandt hat, sende ich euch;' so daß er sein Wort ihnen anvertraute, und seine Vollmacht ihnen übertrug. Mochte ihnen nun Jemand, ein judaisierender Christ, z.B. Cerinthus die rechte Auffassung der evangelischen Lehre eben so streitig, wie seine Vorfahren Christo selbst die rechte Auffassung der Lehre des alten Testaments streitig gemacht hatten, so konnten die Apostel wohl mit Recht sagen: zeige die Vollmacht auf, die du vom Herrn empfangen hast; hast du aber keine, mit welchem Rechte setztest du dich uns entgegen, die wir sie empfangen haben mit dem besiegelnden heiligen Geiste? [...] Wenn nun Luther die heilige Schrift auslegte, welche Gewähre hatte also er für sich gegen eine ihm widerwärthige und durch alle Instanzen der gelehrten Untersuchung hindurchgeführte Erklärung aufzuweisen? Mich dünkt keine andere, als die innere Befriedigung, die ihm seine Auslegung immer noch gewährte, oder wie er sich ausdrückte, die Salbung des heiligen Geistes, seine subjective Gewißheit. Eine äussere göttliche Auctorität hatte er nicht für sich, denn daß er von den Aposteln nicht bestellt worden sei, bedarf wohl keines Beweises, da fünfzehn Jahrhunderte zwischen ihnen und ihm in der Mitte liegen; und daß er keine Wunder zur Bestätigung seiner höheren Sendung verrichtet habe, ist wohl auch unbestritten. Von der katholichen Kirche, deren Auctorität auf dem den Aposteln in ununterbrochener Reihenfolge succedierenden und in die Vollmachten derselben eingetretenen Episcopate ruht, empfing er die Sendung auch nicht, da er gegen ihn auftrat, und sogar läugnete, daß Christus eine sichtbare Kirche, die seine Auctorität vertrete, gegründet habe. Der Sinn der heiligen Schrift, den er durch seine Auslegung fand, hatte also nur so viel Werth, als sein subjectives Urtheil, und er setzte sich, wenn er darauf bestand, in einen Widerspruch mit der Natur einer äusseren, auf Auctorität gegründeten Offenbarung" (359-362).
Mutatis mutandis können die abschließenden Worte Möhlers zur Kritik seitens Baur auch auf die Attacken des protestantischen Lesers gegen "Kirche zum Mitreden" angewendet werden:
"Gerne würde ich nun auch noch meine Ansichten darüber mittheilen, ob, und wiefern eine Annäherung zwischen beiden Confessionen neuerdings stattfinde, wenn ich nicht der Entgegnung auf Herrn Baur´s Schrift überaus satt wäre. [...] Er macht mir zu böser Letzt S. 436-437 den Vorwurf 'unlauterer Darsthellung'; und den des Strebens nach 'äußerer Macht und Herrschaft' u.s.w. Hierauf die angemessene Antwort zu geben, verbietet mir die Achtung, welche ich dem Publicum und mir selbst schuldig bin" (421f).
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Nachtrag: Dem Leser wurde - ausnahmsweise - vor der offiziellen Publikation dieses Textes die Möglichkeit eingeräumt, sachliche Gegenargumente vorzubringen, worauf der Leser aber verzichtete; stattdessen schwelgte er wieder in unflätigen Äußerungen, die wiederzugeben nicht statthaft ist, und kündigte an, uns ggf. auch künftig mit seinem Geschreibe zu belästigen.

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